Deutschland

Das Wittelsbacher Land und Schrobenhausen

Besonders in der Spargelzeit lohnt sich ein Ausflug nach Schrobenhausen. Auf dem Weg liegt das grüne Wittelsbacher Land und das idyllische Dachauer Hinterland mit Burgen und Schlössern, Klöstern und Kirchen.

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Unsere Rundfahrt durch das Wittelsbacher Land beginnt in Sielenbach, 6 Kilometer nördlich der Autobahnausfahrten Adelzhausen bzw. Dasing an der Autobahn A8. Am südlichen Ortsende steht

die Wallfahrtskirche Maria Birnbaum,

eine Perle des Barock, errichtet in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Wallfahrtskirche Maria Birnbaum im Wittelsbacher Land

Eine um das Jahr 1600 geschnitzte Pietà ist das Ziel der Wallfahrer. Sie war hier wohl in einem Bildstock aufgestellt, als schwedische Soldaten während des Dreißigjährigen Krieges des Weges kamen und sie ins Moor warfen. Der Dorfhirte fand die Pietà dort und stellte sie in einem hohlen Birnbaum auf. Gläubige strömten herbei und es wurde bald von Wunderheilungen berichtet.

Wallfahrtskirche Maria Birnbaum im Wittelsbacher Land
Zentrale Rotunde

Das Gelände gehörte dem Deutschen Orden und der Verwalter der Ordensniederlassung im nahen Blumenthal ließ nahe der Fundstelle eine Wallfahrtskirche bauen, die im Jahr 1668 geweiht wurde. Diese erinnert mit ihrer zentralen Rotunde und den zwei angeschlossenen kleineren Rundbauten, den Kuppeln und den Türmen an ein orthodoxes Gotteshaus.

Wallfahrtskirche Maria Birnbaum im Wittelsbacher Land
Apostelturm

Das Gelände gehörte dem Deutschen Orden und der Verwalter der Ordensniederlassung im nahen Blumenthal ließ nahe der Fundstelle eine Wallfahrtskirche bauen, die im Jahr 1668 geweiht wurde. Diese erinnert mit ihrer zentralen Rotunde und den zwei angeschlossenen kleineren Rundbauten, den Kuppeln und den Türmen an ein orthodoxes Gotteshaus. Auf die Zentralkuppel ist ein mit Fenstern versehener Apostelturm aufgesetzt. Die Apostelfiguren im Turm, gefertigt von Lorenz Luidl, sind vom Innenraum aus gut zu erkennen.

Wallfahrtskirche Maria Birnbaum im Wittelsbacher Land

Den meisterhafte Stuckdekor im Inneren der Kirche mit Füllhörnern, Blumenkörben, Engelsköpfen und Blattranken, sowie Muscheln und Schneckenformen führte der Wessobrunner Meister Matthias Schmuzer aus. Hinter dem Hauptaltar wurde der hohle Stamm des Birnbaum mit der Pietà aufgestellt. Der schwarz-golden gefasste Hauptaltar stammt vom Baumeister Konstantin Pader, das Altarbild mit der Kreuzabnahme Christi vom Augsburger Maler Johann Hehrl. Auf den seitlichen Konsolen stehen die Apostel Petrus und Paulus.

Wallfahrtskirche Maria Birnbaum im Wittelsbacher Land
rechter Seitenaltar mit der “Flucht nach Ägypten”

Die beiden Seitenaltäre sind ebenfalls aus der Erbauungszeit der Kirche, die Bilder mit dem Heiligen Franz von Assisi (links) und der Flucht nach Ägypten (rechts) entstanden allerdings erst 220 Jahre später.

Schloss Blumenthal im Wittelsbacher Land

Wir fahren 4 Kilometer weiter durch eine grüne Landschaft mit Feldern, Wiesen und Wäldern zum

Schloss Blumenthal,

der früheren Ordensniederlassung des Deutschen Ordens. Die Niederlassung wurde bereits Mitte des 13. Jahrhunderts gegründet. Im Jahr 1405 erhielten die Ordensbrüder das Schankrecht durch Herzog Stephan III. von Bayern-Ingolstadt.

Schloss Blumenthal im Wittelsbacher Land
Kapelle – Schloss Blumenthal

Zwischen 1568 und 1622 entstand hier ein vierflügeliges Wasserschloss im Stil der Renaissance mit einem vorgelagerten, großen Wirtschaftshof, ab 1582 gab es eine eigene Schlossbrauerei.

Schloss Blumenthal im Wittelsbacher Land
Ostturm – Schloss Blumenthal

Die beiden Türme des Schlosses wurden um 1650 erbaut, der Ostturm diente zeitweise als Gefängnis. Zwischen 1719 und 1721 wurde die Schlosskirche durch den Statthalter Johann Franz Ernst Freiherr von Weichs erweitert und barockisiert und zudem das Verwalterhaus, die Brauerei und die Gastwirtschaft neu gebaut.

Schloss Blumenthal im Wittelsbacher Land
Südtrakt – Schloss Blumenthal

Während der Säkularisation wurde die Anlage beschlagnahmt und 1806 an die Grafen Fugger übergeben, die es bis 1871 als Wohnsitz nutzten. Danach verwaltete die Fürstliche und Gräflich Fuggersche Stiftungsadministration in Augsburg Blumenthal. Rund um das Schloss, von dem nur der Südtrakt und die Kapelle, der Ostturm sowie die westlichen Wirtschaftsgebäude erhalten geblieben sind, wurde auf 800 Hektar Landwirtschaft betrieben. Ab 1950 war das Schloss ein Pflegeheim für vorwiegend adlige Bewohner und wurde von Schwestern des Deutschen Ordens betreut.

Schloss Blumenthal im Wittelsbacher Land

2006 gab es neue Besitzer, das Schloss war jetzt ein Mehrgenerationen-Wohnort. 43 Erwachsene und 18 Kinder leben hier. 40 Personen halten Anteile an der Genossenschaft, arbeiten größtenteils in Blumenthal als Handwerker, Künstler, Kulturschaffende, in der ökologischen Landwirtschaft mit Hofladen, im Hotel, in der Gaststätte und im Kultur-, Tagungs- und Veranstaltungszentrum.

Schloss Blumenthal im Wittelsbacher Land
Kinderspielplatz und Biergarten

Es stehen Räume für Seminare, Firmenfeiern und Hochzeiten zur Verfügung, ergänzt durch das Hotel, die Gastronomie und den schattigen Biergarten.

8 Kilometer nördlich suchen wir nach den Resten der

Burg Wittelsbach

auf einem bewaldeten Hügel nahe der Ortschaft Oberwittelsbach. Im Jahr 1119 zog Graf Otto V. von Scheyern in die schon seit mehr als 100 Jahren vorhandene Burg Wittelsbach um, baute sie aus und nannte sich selbst fortan Graf Otto V. von Wittelsbach.

Wittelsbacher Stammburg

1203 war hier der Wittelsbacher Otto VIII. Burgherr, als er mit dem römisch-deutschen König Philipp von Schwaben aus dem Geschlecht der Staufer seine Verlobung mit dessen einjähriger Tochter vereinbarte. Im Jahr 1207 entschied sich der Staufer jedoch um und vereinbarte die Verlobung seiner mittlerweile fünfjährigen Tochter mit dem zweijährigen Sohn von König Ottokar I. von Böhmen. 1208 ermordete daraufhin Otto VIII. den Staufer in Bamberg. Am 7. März 1209 wurde er als Vogelfreier bei Kelheim durch den Reichsmarschall Heinrich von Kalden gestellt und getötet. Der Kopf des Toten wurde in die Donau geworfen, der Leichnam jahrelang in einem Fass aufbewahrt. Mönche aus dem Kloster Indersdorf entwendeten schließlich das Fass und bestatteten den Leichnam auf dem Klostergelände. Der Cousin von Otto VIII. war Bayernherzog Ludwig der Kelheimer, ein loyaler Anhänger der Staufer. Als zusätzliche Reaktion zerstörte er die Burg Wittelsbach seines Cousins. Es blieben von ihr nur noch Grundmauern übrig.

Sühnekapelle auf dem Gelände der Wittelsbacher Stammburg

Der Überlieferung nach ließ Herzog Ludwig I., der Kelheimer, nach der Schleifung der Burg aus ihren Steinen eine Sühnekapelle errichten. Herzog Ludwig II. übergab die Betreuung der Kapelle im Jahr 1254 der Niederlassung des Deutschen Ordens. Das Gotteshaus wurde 1510 erweitert und erhielt sein bis heute erhaltenes äußeres Aussehen.

Wittelsbacher Nationaldenkmal

Das Wittelsbacher Nationaldenkmal neben der Kapelle wurde 1834 eingeweiht. Mit König Max II. von Bayern besuchte erstmals wieder ein Wittelsbacher das Gelände seiner Stammburg. Von 1978 bis 1980 begannen im Vorfeld der Ausstellung „Wittelsbach und Bayern“ archäologische Grabung auf dem Burggelände. Die Burganlage erstreckte sich ursprünglich auf einer Fläche von 200 x 90 Meter. Einige Fundamente wurden zur besseren Sichtbarkeit aufgemauert.

Ehemaliges Wittelsbacher Jagdschloss von Herzog Max in Bayern

Zwei Kilometer westlich, am Fuß des Burgbergs, befindet sich

das Wasserschloss Unterwittelsbach,

das ehemalige Jagdschloss des Herzogs Max in Bayern. Er erwarb das Anwesen 1828. Im Volksmund wird es auch “Sisi-Schloss” genannt, nach der zweiten Tochter des Herzogs und späteren Kaiserin Elisabeth von Österreich.

Ehemaliges Wittelsbacher Jagdschloss von Herzog Max in Bayern

An diesem Platz stand im Mittelalter eine Burg der Grafen von Sandizell. Nach einigen Besitzerwechsel erfolgte im 16. Jahrhundert der Umbau zum Wasserschloss und es sollten weitere Besitzer folgen. Im Jahr 1999 erwarb die Stadt Aichach das Schloss und machte es nach einer Restaurierung der Öffentlichkeit wieder zugänglich.

Ehemaliges Wittelsbacher Jagdschloss von Herzog Max in Bayern

Es dient seither als Bühne für Konzerte, Vorträge, Theateraufführungen und Kunstausstellung mit Bezug zur bayerischen Geschichte. Es findet zudem jährlich ein Oster- und ein Kunst-Antik-Markt statt. Seit vier Jahren gibt es im ersten Stock des Schlosses das Sisi-Museum, mit der Dauerausstellung “Sisi – Leben, Tod & Mythos“.

Ehemaliges Wittelsbacher Jagdschloss von Herzog Max in Bayern - Schlosskapelle

Das Standesamt Aichach bietet in den Sommermonaten standesamtliche Trauungen im Sisi-Schloss an. Die neueste Sonderausstellung “Kaiserin Elisabeth – Ode an die Mode” ist ab dem 19. April 2024 zu sehen. Wir fahren jetzt auf die gut ausgebaute Bundesstraße 300 in nördliche Richtung und erreichen den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen.

Schrobenhausener Spargel

Das Schrobenhausener Land

bildet das Zentrum des Spargelanbaus in Bayern, “Schrobenhausener Spargel“ ist eine geschützte europäische Marke. In der Stadt befindet sich das Europäische Spargelmuseum. Jedes Jahr nehmen Tausende Besucher die Spargelzeit von Mitte April bis zum Johannistag am 24. Juni als Anlass für einen Besuch von Schrobenhausen.        Werbung:



Im Umland der Stadt gibt es mehr als 300 Spargelbauern, die auf 800 Hektar Spargel stechen. Seit 1856 wurde von hier aus die Hof-Küche in München beliefert, heute wird jährlich die Eröffnung der Spargelsaison auf dem Viktualienmarkt von München zelebriert. Der Spargel aus Schrobenhausen besticht durch seine Frische und Qualität mit einer Fülle von Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen, sowie ätherischen Ölen.

Spargelhof Bichlmeier im Schrobenhausener Land

Frischen Spargel kauft man hier direkt vom Spargelbauern. Wir waren bei Bichlmeier in Gachenbach-Peutenhausen kurz vor Schrobenhausen und haben ein paar Pfund weißen und auch grünen Spargel erstanden. In ein feuchtes Geschirrtuch gewickelt übersteht er den Transport nach Hause unbeschadet. Die Erzeugerbetriebe haben Hofläden in den Ortsteilen Peutenhausen, Wester- und Osterham. Die Anfahrt zu den Betrieben ist ausgeschildert. In den Wirtshäusern im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen werden zahlreiche schmackhafte Spargelgerichte angeboten.

Jetzt sind es nur noch 6 Kilometer bis

Schrobenhausen.

Erstmals im Jahr 790 wird der Ort erwähnt, 888 bereits die Pfarrkirche, ein Herrenhaus und ein Getreidespeicher im Ort beurkundet. Im zehnten Jahrhundert verschwindet Schrobenhausen nach Verwüstung durch Ungarneinfälle für 100 Jahre aus den Geschichtsbüchern. 1333 erkennt der Wittelsbacher Kaiser Ludwig der Bayer die Markt- und Schrannenrechte an und lässt den Stadtwall, Palisaden und Wehrtürme errichten.

Schrobenhausen - Frauenkirche
Stadtansicht mit Frauenkirche

Im Städtekrieg 1387–1389 wird Schrobenhausen von Augsburger Truppen samt seiner Kirche, dem Rathaus und den Wehranlagen zerstört. Der Wittelsbacher Herzog Ludwig der Bärtige hilft beim Wiederaufbau und versieht die Stadt mit einer neuen Stadtmauer aus Ziegelstein. Danach blüht die Stadt auf, ist sie doch an der wichtigen Handelsroute zwischen den Reichsstädten Augsburg und Regensburg gelegen. Nachteilig wirkt sich die Lage allerdings im Schmalkaldischen Krieg, im Dreißigjährigen Krieg und im Zweiten Koalitionskrieg aus, wo jeweils tausende Landsknechte und Soldaten die Stadt belagerten.

Europäisches Spargelmuseum Schrobenhausen

Wir parken unseren Wagen am Oberen Brunnen in der Altstadt. Unser erster Weg führt uns zum Amtsturm mit dem Europäisches Spargelmuseum.

Das Europäische Spargelmuseum zeigt die Geschichte und Technik des Spargelanbaus, Geräte aus aller Welt, höfische Spargel-Servierschalen aus Meißener Porzellan mit kunstvoll verziertem Deckel, dazu das passende Besteck und Kunstwerke von der Römerzeit bis heute, die sich mit dem Spargel befassen.

Europäisches Spargelmuseum Schrobenhausen - Freifläche

Auf einer Freifläche an der Stadtmauer sind spezielle Pflüge und ein Muster-Spargelfeld zu sehen. Das Museum wurde vom Europarat als eines der zehn besten Spezialmuseen Europas ausgezeichnet.

Museum im Pflegschloss - Schrobenhausen

Neben dem Amtsturm, einem von 12 erhaltenen Wehrtürme der Stadtmauer, ragt das über 30 Meter hohe herzogliche Pflegschloss auf, früher Sitz des Landgerichts und Wohnsitz des Landrichters. Heute dient es als Museum und zeigt Sonderausstellungen (zurzeit Grafik um 1900 aus einer Privatsammlung und zeitgenössische Aquarelle).

Schlosspark Schrobenhausen

Wir schlendern weiter durch den Schlosspark zum Lenbachmuseum. In diesem Haus wurde der Malerfürst Franz von Lenbach am 13. Dezember 1836 geboren. Nach seinen Italien- und Spanienreisen entwickelte er sich in München zu einem bedeutenden Porträtmaler. Anfang der 1870er-Jahre kam er durch das aufkommende Großbürgertum zu zahlreichen Aufträgen und zu großem Wohlstand. Unter den Dargestellten befinden sich häufig Otto von Bismarck, die beiden deutschen Kaiser Wilhelm I. und Wilhelm II., der österreichische Kaiser Franz Joseph und Papst Leo XIII., sowie eine große Anzahl von Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kunst und Gesellschaft des späten 19. Jahrhunderts. Seine letzte Ruhe fand er 1904 in einem prächtigen Mausoleum auf dem Münchner Westfriedhof.

Lenbachmuseum Schrobenhausen

Das Museum zeigt frühe Arbeiten, zahlreiche Studien, Entwürfe und Bildnisse des Künstlers, sowie Erinnerungsstücke und Mobiliar. Drei Räume im Erdgeschoss sind dem bekannten Tiermaler Johann Baptist Hofner gewidmet, dem Freund und Förderer Lenbachs.

Stadtwall Schrobenhausen

Außerhalb der Stadtmauer stoßen wir auf den Stadtwall, der zwischen dem inneren und äußeren Stadtgraben verlief und Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung war. Heute ist er ein schattiger, mit hohen Bäumen bepflanzter Spazierweg rund um die Altstadt. Unter den 530 Bäumen sind Eichen, Linden, Rosskastanien, Ulmen, Eschen und Ahornbäume, ein Drittel der Bäume ist über 100 Jahre alt.

Spielplatz am Stadtwall in Schrobenhausen

Parkbänke laden zur Rast ein. Im Stadtgraben ist ein schöner Kinderspielplatz angelegt. Rechts sehen wir den Gefängnisturm, ehemaliger Wehrturm und später Teil der Fronveste aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Sie diente als Landgerichtsgefängnis und wird heute von der Stadt als Verwaltungs- und Wohngebäude genutzt.

Gefängnisturm und Fronveste Schrobenhausen
Gefängnisturm und Fronveste

Zinnengekrönt ist der Bürgerturm. Früher hatte die Stadt noch die niedere Gerichtsbarkeit und konnte bei leichten Vergehen “Turmstrafen” verhängen. Diese konnten dann hier verbüßt werden. Die nichtstaatliche Gerichtsbarkeit wurde im 19. Jahrhundert aufgehoben und der ehemalige Wehrturm zu einer Wohnung umgebaut.

Bürgerturm Schrobenhausen
Bürgerturm

Wir folgen der Bräuhiasengasse bis zur Lenbachstraße, der ehemaligen Haupt- und Marktstraße der Stadt. Sie wird gesäumt von Bürgerhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Wir setzen uns auf die Terrasse des “Backhaus Hackner” und machen Mittagspause.

Alte Schule Schrobenhausen - VHS

Gegenüber, in der Alten Schule aus dem Jahr 1822, hat heute die Volkshochschule ihre Räume. Die Frauenkirche, eine private Stiftung eines Bürgers, wurde im frühen 15. Jahrhundert im Stil der Spätgotik erbaut. Ursprünglich war der Turm mit einem Spitzhelm versehen und 50 Meter hoch, heute misst er nur noch 40 Meter und trägt eine barocke Turmhaube.

Metzgergasse - Schrobenhausen

Wir setzen unseren Rundgang in der Metzgergasse fort. Die beiden niedrigen Häuser mit den Schweifgiebeln stammen aus dem späten 17. Jahrhundert. Vor uns steht jetzt der 50 Meter hohe Turm der Stadtpfarrkirche St. Jakob.

Stadtpfarrkirche St. Jakob - Schrobenhausen

Ihr Bau dauerte dreißig Jahre, sie wurde im Jahr 1480 geweiht. Im Inneren besticht die spätgotische Hallenkirche mit ihren schlanken Rundpfeilern und dem schönen Steinrippengewölbe.

Karpfenturm - Schrobenhausen

Hinter der Kirche führt die Alte Schulgasse zum Karpfenturm in der Stadtmauer. In diesem früheren Wehrturm wohnte im 17. Jahrhundert der Schulmeister.

Häusl am Hebammenturm - Schrobenhausen

Der Hebammenturm, ebenfalls zu Beginn des 15. Jahrhunderts mit der Stadtmauer als Wehrturm erbaut, wurde im 18. Jahrhundert von einer Hebamme bewohnt. Er ist nur noch als Turmstumpf erhalten. Das heute als Hebammenturm bezeichnete Häusl wurde vor 1813 direkt daneben errichtet.

Das Zeiselmairhaus ist ein gut erhaltenes Handwerkerhaus aus dem Spätmittelalter und beherbergt heute das Handwerkermuseum. Drei Generationen der Zeiselmairs hatten ab 1860 im Haus eine Schuster-Werkstatt.

Zeiselmairhaus - Handwerksmuseum - Schrobenhausen

Im Dachgeschoss ist die Werkstatteinrichtung von 1900 bis 1950 zu sehen. Im Nebenraum steht ein alter Webstuhl, der in Schrobenhausen bis 1970 in Betrieb war. Der erste bekannte Besitzer des Zeiselmairhauses war der Leinweber Melchior Burger im 17. Jahrhundert. Unterm Dach gibt es auch noch eine Schlafkammer aus der Entstehungszeit des Hauses um 1478 mit gestampftem Lehmfußboden, Holzbohlenwänden und Butzenscheibenfenstern. Im Erdgeschoss sind Wohn- und Küchenräume mit Möbeln aus dem 19. Jahrhundert eingerichtet. Hinter dem Haus istein Kräuter- und Gemüsegarten zu sehen.

Lenbachstraße - Schrobenhausen
Lenbachstraße – Schrobenhausen

Auf den Kaminen der Altstadthäuser sehen wir so manches Storchennest, das wieder besetzt ist. Das Geklapper der Vögel hallt durch die engen Gassen der Stadt.

Auf der Rückfahrt besuchen wir noch drei Orte im Dachauer Hinterland, die für die Wittelsbacher ebenfalls Bedeutung hatten. Der erste ist

Altomünster,

22 Kilometer südlich von Schrobenhausen. Um 750 ließ sich der irische Wandermönch Alto hier als Einsiedler nieder. Er gründete ein kleines Kloster und baute ein Gotteshaus. Die Welfen errichteten Ende des 10. Jahrhunderts ein größeres Benediktinerkloster, das bis 1488 bestand.

Kloster Altomünster - eine Stiftung der Wittelsbacher

Im Jahre 1496 übergab der Wittelsbacher Herzog Georg der Reiche von Landshut zusammen mit seiner Gemahlin Hedwig von Polen dem Birgittenorden von Kloster Maihingen eine Stiftungsurkunde zur Gründung eines Doppelklosters in Altomünster. Die Szene ist im Deckenfresko der Klosterkirche von Joseph Mages dargestellt. Die Besonderheit des Birgittenordens, auch Erlöserorden genannt, war, dass ihm eine Äbtissin vorstand.

Kloster Altomünster - eine Stiftung der Wittelsbacher

Von 1763 bis 1773 wurde die Kloster- und Pfarrkirche von dem bekannten Baumeister Johann Michael Fischer im Stil des späten Rokokos auf den Fundamenten der romanischen Vorgängerkirche neu errichtet. Er bekam die Aufgabe den Chor in vier getrennte Bereiche einzuteilen, zum einen zwei Bereiche für die Nonnen und die Mönche des Erlöserordens, einen für die Ordenspriester und einen für die Diözesanpriester. Die Mitglieder der Pfarrgemeinde von Altomünster fand im Zentralbau ihren Platz.

Wittelsbacher Hauskloster Indersdorf

Nach weiteren 10 Kilometern Fahrt erreichen wir Markt Indersdorf. Hinter dem Ortszentrum, südlich des Flüsschens Glonn befindet sich

das Kloster Indersdorf.

Nach Scheyern und Ensdorf war Indersdorf das dritte Wittelsbacher Hauskloster. Der Wittelsbacher Pfalzgraf Otto IV. hatte nach Ansicht der Kirche große Schuld auf sich geladen, indem er König Heinrich V. im Jahr 1111 bei der Gefangennahme von Papst Paschalis II. in Rom unterstützte. Zur Buße machte ihm Papst Calixtus II. die Gründung eines Augustinerchorherrenstifts zur Auflage. Am 26. August 1126, dem Namenstag des Heiligen Augustinus, wurde das Kloster geweiht.

Wittelsbacher Hauskloster Indersdorf

Von dieser ersten Kirche sind heute noch der Grundriss und das romanische Portal erhalten. 1173 schloss sich der Wittelsbacher Pfalzgraf Friedrich, der zweite Sohn des Gründers, als Laienbruder den Augustinern an und hinterließ ihnen nach seinem Tod ein beträchtliches Vermögen. Er und 7 weitere Mitglieder des Wittelsbacher Fürstenhauses sind in der Stiftskirche begraben, darunter auch der bereits genannte Burgherr und Mörder Pfalzgraf Otto VIII.

Wittelsbacher Hauskloster Indersdorf

Nach den Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg gab es eine umfassende Barockisierung der Klosterkirche. Der Münchner Hofmaler Johann Andreas Wolff schuf wertvolle Altargemälde für die Annakapelle und den Hochaltar mit dem Patrozinium Mariä Himmelfahrt. Ab 1694 wurden die Klostergebäude neu errichtet. Die Kirche erhielt sieben neue Altaraufbauten im Chor und in den Seitenschiffen. Die sechs überlebensgroßen Figuren des Hochaltars sind Spätwerke des Münchner Bildhauers Andreas Faistenberger aus dem Jahre 1721.

Wittelsbacher Hauskloster Indersdorf

Eine weitere Umgestaltung im Stil des Rokoko prägt bis heute das Erscheinungsbild der Kirche. Die schönen Stuckverzierungen schuf Franz Xaver Feichtmayr, die Fresken 1754/55 Matthäus Günther und 1755/58 dessen Mitarbeiter Johann Georg Dieffenbrunner. Der gesamte Freskenzyklus widmet sich dem Leben des Heiligen Augustinus, dem Ordensgründer der Augustiner-Chorherren.

Wittelsbacher Hauskloster Indersdorf

Wegen Nachwuchsmangel verlies 1995 der letzte in Indersdorf ansässige Orden, die Barmherzigen Schwestern, das Klostergebäude. 2014 richtete der Heimatverein Indersdorf im ehemaligen Mesnerhaus das Augustiner-Chorherren-Museum ein, das im folgenden Jahr mit dem Bayerischen Museumspreis ausgezeichnet wurde.

Augustiner-Chorherren-Museum - Kloster Indersdorf

Das Glonntal ist bereits seit Tausenden von Jahren von Menschen besiedelt. Den Kelten folgten um die Zeitwende für rund 400 Jahre die Römer und danach die Bajuwaren. Um das Jahr 1000 errichteten die Wittelsbacher Ahnen

auf dem Petersberg

die Burg Glaneck. Diese wurde nach dem Umzug des Grafen von Glaneck nach Scheyern aufgegeben, der Kirche gestiftet und ab 1104 in das Kloster Petersberg umgewandelt.

Basilika St. Peter und Paul auf dem Petersberg bei Erdweg (Landkreis Dachau)

Das Kloster bestand allerdings nur bis 1119, also nur etwa 16 Jahre. Die Mönche bezogen danach das neugegründete Kloster Scheyern. Die Gemäuer waren durch den Umzug von Graf Otto V. auf die Burg Wittelsbach für die Mönchsgemeinschaft frei geworden.

Basilika St. Peter und Paul auf dem Petersberg bei Erdweg (Landkreis Dachau)

Die Basilika St. Peter und Paul auf dem Petersberg ist eine der ältesten, noch erhaltenen Kirchen in der Diözese München-Freising und das einzige Bauwerk der Romanik, das im Stil dieser Zeit erhalten geblieben ist. 12 Säulen tragen die Arkaden, die das hohe Mittelschiff von den beiden Seitenschiffen abgrenzen. Die Schlichtheit dieser Basilika lässt in ihrem Inneren die Spiritualität des Mittelalters spüren. Diesen Eindruck verstärken die bei einer Restaurierung im Jahr 1907 freigelegten Wandgemälde.

Basilika St. Peter und Paul auf dem Petersberg bei Erdweg (Landkreis Dachau)

In der Apsis sitzt Christus in der Mandorla. Ihm zur Seite gestellt sind die Kirchenpatrone Petrus und Paulus, unten die apokalyptischen Wesen, Mensch, Löwe, Stier und Adler. In mittlerer Höhe des Chors, an beiden Seiten des Fensters, erkennt man das Martyrien des Heiligen Petrus (links) und des Heiligen Paulus (rechts). Unterhalb sitzt Maria mit dem Kind umgeben von Engeln.

Safran-Spargelrisotto mit grünem Spargel aus Peutenhausen
Safran-Spargelrisotto mit grünem Spargel aus Peutenhausen

Vom Petersberg aus sind wir in wenigen Minuten wieder auf der Autobahn A 8, die Ausfahrt Odelzhausen ist nur 9 Kilometer entfernt.

Service Wittelsbacher Land / Schrobenhausen / Dachauer Hinterland:
Bahnfahrt ICE/IC SuperSparpreis ab Frankfurt Hbf nach Schrobenhausen*, Aichach*, Markt Indersdorf**, Erdweg** oder Altomünster** 2. Klasse einfach ab 26,90 €, 1.Klasse ab 34,90 €.
* = Bahnstrecke Augsburg -Ingolstadt / **= Bahnstrecke Dachau – Altomünster (S-Bahn München) abzweigend von der Bahnlinie Ingolstadt – München.
Gästehaus DAH-Inn in Dachau (600 m vom Bahnhof) bei DERTOUR DZ inkl. Frühstück ab 154 €.
Holiday Inn Express in Augsburg bei DERTOUR DZ inkl. Frühstück ab 88 €.
Donauhotel in Ingolstadt (900 m vom Hbf) bei DERTOUR DZ ab 126 €.
Mietwagen bei Europcar z.B. in Ingolstadt ab 49 € pro Tag (Wochenendrate).
Schloss Unterwittelsbach – Eintritt 5 €.
Europäisches Spargelmuseum Schrobenhausen – Eintritt 2 €.
Museum im Pflegschloss Schrobenhausen – Eintritt 3 €.
Handwerksmuseum im Zeiselmairhaus Schrobenhausen – Eintritt 2 €.
Augustiner-Chorherren-Museum Kloster Indersdorf – Eintritt 5 €.
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Bei beschriebener Rundreise durch das Wittelsbacher Land beträgt die zu fahrende Strecke 87 Kilometer ab Autobahnausfahrt Dasing/Adelzhausen bis Ausfahrt Odelzhausen (A 8). Tarifstand: April/Mai 2024. Diesen Beitrag auf YouTube ansehen: https://youtu.be/zew_a7NDATY

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