Berlin – Friedhöfe
Berlin verfügt nicht über einen „Zentralfriedhof“ wie Wien oder einen Prominentenfriedhof, wie Paris mit „Père-Lachaise“. London hat die „Magnificent Seven“ aus der viktorianischen Zeit und so stelle ich Ihnen hier gerne auch 7 Berliner Friedhöfe vor.
Version 2024 / 2025. Diesen Beitrag gibt es hier auch zum Hören (MP3):
Der Dorotheenstädtische Friedhof in Mitte
ist der zentralste der sieben. Im Jahr 1763 stellte König Friedrich II. den Dorotheenstädtischen und der Friedrichwerderschen Kirchengemeinden das Gelände vor dem Oranienburger Tor als Friedhof zur Verfügung. Zuerst wurden vorwiegend ärmere und mittellose Bewohner hier beigesetzt. Das änderte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts als die Berliner Universität gegründet wurde und sich hier Akademien ansiedelten und Gelehrte, Künstler und Wissenschaftler zuzogen.
Die Grabmäler für diese bekannten Persönlichkeiten wurden zunehmend von bedeutenden Bildhauern entworfen und ausgeführt. Mit einem * gekennzeichnete Gräber sind Ehrengräber der Stadt Berlin.
Ich nehme den Haupteingang an der Chausseestraße 126 (mit BVG: Hannoversche Straße – Tram M5, M12).
Zu den bekannten Persönlichkeiten, die hier ihre letzte Ruhe gefunden haben gehören die Dramatiker Heiner Müller* und Bertolt Brecht*, seine Ehefrau Helene Weigel*, Schauspielerin und Intendantin, der Schauspieler Bernhard Minetti, die Schriftsteller Arnold Zweig*, Christa Wolf, Stephan Hermlin, Heinrich Mann* und Anna Seghers*, der Philosoph Herbert Macuse* und die Vertreter des deutschen Idealismus Johann Gottlieb Fichte* und Georg Wilhelm Friedrich Hegel*.
Der bedeutendste Bildhauer des deutschen Klassizismus Johann Gottfried Schadow*, von dem die Quadriga auf dem Brandenburger Tor stammt und sein Schüler Christian Daniel Rauch*, der das Denkmal für Max I. Joseph vor dem Münchner Nationaltheater schuf, die Architekten und Baumeister Friedrich August Stühler*, Karl Friedrich Schinkel*, Friedrich Hitzig und Heinrich Strack ruhen ebenfalls auf diesem Friedhof.
Hier sind die Gräber von den Politikern Egon Bahr *, Mitgestalter der Ostpolitik unter Willy Brandt, Günter Gaus* und Johannes R. Becher*, der auch Komponist der DDR-Nationalhymne („Becherhymne“) war.
August Borsig war Unternehmer im Lokomotivbau, baute über 500 Lokomotiven in den Anfangsjahren der Eisenbahn. Er richtete schon damals eine Krankenkasse, eine Sterbekasse und eine Sparkasse für seine 1.800 Arbeiter und Angestellten ein. Er liegt nahe dem Ausgang zur Hannoverschen Straße begraben. Bedeutend ist ebenfalls Martin Heinrich Klaproth, Apotheker und Chemiker, Entdecker der Elemente Cer, Titan, Uran, Strontium, Tellur und Zirkonium.
Zwei Ehrengrabstätten des Landes Berlin (=*) darf ich nicht vergessen: John Heartfield, Maler, Grafiker und Fotograf gilt als der Erfinder der Fotomontage und last but not least das Grab von Bundespräsident Johannes Rau.
Dreifaltigkeitskirchhof II in Kreuzberg – mit morbidem Charme [Friedhöfe an der Bergmannstraße] – (mit BVG: U7 Südstern).
Mit einer Kette und einem Vorhängeschloss versperrte, von Spinnweben übersäte Eingangstüren zur fast verfallenen Kapelle, statt eines Grabsteins steht das einsame Steuerrad eines Schiffes am Wegesrand, kein Name des Kapitäns zu sehen, all das ist etwas unheimlich.
Doch liegen auf dem Areal der wichtigste Maler des Realismus Adolph von Menzel*, der Historiker Theodor Mommsen* und der Architekt Martin Gropius* begraben.
Alter St. Matthäus Kirchhof in Schöneberg – denkmalgeschütztes Kleinod (mit BVG: Yorckstraße S1,S2, S25, S26, U7).
Der Friedhof erstreckt sich in Hanglage an der Kante des Spree-Urstromtals. Unter lichtem Baumbestand befinden sich aufwendig gestaltete Wandgräber, Mausoleen, Grabsteine und Plastiken.
Hier liegen die Gebrüder Jacob und Wilhelm Grimm*, der Arzt und Universalgelehrte Rudolf Virchow* und der Komponist Max Bruch* begraben. Als erster Schritt für den von den Nationalsozialisten geplanten Bau der Welthauptstadt Germania wurde ein Drittel der Fläche des Friedhofs geräumt.
So auch die Grabanlage der Familie Langenscheidt. Eine Wandmalerei von Studenten zeigt an einem benachbarten Haus heute die Ansicht dieses Mausoleums.
Zentralfriedhof Friedrichsfelde – der Sozialistenfriedhof (BVG: Friedrichsfelde Ost S5, S7, S75).
Mit der Beisetzung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg entwickelte sich der Friedhof zum Begräbnisort führender Vertreter der Arbeiterbewegung, der Sozialdemokratie und der Gewerkschaftsbewegung. Ignaz Auer, Paul Singer, Carl Legien, Theodor Leipart, Walter Ulbricht, Erich Mielke und die Bildhauerin Käthe Kollwitz* haben auf diesem Friedhof ihre letzte Ruhe gefunden.
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Das vom späteren Bauhausdirektor Ludwig Mies van der Rohe entworfene und im Jahr 1926 eingeweihte „Revolutionsmonument“ gehörte zu den architekturgeschichtlich bedeutsamen Beispielen moderner Denkmalbauten. Das NS-Regime ließ die Anlage 1935 niederreißen und die Gräber einebnen. Der Standort ist seit 1983 durch eine Gedenkstele markiert.
Die 1951 eingeweihte „Gedenkstätte der Sozialisten“ entstand durch Beschluss des Magistrats. Großen Einfluss auf die Gestaltung der Gedenkstätte nahm der Präsident der DDR Wilhelm Pieck, der sich praktisch alle Entscheidungen vorbehielt.
Südwestkirchhof – der Waldfriedhof Stahnsdorf mit einer Stabkirche im norwegischem Stil (mit BVG: Meisenweg oder Heinrich-Zille-Str. – Bus X1, 601, 622, 627).
Es ist ein großes Waldgebiet mit viel Unterholz und die Erkundung führt teils auf schmale Pfade. Nach dem Mauerbau lag der Friedhof im Grenzgebiet und der Zutritt war nur mit Sondergenehmigung möglich. Dadurch verfielen viele Gräber und Gruften. Jetzt wird der Friedhof wieder gepflegt. In leichtem Bogen führt der Hauptweg vom Haupteingang in den Wald hinein.
Bald taucht rechts das Grabmal des Stummfilmregisseurs F.W. Murnau* auf. Ich biege links in einen kleineren Seitenweg ein. Die Pfade werden immer enger und von Zeit zu Zeit stoße ich auf sehr schöne Mausoleen und andere Grabstätten (siehe Titelfoto) mitten im Wald.
Sehr gut passt die ganz aus Holz gebaute Stabkirche im norwegischen Stil mit ihren schönen Jugendstilfenstern hierher. Sie steht in der Mitte des Waldfriedhof Stahnsdorf.
Weitere Prominente sind hier bestattet: Der „Milljöhmaler“ Heinrich Zille*, der Maler Lovis Corinth*, der Bauhausdirektor Walter Gropius, der Verleger Gustav Langenscheidt, der Industrielle Werner von Siemens und der Geograph und Kartograph Ferdinand von Richthofen, der den Begriff „Seidenstraße“ in seinen China-Berichten prägte.
Von der Bushaltestelle geht man gut zehn Minuten zum Eingang und der Friedhof selbst ist sehr weitläufig, so dass man für diesen Ausflug drei Stunden Zeit einplanen sollte.
Waldfriedhof Dahlem – ein Gartendenkmal (mit BVG: Oskar-Helene-Heim – U3).
Der Waldfriedhof Dahlem ist ein relativ kleiner Friedhof mit engen Grabreihen, der erst 1933 eröffnet wurde. Er wurde stark gärtnerisch gestaltet. Der Dichter und Publizist Erich Mühsam*, der Entertainer Harald Juhnke*, der Autorennfahrer Bernd Rosemeyer* und Bundespräsident und Regierender Bürgermeister Richard von Weizsäcker* sind hier begraben.
Waldfriedhof Zehlendorf – letzte Ruhestätte von Willy Brandt und Walter Scheel (mit BVG – Bus 118).
Der Waldfriedhof Zehlendorf hat den Charakter einer lichten, weitläufigen Waldlandschaft. Hier liegen neben dem Bundeskanzler und Regierenden Bürgermeister Willy Brandt* sein Außenminister und spätere Bundespräsident Walter Scheel.
In der Nähe befindet sich das Grab der Schauspielerin und Sängerin Hildegard Knef* und des Schauspielers Günter Pfitzmann.
* = Ehrengrab der Stadt Berlin
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Zuletzt war ich im Oktober 2024 in Berlin.Tarifstand: 1. Halbjahr 2025. Diesen Beitrag auf YouTube ansehen: https://youtu.be/t_AvjFYFdf8
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Sehr interessant. Die Friedhöfe kannte ich auch noch nicht, obwohl ich in der Nähe vom Oranienburger Tor gewohnt habe.