Fortaleza und die Dünenstrände von Ceará
Lange Stadtstrände, Badetemperaturen von ganzjährig 29 ° und das Kulturzentrum „Dragão de Mar“ locken nach Fortaleza in den Nordosten Brasiliens. Eine Fahrstunde südlich gibt es drei wunderbare Strände, die zu den schönsten Brasiliens zählen.
Version 2024. Diesen Beitrag gibt es auch zu hören (MP3):
Anreise und Unterkunft direkt am Strand.
Nach meinem Aufenthalt auf den Kapverden erreiche ich nach einem vierstündigen Flug mit Cabo Verde Airlines um 17:35 Uhr Ortszeit Fortaleza.
Die Stadt ist die fünftgrößte Brasiliens mit ca. 2,5 Millionen Einwohnern, Landeshauptstadt des Bundesstaates Ceará und einer der wichtigsten Wirtschaftsstandorte des Landes. Ich wohne am schönsten Stadtstrand von Fortaleza, der „Praia de Iracema“.
Ein Spaziergang durch die Altstadt.
Ein erster Spaziergang führt mich am nächsten Tag zur Festung „Nossa Senhora da Assunção“. Der erste Europäer an diesen Küsten war vermutlich der spanische Seefahrer Vicente Yáñez Pinzón im Jahr 1500.
Nach dem Vertrag von Tordesillas aus dem Jahr 1494 stand aber Portugal das Gebiet zu, die Portugiesen versuchten eine Besiedelung der Küste um 1534 und nach 1603, scheiterten aber jeweils nach Dürreperioden. Ab 1631 gab es Versuche der Niederländer die Küste zu erobern. Von 1637 bis 1644 konnten sich die Holländer in Fortaleza erstmals festsetzen.
Im Jahr 1649 landete Mathias Beck mit seiner Flotte in Fortaleza. Im Auftrag der Niederländischen Westindien-Kompanie WIC wurde das „Fort Schoonenborch“ errichtet. 1654 zogen die Niederländer aber endgültig wieder ab, nach dem die Portugiesen Pernambuco durch ihre Armada eingenommen hatten und damit keine Waren mehr nach Ceará gelangten. Die Portugiesen übernahmen die Festung und benannten sie in „Forte de Nossa Senhora da Assunção“ um.
An die Festung schließt sich der kleine Park am „Platz der Märtyrer“ an, in dem das Brasilholz „Pau-brasil“ wächst, der Namensgeber Brasiliens.
Auf der anderen Seite des Parks steht das alte Gefängnis, in dem sich heute das „Centro do Turismo“ befindet.
Etwas weiter westlich steht der heute fast verwaiste Bahnhof „Estacao Ferroviara Joao Felipe“, in den Jahren 1872 bis 1880 im neoklassizistischen Stil als Endpunkt der Westbahn erbaut.
Südlich erstreckt sich das heutige Zentrum von Fortaleza mit dem zentralen Platz „Praça do Ferreira“. Das „Teatro José de Alencar“ am gleichnamigen Platz besteht aus einer eigenwilligen Gusseisenkonstruktion im Jugendstil, vorgefertigt in den Jahren 1908 bis 1910 in Glasgow. Die Kathedrale in neogotischen Stil ist das drittgrößte Gotteshaus Brasiliens und fasst 5.000 Gläubige. Die beiden Türme sind 75 Meter hoch.
Das Gebäude des Zentralmarkts wurde im Jahr 1975 an Stelle des alten Markts von 1809 errichtet. 553 Läden und Stände bieten ihre Produkte an, im Keller befindet sich eine Parkgarage.
Praia de Iracema – Stadtstrand und Künstlerviertel.
Östlich der Festung und des Marktes beginnt der Stadtteil „Praia de Iracema“ mit dem breiten, langen Sandstrand der nahtlos in die Stadtstrände „Praia de Meireles“ und „Praia Mansa“ übergeht.
Die 4 Kilometer lange „Avenida Beira Mar“ ist von Hotels, Bars und Restaurants gesäumt und erschließt die Strände. Einige Stellen am Strand „Praia de Iracema“ sind zum Surfen geeignet.
Empfehlenswert sind hier die Churrasco und Rodizio Grill-Restaurants. Hier gibt es „Espetos“, Grillspieße in unterschiedlichen Ausführungen, je nachdem, was für eine Art von Fleisch oder Würstchen sich über der Glut drehen sollen.
Sind die Fleischstücke rundherum schön braun und kross gegrillt, nimmt der „Churrasqueiro“ den Spieß vom Grill, bringt ihn an den Tisch und schneidet mit einem scharfen Messer von außen ein paar Scheiben ab und legt sie auf die Teller der Gäste. Nach dem Abschneiden kommt der Spieß zurück auf den Grill.
Diese klassische Servierform wiederholt sich mehrmals mit unterschiedlichem Fleisch und nennt sich Rodizio – ein „Kreislauf zwischen Grill und Tisch“. Dazu gibt es noch ein reichhaltiges Beilagen-Buffet.
Im Osten von „Praia de Iracema“ gibt es die legendäre „Pirata-Bar“. Hier wird seit dem Jahr 1987 der „Verrückteste Montag der Welt“ zelebriert. Die große Bar mit Tischen drinnen und im Freien öffnet jeden Montag um 20:00 Uhr. Tausende Besucher, teils in Doppelstockbussen aus ganz Ceará angereist, entern das Gelände, auf dem auch ein Piratenschiff steht.
Ab 20:30 Uhr spielt die „Forró Footwear Slipper Band“ abwechselnd mit der „Zé Testinha Gang“ die Musik und den Tanz des Nordostens, den Forró mit Handharmonika oder Akkordeon, Trommel und Triangel, neuerdings ergänzt auch durch Flöte, Geige und Kontrabass. Ab Mitternacht wird dann Reggae, Pop, Salsa, Xaxado, Stamp und Axa geboten.
Dragão do Mar – Zentrum des Nachtlebens, von Kunst und Kultur.
An anderen Tagen zieht es mich regelmäßig zum Platz „Dragão de Mar“, etwa 1 Kilometer von der „Praia de Iracema“ entfernt.
Neben den Ständen der Kunsthandwerker, die hier ihre Arbeiten verkaufen, gibt es viele Bars, Kneipen und Restaurants. Besonders oft besuche ich die „Órbita-Bar“ mit Live-Bands, die Hard Rock und Punk spielen.
Es gibt auch Lokale für Raggae- und Forró-Freunde. Eine klassische Diskothek ist der „Berlinda-Club“ und ein Nachtclub der „Complexo Armazém“ am Platz.
Das Kunst- und Kulturzentrum „Dragão do Mar“ mit 30.000 m² Fläche besteht aus dem „Kulturmuseum von Ceará“ mit sechs Ausstellungsräumen lokaler Künstler und einem kleinen Archiv mit Dokumenten aus der Geschichte des Bundesstaates, aus dem „Museum für zeitgenössische Kunst“ auf einem Raum von 700 m², dem „Rubens de Azevedo Planetarium“, einem der modernsten der Welt, komplett mit deutscher Technologie gebaut, einem großen Kino und einem Amphitheater.
Eine gute Stunde Fahrt nach Süden bringt mich zu drei wunderbaren Stränden beim Städtchen Beberibe, die zu den schönsten des Landes zählen:
Morro Branco – berauschende bunte Klippenlandschaft.
Durch ein Labyrinth, begrenzt von erodierten Felsmauern, Dünen und Sandsteinklippen in zwölf verschiedenen Farben führen Wanderwege zum flachen Strand.
Hier war der Drehort von zahlreichen nationalen und internationalen Filmproduktionen, Seifenopen und Serien. Vom Meer aus glühen die Felsen im Sonnenuntergang (Titelfoto).
Gleich südlich schließt sich ein weiterer Strand an, der
Praia das Fontes – klare Quellen im Sandstein.
Hier entspringen Süßwasserquellen in den farbigen Klippen, es haben sich Höhlen und Grotten mit glasklarem Wasser gebildet, das Nass schmaler Wasserfälle perlt hinunter zum Strand.
Besonders schön ist die „Açucena-Höhle“. Hier war ich mit einer kleinen Gruppe Touristen aus aller Welt in drei Buggys am Strand unterwegs.
Die Dünenlandschaft Uruaú.
Ein wenig südlich wähne ich mich plötzlich in der Sahara. Hohe Sanddünen erstrecken sich von der Atlantikküste kilometerweit ins Land.
Unser einheimischer Fahrer erklimmt mühelos die höchsten Stellen mit seinem Buggy. Mitten in den Sanddünen erblicken wir einer Fata Morgana gleich, eine Lagune mit ein paar Palmen und einer urigen Bar.
In der Lagune ankert sogar ein Tretboot, das man hier ausleihen kann. Am Ende der Lagune hat der einheimische Wald noch dem Flugsand getrotzt.
Nach den Besichtigungen geht es mit dem Buggy zurück zur „Praia de Morro Branco“. Abseits der farbigen Klippen gibt es einen schönen Strandabschnitt zum relaxen.
Auf dem Sand liegen traditionelle Segelboote und in der Strand-Bar mit Gastronomie machen wir uns es in den Liegestühlen bequem. Dann verlockt noch das Meer zu einem Bad.
Zwei bemerkenswerte Beobachtungen muss ich noch loswerden: 1. So gut wie kein Mensch spricht hier Englisch, zumindest ein Abendkurs in Portugiesisch vor der Reise ist empfehlenswert. Manchmal kam ich mit etwas Spanisch oder Französisch auch weiter.
2. Die Autofahrer fahren hier sehr diszipliniert, halten sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen in der Stadt und stoppen an der roten Ampel – ich war positiv überrascht, denn ich hatte etwas Anderes erwartet.
Diese Reise fand im März 2008 statt. Ich reiste allein. Überarbeitet im Dezember 2023. Tarifstand März 2024. Diesen Beitrag auf YouTube ansehen: https://youtu.be/kjriuae9Ui0
Alle Beiträge – Inhaltsverzeichnis
Weitere Berichte aus Südamerika auf meiner Website: