Rund um den Viktualienmarkt in München
Auf einer Fläche von 22.000 Quadratmetern beherbergt der Viktualienmarkt heute 107 Händler. Zwar ist der Markt für Delikatessen und Feinkost bekannt, aber Obst und Gemüse der Saison werden immer noch am häufigsten verkauft. Im Gegensatz zu den Stadtteil-Wochenmärkten in München wird auf dem Viktualienmarkt neben regionalen Erzeugnissen auch Exotisches aus aller Welt angeboten. Bummeln Sie mit mir über den Markt im Herzen der Stadt.
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Viktualienmarkt – die Geschichte.
Auf Anordnung von König Max I. Joseph erwarb der Magistrat der Stadt die Benefizhäuser des Heilig-Geist-Spitals. Bis 1807 wurden diese abgerissen, um Platz für einen neuen Markt zu schaffen, da es am Schrannenplatz westlich des Alten Rathauses zu eng geworden war.
Schon in den Jahren 1823 bis 1829 musste der Viktualienmarkt erweitert werden. 1852 kam am Südende des Marktes an der Blumenstraße die Schrannenhalle als Vorläufer der heutigen Großmarkthalle hinzu. 1855 wurde der Fischmarkt an die Westenriederstraße verlegt. Ab dem Jahr 1870 gab es feste Standplätze, zuvor wurden die Verkaufsgenehmigungen täglich neu vergeben. 1885 wurde das alte Heilig-Geist-Spital abgebrochen, dadurch erhielten Viktualienmarkt ein neues Gesicht.
Es gab jetzt Verkaufsbuden und Pavillons mit großen Auslageflächen und die Blumenfrauen breiteten sich aus, im Jahr 1890 hatte der Viktualienmarkt seine heutige Größe erreicht.
Die Marktstände sind in sieben Abteilungen um den zentralen Biergarten mit 1.000 Sitzplätzen angeordnet.
Viktualienmarkt – Abteilung 4 – Das Zentrum mit dem Biergarten und dem Maibaum.
Abwechselnd beliefern die sechs großen Münchner Brauereien den Biergarten. Das Bier wird in neutralen Krügen ausgeschenkt und an der Schänke wird angeschlagen, welches Bier gerade ausgeschenkt wird. Der Verein Münchener Brauereien e. V. organisiert den Biergarten, richtet den „Brauertag“ aus und kümmert sich um den Maibaum, den es seit 1962 auf dem Viktualienmarkt gibt.
Im Bereich des Biergartens stehen zwei der fünf Brunnen, die bekannten Münchner Volkssängern und -Schauspielern gewidmet sind. Der Weiß-Ferdl-Brunnen wurde 1953 als erster dieser Brunnen installiert. Der Liesl-Karlstadt-Brunnen ziert seit 1961 den Viktualienmarkt.
Angrenzend an den Biergarten befindet sich die Nordseefischerei-Halle bereits seit 1898 auf dem Viktualienmarkt. Seitlich des Maibaums gibt es den sog. „Waldmarkt“ mit dem Verkauf von Kränzen, Palmkatzerl und Schwammerl.
Viktualienmarkt – Abteilung 1 – Obst und Gemüse, Kas und Honig.
Dieser Bereich wird geprägt von Obst- und Gemüsehändlern unter ihren Schirmständen. Dahinter befinden sich die Pavillons der Kashändler, wie der „Tölzer Kasladen“ mit dem Affineur Wolfgang Hofmann. Zum Käse werden dazu passende Weine angeboten. Die „Münchner Käsemanufaktur“ baut vsl. ab Sommer eine eigene Produktion in München-Bogenhausen auf.
„Thoma Fromages et Vines“ bietet französische Käsespezialitäten. Am Honigbrunnen steht das beliebte „Honighäusl“ mit den Eigenmarken „Akazie“, „Akazie mit Vanille“, „Schwarzwälder Tanne“ und „Kastanie“.
Mitte April beginnt auf dem Viktualienmarkt die Spargelzeit und sie endet traditionell am Johannistag, dem 24. Juni. Hauptlieferanten sind die Spargelbauern um Schrobenhausen. Etwa 300 Betriebe bewirtschaften auf ca. 800 Hektar ein Drittel der bayerischen Produktion. Ab 1856 wurde das königliche Gemüse von dort an den Münchner Hof geliefert.
Viktualienmarkt – Abteilung 7 – Metzgerzeile und Café Rischart mit Aussichtsterrasse.
Unterhalb des Alten Peter am Hang des Petersbergls befindet sich die Metzgerzeile. Die Metzger sind hier schon seit dem Jahr 1315 vor Ort. Kaiser Ludwig der Bayer verbannte sie damals vom Markt am Schrannenplatz vor die damalige, erste Stadtmauer unterhalb der Peterskirche und somit außerhalb der Stadt. Hier floss der heute aufgelassene Pfisterbach und die Metzger konnten die Schlachtabfälle schnell und einfach entsorgen.
Die heutige Metzgerzeile mit ihren markanten Backsteinen entstand in den 1970-er Jahren und beherbergt acht Metzger und Wildgeschäfte. Hier bekommt man neben den klassischen Wurstwaren auch kleine Gerichte, Fleischpflanzl- und Leberkassemmel.
Die „Wildmetzgerei Kroiss – Wilde Zeiten“ bietet an ihrer Theke ganzjährig frisches Fleisch von Reh, Hirsch, Wildschwein und je nach Saison zusätzlich Gams, Feldhase, Wildente und Fasan. Hier gibt es auch Wildschweinsalami, Kaminwurzen vom Hirsch und geräucherten Hirsch-Schinken. Die Metzgerei Rühl verkauft schlesische und fränkische Wurstwaren und die Metzgerei Schäbitz ist bekannt für seine Münchner Weißwürscht.
Die Weilheimer Landmetzgerei Albert Klobeck verarbeitet u.a. Fleisch und Wurst vom Murnau-Werdenfelser- und vom Simmentaler Rind. Im Eckgebäude findet man das Café Rischart mit einer sonnigen Aussichtsterrasse im Obergeschoss mit einem guten Ausblick über den Viktualienmarkt.
Viktualienmarkt – Abteilung 4 – Fisch- und Geflügelhändler.
Ein Geflügelhändler und zwei Fischhändler, darunter Witte mit Fischverkauf und mediterranem Bistro, sind hier in einer kleinen Halle untergebracht. Um die Halle findet man Stände die Likör, Spirituosen und Wein verkaufen. Die „Gewürzerei“ bietet neben orientalischen Gewürzen und Safran auch Gewürzmischungen für heimische Gerichte, wie Krustenbraten, Kartoffelsalat und Obazden.
Viktualienmarkt – Abteilung 3 – Kartoffeln und Kaffee.
Hier scharen sich Stände und Pavillons um einen Innenhof mit dem Kartoffelbrunnen. Angesiedelt sind hier neben den Kartoffelhändlern die „Münchner Suppenküche“, der „Exoten Müller“ mit Früchten aus aller Welt, die „Kaffeerösterei Viktualienmarkt“ von Christian Müller mit eigener Röstung auf dem Markt, der Stand von „Delikatessen Rottler, von „Teaflower“ und „Erikas Blumenstand`l.
Abteilung 2 – Obst und Blumen.
In Richtung Schrannenhalle kommt man an der Abteilung 2 mit dem Karl-Valentin-Brunnen vorbei. Hier befindet sich das „Café Nymphenburg Sekt“. Zu Sekt und Prosecco gibt es hier kleine Happen mit Schinken, Lachs und Südtiroler Speck, Palatschinken und verschiedene Kuchen und Törtchen.
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Die Schrannenhalle…
…am Südende des Viktualienmarkts wurde um 1852 von Karl Muffat erbaut. Die Halle war die erste Gusseisenkonstruktion in der Stadt. Nach Fertigstellung der heutigen Großmarkthalle in Untersendling mit einem Gleisanschluss am Südbahnhof wurde die Schrannenhalle ab 1912 für den Großhandel nicht mehr benötigt.
In den Folgejahren wurden Teile der Halle abgebaut und dienten als Lagerhalle auf dem Gelände des Gaswerks Moosach in der Nähe der Borstei, andere Teile brannten im Jahr 1932 ab. Ab 1980 gab es Überlegungen, die Moosacher Reste der Schrannenhalle an ihrem Ursprungsort wiederaufzubauen. Im Jahr 2005 war es dann soweit, die Schrannenhalle wurde neu eröffnet. Zwei Konzepte für die Neunutzung mit Gastronomie, Handwerk und Läden scheiterten zunächst.
Seit 2015 betreibt die italienische Feinkostkette „Eataly“ die Halle. Es gibt einen Marktbereich mit italienischen und bayerischen Herstellern, ein italienisches Restaurant mit Speisen und Getränken aus den verschiedenen Regionen Italiens und eine Kochschule im Untergeschoss. In einer Ecke der Halle befindet sich eine Verkaufsfläche des italienischen Fahrradherstellers Bianchi.
Das Wirtshaus im gemauerten Kopfbau am Nordende der Halle wird von der Brauerei Hacker-Pschorr betrieben und bietet klassische bayerische Küche an.
Schmalzgebäck am Viktualienmarkt.
Gegenüber von Hacker-Pschorr in der Prälat-Zistl-Straße Hausnr. 8 befindet sich das alteingesessene Café Frischhut. Überaus beliebt sind dort die verschiedenen Schmalznudeln, wie Rohrnudeln, Auszogne, Krapfen und Striezerl.
Die Heilig-Geist-Kirche.
Im Norden schließt die Heilig-Geist-Kirche den Viktualienmarkt ab. Im 13. Jahrhundert wurde das Heilig-Geist-Spital gegründet, das auch über eine Spitalkapelle verfügte. Nach dem Stadtbrand von 1327 dauerte es 65 Jahre bis zur Fertigstellung einer neuen, gotischen Kirche. Von 1724 bis 1730 wurde die Heilig-Geist-Kirche durch Johann Georg Ettenhofer und die Gebrüder Asam barockisiert und der Turm errichtet.
Nach dem Abbruch des Heilig-Geist-Spitals im Jahr 1886 bekam die Kirche eine neobarocke Westfassade im Stil des in Altbayern sehr geschätzten Barockbaumeisters Giovanni Antonio Viscardi. Im Inneren sind die Deckenfresken und der spätbarocke Hochaltar besonders sehenswert.
Viktualienmarkt – Abteilung 5 – Bäcker und Metzger.
Gleich neben der Heilig-Geist-Kirche und rund um den Elise-Aulinger-Brunnen von 1977 befinden sich einige Bäcker. In der „Mühlenbäckerei Fritz“ werden Brotsorten wie „Glockenbacher hell“ und „Münchner Kruste“ gebacken.
In der Abteilung 5 gibt es in Ergänzung zu den Petersbergl-Metzgern weitere Metzgereien. Hier kaufen die Biergartenbesucher gerne ihre Brotzeit. Täglich frischen, warmen Leberkäse und Knacker vom Pferd gibt es z.B. in der Pferdemetzgerei Kaspar Wörle.
Für so manchen Münchner ist der Viktualienmarkt auch ein Treffpunkt. Man nimmt sich hier gerne Zeit für einen gemütlichen Ratsch mit Freunden, Kollegen und Bekannten.
Veranstaltungen auf dem Viktualienmark in München:
- Eröffnung der Spargelsaison am 10. April 2024 (jeweils Mitte April).
- Brunnenfest am 2. August 2024 (jeweils am ersten Freitag im August / hier werden die Figurenbrunnen mit bunten Blumen dekoriert, dazu gibt es kostenlose Auftritte und Musik).
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- Gärtnertag am 6. August 2024 (jeweils am ersten Dienstag im August).
- Faschingsstart der Narrhalla jeweils am 11. 11. um 11:11 Uhr (mit Vorstellung des offiziellen Münchner Faschingsprinzenpaares).
- Winterzauber in der Adventszeit (die Standln werden mit Lichtern geschmückt und es gibt Glühwein).
- Unsinniger Donnerstag am 27. Februar 2025 (mit Darbietungen der Münchner Faschingsgesellschaften).
- Faschingsdienstag am 4. März 2025 (mit dem Tanz der Marktfrauen, dem Höhepunkt des Münchner Straßenfaschings).
In der heute eingemeindeten Stadt Pasing gibt es seit 1907 den kleineren Pasinger Viktualienmarkt mit 400 m² Verkaufsfläche. Tarifstand: April/Mai 2024.Diesen Beitrag auf YouTube ansehen: https://youtu.be/LXsNtofUdH4
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