Friedberg mit dem Wittelsbacher Schloss
Die hochmittelalterliche Burganlage Friedberg wurde ab dem Jahr 1257 durch Herzog Ludwig II. dem Strengen als Wittelsbachische Grenzfestung erbaut. Der Herzog regierte das Herzogtum Oberbayern und war Pfalzgraf bei Rhein. Er residierte in Heidelberg und machte München mit dem Alten Hof zu seiner weiteren Residenzstadt.
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1445 erhielt Margarete von Brandenburg, Witwe von Herzog Ludwig VIII. dem Buckligen das Schloss Friedberg als Witwengut. Es kam zu einem Streit um das Schloss zwischen den bayerischen Teilherzogtümer München-Ingolstadt und Landshut der im Jahr 1448 mit der Zusicherung an Margarete endete, das Schloss auf Lebenszeit nutzen zu können.

Nach einem Brand im Jahr 1541 entstand von 1552 bis 1559 die heutige Anlage im Stil der Renaissance.

Cristina von Dänemark, Herzoginwitwe von Mailand und Lothringen, residierte hier von 1568 bis 1575 nach der Hochzeit ihrer Tochter Renata mit Herzog Albrecht V. Das Schloss Friedberg wurde in dieser Zeit zu einem Mittelpunkt des bayerischen Hoflebens. Es fanden hier Turniere, Jagden, Ballspiele und Wettkämpfe im Scheibenschießen statt. Im Gegenzug bekam Cristina oft Einladungen der Fugger ins nahe Augsburg.
Auch Herzog Albrecht V. (1528 – 1579) wusste an Schloss Friedberg die Nähe der mächtigen Reichstadt Augsburg zu schätzen. Er wurde von den Augsburger Herren zu Festen und Turnieren eingeladen

und richtete im Gegenzug legendäre Bankette auf dem Schloss Friedberg aus. Er hatte ein freundschaftliches Verhältnis zur Hausherrin Christina.
Nach dem 30-jährigen Krieg begann der Wiederaufbau im Jahr 1652 unter Kurfürstin Maria Anna. Das Schloss diente zunächst als Getreidelager, der Innenausbau war aus finanziellen Gründen noch nicht möglich.

Erst 1720 ließ Kurfürstin Therese Kunigunde das Innere des Schlosses ausbauen, im Nordflügel entstanden im 1. Stock eine prächtige Kapelle und im Südflügel eine Enfilade mehrerer Zimmer. Seitdem war das Schloss wieder herzoglicher Witwensitz. Später war hier das Landgericht, unter Kurfürst Max III. Joseph von 1754 bis 1768 eine Fayencerie und das Rentamt untergebracht. Seit 1886 befindet sich im Schloss das Historische Museum, 2016 entstand das Veranstaltungszentrum. Genutzt werden der große Schlosshof, die Remise

und der Rittersaal im Erdgeschoss, im 1. Stock der Große Saal, und zwei mit Stuck verzierte Zimmer, das Herzogin Christina- und das Herzog Ludwig-Zimmer. Dazu kommt die Fürstengalerie im 2. Stock.

Im Schlossmuseum Friedberg
gibt es eine schöne Sammlung Friedberger Uhren vom 16. bis ins 19. Jahrhundert, Fayencen aus dem 18. Jahrhundert, eine Ausstellung mit archäologischen Funden der Region und sakrale Kunst aus den drei Friedberger Wallfahrtskirchen, darunter „Herrgottsruh“ im Stil des Rokokos.

Der Nachlass des Grafikers, Bildhauers und Medailleurs Reinhart Heinsdorff befindet sich ebenfalls in diesem Museum. Er gehörte dem Friedberger Künstlerkreis an und gestaltete die Rückseite der 10, 20 und 50 Cent- Münzen, die 2 DM-Silbermünze Konrad Adenauer und die 10 DM-Silbermünze zur Olympiade 1972.

Zum Schloss gehören noch das Museumscafé und der Schlosspark. Eine Eichenpflanzung erinnert an den Künstler Joseph Beuys.

Die Stadt Friedberg
entstand nach 1264 südöstlich der Burg. Die ständigen Konflikte mit den Wittelsbacher Verwandten machten bald eine Verstärkung der Stadtbefestigung erforderlich.

Besonders Herzog Ludwig VII. von Bayern-Ingolstadt, auch der Gebartete genannt, tat sich mit dem Ausbau der Verteidigungsanlagen der von ihm beherrschte Städte Anfang des 15. Jahrhunderts hervor.

Besonders wichtig war ihm die Sicherung der Salzstraße am Lechübergang bei Hochzoll. Es gab bald Ärger mit den mächtigen Augsburgern, die erstmals im Jahre 1396 die Stadt niederbrannten.

Ihre Lage brachte der Stadt oftmals Probleme ein, da die nicht seltenen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Bayern und Augsburg bzw. Schwaben meist auf dem Rücken der Stadt ausgetragen wurden.

Ende des 16. Jahrhunderts machten die bayerischen Herzöge der Reichstadt Augsburg die Uhrmacher abspenstig. In Augsburg war es sehr schwer geworden Meister zu werden. Der ehrgeizige Uhrmachernachwuchs zog ein paar Kilometer weiter nach Friedberg. Interessant dabei ist, dass Friedberg heute zum Regierungsbezirk Schwaben gehört.

Die Pest im Jahr 1599 und der Dreißigjährige Krieg brachte das Handwerk vorübergehend zum Erliegen. Dieser Krieg ist auch der Grund, dass bis auf die Burg und die Stadtmauer kein Gebäude älter als das Rathaus ist, das kurz nach Kriegsende erbaut wurde.

Der stattliche Renaissancebau wurde um 1680 von einem Schüler des Augsburger Baumeisters Elias Holl gebaut. Im Sitzungssaal, in dem die Stadtratssitzungen abgehalten werden,

befinden sich neben gut erhaltene Fresken des Münchner Historienmalers Josef Widmann aus dem Jahr 1892 eine Kassettendecke aus der Erbauungszeit.

An der Westseite im Erdgeschoss war bis zum 19. Jahrhundert die Schranne, ein Getreidelager mit Verkaufsstelle untergebracht. Im Ostteil befand sich eine Verkaufsstelle der Stadtbäckerei und die Zollstelle.

Ursache für den schnellen Wiederaufbau von Friedberg war die nun wieder prosperierende Uhrenproduktion. Eine goldene Taschenuhr kostete 75 Gulden, was einem heutigen Wert von ca. 1.900 € entspricht. Das Friedberger Uhrmacherhandwerk erreichte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts seinen Höhepunkt.
Es sind namentlich noch 375 Uhrmacher, 18 Feder-, Gehäuse- und Uhrkettenmacher und 34 Gold- und Silberschmiede bekannt, die in Friedberg tätig waren.


Sie fertigten Taschen- und Tischuhren, Stutz- und Kompassuhren. Allein der Uhrmacher Happacher lieferte im Jahr 1792 Uhren im Wert von 100.000 Gulden aus. In seinem Auftragsbuch sind Kunden aus Salzburg, Amsterdam, München, Berlin, Prag, Wien, Bern, Frankfurt, Warschau, Danzig, Laibach und Eger verzeichnet. Durch die einsetzende Serienfertigung von Uhren in der Schweiz, in Paris und London folgte der Niedergang der Zunft in Friedberg. Viele junge Uhrmacher wanderten nach Ost- und Südosteuropa aus, um dort Fuß zu fassen.

An der Südseite des Marienplatzes ist eine Gedenktafel angebracht, die an den Besuch von Papst Pius VI. erinnert, der am 2. Mai 1782 von Wien über Friedberg nach Augsburg fuhr.
Der Marienbrunnen geht ursprünglich auf ein Pestgelübde aus dem Jahr 1599 zurück, wurde jedoch 1890 im neobarocken Stil neu errichtet.
Service Friedberg / Augsburg:
Bahnfahrt ICE/IC SuperSparpreis ab Frankfurt Hbf nach Augsburg Hbf 2. Klasse einfach ab 16,99 €, 1.Klasse ab 25,99 €.Holiday Inn Express Augsburg *** bei DERTOUR DZ inkl. Frühstück ab 72 €. (nach Friedberg: 8 km)
Dorint An der Kongresshalle Augsburg **** bei DERTOUR DZ inkl. Frühstück ab 100 €. (nach Friedberg: 9 km)Mietwagen bei Europcar in Augsburg-Lechhausen ab 68 € pro Tag.Museum Schloss Friedberg – Eintritt 4 €.
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