Yogya – der Sultanspalast, Tempel und Vulkane
Wir erkunden die beeindruckenden Tempel Borobudur und Prambanan, nähern uns dem gefährlichen Vulkan Merapi und besuchen den Palast des amtierenden Sultans von Yogya.
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Java ist bevölkerungsreichste Insel des indonesischen Archipels. Auf nur knapp 7 % der Fläche des Vielvölkerstaates leben mehr als 50 % der Bevölkerung und damit über 150 Millionen Menschen. Als kulturelles Zentrum auf Java mit einer reichen Geschichte gilt Jogyakarta, kurz Yogya genannt.
Der Islam kam mit den arabischen Händlern auf den indonesischen Archipel und breitete sich ab dem 13. Jahrhundert von Nord-Sumatra und den Häfen an der Javasee aus und erreichte im späten 16. Jahrhundert Zentraljava. Gleichzeitig gründeten Portugiesen erste Handelsstützpunkte an der Küste, wurden aber bald von den Niederländern verdrängt.
Der Sultanspalast in Yogya.
1. Tag: Im Zentrum von Yogya steht der „Kraton“, der Sultanspalast. Sultan Hamengkubuwono IX. hatte als einer der wenigen Feudalherrscher der Insel Java nach der indonesischen Unabhängigkeitserklärung im Jahr 1945 und dem nachfolgenden Krieg gegen die Niederlande die Befreiungsbewegung mit dem späteren Präsidenten Sukarno unterstützt und erklärte 1950 sein Herrschaftsgebiet als zur „Republik Indonesien“ zugehörig.
Das Sultanat Yogyakarta wurde als Dank für die Unterstützung zu einer Sonderzone erklärt, in der der Sultan auch das Amt des Gouverneurs ausübt. Das Sultanat Yogyakarta ist damit das einzige noch existente Sultanat innerhalb des Staatsgebiets Indonesiens.
Nach seinem Tod herrscht nun seit 1989 sein Sohn Sultan Hamengkubuwono X. als Gouverneur über die Provinz Yogyakarta. Der Sultan wohnt mit seiner großen Familie heute noch im „Kraton“, für Empfänge und Amtsgeschäfte nutzt er die Gouverneursvilla „Gedung Agung“ etwas nördlich des Palastbezirks, erbaut unter den Niederländern.
Der erste Palast an dieser Stelle wurde Mitte des 18. Jahrhunderts nach der Gründung des Sultanats Yogyakarta errichtet. Dies geschah mit der Billigung der Niederländischen Ostindien-Kompanie VOC. Weitere Gebäude wurden von den nachfolgenden Sultanen hinzugefügt, das gesamte Areal umfasste später bis zu 184 Hektar.
Der Nordplatz (Alun Alun Utara) ist dem Palast vorgelagert und besteht aus einer weitläufigen Rasenfläche mit zwei hoch aufragenden Banyanbäumen. Wenn keine Veranstaltung stattfindet, wird hier gerne Fußball gespielt und Jogger drehen ihre Runden. Im Westen begrenzt die Gedhe-Kauman-Moschee den Platz, im Süden befindet sich der durch die Palastwache geschützte Haupteingang in den Kraton, das Pangurakan-Tor.
Der gesamte Innenhof ist mit hellem Sand von der javanischen Südküste bedeckt, die Palasttür besteht aus dickem Teakholz, die Holzgebäude innerhalb der Mauern sind im javanischen Stil mit Motiven aus der Natur geschmückt. Auf einer erhöhten Ebene im Hof stehen die beiden großen Sitihinggil-Pavillons, in denen wichtige Zeremonien stattfinden.
Weiter südlich liegt „Bangsal Sri Manganti“, ein großer Pavillon, Aufbewahrungsort für zahlreiche wertvolle, traditionelle Gamelan-Musikinstrument und die schöne Kulisse für kombinierte Tanz- und Musikdarbietungen. Um den Pavillon sind Gayam-Bäume gepflanzt.
Die ruhige Atmosphäre bietet den Besuchern einen Ort der Entspannung und einen guten Platz für eine Pause. Außerdem befindet sich hier das Palastmuseum mit Erinnerungsstücken an den Vater des heutigen Sultans, einer Gemäldesammlung und dem Marstall mit Sänften, Kutschen und Fahrzeuge aus dem Fundus des Hofes.
Noch weiter südlich trennt das Donopratopo-Tor den öffentlichen Bereich vom Kedhaton-Bereich der höheren Beamten, der Palastdiener und der Verwaltung, sowie von den Privaträumen des Sultans und seiner Familie.
Seitlich vor dem Tor stehen zwei große, steinerne Wächterfiguren und an der Ostseite zusätzlich ein Wachposten.
Das Wasserschloss im Parfümgarten.
Der „Parfümgarten“ Taman-Sari mit künstlichen Seen, Inseln, zahlreichen Pavillons und anderen Gebäuden, ausgedehnten Gärten und einem Badebereich lag östlich des Kraton.
Heute ist nur noch das Wasserschloss, der zentrale Badebereich von Taman-Sari erhalten, das an Stelle einer schon früher erwähnten Quelle errichtet wurde. Die Bauarbeiten begannen im Jahr 1758. Der Architekt des „Parfümgartens“ ist zweimal nach Batavia – heute Jakarta – gereist, um dort die europäische Kolonialarchitektur der Niederländer zu studieren und seine Erkenntnisse dann im Bau des Wasserschlosses umzusetzen.
Die Westfassade ist durch Ansiedlungen unzugänglich geworden, an der reich geschmückten Ostfassade befindet sich heute der einzige Eingang zum Wasserschloss. Der Badebereich besteht aus drei Becken und ist von hohen Bauwerken umgeben.
Die nördlichen Gebäude waren Ruhe- und Umkleideräume für die Konkubinen und die Töchter des Sultans, die südlichen waren dem Sultan vorbehalten, der Turm wurde von ihm als Beobachtungsposten genutzt.
Der Palastgarten Taman-Sari wurde 1812 bei der britischen Invasion weitgehend zerstört. Die Briten herrschten danach vier Jahre lang auf Java, bevor sie die Insel an die Niederlande zurückgaben.
Weitere kriegerische Ereignisse, Vulkanausbrüche und Erdbeben setzten dem Parfümgarten ebenfalls zu. Als die künstlichen Seen ausgetrocknet waren, siedelten sich hier einheimische Familien an. Dieses Viertel heißt heute „Kampung Taman“. Sehenswert ist hier der bunte Markt von Ngasem gleich nördlich des Wasserschlosses.
Im Viertel gibt es zahlreiche Batik-Manufakturen. Am wertvollsten ist die Batik Tulis, die zu 100% aus handbemalten Ornamenten besteht. Noch teurer wird es, wenn sie aus edlem Seidenstoff statt aus Baumwolle gefertigt wird.
Weitere Sehenswürdigkeiten von Yogya.
400 Meter östlich des „Parfümgartens“ stoßen wir auf den Südplatz (Alun-Alun Kidul), wie der Nordplatz ebenfalls mit Banyanbäumen bepflanzt. Auf dem Gelände kann man oft Bogenschützen bei der Ausübung ihres Sportes sehen. Am Rand des Platzes stehen Reste der alten, äußeren Palastmauer. Hier befindet sich auch eine Puppenbühne, die Wayang Kulit, ein Spiel mit ledernen Schattenpuppen aufführt.
Die Hauptschlagader der Stadt ist die vom Palast in nördlicher Richtung führende Malioboro. Die Straße führt vorbei am ältesten Hotel der Stadt, dem „Grand Inna Malioboro“, das frühere Hotel Garuda, im Kolonialstil erbaut. Wir passieren den Hauptmarkt, das „Gedung Agung“ und das historische niederländische Fort Vredeburg der Ostindischen Kompanie VOC. Vor allem ab dem späten Nachmittag locken Läden, Geschäfte, Restaurants, Garküchen und Straßenhändler auf der Malioboro ihre Kundschaft an.
Kota Gede ist ein Stadtviertel im Osten von Yogya. Wir tauchen ein in ein Labyrinth aus engen Gassen mit ihren kleinen, traditionellen Silberschmuckläden. Hier kann man den Silberschmieden direkt bei der Arbeit zusehen. Es entstehen filigrane Broschen, Armbänder, Halsketten und auch kunstvolle Teeservice. Die schönen Villen der Händler und Hofbeamten werden heute oft als Gästehäuser genutzt. Um einen grünen, ruhigen Innenhof, der von Mosaikfliesen eingefasst ist, gruppieren sich die Gästezimmer.
Wer nachmittags ins Meer springen will, muss nicht weit fahren. Der Badeort Parangtritis am Indischen Ozean ist von Yogya nur knapp 30 Kilometer entfernt.
Die Ebene nördlich von Yogya ist durch den Vulkanismus sehr fruchtbar.
Auf der Fahrt erblicken wir grüne, unter Wasser gesetzte Reisfelder, dazwischen finden sich immer wieder Fischteiche. Die Fische werden teils mit Keschern und teils mit Angeln von der Landbevölkerung aus dem Wasser geholt.
Auf Trockenfeldern werden Erdnüsse angebaut. Gelegentlich sind auch kleine Betriebe mit Viehzucht, hauptsächlich Rinderaufzucht, zu sehen. In den Gärten wachsen Papayas. Die Frucht des Melonenbaums ist reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen und deshalb heute als „Superfood“ bekannt.
Rambutan kann vor allem mit Vitamin C und vielen Mineralstoffen Punkte sammeln, dazu kommt ein hoher Anteil an Ballaststoffen bei sehr geringem Fettgehalt. Guaven haben eine Ähnlichkeit mit Birnen und Quitten und können so vielseitig wie Äpfel zubereiten werden. Sie sind reich an Vitamin C, Eisen und Calcium.
Sri Kaya, auch Zuckerapfel genannt, ist vom Fruchtfleisch her duftend und süß, farblich cremeweiß bis hellgelb und schmeckt nach Vanille. Die Früchte des Jackfruchtbaums können bis zu einem Meter lang und bis zu 50 Kilogramm schwer werden. Das Fruchtfleisch der reifen Jackfruit ist im Geschmack eine süßliche Mischung aus Papaya, Banane und Mango. Die unreife Jackfruit ist dagegen innen eher weißlich und erinnert im Geschmack an Artischocke.
Erst durch das Garen erhält das Fruchtfleisch eine leicht faserige Konsistenz, die an Hähnchenfleisch erinnert. Das bringt die Frucht als Fleischersatz ins Spiel. Passend dazu gibt es eine Spezialität der Küche von Yogya: „Gudeg“. Hier werden unreife Früchte des Jackfruchtbaums mehrere Stunden in Kokosmilch gekocht, danach noch verschiedene Gewürze und angebratener Tofu hinzugefügt.
2. und 3. Tag: Die nächsten zwei Tage wollen wir die hinduistischen und buddhistischen Tempel nordöstlich von Yogya besuchen. Dokumente indischer Gelehrter berichten schon von einem hinduistischen Königreich auf den Inseln Java und Sumatra um das Jahr 200 vor Chr. Der Buddhismus kam um 450 n. Chr. nach Java.
Die Anlage von Borobudur – UNESCO Weltkulturerbe.
Der Tempelkomplex wurde auf einem kleinen Hügel in einem fruchtbaren Tal, dem Kedu-Becken erbaut. Im Süden und Südwesten ist das Tal von den Menoreh-Bergen, im Norden und Nordosten von den Vulkanen Merapi und Merbabu und im Nordwesten von den Vulkanen Sumbing und Sindoro umgeben.
Am früheren Pilgerweg zum Haupttempel stehen auf einer Ost-West-Achse zwei Vortempel. Der erste ist Candi Mendut, erbaut 824 n. Chr. Der 26 Meter hohe Tempel hat nicht nur eine große Bedeutung für buddhistische Pilger aus aller Welt, sondern gilt auch für von der javanischen Kultur beeinflussten Muslime als Ort der Meditation.
Angeschlossen ist ein buddhistisches Kloster, das man durch ein hohes Portal betritt. Im Klostergarten steht ein riesiger Boddhibaum. Diese Pappelfeige darf in keinem buddhistischen Kloster fehlen, ist sie doch ein Symbol für Buddha und steht beim Vesakh-Fest im Mittelpunkt des Geschehens.
Neben dem Tempel befindet sich ein Teich mit Lotusblüten. Dem Tempel fehlt zwar das Dach, dafür ist sein Inneres aber umso interessanter, das wir über die vierzehnstufige Steintreppe erreichen. Oben angekommen, führt ein breites Sims um den Tempel, auf dem Pilger den Tempel zunächst umrunden. Innen gibt es zwei Räume.
Im Vorraum sehen wir ein Relief mit der Göttin Hariti, die von Kindern umgeben ist, und als Schutzgöttin und Symbol für Fruchtbarkeit und Mutterschaft gilt. Die Abbildung ist eine vielbesuchte Pilgerstätte für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch.
Im Hauptraum sitzt ein drei Meter hoher Buddha nicht im üblichen Lotossitz, sondern in europäischer Weise mit nebeneinanderstehenden Füßen. Daher soll dies die kunsthistorisch bedeutendste Buddhafigur Javas sein (Entfernung von Yogyakarta: 37 Kilometer).
Auf dem Pilgerweg folgt nach zwei Kilometern der Candi Pawon, der wegen seines guten Erhaltungszustands, seiner Einfachheit, Symmetrie und Harmonie als ein Juwel der javanischen Tempelarchitektur gilt.
Nochmal zwei Kilometer und wir stehen vor dem Candi Borobudur, der größten buddhistischen Tempelanlage der Welt, erbaut zwischen 800 und 850 n. Chr. Beim Bau wurden 55.000 Kubikmeter Vulkangestein am Fluss Progo zu 2 Millionen Steinblöcken behauen und mit Elefanten und Pferden zur Baustelle geschafft.
Nach einem heftigen Ausbruch des Merapi im Jahr 1006 wurde Borobudur von vulkanischer Asche bedeckt und von üppiger Vegetation überwuchert und geriet in Vergessenheit. 1814 wurde die Anlage mit Hilfe des britischen Gouverneurs Thomas Stamford Raffles wiederentdeckt, aber erst 1835 begannen die ersten größeren Ausgrabungen.
1955 legte die indonesische Regierung der UNESCO einen Plan zur Rettung von Borobudur vor. Im Jahre 1971 fand ein erstes Treffen in Yogya statt, um die Pläne zu diskutieren. 1973 startete Indonesien dann mit Hilfe der UNESCO offiziell die Restaurierungsmaßnahmen. Im Jahre 1983 schließlich wurden die Arbeiten abgeschlossen und Borobudur der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Insgesamt neun Stockwerke türmen sich auf einer quadratischen Basis von 123 Metern Seitenlänge. An den Wänden der vier sich stufenartig verjüngenden Galerien befinden sich 2.500 Flachreliefs in einer Gesamtlänge von über fünf Kilometern, die das Leben und Wirken Buddhas schildern. Darüber liegen drei sich verjüngende Terrassen mit insgesamt 76 Stupas, welche eine Hauptstupa mit elf Metern Durchmesser umgeben.
Die Hühnerkirche (Gereja Ayam).
Auf einem Hügel, vier Kilometer oberhalb von Borobodur steht ein kurioses Bauwerk, eine privat finanzierte Kirche in Form einer Henne. Daniel Alamsjah, ein Geschäftsmann aus Jakarta, erwarb 1990 das 3.000m² große Grundstück in der Heimatprovinz seiner Frau, um einer Offenbarung folgend ein Gotteshaus zu errichten. Es sollte in Form einer Taube gebaut werden, Besucher sehen darin allerdings eher die Form einer Henne, so dass das Gebäude allgemein Hühnerkirche (Gereja Ayam) genannt wird.
Die Hühnerkirche steht allen Konfessionen offen. Mittlerweile ist die Kirche bei Brautpaaren und bei der Instagramm-Gemeinde sehr beliebt, sogar Werner Herzog hat die Location in einem Dokumentarfilm abgelichtet.
Der kurze Abstecher hinauf zur Kirche lohnt sich allein schon wegen der großartigen Aussicht auf das Kedu-Becken mit dem Fluss Progo, den Candi Borobudur und die umliegenden Berge und Hügel mit ihrer satten Vegetation.
Die Tempel in der Ebene von Prambanan.
3. Tag: Heute liegt unser erstes Ziel nur 15 Kilometer vom Zentrum von Yogya entfernt:
Der hinduistische Candi Sambisari mit einem Haupttempel und drei Nebentempeln wurde von 812 bis 838 erbaut und bei einem Vulkanausbruch im Jahr 1006 verschüttet. Er wurde unter Sand und Geröll ausgegraben und liegt heute 6,50 Meter unter der Erdoberfläche der Umgebung.
Der Haupttempel ist quadratisch erbaut mit Seitenlängen von jeweils 13,65 Metern. An seinen Seiten sind gut erhaltene Statuen von Durga, Shivas Frau, und Ganesha, seinem elefantenköpfigen Sohn, zu sehen.
Km 24: Der Candi Plaosan ist ein Tempelkomplex aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts, der zwei buddhistische Klöster beherbergte. Zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert war Java zwischen hinduistischen und buddhistischen Königreichen aufgeteilt: den buddhistischen Sailendras und den hinduistischen Sanjayas. Nachdem die beiden Dynastien durch Heirat vereint wurden, enthält ein Teil der hinduistischen Architektur der Sanjayas buddhistische Elemente – doch wie andere Tempel in der Umgebung von Prambanan bleibt sie hauptsächlich hinduistisch.
Die gesamte Anlage von Plaosan ist umgeben von einer Steinmauer mit 58 kleinen Schreinen und 116 Stupas, die fast alle eingestürzt sind. Das Gelände wird heute durch eine Straße in einen nördlichen und einen südlichen Bereich getrennt.
Nördlich der Straße sehen wir zwei Haupttempel mit je zwei Stockwerken. Zur Tür der beiden Haupttempel führen zwei Steintreppen mit Geländern hinauf. Innen findet man drei recht dunkle Räume, in denen an der Stirnseite je zwei Bodhisattva-Statuen zu finden sind. Dazwischen waren wohl Bronzestatuen auf einem Sockel gestanden, die heute verschwunden sind. Außen sind diese Tempel mit wunderschönen Reliefschnitzereien verziert. Auffallend sind die beiden mächtigen Dwarapala-Wächterfiguren mit ihren Keulen.
Die beiden Haupttempel südlich der Straße sind verfallen, nur noch einige Nebentempel sind übriggeblieben.
In den Jahren 1867 und 2006 gab es zudem schwere Schäden durch Erdbeben. Alle Tempel von Sewu sind ebenfalls mit reichen Flachreliefs überzogen.
Die Nähe des Sewu-Tempels zum Prambanan, einem Hindu-Tempel, lässt darauf schließen, dass die hinduistische und buddhistische Gemeinschaft während der Zeit, in der die Tempel gebaut wurden, in Harmonie lebten.
Km 28: Der Candi Prambanan ist die größte hinduistische Tempelanlage Indonesiens und einer der größten seiner Art in ganz Südostasien. Sie gehört zum Welterbe der Menschheit. Die Bauzeit wird um das Jahr 850 n. Chr. datiert. Um das 47 Meter hohe Hauptgebäude sind weitere Tempel angeordnet. Die drei größten Schreine sind den Göttern Shiva, Vishnu und Brahma gewidmet.
Der langwierige Wiederaufbau des zerstörten Tempels begann 1918, das Hauptgebäude wurde 1953 fertiggestellt. Durch ein starkes Erdbeben am 27. Mai 2006 wurde die Tempelanlage des Prambanan, die immer noch nicht fertig restauriert war, erneut schwer beschädigt. Trotz laufender Renovierungsarbeiten ist das Gelände für Besucher wieder geöffnet.
Im Umkreis des Prambanan befinden sich noch zahlreiche weitere Tempel, von denen viele unter Asche- und Schlammschichten liegen, die von Ausbrüchen des nahen Vulkans Merapi stammen.
Ein Ausflug in die Vulkanlandschaft.
4. Tag: Heute wollen wir uns dem Merapi mit der ihm gebührenden Vorsicht nähern. Der „Feuerberg“ gilt als einer der aktivsten Vulkane des indonesischen Archipels und als einer der gefährlichsten der Welt. Er ist mit 2.910 Meter Höhe nicht der höchste Berg der Gegend, der zehn Kilometer nördlich liegende Vulkan Merabu erreicht 3.145 Meter Höhe.
Zum schönen Aussichtspunkt „Gardu pandang Merapi“ in der Gemeinde Kaliuang Barat sind es von Yogya aus nur 26 Kilometer. Heute liegt der Merapi friedlich vor uns – fast unschuldig sieht er aus mit seiner von Wolken umhüllten Spitze.
Der oberste Teil des Berges ist durch die regelmäßigen Ausbrüche ohne jede Vegetation. Unterhalb liegen ausgedehnte Kasuarinenwälder, die unter Naturschutz stehen. Trotz der Gefahr von pyroklastischen Strömen mit bis zu 700° Hitze und Lahare (Schlamm- und Schuttlawinen) leben an den Flanken des Vulkans zehntausende Menschen bis in 1.700 Metern Höhe.
- Bewohner im Umkreis von 5 Kilometern um den Vulkan: 50.000.
- Bewohner im Umkreis von 10 Kilometern um den Vulkan: 190.000.
- Bewohner im Umkreis von 30 Kilometern um den Vulkan: 4,3 Millionen.
- Bewohner im Umkreis von 100 Kilometern um den Vulkan: 25 Millionen. (Quelle BPPTKG)
Kleinere Ausbrüche des Merapi finden im Schnitt alle drei Jahre statt, große alle fünfzehn Jahre. Im Jahr 1006 wurde ganz Zentraljava von Asche bedeckt und 1930 wurden 13 Dörfer zerstört und 1.400 Menschen von pyroklastischen Strömen getötet.
Seit 1992 kommt es wieder zu verstärkten Aktivitäten, 1994 wurden 66 Menschen getötet, 2006 spie der Merapi eine drei Kilometer hohe Aschewolke aus und es kam zu einem Erbeben der Stärke 6,3.
Im Jahr 2010 kam bei einer heftigen Eruption die schon von Sultan Hamengkubuwono IX. ernannte spirituelle Wächterin des Merapi, die ehrwüdige Mbah Marijan ums Leben. Nach Meinung der Einheimischen und auch des Sultans hatte sie in den letzten Jahrzehnten das Verhalten des Berges, unabhängig von der ebenfalls am Vulkan angesiedelten wissenschaftlichen Überwachungsstation, exakt vorhersagen können. Die Bevölkerung von Yogya vertraut auch auf Opfergaben, um den Merapi zu besänftigen.
Der Ausbruch von 2010 forderte aber 324 Menschenleben und zerstörte 26 Dörfer. Die Aschewolke hat sich bis in sechs Kilometer Höhe ausgebreitet und selbst den Flugverkehr in der 500 Kilometer entfernten Hauptstadt Jakarta eingeschränkt.
Ich war auf eine Inforeise von Singapore Airlines nach Yogya und Bali im November 2010 angemeldet. Die Route musste wegen des Ausbruchs geändert werden. Es ging für mich nun zuerst auf die Insel Lombok, dann auf die Gili-Inseln und anschließend nach Bali. Yogya wurde aus dem Besuchsprogramm gestrichen.
Seit 2018 spukte der Feuerberg vermehrt Aschewolken aus, die bis zu neun Kilometer Höhe erreichten, auch 2020 war ein unruhiges Jahr rund um den Vulkan und am 11. März 2023 gab es einen weiteren Ausbruch. Das bisher letzte Mal meldete sich der Merapi vom 12. bis 18. Januar 2024.
Vom Aussichtspunkt „Gardu pandang Merapi“ gesehen weiter unten im Tal befindet sich das Vulkanmuseum Merapi. Auf 4.470 m² Ausstellungsfläche gibt es Räume mit verschiedenen Themengebieten, wie „Vulkanwelt“, „Auf dem Merapi-Vulkanpfad“, „Mensch und Vulkan“, „Erdbeben und Tsunami“, „Landbewegungskatastrophe“, „Diorama der Vermessungsausrüstung“ und „Außerirdischer Vulkan“. Ergänzend finden Filmvorführungen statt, es gibt Bilder der letzten Ausbrüche zu sehen und es werden vom Vulkan zerstörte Gegenstände ausgestellt.
Gleich daneben kann man auf eine Jeeptour zur Erkundung des Nationalparks am Vulkan Merapi aufbrechen. Erster Anlaufpunkt ist der Alien Rock, ein großer Felsbrocken, der von einem Lahar 2010 einige Kilometer weit zu Tal getragen wurde. Auch ein Schutzbunker ist zu sehen, der leider vor diesem Lahar keinen Schutz bieten konnte.
Die dichtgrüne Landschaft abseits der Pisten ist sehr beeindruckend. Es geht über holprige Kiesbette, Bäche und Flüsse werden durchquert. Außerhalb des Parks wird Vulkanerde abgebaut und mit großen Muldenkippern abtransportiert. Sie dient als fruchtbarer Humus im Gartenbau.
Der Gunung Merapi ist an ein Vulkan-Überwachungs-Programm mit drei wissenschaftlichen Stationen angeschlossen, die rund um den Berg verteilt sind. Selo auf 1.700 Meter Höhe im Norden auf dem Sattel zwischen den Vulkanen Merbabu und Merapi gelegen, Babadan im Nordwesten und hier in Kaliurang.
Report der wissenschaftlichen Vulkanobservierungsstation in Selo vom 21. Januar 2024:
Balai Penyelidikan dan Pengembangan Teknologi Kebencanaan Geologi (BPPTKG) berichtete, dass der Ausbruch am Merapi auf Java vom 12. bis 18. Januar 2024 andauerte. Die Seismizität blieb auf hohem Niveau. Der SW-Lavadom erzeugte insgesamt 88 Lavalawinen, die über die Süd- und SW-Flanken herabfielen; Fünf reisten bis zu 1,2 km nach Süden entlang des oberen Teils des Boyong-Einzugsgebiets und 83 reisten nach Südwesten bis zu 1,6 km entlang des oberen Teils des Bebeng-Einzugsgebiets. Vier pyroklastische Ströme ergossen sich bis zu einer Tiefe von 2,4 km durch das Bebeng-Einzugsgebiet. Die in den Webcam-Bildern festgestellten morphologischen Veränderungen am SW-Lavadom waren auf anhaltende Materialkollaps zurückzuführen. Die Alarmstufe blieb bei 3 (auf einer Skala von 1 bis 4) und die Öffentlichkeit wurde gewarnt, je nach Standort 3 bis 7 km vom Gipfel entfernt zu bleiben.
Werbung:
Wanderung zum Gipfel (Einschränkungen wegen vulkanischer Aktivitäten jederzeit möglich).
Von unserem Aussichtspunkt „Gardu pandang Merapi“ gibt es einen 6 Kilometer langen Anstieg zum Gipfel. Die Gehzeit wird mit 8:30 Std. angegeben. Kürzer ist der Aufstieg von Selo im Norden, da wir hier schon auf einer Höhe von 1.700 Meter sind und nur noch 1.300 Meter Höhenunterschied vor uns haben. Der Weg ist 4 Kilometer lang und es wird mit knapp 6 Stunden Gehzeit gerechnet. Prinzipiell gibt es für diese Tour drei Varianten:
- Eine organisierte Tour mit Nachtaufstieg und Ankunft vor Sonnenaufgang auf dem Gipfel / Abholung in Yogya im Guest House oder Hotel.
- Quartier beziehen für 2 Nächte im Guest House Villa Sanjaya in Selo.
- Zelten am Camp Basah Bubra unterhalb des Gipfels.
Anfahrt: Die Entfernung von Yogya nach Selo beträgt 54 Kilometer.
Service Yogya:
Linienflug München – Jakarta(/Bali) – München mit Lufthansa & Partner ab 1.090 € inkl. 1 Gepäckstück bis 23 kg.
Bahnfahrt von Jakarta nach Yogya mit Intercity – Fahrzeit 06:08 h – ab 59 €.
Guest House DZ ab 30 €.Krakon (Sultanspalast) Eintritt 1,50 € (Mo-Do 08:30 – 14:00/Fr 08:30 – 11:00/Sa und So 08:30 – 17:00)Taman Sari (Wasserschloss) – Eintritt 0,90 €Candi Borobudur – Eintritt 22 €.Gereja Ayam (Hühnerkirche) – Eintritt 1,75 €.Candi Mendut und Candi Pawon Kombiticket – Eintritt 1,80 €.Candi Sambisari – Eintritt 0,90 €.Candi Plaosan – Eintritt 3 €.Candi Prambanan und Candi Sewu Kombiticket – Eintritt 21,20 €.Jeeptour Merapi – mit Abholung im Hotel in Yogya ab ca. 30 €.Vulkanmuseum Merapi – Eintritt 0,30 €.
Tarifstand April/Mai 2024. Beste Reisezeit: In der Trockenzeit von April bis Oktober. Diese Reisebeschreibung basiert auf einem Aufenthalt mit fünf Nächten. Ein Dankeschön an meinen Sohn Stefan, der mir die Fotos zur Verfügung gestellt hat. Diesen Beitrag auf YouTube ansehen: https://youtu.be/J-gT5XJ2xV4
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