Die Landshuter Hochzeit und die alte Herzogstadt an der Isar
Eines der letzten großen Feste des ausgehenden Mittelalters war die Landshuter Hochzeit im Jahr 1475. Dieser Beitrag lädt zu einen Spaziergang durch die alte Herzogstadt an der Isar ein, erzählt die Geschichte der Hochzeit und zeigt wie die historischen Ereignisse heute alle vier Jahre erneut zum Leben erweckt werden.
Version 2025. Diesen Beitrag hier anhören (Podcast – MP3):
Die nächste Aufführung der „Landshuter Hochzeit 1475“ findet vom 25. Juni bis 18. Juli 2027 statt.
Stadtrundgang durch die alte Herzogstadt.
Unsere Besichtigung starten wir an der Luitpoldbrücke. Am Zugang zur historischen Stadtmitte steht das mittelalterliche Ländtor. Es erhielt seinen Namen von der ehemaligen Floßlände an der Isar und ist eines der zwei Stadttore, die noch erhalten sind. Wir spazieren bei herrlichem Spätsommerwetter auf der Isarpromenade flussabwärts.
Sie bildet hier gleichzeitig den „Isarradweg“. Restaurants und Cafés haben ihre Stühle im Freien stehen. Der Ländsteg führt hinüber auf die Mühleninsel mit dem „Restaurant Rauchensteiner“, das sich im Gebäude eines Sägewerks aus dem 19. Jahrhundert befindet. Teile der Bausubstanz stammen sogar aus dem 15. Jahrhundert.
Wir gehen jedoch geradeaus weiter an Isar entlang zum „Heilig-Geist-Spital“, das im Jahr 1208 in einer Urkunde erstmals erwähnt wird, nur vier Jahre nach der Stadtgründung Landshuts. Es lag damals außerhalb der Stadt und war für die Kranken- und Altenpflege sowie für die Versorgung der Armen zuständig. Im Jahr 1728 wurde das Spital umgebaut, dabei blieben nur einzelne gotische Pfeiler und Gewölbe erhalten. Auch heute noch beherbergt das Haus ein Alten- und Pflegeheim mit 116 Betten.
Die Heilig-Geist-Kirche gegenüber ist eine dreischiffige, spätgotische Hallenkirche die heute für Ausstellungen der Stadt Landshut genutzt wird. Wir hatten Gelegenheit Skulpturen des modernen Bildhauers Fritz Koenig in diesen schönen spätgotischen Kirchenräumen des Baumeisters Hans von Burghausen zu sehen.
Die wohl bekannteste Skulptur „The Sphere“ (auch Kugelkaryatide) von Koenig überstand beschädigt den Einsturz der Türme des World Trade Centers am 11. September 2001 und steht heute im Liberty Park in New York.
Wir folgen der Hauptachse des mittelalterlichen Kerns von Landshut, kurz „Altstadt“ genannt. An der Einmündung zur Ländgasse stehen einige hübsche Bürgerhäuser mit gotischen Treppengiebeln und barocken Valuten- und Schweifgiebeln.
Auf der Ostseite der „Altstadt“ steht das imposante Rathaus, das aus drei gotischen Giebelhäusern besteht. Im Jahr 1380 erwarb der Rat der Stadt das mittlere Haus, in das später der Prunksaal eingebaut wurde. 70 Jahre später wurde das linke Gebäude angekauft, wo sich heute das Tourismusamt mit einem Informationszentrum befindet. Wiederum 50 Jahre später kam noch das rechte Gebäude dazu. Die drei Häuser wurden 1861 durch eine neugotische Fassade miteinander verbunden.
Die Stadtresidenz auf der gegenüberliegenden Seite besteht aus zwei architektonisch unterschiedlichen Bauten. Dies ist zum einen der östliche Bauteil zur „Altstadt hin“, der „Deutsche Bau“, begonnen von Herzog Ludwig X. im Jahr 1536 und umgestaltet um 1780 mit einer früh-klassizistischen Fassade. Während einer Reise nach Mantua begeisterte sich der Herzog an der Pracht des von Giulio Romano erbauten „Palazzo del Te“ und verpflichtete darauf hin italienische Baumeister für den weiteren Ausbau der Stadtresidenz. Es entstand nun an der Westseite der „Italienische Bau“, der erste Renaissancepalast nördlich der Alpen.
Unter Experten gilt der „Italienische Bau“ als ein Hauptwerk der Hochrenaissance und war als solches auch wiederum Vorbild für spätere Palastbauten in Italien. Besonders der bekannte Architekt Andrea Palladio wurde in seinem späten Werk von dem Landshuter Gebäude stark beeinflusst.
Im Süden der Altstadt ragt St. Martin empor, die Hauptkirche und das Wahrzeichen Landshuts. Die hoch- und spätgotische Hallenkirche zählt aufgrund ihrer Ausmaße und ihrer eindrucksvollen Raumwirkung zu den bedeutendsten Sakralbauten Süddeutschlands.
Die Höhe des Innenraums mit ihren extrem schlanken Pfeilern, die das Gewölbe tragen, beträgt 29 Meter. Die bedeutendsten Kunstwerke sind eine Madonna von Hans Leinberger aus dem Jahr 1525 und das monumentale Chorbogenkreuz des Ulmer Meisters Erhard, das ca. 1495 entstand. In einem Schrein werden die Gebeine des Heiligen Kastulus aufbewahrt. Von 1389 bis zum Jahr 1500 wurde an dieser Kirche gebaut. Sie gilt als das Hauptwerk des Meisters Hans von Burghausen.
Um das Jahr 1441 begann man mit dem Bau des höchsten Backsteinturms der Welt mit knapp 130 Metern Höhe. Die Bürgerschaft wollte damit auch den hoch über der Stadt auf der Burg regierenden bayrischen Herzögen baulich Paroli bieten.
Die Burg von Landshut.
Die von weitem sichtbare Burg oberhalb der Altstadt sollte dem Namen nach dem Land Behütung und Schutz gewähren, sie wird erst später ab dem 16. Jahrhundert „Trausnitz“ genannt. Ludwig der Kelheimer, ein wichtiger Herrscher in der Zeit der Kreuzzüge, errichtete diese gewaltige Festung ab dem Jahr 1204. Im Jahr 1235, als Kaiser Friedrich II. zu Gast in Landshut weilte, war die Burg bereits fertiggestellt. In der Folgezeit bildete sie ein Zentrum der Reichspolitik und der staufischen Kultur. So weilten mehrere Minnesänger, unter anderem auch Walther von der Vogelweide und Tannhäuser, auf der Burg.
Von 1255 bis 1503 war die Burg Regierungssitz der Wittelsbacher Herzöge von Niederbayern. Besonders unter den „Reichen Herzögen“ von Bayern-Landshut erfuhr sie im 15. Jahrhundert zahlreiche Um- und Erweiterungsbauten. So entstanden der Fürstenbau und die „Neue Dürnitz“, die Ringmauern wurden erhöht und erweitert, sowie die markanten Wehrtürme errichtet.
Herzog Ludwig X. von Bayern stattete im 16. Jahrhundert Burg Trausnitz im Stil der Renaissance aus. Herzog Wilhelm V. scharte hier von 1568 bis 1579 eine große Zahl bedeutender Künstler, Musiker und Komödianten um sich.
Später entsprach die Anlage nicht mehr dem Zeitgeschmack. Sie wurde im 18. Jahrhundert Kaserne und Gefängnis, dann wurde eine Wollzeug- und Seidenmanufaktur eingerichtet, ab 1831 gar ein Cholerahospital. Im Jahr 1869 wurden im 2. Obergeschoss des Fürstenbaus einige Zimmer für König Ludwig II. umgestaltet, die er jedoch nie benutzt hat.
Am 21. Oktober 1961, früh um 4 Uhr, bricht im Fürstenbau Feuer aus, das sich schnell ausbreitet. Das Innere des Fürstenbaus stürzt brennend ein und der St. Georgs-Rittersaal über der Kapelle brennt aus. Schuld war ein nicht ausgeschalteter Tauchsieder. Heute ist der Fürstentrakt wieder aufgebaut, einige Kunstschätze und wertvolle Fresken sind jedoch unwiederbringlich verloren.
Die Landshuter Hochzeit.
Im Vierjahresturnus wird die „Landshuter Hochzeit“ gefeiert, die Ludwig der Reiche zur Vermählung seines Sohnes Georg mit der polnischen Königstochter Hedwig im Jahr 1475 ausrichtete. Weit über 2.000 Mitwirkende lassen in originalgetreuen Kostümen dieses herausragende Fest mit der ganzen Pracht des späten Mittelalters in unserer Zeit wieder aufleben. Die nächste Veranstaltung findet im Sommer 2027 statt.
Im Jahr 1475…..
….regiert im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation seit 35 Jahren Kaiser Friedrich III., im Teilherzogtum Bayern-Landshut seit 25 Jahren der Wittelsbacher Herzog Ludwig der Reiche. Sein Sohn Herzog Georg der Reiche ist in Burghausen aufgewachsen, einer der größten Burgen Europas, seit Generationen im Familiensitz der Landshuter Herzöge. Er wurde mit 13 Jahren bereits zu den Regierungsgeschäften in Landshut zugezogen und rückte zum Mitregenten auf. Im Alter von 20 Jahren ist er der Bräutigam. Die Landshuter Hochzeit von 1475 findet im ausgehenden Mittelalter, somit noch in der „alten Zeit“ statt.
Die Neuzeit steht bereits vor der Tür. Im Jahr 1471 war in Nürnberg Albrecht Dürer geboren worden, 1473 Kopernikus und 1475 Michelangelo, 1483 sollte Martin Luther folgen und im Jahr 1492 entdeckte Kolumbus Amerika.
Im Herbst des Jahres 1475 brach die 18-jährige Braut mit großem Geleit in Krakau auf. Hedwig, geboren 1457 in Krakau, war die Tochter des Königs Kasimir von Polen und Großfürsten von Litauen und seiner Gattin Elisabeth von Habsburg. Hedwig traf nach zweimonatiger Reise am 14. November, einem Sonntag, in Landshut ein. Zu beiden Seiten von deutschen und polnischen Fürsten in prunkvollen Gewändern begleitet, und angekündigt von über einhundert Trompetern und Paukern, wurde die Braut in die Stadt zur Martinskirche geleitet. Es wird berichtet, dass damals zehntausend Gäste bei dieser Hochzeit anwesend waren.
Auch heutzutage….







Hier stach im Jahr 1475 Graf Ulrich der Vielgeliebte von Württemberg hervor. Seine verstorbene Frau Elisabeth von Bayern war eine Schwester des Landshuter Herzogs Ludwig der Reiche gewesen. Ihr gemeinsamer Sohn Graf Eberhard VI. hatte die Tochter von Markgraf Albrecht von Brandenburg geheiratet. Die Württemberger führten 582 Pferde mit sich.
Businenbläser mit ihren langestreckten Trompeten laufen vor dem Reisewagen von Margarethe, der Kurfürstenwitwe von Sachsen, geborene Herzogin von Österreich und Großmutter des Bräutigams. Die „Alte von Sachsen“ und ihre Enkelin Christine, Tochter des Kurfürsten Ernst von Sachsen, reisten damals mit 385 Pferden.


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Es folgen nun nach den Salzburger Trompetern die geistlichen Herren, der Erzbischof Bernhard von Salzburg, der Bischof von Chiemsee, der Propst von Berchtesgaden, die Bischöfe von Bamberg, Eichstätt, Augsburg, Freising und Passau und viele Äbte und Ordensleute.
Der berittene Herold des Herzogs und die herzogliche Wachen mit Standartenträger kündigen nun den Gastgeber Herzog Ludwig der Reiche von Bayern-Landshut an. Er wird in einer Sänfte getragen und von seinem Kanzler, dem Leibarzt, den Hofbeamten, Schwertträgern, Falkner und einer Garde in Rüstung und mit Ahlspießen bewaffnet gegleitet. Auch der Hofnarr darf hier nicht fehlen.
Nun folgen die Akteure des Ritterspiels, allen voran Herzog Christoph der Starke, der sich beim Turnier besonders hervortat. Dazu edle Herren im Harnisch zu Pferd und der Turnier-Vogt, begleitet von Knappen und Lanzenträgern.
Die Landshuter Hofkapelle spielt auf, gefolgt von Herzogin Amalie im Reisewagen begleitet von Hofmeister und Edeldamen, Pagenmeister und Pagen und Junker mit Damen.
Den Abschluß der Landshuter Abteilung im Festzug bilden Fahnenschwinger mit Wurffahnen.
Die königlich polnischen Trompeter kündigen die Braut und ihre Begleitung an, einen Junker mit Obristen zu Pferd, edle Herren und die polnische Hofmeisterin mit den Hofdamen. Der Bräutigam Herzog Georg der Reiche reitet neben dem goldenen Prunkwagen mit
Hedwig, der Braut, gefolgt von lichtertragende Pagen, dem Hofmeister, dem Marschall, polnischen Leibjägern, polnischem Adel zu Pferd, dem Reisewagen mit Begleiterinnen der Braut und dem Brautgutwagen unter Aufsicht von Thomas Trintschinky. Der Vizeschatzmeister des Königs führte das Aussteuerverzeichnis der Braut mit.
Nach Ringelstecher und Feuerkopfreitern bildet die herzogliche Hofküche und -schänke, Trommler und Pfeifer und ein Trosswagen mit Marketenderinnen,
Reisige mit Hetmann, Moriskentänzer, Komödianten mit ihrem Wagen und Fahrendes Volk den Abschluß dieses langen Festzuges.
Die weiteren Geschehnisse auf der Landshuter Hochzeit im Jahr 1475:
Das Brautpaar wurde vom Salzburger Erzbischof Bernhard von Rohr getraut. Anschließend führte der Brautzug durch die Altstadt zum Rathaus. Dort geleitete Kaiser Friedrich III. die Braut am Abend zum ersten Tanz, ehe man die Brautleute unter der Zeugenschaft der Fürsten in einem angrenzenden Zimmer zum Beilager zusammenlegte. Ein Schreiber berichtete: „Das Bett war sehr mit kostbaren goldenen Stücken behangen und die Decke auch, desgleichen die Pfühle und Kissen.“
Bei der Übergabe der Hochzeitsgeschenke am anderen Morgen überreichte der Hofmeister der Hochzeit, Markgraf und Kurfürst Albrecht Achilles von Brandenburg ein goldenes Schächtlein mit einem kostbaren Halsband im Wert von 10.000 ungarische Gulden. Dann folgte ein peinlicher Auftritt von Kaiser Friedrich III., der nichts schenken wollte. Erst nachdem ihn der Markgraf gewarnt hatte, dass ihm eine üble Nachrede daraus entstehen würde, schickte er seinen Grafen Haug von Werdenberg mit einer Brosche, die er selbst auf tausend Gulden, die umstehenden Herren aber nur auf die Hälfte schätzten.
Essen und Trinken, Musik und Tanz – eine Woche zechfrei für die Bürger.
Nach einem Gebot Herzog Ludwigs durfte während der Festwoche kein Wirt den Bürgern und den Gästen Essen und Trinken verkaufen. Kein Metzger sollte Fleisch, kein Bäcker Brot, kein Fischer Fisch feilbieten. Jedermann sollte seine Verpflegung von der herzoglichen Küche erhalten, die man eigens für die Landshuter Hochzeit in der Steckengasse eingerichtet hatte.
Außer der öffentlichen Küche waren beim Weinstadel zwei große Bottiche aufgestellt mit rotem und weißem Wein, „und wer da kam und begehrte Wein, dem gab man auf eine Person eine Maß und ein Hoflaibl Brot zu beiden Mahlen, früh oder spät“. Überdies lieferte man den hohen Herrschaften die Lebensmittel roh in ihre Herbergen, wo sie von den eigenen Köchen zubereitet werden konnten, 146 Köche wurden aus der herzoglichen Kasse entlohnt.
Die fürstlichen Gäste brachten die für das das tägliche Ritterspiel während der Landshuter Hochzeit notwendige Pferde und Rüstungen mit, so Pfalzgraf Philipp aus Amberg „Wägen mit Stechzeug“, Herzog Christoph aus München acht Stech-Rosse, Markgraf Albrecht von Brandenburg aus Ansbach sogar seinen Harnischmeister.
Die Turniere in der Altstadt, denen die Damen von den Fenstern aus zusahen, lösten an den folgenden Tagen Begeisterung aus. Am Freitag verließ der Markgraf Albrecht Achilles die Stadt in Richtung Heimat. Das Fest der Landshuter Hochzeit endete am Samstag mit der Abreise des Kaisers. Werbung:
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Ich reiste mit meiner Frau. Zuletzt waren wir im September 2019 in Landshut und übernachteten im „Boardinghouse Landshut“ am St.- Wolfgangs-Platz.
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Dieser Beitrag wurde im März 2025 überarbeitet – Tarifstand Sommer 2025 – das Programm 2027 folgt.
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Es gibt auf dieser Website auch einen interessanter Bericht über die Zweitresidenz der Reichen Herzöge: Burghausen mit der längsten mittelalterlichen Festung.
Diesen Beitrag auf YouTube ansehen: https://youtu.be/KqRFqpjjQIk
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