Durch die Neuengland-Staaten – ein Roadtrip-Teil 1
Diese Tour durch Neuengland führt mit dem Mietwagen von New York entlang der Atlantikküste bis Maine und durch die White Mountains weiter nach Vermont. Dabei sehen wir die Sommerresidenzen in Newport, die Halbinsel Cape Cod, Boston und Cambridge, schöne Fischerorte, eindrucksvolle Leuchttürme und weite Sandstrände. [Eine Reise aus dem Jahr 1995]
Version 2024. Diesen Beitrag gibt es hier auch zum Hören (MP3):
Der Start in Manhattan.
Jeff Korell von der American Automobile Association AAA (1881, Braoadway) hat mir ein perfektes Roadbook für den Trip durch die Neuenglandstaaten angefertigt. Es umfasst mehr als 80 Einzelkarten mit individuellen Markierungen und Hinweisen zu meiner geplanten Route und ist mit einer Spirale gebunden. Dazu bekomme ich noch die Fahrpläne für die beiden Fähren ausgehändigt, die ich auf diesem Roadtrip benutzen will. Welch ein großartiger Service!
1.Tag: / 262 km: Ich verlasse Manhattan im “Queens Midtown Tunnel” unter dem East River und fahre auf dem “Long Island Express Highway” (Interstate 495) am großen Inlandsflughafen La Guardia vorbei in Richtung Osten.
Mein Fahrzeug ist ein roter, fast fabrikneuer Ford Escort den ich in Deutschland bereits vorgebucht habe.
Von Long Island mit der Fähre nach Conneticut.
Die Besiedlung wird almählich dünner. Bei Riverhead halte ich mich links um auf die “North Fork” von Long Island zu kommen.
Bei Southold stehen am Straßenrand die typischen bunten Holzhäuser mit Veranden unter Laubbäumen. Am Orient Point endet die Straße und ich fahre auf die Crosssoundferry.
Das Fährschiff “M.V. Cape Henlopen” bringt mich in einer guten Stunde Fahrzeit über den Long-Island-Sound in den Hafen von New London in Conneticut, dem ersten Neuengland-Staat auf meiner Reise. New London war einst einer der weltweit bedeutendsten Walfangstandorte.
Klein aber fein – Rhode Island.
Ich fahre auf der Interstate 95 weiter Richtung Osten und erreiche bald den kleinsten Bundesstaat der U.S.A. Rhode Island hat nur etwa die Größe des Saarlands. Ich übernachte im “Holyday Inn South Kingstown”. Landkarte Tag 1.
2. Tag / 261 km: Am Morgen überquere ich die große Narragansett Bay auf der Newport Bridge. Newport wurde im Jahr 1639 gegründet und bekam bald als Zwischenstation auf der Schiffsroute von Boston nach New York und als Werftstandort eine gewisse Bedeutung. Ab 1658 gab es hier die erste größere jüdische Ansiedlung in Nordamerika.
Im 19. Jahrhundert wurde die Stadt als Sommerresidenz des amerikanischen Geldadels populär. Die Reichen und Schönen brachten neue Sportarten nach Rhode Island. So fanden hier von 1881 bis 1914 die amerikanischen Tennismeisterschaften – heute U.S. Open – statt und in den Jahren von 1930 bis 1983 wurde vor Newport der “America’s Cup” im Segeln ausgetragen. Regional bekannt ist auch das Newport Jazz Festival und das Folk Festival.
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Im schönen historischen Ortskern im Kolonialstil nehme ich in einem Café ein “American Breakfast” ein, bevor ich einige der weitläufigen Sommersitze besichtige.
Die Gebrüder Vanderbilt bauten an der Atlantikküste das Anwesen “The Breakers” nach dem Vorbild eines genuesischen Renaissance-Palastes mit 70 Räumen und das “Marble House” mit einem imposanten Säulenvorbau, 50 Zimmern und einem goldenen Ballsaal im französischen Stil. Die Vanderbilts waren Reeder, Eisenbahnpioniere und -finanziers.
Ein Besitzer von großen Kohleminen in Pennsylvania ließ das Herrenhaus “The Elms” bauen und das “Rosecliff Mansion” im Beaux-Arts-Stil gehörte einer Erbin von Silberminen. Es diente als glanzvolle Kulisse für die Romanverfilmung “Der große Gatsby” im Jahr 1974 mit Robert Redford und der Ballsaal ist im Film “True Lies” mit Arnold Schwarzenegger zu sehen.
Die Familie Astor, die Immobilien in Manhattan besaßen, darunter das “Hotel Waldorf Astoria”, bewohnte das hübsche “Beechwood Mansion”. Einer der damaligen Besitzer, John Jacob Astor IV, kam beim Untergang der Titanic ums Leben.
Die “Hammersmith Farm” mit 28 Zimmern war das Sommerhaus des New Yorker Börsenmaklers Hugh Dudley Auchincloss junior, des Stiefvaters von Jacqueline Lee Bouvier. Sie heiratete im Jahr 1953 in Newport John F. Kennedy. Der Empfang anläßlich der Hochzeit fand auf der “Hammersmith Farm” statt.
Massachusetts – von Cape Cod über Boston bis Rockport.
Es geht weiter in den Neuengland-Staat Massachusetts, mit gut 27.000 km² etwas kleiner als Belgien. Die Halbinsel Cape Cod ist nach seinen ehemals reichen Kabeljaugründen im Atlantik benannt und heute ein beliebtes Urlaubsziel. Hyannis Port, Rückzugsort der Kennedy-Familie, ist Ausgangspunkt zu der vorgelagerten Promi-Insel Martha’s Vineyard und nach Nantucket, wo John Steinbeck “Jenseits von Eden” geschrieben hat. Auch Tennessee Williams und Ernest Hemingway wohnten zeitweise auf dieser Insel. Beide Inseln waren im frühen 19. Jahrhundert wichtige Stützpunkte von Walfangflotten.
Vom “Nobska Lighthouse” in Falmouth habe ich einen guten Blick auf den Schiffsverkehr zu den Inseln und durch den Vineyard Sound.
Zurück am Festland fahre ich nördlich weiter nach Plymouth, wo der Nachbau der “Mayflower” vor Anker liegt. Die Bezeichnung Neuengland geht auf den Söldner und Abenteurer John Smith zurück, der dieses Gebiet um 1614 eingehend erkundete und den Fisch- und Holzreichtum der Gegend beschrieb. Im Jahr 1620 kamen daraufhin mit der “Mayflower” 103 Pilgerväter als Auswanderer aus England und Holland an die amerikanische Atlantikküste und gründeten hier die “Plymouth Colony”.
In einem Restaurant in der Nähe bekomme ich als Mittagsimbiss eine köstliche “Glam Chowder”, eine traditionelle Muschelsuppe aus Neuengland.
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Am frühen Nachmittag erreiche ich Boston, mit mehr als 500.000 Einwohnern die größte Stadt der Neuengland-Staaten. Der “Freedom Trail” in Down Town erinnert an die Geschehnisse der Jahre 1773 bis 1776, vom Unabhängigkeitskrieg bis zur Unabhängigkeitserklärung der 13 Gründerstaaten vom Vereinigten Königreich im Jahr 1776.
Er führt vom Platz “Boston Common” auf einer Länge von vier Kilometer über 17 Stationen hinauf zum Bunker-Hill-Denkmal. Landkarte Tag 2.
Von hier fahre ich zu meiner Unterkunft “Farrington Inn” im Stadteil Allston. Die Unterkunft wird hauptsächlich von Studenten und studentischen Hilfskräften bewohnt, die Zimmer sind einfach eingerichtet und es gibt keine Zimmerschlüssel. So lasse ich das meiste Gepäck zur Sicherheit im Kofferraum meines Autos. Gleich um die Ecke stoße ich auf die Cambridge Street, die direkt zum Harvard Square führt.
Die gleichnamige Eliteuniversität wurde schon im Jahr 1636 gegründet. Ich besichtige den baumbestandenen Campus, der von altehrwürdigen Backsteingebäuden umgeben ist.
Ebenfalls in Cambridge befindet sich das bekannte “Massachusetts Institute of Technology M.I.T.”. Entsprechend groß ist hier ist das Angebot an Buchläden, Cafés, Restaurants, Pubs und Clubs mit Live-Musik.
3. Tag / 484 km: Heute ist mein erster Besichtigungspunkt Gloucester, der älteste Seehafen der Vereinigten Staaten und wichtige Fischereihafen. Über 10.000 Männer verloren in den letzten Jahrhunderten ihr Leben auf See. Zuletzt ging im September 1991 das in Gloucester ausgelaufene Fangschiff “Andrea Gail” mit sechs Besatzungsmitgliedern auf Schwertfischfang im “Sturm des Jahrhunderts” unter.
8 Kilometer weiter, entlang der Küste erreiche ich Cape Ann und das hübsche Fischerdorf Rockport. Mittlerweile entstand hier eine Künstlerkolonie und das beliebteste Objekt der Maler ist das “Motif No. 1”, eine rote Hütte der Hummerfischer. In der Sommersaison ist der Ort sehr überlaufen.
Nur 30 Kilometer Küste – New Hampshire.
Es geht weiter Richtung Norden und ich komme nach New Hampshire. Der Neuengland-Staat hat nur eine Küstenlinie von knapp 30 Kilometern. Bald erreiche ich Portsmouth. Die ersten Siedler bauten ihre Hütten an einem Platz, an dem reichlich wilde Erdbeeren wuchsen und nannten den Ort am Piscataqua River “Strawberry Banke”.
Im Jahr 1653 erhielt die Siedlung unter ihrem neuen Namen Portsmouth das Stadtrecht. Direkt am Fluss steht das “Sheafe Warehouse” von 1740 mit Blick auf die Zugbrücke “Memorial Bridge”.
Maine – Hummer, viel Natur und schöne Strände.
Auf ihr führt die Route # 1 weiter nach Maine. Maine ist der mit Abstand größte Neuengland-Staat, dreimal größer als die Nr. 2 Massachusetts.
Die Straße führt an der Küste entlang zum malerischen “Nubble Lighthouse”, das im Jahr 1879 auf einer kleinen Felseninsel 200 Meter vor Cape Neddick erbaut wurde.
Ogunquit ist ein indianischer Name und bedeutet “Schöner Ort am Meer”. Hier mache ich Mittagspause im “Norseman Motor Inn”, direkt am 5 Kilometer langen Strand gelegen. Die Fahrt geht weiter über Kennebunkport, dem ehemaligen Sommersitz von Präsident George Bush Senior, nach Old Orchard Beach mit einem 18 Kilometer langen Sandstrand. Herz des Badeorts am Atlantik ist der im Jahr 1898 erbaute hölzerne Pier.
Zwanzig Minuten später stehe ich vor meiner Unterkunft, dem “Holiday Inn” in Portland. Nach einer kurzen Kaffeepause mache ich mich nochmal auf den Weg, um durch die fast unberührte Natur weiter nordwärts zu fahren.
Kurz vor Sonnenuntergang erreiche ich nach einer Fahrt durch große Waldgebiete den Pemaquid Point mit seinem alten Leuchtturm (Titelfoto) aus dem Jahr 1835. Er steht an einem der stürmischsten und zerklüftetsten Abschnitte der Küste der Neuengland-Staaten und wurde schon auf einer Geldmünze verewigt.
Zum Abendessen fahre ich an den Portland Pier. Hier stehen auf der einen Seite Holzschuppen mit Hummerbecken und auf der anderen Seite finde ich ein gemütliches Restaurant, in dem man diese “Maine Lobster” fangfrisch zubereitet angeboten bekommt. Landkarte Tag 3.
4. Tag / 349 km: Nach dem Frühstück ergänze ich noch meine Sammlung an schönen Leuchttürmen. Ich fahre hinaus zum Leuchtturm von Portland Head. Die Bauarbeiten an diesem beeindruckenden Leuchtturm begannen im Jahr 1787.
Covered Bridges und White Mountains – zurück in New Hampshire.
Ab jetzt geht es westwärts ins Landesinnere. Nach einer Mittagspause in einem typischen “American Diner” erreiche ich kurz hinter der Grenze zum Bundesstaat New Hampshire Conway.
Es gibt 66 überdachte Holzbrücken in New Hampshire, aber die “Saco River Covered Bridge” aus dem Jahr 1890 ist eine der schönsten. Ich durchquere auf der Route # 302 die White Mountains. Das “Attitash Mountain Resort” ist eines der Stützpunkte des U.S. Skiteams.
Das “Mount Washington Hotel” in Bretton Woods war im Jahr 1944 Schauplatz einer Konferenz von 44 Staaten, die die Grundzüge eines Währungssystems für die Nachkriegszeit entwarf. Sie beschlossen die Errichtung der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF). Die “Mount Washington Cog Railway” war die weltweit erste Zahnradbahn. Die in den Jahren 1866 – 1869 erbaute Bergbahn auf den mit 1917 Meter höchsten Berg von Neuengland ist heute noch in Betrieb.
Am Lake Champlain in Vermont.
Vermont ist der letzte und 6. Neuengland-Staat auf meiner Reise. Er hat als einziger keinen direkten Zugang zur Atlantikküste. Trotzdem wurde er im Jahr 1609 von einem europäischen Seefahrer entdeckt, dem Franzosen Samuel de Champlain, bei der Verfogung von Irokesen, die vom St.-Lorenz-Strom in Richtung Süden zogen.
Am Lake Champlain liegt die größte Stadt Vermonts Burlington. Hier habe ich im komfortablen “Sheraton Hotel” ein Zimmer gebucht. Es gibt ein Fitness Center, Spa und Schwimmbad. Der “Church Street Market Place” mit zahlreichen Cafés und Restaurants ist nur gut 2 Kilometer entfernt. Landkarte Tag 4.
5. Tag: Mit der “Lake Champlain Ferry” verlasse ich im Hafen von Grand Isle Neuengland und überquere in 12 Minuten Fahrzeit den See in Richtung Plattsburgh im Bundesstaat New York.
Der 2. Teil des Roadtrips führt über den Olympiaort Lake Placid, an den 1000 Inseln im St.-Lorenz-Strom vorbei und entlang des Lake Ontario auf der kanadischen, nördlichen Seite nach Toronto. Von dort geht es über die Niagara Fälle zurück nach New York City. Der Bericht: Von Toronto nach New York.
Service Neuengland:Linienflug mit Lufthansa Frankfurt oder München – Boston oder New York u.z. ab 469 €.
Mietwagen über DERTOUR – Chevrolet Malibu (Mittelklasse) ab/bis Manhattan pro Woche ab 485 € inkl. Vollkaskovers. ohne SB.
Crosssound Ferry Orient Point – New London – PKW und Fahrer ab 65 € (weitere Person 10 €).
Holiday Inn South Kingstown*** (Rhode Island) DZ ab 140 €.The Wayfinder*** in Newport (Rhode Island) King Room bei DERTOUR ab 223 €.
Hotel 1868*** CambridgemDZ bei DERTOUR ab 219 €.
Farrington Inn Boston** DZ ab 105 €.La Quinta Inn & Suites Portland** DZ bei DERTOUR an 170 € inkl. Frühstück.
Fireside Inn & Suites (ehem. Holiday Inn) Portland*** DZ bei DERTOUR(Maine) DZ ab 165 €.
Hilton Garden Inn Burlington Downtown (Vermont) Studio mit 2 Queensize-Betten bei DERTOUR ab 323 €.
Newport (Rhode Island) – Eintritt in 3 Anwesen: 42,50 €.
Diese Reise fand im März 1995 statt. Ich reiste allein. Dieser Beitrag wurde im Mai 2024 überarbeitet, Tarifstand September/Oktober 2024 (während des Indian Summer).
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