Nostalgie – Motorradtour auf der Route-des-Grandes-Alpes
Im Jahr 1978 fuhr ich mit meinem Bruder Thomas mit zwei Motorrädern die Route-des-Grandes-Alpes von der Zentralschweiz bis an die Côte d`Azur. Der höchste Alpenpass ist der Col de la Bonette mit 2.802 Meter Höhe.
Version 2022. Diesen Beitrag gibt es hier auch zum Hören (MP3):
1. Tag / 367 km: Wir starten in München und fahren durch das Allgäu zum Bodensee, den Hochrhein hinauf bis Chur und am Vorderhein entlang über den Oberalppass nach Andermatt.
Wir haben unsere Zeltausrüstung dabei und übernachten auf dem kleinen Campingplatz hinter dem Ort. Die Nacht wird empfindlich kühl, Andermatt liegt auf einer Höhe von 1.437 Metern.*
2. Tag / 363 km: Gleich am Morgen steht ein erster Höhepunkt der Reise an, der 2.429 Meter hohe Furkapass mit dem Rhônegletscher. Wir folgen der jungen Rhône flussabwärts bis Martigny.
Hier biegen wir links ab und fahren jetzt die Serpentinenstraße hinauf zum „Großen St. Bernhard-Pass“ auf 2.473 Meter Höhe.
Der Übergang wurde schon in der Eisenzeit genutzt. Unter Kaiser Claudius wurde ein Fahrweg gebaut und ein römischer Tempel errichtet. Im Jahr 1050 gründete der „Heilige Bernhard von Aosta“ ein Hospiz. Ab dem 17. Jahrhundert brachten die Augustiner-Möche die ersten Lawinenhunde hinauf. Napoléon querte mit seiner Armee im Jahr 1800 den Pass und ab 1905 gab es eine für Automobile befahrbare Straße. Wir passieren die italienische Grenze und fahren hinunter ins Aostatal. Bei Pré-Saint-Didier geht es wieder bergauf, diesmal hinauf zum „Kleinen St. Bernhard“ auf 2.181 Metern. Hier überqueren wir die französische Grenze. Gleich dahinter steht auf einem kegelförmigen Monolith die Statue des „Heiligen Bernhard von Menthon“, dem Schutzpatron der Alpenbewohner und Bergsteiger.
Die Route-des-Grandes-Alpes.
Es geht kurvenreich hinunter ins Tal der Isère. Noch vor Bourg-Saint-Maurice erreichen wir die „Route-des-Grandes-Alpes“ und folgen ihr nach Val-d`Isère. Hier hat sich ein großes Skigebiet entwickelt. Im Dezember findet hier das „Kriterium des ersten Schnees“ statt. Im letzten Winter gewann Marie-Therese Nadig aus der Schweiz die anspruchsvolle Weltcup-Abfahrt.
Dahinter steigt die Straße zum „Col de L`Iseran“ an, ein gewaltiger Alpenpass auf 2.770 Meter Höhe in einer grandiosen Landschaft. Rechts und links reichen die Schneefelder bis zur Straße.
Mit einem durchschnittlichen Gefälle von 7,5 % geht es ins Val Cenis hinunter, wo wir in der Jugendherberge von Lanslebourg übernachten. Es ist ein Gebäude aus groben Natursteinblöcken, das sehr gut in diese Landschaft passt.
3. Tag / 307 km: Über Modane fahren wir bis Saint-Michel-de-Maurienne. Am 12. Dezember 1917 gab es hier ein furchtbares Eisenbahnunglück bei einem Militärtransport mit ca. 700 Toten.
Links hinauf geht es mit unseren Motorrädern über den „Col du Télégraphe“ nach Valloire und weiter in zahlreichen Serpentinen zum oft von der Tour de France überquerten „Col de Galibier“ auf 2.646 Metern Höhe.
Von der Passhöhe haben wir einen tollen Blick zurück auf das Dach der Alpen, den gewaltigen Mont Blanc mit 4.807 Metern Höhe. Bei der Abfahrt kommen die Felszacken und die Gletscherlandschaft des 3.983 Meter hohen Berges Meije ins Blickfeld. Es folgt gleich ein weiterer Pass, der „Col du Lautaret“ (2.058 m).
Wir erreichen die Festungsstadt Briancon mit der von Vauban ausgebauten mächtigen Zitadelle. Am Nachmittag stehen noch weitere Pässe der „Route-des-Grandes-Alpes“ an. Zunächst folgt der „Col d`Izoard“ (2.360 m) mit seinen großen Geröllhalden, „Casse Déserte“ genannt.
Danach geht es weiter über den „Col de Vars“ (2.111 m) und den „Col de Restefonds“ (2.680 m). Den höchsten Punkt der „Route-des-Grandes-Alpes“ erreichen wir am „Col de la Bonette“ auf 2.802 Metern in den Seealpen.
Unterhalb des Passes übernachten wir in Saint-Étienne-de-Tinée am Flussufer. In dem kleinen Dorf findet heute ein Patroziniumsfest statt.
4. Tag / 108 km: Über Isola fahren wir ins Tal des Var und kommen nach Nizza an die „Côte d`Azur“. Für unser wohlverdientes Bier zahlen wir in der Stadt 15 Franc = 5 Mark!
Abschließend stecken wir im Verkehrsstau auf der unteren Corniche bis Monaco. In Menton nahe der italienischen Grenze endet die „Route-des-Grandes-Alpes“. Wir verbringen ein paar Tage auf einem Campingplatz an der Küstenstraße oberhalb des Mittelmeers, bevor wir die Rückreise antreten.
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Die Route Napoléon.
Auf unserer Rückreise fahren wir auf der „Route Napoléon“ von Cannes über die Parfümstadt Grasse nach St. André-les-Alpes. Ein Abstecher über die kurvenreiche „Route des Crêtes“ bringt uns von dort zum „Grand Canyon du Verdon“. Die „Route Napoléon“ führt dann weiter von St. André über Digne-les-Bains, Sisteron und Gap in die Olympiastadt Grenoble.
Über Chamonix-Mont Blanc zurück in die Schweiz.
Hinter Pontcharra erreichen wir wieder Savoyen und bei Albertville das Hochgebirge. Der Wintersportort Megève liegt auf einem sonnigen Aussichtsplateau über dem Tal der Arve.
Die aussichtsreiche Landstraße führt hinunter nach Chamonix am Fuß des höchsten Bergs der Alpen, dem schneebedeckten Mont-Blanc, nach Argentiére und Vallorcine und hinauf zum „Col de la Forclaz“, der schon wieder in der Schweiz liegt. Bei Martigny mündet diese Straße in die Passstraße zum Großen St. Bernhard ein und es schließt sich für uns der Kreis. Diesen Beitrag auf YouTube ansehen: https://youtu.be/3cksyGQQnO4
Eine ausführlichere Beschreibung der Route von München nach Martigny finden Sie im Beitrag „Nostalgie – mit vier Maschinen in den Hohen Atlas“
Die zurückgelegte Strecke betrug 2.387 Kilometer. Weitere Informationen: Pässe-Info
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Tarifstand September 2022
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