Kyoto – ein Ryokan, Tempel und Paläste
Japan ist ein wunderbares Reiseland in Asien und Kyoto, die alte Kaiserstadt, verbindet Tradition und Moderne. Der Garten um den Silbernen Pavillon ist ein Ort der Ruhe. Hier beginnt der von Kirschbäumen gesäumte Philosophenweg, der entlang eines kleinen Kanals zum Zen-Tempel Nanzen-ji führt.
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Unsere Japan Reise – Teil 3:
5. Tag: Auch heute frühstücken wir nochmal im französischen Bistro, nachdem wir in unserem Hotel in Osaka ausgecheckt haben und mit dem kostenlosen Shuttle-Bus des Hotels zum Bahnhof Umeda gefahren sind. Danach geht es mit der U-Bahn der Midosuji-Line eine Station südwärts zum Bahnhof Yodoyabashi. Fahrkarten müssen wir keine kaufen, da heute noch unser vor zwei Tagen erworbene “Kansai Throught Pass” gültig ist.
Eine Übernachtung im Ryokan – ungewohnt und unbequem.
In Yodoyabashi startet die Keihan Railway nach Kyoto, die uns direkt zur Station Shichi-jo bringt, nur 140 Meter von unserem vorgebuchten Quartier in Kyoto entfernt. Leider hat der Ryokan Otho trotz einer Bestätigung unserer Reservierung per Fax, das Zimmer anderweitig vergeben. Ich verlange von der Besitzerin die Buchung eines mindestens gleichwertigen Ryokan und die Übernahme der Taxikosten dorthin. Wir landen dann nur 5 Fahrminuten entfernt im Ryokan Hiraiwa, der auf der anderen Seite des Flusses Kamo liegt.
Die Zimmer in diesen traditionellen japanischen Unterkünften sind sehr einfach und ähneln einem Matratzenlager in unseren Bergen. Unser Zimmer ist nur mit Matten ausgelegt, dazu zwei zusammenrollbare Futons, ein winziger, niedriger Tisch, Mini-TV und ein kleiner, an der Wand aufgehängter Holzschrank. Das ganze Gasthaus besteht aus dünnen Wänden und es gibt nur ein Etagenbad. Nachts hören wir den Amerikaner drei Zimmer weiter schnarchen. Morgens wird ein einfaches warmes Frühstück zubereitet. Die Schuhe müssen wir an der Rezeption ausziehen und gegen Hausschuhe tauschen, für die Sanitärräume gibt es wieder andere Schuhe aus Kunststoff.
Kathedralen der Moderne – Bahnhöfe in Japan.
Kyoto ist auf drei Seiten von bewaldeten Bergketten umgeben und nur nach Süden hin offen. Dort liegt der Bahnhof von Kyoto, ein Kilometer mit dem Stadtbus vom Ryokan Hiraiwa entfernt. Der futuristische Bahnhof in Stahl-Glas-Architektur wurde 1.200 Jahre nach der Gründung der Stadt gebaut und 1997 eingeweiht. Die renommierte Architektin Hara Hiroshi schuf mit ihm eines der größten Gebäude Japans mit einer Fläche von 237.689 m² und 16 Stockwerke hoch.
Der älteste Tempel der neuen Kaiserstadt – der To-ji.
Als im späten 8. Jahrhundert dem Tenno Kammu der Einfluss der buddhistischen Mönche in der alten Hauptstadt Nara zu groß wurde, verlegte er 794 die Hauptstadt nach Kyoto. Hier sah der Kaiser nur zwei buddhistische Tempel vor, den Ost- und den Westtempel. Heute ist nur noch der Osttempel erhalten, der To-ji. Wir steigen am Bahnhof in die Kintetsu Railway und fahren eine Station zum To-ji.
Der Tempel wurde nach Zerstörungen im 16. Jahrhundert aufwendig rekonstruiert. Am beeindruckendsten ist die fünfstöckige Pagode aus dem Jahr 1644, mit 56 Metern die höchste in Japan.
Die großen Tempel der Hongan-Mönche.
Nach der Besichtigung von To-ji nehmen wir den Bus zu den nördlich gelegenen Tempeln der Hongan-Mönche. Der Bauplatz wurde ihnen im Jahr 1591 vom Reichs-Einiger Toyotomi Hideyoshi zugewiesen, nachdem er den Grund des alten, abgebrannten Tempels in Osaka als Bauplatz für seine große Burg auserkoren hatte.
Zuerst entstand der Westtempel Nishi Hongan-ji und ab 1602 der Osttempel Higashi Hongan-ji. Besonders schön sind die beiden großen Haupthallen mit ihren Walmdächern und die Karamon-Tore.
Eine Empfehlung: Essen im Bahnhofs-Tiefgeschoss.
Wir brauchen nur fünf Minuten zu Fuß, um zurück zum Bahnhof zu kommen. Hier gibt es im Untergeschoss mehr als 20 Restaurants die eine große Auswahl an verschiedenen Mittagsmenüs anbieten. Wir probieren zwei japanische Nudelgerichte:
Shoyu-Ramen sind gezogene Nudeln aus Weizenteig und werden in einer mit Sojasauce gewürzten Brühe serviert. Einlage sind Spinat, Weißkohl, Senfsaat, Bohnen, Shiitake-Pilzen, Lauchzwiebeln, Bambussprossen und Braunalgen.
Kake-Soba sind dünne Buchweizennudeln in Dashi-Brühe mit klein geschnittenen Frühlingszwiebel und Ingwer, einem Schuss Reiswein, Sojasauce, frittiertem Tofu, Garnelen im Tempura-Teig und einem Ei.
Die Burg Nijō – Sicherheit als oberstes Gebot.
So gestärkt steigen wir in eine U-Bahn der Karasuma-Line und fahren bis zur Station Karasuka Oike und von dort eine Station weiter mit der Tozai Line bis zur Station Nijo-jo Mae. Hier lernen wir eine völlig anders gestaltete Burganlage kennen, als wir sie mit der prächtig weißen, hohen Burg von Himeji kennengelernt haben. Die Anlage in Kyoto wurde 1603 vom mächtigen Shōgun Tokugawa Ieyasu angelegt und stark befestigt. Er hatte zuvor als der oberste Militärführer aus dem Kreis der Samurai den Sitz seiner Regierung weit in den Norden nach Edo (heute Tokio) verlegt um den politischen Einfluss des Tennō auf ein Minimum zu reduzieren. In der Burg Nijō, die als Sitz des Shōguns in der Kaiserstadt diente, war Sicherheit das oberste Gebot. Hier befinden sich für die mit Schwertern bewaffneten, getreuen Samurais versteckte Kammern in den Wohnbereichen und ein Dielenboden im Eingangsbereich, der nicht ohne laut zu knarren betreten werden konnte.
Der kaiserliche Garten.
Jetzt geht es zurück zur Karasuma-Line und mit ihr weiter nach Imadegawa. Hier befindet sich der Eingang zum Kaiserlichen Garten, heute ein öffentlicher Park und schöner Landschaftsgarten. Hier wohnte seit 1790 der jeweilige japanische Kaiser. Nach einem Brand entstand der heutige Kaiserpalast im Jahr 1855. Allerdings wurde schon 13 Jahre später der Sitz des Tennō nach Edo verlegt und die fast elf Jahrhunderte dauernde Kaiserzeit von Kyoto ging zu Ende.
Beiderseits des Kamo – zwei unterschiedliche Ausgehviertel.
Mit dem Bus fahren wir zurück in unser japanisches Gasthaus. Am Abend unternehmen wir einen Bummel auf einer schmalen Allee entlang des kleinen Kanals von Pontocho. Hier gibt es viel junges Publikum, nette Restaurants, Bars, Clubs und Diskos. Wir probieren eine Suppe mit Meeresfrüchten und trinken dazu ein Sapporo-Bier.
Anschließend überqueren wir den Fluss Kamo und bummeln durch enge Gassen mit geduckten Holzhäusern. Es ist das älteste Viertel der Stadt, Gion. Hier kann man mit etwas Glück noch Maikos und Geikos sehen, wie die Geishas von Kyoto bezeichnet werden. Eine Maiko ist zwischen 16 und 21 Jahre alt und befindet sich in einer fünfjährigen Ausbildung. Sie lernt dabei die traditionellen japanischen Künste wie Kalligrafie, das Spiel auf mehreren japanischen Musikinstrumenten, sie übt Konversation, Gesang und Tanz und lernt die Kunst der Teezeremonie zu beherrschen. Eine Geiko hat diese Fähigkeiten bereits erlernt und sollte dazu anmutig, charmant, gebildet, geistreich und schön sein, um Erfolg zu haben.
Für die Rückfahrt in unseren Ryokan nutzen wir die Keihan Railway und fahren eine Station von Shijo nach Shichijo.
Der Silberne Pavillon in einem bezaubernden Zen-Garten.
6. Tag: Nach dem Frühstück im Ryokan Hiraiwa nehmen wir einen Stadtbus zum nordöstlichen Stadtrand von Kyoto. Hier steht am Rand der des grünen Berges Daimon-ji der Tempel Ginkahu-ji. Ursprünglich als Landsitz des Shōguns Ashikaga Yoshimasa im Jahr 1482 erbaut, wurde die schön gelegenen Anlage nach seinem Tod in einen Zen-Tempel umgewandelt.
Heute steht der zweistöckige Silberpavillon im Zentrum eines wunderschönen Landschaftsgartens und im flachen Gebäude daneben (Titelfoto) befindet sich das älteste Zimmer für die japanische Teezeremonie und Vorbild vieler neuerer Teehäuser. Auch in unserer Heimatstadt München steht im Englischen Garten ein solches Teehaus. Der Steingarten mit seinem hellen Kies dient als ruhiger Platz zur Zen-Meditation. Der dunklere Steinkegel in seiner Mitte stellt den heiligen Berg Fujiyama dar.
Am Silbernen Pavillon beginnt der zwei Kilometer lange Philosophenweg entlang eines schmalen Kanals der von Kirschbäumen gesäumt ist. Er endet am
Nanzen-ji – die frühere Residenz des Tennō Kameyama.
Eine Buslinie verbindet den Nanzen-ji mit dem
Terrassentempel Kyomizu-dera.
in den südöstlichen Vorbergen von Kyoto. Von der Bushaltestelle führt eine alte Ladenstraße hinauf zum Tempeleingang. Wegen der vielen Töpferei- und Porzellangeschäfte wird sie liebevoll “Tea-Pot-Lane” genannt. Daneben gibt es hier auch sonstige Souvenierläden und einige Restaurants. An Stelle einer Einsiedelei aus dem 8. Jahrhundert wurden 1633 die heutigen buddhistischen Tempel errichtet.
Vom großen Niomon-Tor steigen wir zur Haupthalle empor, die auf einer hölzernen Balkenkonstruktion direkt am Berghang errichtet wurde. Von der Aussichtsterrasse haben wir einen herrlichen Blick auf Kyoto im Westen und auf die bewaldeten Hügel und Berge im Osten. Neben der Haupthalle führt eine Treppe hinunter in ein Tal. Hier befindet sich die Quelle, die schon der Einsiedler nutzte. Tempelbesucher fangen das Wasser in Metallschalen auf und trinken es, da es heilende Kräfte besitzen soll und damit Gesundheit, ein langes Leben und Erfolg bringt.
Entlang des Biwa-Sees nach Gifu.
Dann holen wir unser Gepäck im Ryokan ab, fahren zum Bahnhof und nehmen einen Zug von Japan Railway JR West nach Maibara. Dabei fahren wir am größten See Japan, dem Biwasee entlang, der etwas größer als der Bodensee ist. Von Maibara geht es mit einem Triebwagen weiter nach Gifu, einer Stadt mit 400.000 Einwohnern. Sie ist ein Zentrum der Textilindustrie und bekannt für seine Manufakturen zur Herstellung von Sonnenschirmen und Laternen aus Papier.
In diesem Jahr findet in der Nachbarpräfektur Aichi die Expo mit dem Motto “Weisheit der Natur” statt. Das hat dazu geführt, dass wir jetzt auf eine nagelneue, moderne Infrastruktur zurückgreifen können. So können wir im neuen Comfort Hotel direkt am Bahnhof von Gifu übernachten und haben die Schnellbahn zum gerade im Februar neu eröffneten Central Japan International Airport vor der Haustür.
Von unserem Zimmer im 13. Stock blicken wir über das Zentrum zur Burg, eine der größten Burganlagen auf der Hauptinsel Honshu. Sie ist wie die Burg von Osaka erst im 20. Jahrhundert rekonstruiert worden.
Die Kormoran-Fischer am Nagara River.
Am Abend fahren wir mit dem Taxi zum Nagara River. Hier ist eine der weinigen Plätze in Japan, an denen noch Ukai, die traditionelle Kormoranfischerei – hauptsächlich für Touristen – betrieben wird. Das Wissen wird innerhalb einer Familie von einer Generation zur nächsten weitergegeben und die Fischereimeister stehen unter dem besonderen Schutz des Tennō. Ihre traditionelle Kleidung geht auf die Heian-Zeit zurück und besteht aus einem schwarzen Gewand mit Strohschürze und einer Haube mit Kinnband. Am Nagara wird der als Delikatesse geltende silbern glänzende Ayu gefangen. Die Fische werden abends im Dunkeln durch Fackeln oder Laternen angelockt.
In der Innenstadt gehen wir anschließend in ein kleines, nur von Einheimischen frequentiertes Speiselokal. Wir probieren zum Abendessen Yakiniku, Fleisch vom Tischgrill. Dazu wird Reis und eine Soße aus Soja, Mirin und Sake gereicht. Es gibt hier auch ein Gericht mit Udon-Nudeln und geräucherten Schweinsbratenscheiben.
Die Heimreise ab dem Central Japan International Airport.
7. Tag: Wir fahren morgens mit dem Centrair-Express von Meitetsu Railway direkt von Gifu mit einem kurzen Stopp in Nagoya zum Central Japan International Airport.
Als kleinen Snack vor dem Abflug schlürfen wir schnell noch eine Miso-Suppe aus fermentierten Sojabohnen und ein wenig Chili mangels anderer Frühstücksmöglichkeiten.
Um 10:30 Uhr hebt unser Lufthansa-Flug LH 737 in Richtung Frankfurt ab. Der Service kann uns diesmal gar nicht begeistern. Schon weit vor dem Ural geht das Bier an Bord aus und beim Servieren stoßen zwei Trolleys frontal zusammen und es kommt ein Lachs durch die Luft auf meinem Schoss geflogen. Gott sei Dank landet er nicht direkt auf meiner Hose, sondern aus der darüber ausgebreiteten Lufthansa-Zudecke. Schwamm drüber – nach dem Umsteigen in Frankfurt sind wir pünktlich um 18:35 Uhr wieder in München.