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Auf der Amalfitana – die Traumstraße Italiens

Die Steilküsten der Halbinsel von Sorrent sind von atemberaubender Schönheit. Die “göttliche Küste” im Süden, die Costiera Divina, zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe und wird von der schönsten Küstenstraße Italiens erschlossen, der Amalfitana.

Diesen Beitrag gibt es hier auch zum Hören (MP3):

Air Dolomiti

Anreise nach Sorrent.

1. Tag: Wir nehmen den Lufthansa-Flug LH 4050 um 09:10 Uhr von München nach Neapel. Der Flug wird von Air Dolomiti durchgeführt, einer 100 %igen Tochtergesellschaft der Lufthansa Group. Uns wird nicht langweilig bis zu unserer Ankunft in Kampanien, haben wir doch bei herrlichem Wetter beim Überflug eine grandiose Aussicht auf Innsbruck, den Alpenhauptkamm, die Dolomiten und die Brenta, später auf den Lago di Bolsena kurz vor Rom und schließlich beim Landeanflug auf den Vesuv.

Flug über die Alpen

Wir nehmen nicht den direkten Bus von “Curreri Viaggi” nach Sorrent, sondern den Flughafenbus “Alibus” zur Piazza Garibaldi. 100 Meter südlich des Hauptbahnhofs startet die Regionalbahn “Ferrovia Circumvesuviana”, die Neapel mit vielen Ausflugszielen verbindet.

Vesuv

Auf der Fahrt von Neapel nach Sorrent entlang des Golfs von Neapel hält der Zug auch in Ercolano Scarvi. Hier unterbrechen wir unsere Anreise um die Ausgrabungen von Herculaneum zu besichtigen. Der Eingang ist nur gut 400 Meter von der Station entfernt und der Stationsvorsteher ist so freundlich, für die Zeit unseres Aufenthalts unser Gepäck zu verwahren. Über unseren Besuch hier berichte ich ganz am Ende dieses Beitrags.

Heculaneum - Eingang

Am späten Nachmittag erreichen wir dann Sorrent, eine Gründung der Phönizier aus dem 7. Jahrhundert vor Chr. Wir laufen die 500 Meter zu unserem “Hotel Zi Teresa” zu Fuß und beziehen dort unser Zimmer.

Das Abendessen findet in traditionellem Rahmen statt, es gibt ein schmackhaftes Drei-Gang-Menü, das von den beiden freundlichen und umsichtigen Kellnern aufgetragen wird.

Positano an der Amalfitana

Auf der Amalfitana – Eine Wanderung von Montepertuso nach Positano

2. Tag: Heute lassen wir uns über die Traumstraße Italiens chauffieren. Die Amalfitana verbindet Sorrent mit Positano, Amalfi und Salerno. Vor dem Bahnhof steht schon der Linienbus. Wir nehmen auf der rechten Seite Platz um den besten Ausblick auf die steil abfallende Küste und den Golf von Salerno zu haben. Der Bus überquert zunächst einen Höhenrücken um uns auf die Südseite der Halbinsel zu bringen. Etwa 100 Meter über dem Meer führt die kurvenreiche und meist schmale Straße am Felshang entlang. Nach 50 Minuten erreichen wir Positano und steigen an der Haltestelle “Chiesa Nuova” aus.

Das Bergdorf Montepertuso oberhalb der Amalfitana

Von hier verbindet ein kleiner lokaler Bus Positano mit dem Bergdorf Montepertuso, das wie ein Adlerhorst über Positano thront. Von hier wandern wir auf einem fantastischen Treppenweg über ca. 1.500 Stufen die 350 Höhenmeter hinunter zur Kirche Santa Maria Assunta im alten Zentrum von Positano.

Amalfi-Zitronen

Am Wegesrand stehen Zitronenbäume und betören uns mit ihrem Duft. Unterwegs haben wir immer wieder einen herrlichen Ausblick auf die schroffen Berge, das smaragdgrüne Tyrrhenische Meer und das malerisch an den Hang gebaute ehemalige Fischerdorf.

Auf dem Wanderweg von Montepertuso nach Positano oberhalb der Amalfitana – Im Hintergrund die Li Galli Inseln

„Ich habe das Empfinden, dass die Welt in Positano senkrecht steht“, staunte John Steinbeck einst. Über der Kirche Santa Maria Assunta mit ihrer bunten Majolika-Kuppel mit gelben, grünen und blauen Kacheln ragen übereinander geschachtelte Häuser mit rosa-, ockerfarbenen und weißen Fassaden empor.

Santa Naria Assunta - Positano an der Amalfitana

Dazwischen winden sich Gassen und Stiegen den Hang hinauf, gesäumt von wildem Wein, Bougainvillea und Hibiskus. In den Häusern findet man kleine Hotels und Pensionen, Restaurants, Boutiquen, Keramikläden und -werkstätten. In Souvenirläden kann man den Limoncello-Likör, Seife und Duftöle kaufen, hergestellt aus Amalfi-Zitronen. Ihr intensives Aroma und ihre Größe unterscheiden sie von gewöhnlichen Zitronen.

Positano an der Amalfitana

Unterhalb der Kirche liegt der kleine Strand von Positano, der im Hochsommer sicher überlaufen ist. Wir verlassen den Ortskern auf der “Via Christoforo Colombo”  in östlicher Richtung. Vor der Weiterfahrt kehren wir in einem der Terrassenrestaurants ein, erfreuen uns über ein mediterranes Mittagessen und genießen den Blick auf Positano. Am Ende der Straße an der Einmündung zur Amalfitana steigen wir an der Haltestelle “Positano Sponda” in den nächsten Linienbus Richtung Amalfi ein.

Dattelpalme an der Amalfitana

Auf der Amalfitana – über Praiano weiter nach Amalfi

Herrschaftliche Anwesen mit hellblauen Swimmingpools, beschattet von Pinien und Zypressen, säumen jetzt die Steilküste. Viele Prominente bevölkerten diesen Küstenabschnitt. Neben John Steinbeck waren dies Lord Byron, Maxim Gorki, Patricia Highsmith, Pablo Picasso, Tennessee Williams, Alberto Moravia, Elizabeth Taylor und Richard Burton.

An der Amalfitana - Schiff Club Med 2

Vor der Küste liegen drei Felsinsel, die Li Galli. Der Tänzer Rudolf Nurejew kaufte sich die Inseln im Jahr 1989 um seine Lebensabend hier zu verbringen. Er lebte in einer Villa, die Le Corbusier gut 50 Jahre vorher umgebaut hatte. An der Klippe “Scoglio dell`Isca” vorbei erreichen wir Praiano. In diesem pittoresken Küstenort hatten ab dem 13. Jahrhundert die Dogen von Amalfi ihre Sommervillen. Heute bieten gut ein Dutzend Hotels hier ein Quartier.

Auf der Amalfitana

Fünf Straßenkilometer weiter auf der Amalfitana: Hier führen Stufen hinunter zum Meer. Unten kann man eine kleine Bootsfahrt ins Innere der Smaragdhöhlen (Grotta dello Smeraldo) unternehmen.

Amalfi-Zitronen

50 Minuten nach unserer Abfahrt in Positano erreichen wir schließlich die namensgebende Stadt der Traumstraße Amalfitana. Der Busbahnhof von Amalfi befindet sich am kleinen Hafen der ehemaligen Seerepublik. Schon früh widmeten sich die Bewohner dem Seehandel. Im Jahr 846 schickte die Stadt von hier aus Schiffe zur Verteidigung Roms. Mit den ersten Herzögen wurde die Seerepublik Amalfi ab 958 zum mächtigen Handelszentrum zwischen Orient und Okzident. Arabische Reisende schilderten Amalfi als „reich und glanzvoll“. Seine Reeder und Kaufleute dominierten den Seehandel rund um das Mittelmeer über ein Jahrhundert lang, bevor sie von der Konkurrenz aus Pisa und Genua überflügelt wurden.

Amalfi - das Zentrum der Amalfitana

Am Felshang über dem Hafen ragen in drei Etagen mehrstöckige Häuser empor, gekrönt von der 1082 erbauten Kirche St. Blasius (San Biagio). Östlich führt ein Tor in die enge Altstadt. Die Gasse weitet sich am Domplatz. Eine Freitreppe mit 62 Stufen führt hinauf zur Kathedrale St. Andreas. Sie ist zweiteilig: Der ältere Teil besteht aus der Kruzifixbasilika mit einen Kern aus dem Jahr 595 und der neuere aus einer großen dreischiffige Basilika, erbaut um das Jahr 1100 im romanischen Stil.

Dom von Amalfi - Amalfitana

120 schlanke Säulen fassen den schönen Paradieskreuzgang ein, der im 13. Jahrhundert als Friedhof für amalfitanische Edelleute errichtet wurde. In der Krypta werden seit 1208 die Gebeine des Apostels Andreas aufbewahrt. Die Grabstelle des Heiligen wurde im 17. Jahrhundert ebenso barockisiert, wie andere Teile des Doms.

Obst- und Gemüseladen in Amalfi - Amalfitana

Bei unserem Rundgang durch den Ort bewundern wir die bunten Auslagen der Obst- und Gemüsegeschäfte und erstehen eine Flasche Limoncelllo. Vor unserer Rückfahrt auf der Amalfitana nach Sorrent gönnen wir uns noch einen belebenden Cappuccino in einem der traditionellen Cafés. Karte Amalfitana.

Marina Piccola von Sorrent - dem Startpunkt der Amalfitana

Sorrent – Aussichtsbalkon über dem Golf von Neapel.

Sorrent liegt auf einem Tuffsteinplateau 50 Meter über dem Golf von Neapel und wirkt wie ein gigantischer Aussichtsbalkon. In der ersten Reihe stehen ehrwürdige Hotels aus der Belle-Époque. Im Gegensatz zu den engen Ferienorten an der “göttlichen Küste” kann sich Sorrent ausbreiten.

Weingarten hinter dem Hotel Zi Teresa

Obwohl sich unser “Hotel Zi Teresa” mitten in Sorrent befindet, blicken wir von unserem Zimmer auf einen ausgedehnter Weingarten in dem die Weine “Penisola Sorrentina DOC” kultiviert werden. Nach dem Abendessen im Hotel bummeln wir noch auf dem Corso Italia ins Zentrum zur Piazza Angelina Lauro mit ihrem kleinen Park.

Carremar-Fähre Sorrent - Capri

3. Tag: Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Taxi die zwei Kilometer hinunter zur Marina Piccola, wo unsere Fähre auf die Insel Capri wartet.

Service Sorrent und Amalfitana:
Flug mit Lufthansa von München oder Frankfurt nach Neapel und zurück ab 137 € (Tarif mit Handgepäck).
Transfer ab Flughafen Neapel – 8 x täglich direkte Linienbusse (Curreri Viaggi-Fahrzeit 75 Minuten) nach Sorrent 10 €.
Hotel Zi Teresa in Sorrent DZ ab 139 € inkl. Frühstück.
Linienbus Sita Linie 5070 Amalfitana – meist halbstündlich – Tageskarte 10 € – mit Interno Positano (Ortsbus) 12 €.
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Die letzten Stunden von Herculaneum – eine Recherche vor Ort.

Rückblick auf den 1. Tag: Auf der Anreise haben wir einen Stopp in Herculaneum eingelegt. Schon einige Wochen vor unserer Reise waren wir in unserer Heimatstadt München in der Ausstellung “Die letzten Stunden von Herculaneum” in der Archäologischen Staatssammlung. So sind wir auf die Besichtigung vor Ort schon bestens eingestimmt.

Herculaneum

Die Siedlung wurde von Griechen, Etruskern und Sannitern bewohnt, bevor sie im 4. Jahrhundert v. Chr. an die Römer überging. im Jahr 79 n. Chr. brach der Vesuv aus. Damals löschte eine Schlammlawine und eine 500° heiße pyroklastische Wolke jegliches Leben in Herculaneum aus. Danach wurde die Landschaft am Vesuv von einer bis zu 25 Meter hohen Schicht aus Asche und Bimsstein verschüttet. “Die letzte ewige Nacht sei über die Welt hereingebrochen” berichtete der Augenzeuge Plinius der Jüngere an Tacitus.

Herculaneum

Herculaneum wurde 1709 beim Anlegen eines Brunnens wiederentdeckt, Jahrzehnte vor der Entdeckung von Pompeji. Freigelegt wurde u.A. die Patriziervilla (heute: Villa dei Papiri) von Lucius Calpurnius Piso, dem Schwiegervater von Gaius Julius Caesar. Wundervolle Fundstücke, Marmor- und Bronzeskulpturen, Papyrusrollen, Reliefs, Mosaiken und Alltagsgegenstände lösten den europäischen Klassizismus aus. Bildende Kunst, Kunstgewerbe, Mode und Architektur holten sich neue Anregungen – der “antike Stil” war plötzlich en Vogue.

Herculaneum – Neptun und Amphitrite, Wandmosaik im Haus Nr. 22

In Herculaneum sind durch die Schlammlawine, die sich über die Stadt ergoß, viele Dinge besser erhalten geblieben als in Pompeji, das nur von der giftigen Wolke und dem Ascheregen bedeckt worden ist., darunter auch Holz, Papyrus, Keramik, Alltagsgegenstände und sogar Lebensmittel. Nach einer längeren Unterbrechung der Ausgrabungen wurde ab 1927 das südliche Viertel freigelegt. In diesem ehemaligen Wohnviertel befinden sich zum Meer hin ausgerichtete Villen mit Veranden und gut erhaltenen Wohn- und Schlafräumen inklusive der alten Möbel. Die Ausstattung dieser Häuser deutet auf einen gehobenen Wohlstand der Einwohner hin. Wegen der von vielen antiken Schriftstellern gepriesene Schönheit des Ortes mit dem prächtigen Blick über die Bucht von Neapel und seiner reinen Luft wurde Herculaneum gerne als Sommerfrische von reichen römischen Familien gewählt.

Herculaneum

Im Jahr 1982 kam es dann am Strand zu einem neuen, aufsehenerregenden Fund: Die Bootshäuser mit Hunderten Skeletten von Männern, Frauen und Kindern, die auf ihrer Flucht in Sekundenschnelle den Tod fanden. Diese vermitteln neue Erkenntnisse über Alter, Aussehen, Ernährung und Krankheiten der Einwohner von Herculaneum im Jahr 79.

Service Herculaneum:
Anreise von Neapel oder Sorrent nach Ercolo Scarvi mit der Regionalbahn Circumvesuviana 3,90 €.
Eintritt 11 €.
Werbung: Ein Hotel in Sorrent, Positano, Praiano oder Amalfi bei


Diese Reise fand Ende Oktober 2006 statt. Ich reiste mit meiner Frau. Tarifstand: Oktober 2020.

Weitere Berichte aus Italien und Malta auf meiner Website:

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