Ansbach – die markgräfliche Residenz und der Hofgarten
Einzigartig sind die 27 Prunkräume der Residenz von Ansbach im Stil des Rokokos. Folgen Sie mir auf meinem Rundgang durch die Beletage und anschließend noch in den schönen, barocken Hofgarten mit seiner Orangerie.
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Wie Ansbach an die Hohenzollern kam und wie es zur Residenzstadt wurde.
Die Gegend um das heutige Ansbach ging vom letzten Herren von Dornberg im Jahre 1288 auf Ludwig von Oettingen über, der das Gebiet wiederum 1331 an den Burggrafen Friedrich IV. von Nürnberg veräußerte, der dem Haus Hohenzollern angehörte.
Sein Urenkel Friedrich VI. baute in den Jahren von 1398 bis 1400 einen Stiftshof außerhalb der Stadtmauer von Ansbach zu einer Wasserburg aus. Reste von ihr sind im Nordwestflügel der heutigen Residenz erhalten geblieben.
Ab 1411 wurde Friedrich VI. vom römisch-deutschen König Sigismund zum Verwalter der durch Raubrittertum geschwächten Mark Brandenburg bestimmt. Sigismund stellte damit eine wesentliche Weiche für den Aufstieg des Hauses Hohenzollern in Brandenburg und Preußen. 1415 wurde dem Nürnberger Burggraf Friedrich VI. unter dem Namen Friedrich I. die Würde des Kurfürsten von Brandenburg übertragen. Ansbach wurde damals nicht mit Brandenburg vereinigt, sondern blieb als Brandenburg-Ansbach unabhängig.
Mit der Zerstörung der Nürnberger Burg während des Bayerischen Krieges im Jahr 1420 verlor Friedrich I. das Interesse an der Stadt und nahm sich vor, sich zukünftig stärker um seine Fürstentümer Brandenburg, Ansbach und Kulmbach zu kümmern. Er verkaufte schließlich 1427 die Überreste der Nürnberger Burg an den „Rat der Stadt Nürnberg“.
Markgraf Georg Friedrich I. von Brandenburg-Ansbach engagierte 1563 den renommierten schwäbischen Architekten Blasius Berwart als Markgräflicher Baumeister um die Ansbacher Burg zu einem anspruchsvollen Residenzbau der Renaissance auszubauen.
Von 1565 bis 1575 entstand ein langer Raum mit einem Kreuzrippengewölbe, fälschlicherweise die “Große Gotische Halle” genannt. Hier stellt die Bayerische Staatssammlung heute “Ansbacher Fayence und Porzellan” aus.
130 Jahre später begann unter Wilhelm Friedrich die letzte große Bauphase der Residenz. Der Graubündner Baumeister Gabriel de Gabrieli schuf von 1705 bis 1709 den Südostflügel als neue Hauptfront des Schlosses und den eindrucksvollen Arkadenhof in einer vom Wiener Barock inspirierten Form.
Die Innenausstattung gestaltete der Architekt Leopoldo Rettÿ zwischen 1734 und 1745.
Ein Rundgang durch die Beletage der Residenz von Ansbach.
Das Hauptgeschoss der Residenz Ansbach umfasst drei Raumfluchten, das Appartement des Markgrafen, das der Markgräfin und das Gästeappartement.
Zu den 27 Räumen, die wir während unseres einstündigen Rundgangs sehen, gehört die ehemalige markgräfliche Gemäldegalerie mit Werken des Rokokos,
das Spiegelkabinett mit einer Sammlung von Meißner Porzellan und der Kachelsaal mit rund 2.800 Fliesen aus der ehemaligen Ansbacher Fayencemanufaktur.
Besonders sehenswert ist das Deckenfresko von Carlo Carlone im doppelstöckigen Festsaal. Carlo Carlone ist ein Wegbereiter des Rokokos mit seinen farbig bewegten Fresken und Altarbildern.
Nachdem er in Deutschland und Österreich viele bedeutende Werke geschaffen hatte, kehrte er später nach Oberitalien zurück, wo er in Como und Monza weitere Meisterwerke schuf.
Eine besondere Rarität sind die präparierten markgräflichen Pferde aus dem 18. Jahrhundert. Die drei Vierbeiner waren viele Jahre nicht ausgestellt – nun sind sie restauriert worden und im Rahmen unseres Rundgangs zu sehen.
Der letzte Markgraf von Ansbach-Brandenburg.
Auch die weiteren Umbauten unter Markgraf Alexander wurden im Stil des Rokokos durchgeführt, obwohl die Handwerker und Künstler des Markgrafen schon mit den Stilformen des frühen Klassizismus vertraut waren, so dass sich die Beletage heute fast ausschließlich im Geschmack des Rokokos präsentiert.
Im Jahr 1791 verzichtete der letzte Markgraf Karl Alexander von Brandenburg-Ansbach auf sein Herrschaftsgebiet. Er war kinderlos und Ansbach wäre nach seinem Tod vertragsgemäß sowieso an Preußen gefallen. Für die vorzeitige Übergabe erhielt er von Preußen eine Leibrente, die es ihm ermöglichte nach England überzusiedeln und dort mit seiner zweiten Frau Elizabeth Craven in einem Anwesen an der Themse eine Pferdezucht zu betreiben.
Da die Residenz nach Alexanders Abdankung kein Herrschersitz mehr war, wurde sie nicht mehr verändert und der Zustand nach dem letzten Ausbau blieb bis heute erhalten.
Im Jahr 1796 wählte der Wittelsbacher Herzog Maximilian Joseph von Zweibrücken die Residenz im jetzt preußischen Ansbach zu seinem vorübergehenden Exil, nachdem Zweibrücken von Frankreich besetzt worden war. Herzog Maximilian Joseph von Zweibrücken war nach dem Wittelsbacher Hausvertrag von Pavia als Nachfolger des kinderlosen bayerischen Kurfürsten Karl Theodor vorgesehen.
Der persönliche Berater des Herzogs, Maximilian von Montgelas, entwickelte mit ihm in Ansbach ein umfassendes Konzept für die politischen Neugestaltung von Bayern. Nach dem Regierungsantritt des Zweibrückers im Jahr 1799 als bayerischer Kurfürst Max IV. Joseph in München wurde das “Ansbacher Mémoire” zur Grundlage des modernen bayerischen Staates.
Nach 475 Jahren endet die Hohenzollernsche Herrschaft über Ansbach.
Am 15. Dezember 1805 fiel das Fürstentum Ansbach von Preußen an Frankreich im Tausch gegen das Kurfürstentum Hannover.
Durch ein Bündnis mit dem napoleonischen Frankreich ging Ansbach dann 1806 an das neu ausgerufene Königreich Bayern über. Kurfürst Maximilian Joseph war nun König von Bayern und trug den Namen Max I. Joseph. Seit dem 19. Jahrhundert beherbergt das Residenzschloss auch den Sitz der Regierung von Mittelfranken.
Die Ansbacher Fayencemanufaktur und die Porzellanmanufaktur Ansbach.
Anfang des 18. Jahrhunderts war es an den Fürstenhöfen in Mode gekommen prächtiges Geschirr zu besitzen. Markgraf Wilhelm Friedrich war finanziell nicht in der Lage dieses aus Japan und China zu beziehen.
So gründete er 1710 als einer der ersten deutschen Herrscher dafür eine eigene Fabrik, die Ansbacher Fayencemanufaktur. Aus ihr ging 1758 die Porzellanmanufaktur Ansbach hervor, für die Markgraf Alexander Arbeiter aus Meißen angeworben hatte.
Die Verbindung nach Meißen bestand bereits seit dem Jahr 1350, als Burggraf Friedrich V. von Nürnberg die Ehe mit Elisabeth von Meißen schloss. Bekannt wurde die Manufaktur im 18. Jahrhundert besonders durch elegante Tafelgeschirre und Porzellanfiguren im Rokokostil.
Das Ansbacher Theater.
Es liegt gleich gegenüber der Residenz und wurde erst 2007 gegründet. Es ist damit eines der jüngsten Stadttheater Deutschlands mit eigenem Ensemble. Für das Theater wurde das ehemalige „Borkholder-Haus“ aus dem Jahr 1930 zwei Jahre lang umgebaut, erweitert und modernisiert.
Pro Spielzeit gibt es bis zu zehn Neuinszenierungen, darunter Klassiker, Uraufführungen, Kinder- und Jugendstücke und das Weihnachtsmärchen. Außerdem beherbergt das Theater die Ansbacher Puppenspiele und es finden hier Konzerte statt.
Der Hofgarten mit der Orangerie.
Ab 1723 ließ Markgräfin Christiane Charlotte den Hofgarten grundlegend umgestalten in einen Barockgarten im französischen Stil. Sie ersetzte das baufällige und aus der Mode gekommene Lust- und Opernhaus durch eine Orangerie als Glanzpunkt und Zentrum des Hofgartens.
In der Orangerie wurden im Winter die frostempfindlichen Pomeranzen, weitere wertvolle Zitrusfrüchte, Palmen, Olivenbäumchen, Pistazien-, Lorbeer- und Feigenbäume, sowie andere Zierpflanzen des Hofgartens aufbewahrt.
In der warmen Jahreszeit fanden in den großen lichtdurchfluteten Sälen rauschende Sommerfeste statt. Mit dem Bau der Orangerie wurde 1726 unter Oberbaudirektor Carl Friedrich von Zocha begonnen, fertiggestellt wurde sie 1744 durch Leopoldo Rettÿ.
Die 102 Meter lange Orangerie ist durch drei Pavillons gegliedert. Im vom Eingang gesehen ersten Pavillon gibt es heutzutage ein Café, früher diente die beiden seitlichen Pavillons als Versorgungsräume.
Vorgelagert ist ihnen jeweils eine Freitreppe. Im zentralen Pavillon befindet sich der quadratische „Kuppelsaal“ mit einer Seitenlänge von 12,5 × 12,5 Metern und einer Fläche von 156 m².
Östlich schließt sich der größte Saal der Orangerie an, der “Blaue Saal” mit einer Länge von 35 Metern und 437 m² Fläche. Er fasst bei einem Stehempfang bis zu 740 Personen. Der westlich gelegene “Grüne Saal” ist nur 18 Meter lang und hat eine Fläche von 225 m², da er westlich dem Bräustüberl und östlich einem Treppenaufgang Platz lassen muss.
Der Barockbau besitzt auf seiner Südseite 25 Rundbogenfenster und vier große Rechteckfenster, die sich alle zum Hofgarten hin öffnen lassen. Diese Südfassade ist dem “Großen Trianon” von Versailles nachempfunden und ist in der Höhe nach dem Gartenparterre ausgerichtet. Zwischen den Fenstern befinden sich Pilaster mit ionischen Kapitellen, die sich im Bereich der Pavillonwände verdoppeln.
Die Nordseite der Orangerie von Ansbach hat als Vorbild die Ostfassade des Louvre mit seinen Kolonnaden. In den beiden zurückgesetzten Bereichen zwischen den Pavillons stehen jeweils auf einem Sockel acht ionische Doppelsäulen. Das vorbeifließende Flüsschen Rezat wurde in die Planungen integriert und ein halbkreisförmiges Bassin angelegt in dem sich die Nordfassade spiegelte, ein beliebtes Element im Barock. Dieses Wasserbecken ist heute nicht mehr vorhanden.
Der schönste Blick auf die Orangerie bietet sich heute dem Betrachter von der Südseite mit dem gepflegten Gartenparterre und seinem Springbrunnen.
Seitlich befinden sich zwei quadratische Flächen, die mit Lindenbäumen bepflanzt sind. Südlich, auf dem Weg zum Ausgang an der Bahnhofstraße, gibt es an der Kreuzung zur Maille-Allee einen weiteren großen Springbrunnen.
Maille war ein beliebtes Freiluftspiel an den europäischen Höfen und wurde mit Holzball und -schlägern meist auf einer von Bäumen begrenzten Spielbahn ausgetragen.
Ein ungeklärtes Verbrechen.
Im Hofgarten Ansbach ereignete sich am 14. Dezember 1833 ein ungeklärtes Verbrechen, woran ein neogotischer Gedenkstein erinnert. Die lateinische Inschrift lautet übersetzt: „Hier wurde ein Geheimnisvoller geheimnisvollerweise getötet“.
Es handelte sich bei dem Opfer um Kaspar Hauser, einem 1812 geborenen Findelkind, das Gerüchten zufolge der Erbprinz von Baden gewesen sein soll. Er wurde im Hofgarten durch einen Messerstich schwer verletzt und ist drei Tage später in Ansbach gestorben.
Ein weiteres Denkmal ist Johann Peter Uz gewidmet, einem deutschen Dichter der Rokokozeit und Sohn der Stadt Ansbach.
Der Leonhart-Fuchs-Garten und das Citrus-Haus.
Leonhart Fuchs gilt als einer der Väter der Botanik. Er lehrte zunächst an der Universität Ingolstadt, kam aber dort in Konflikt mit der konservativ-katholischen Führung und nahm eine Stellung in Ansbach bei Markgraf Georg dem Frommen an.
Zwischen 1528 und 1535 war er für den frühen Anhänger von Martin Luther als Leibarzt tätig und begann ein bedeutendes Heilpflanzenbuch zu schreiben, das zunächst in lateinischer Sprache und später erstmals in deutscher Sprache veröffentlicht wurde.
Nach ihm und ihm zu Ehren ist die Fuchsie benannt. Zum 500. Geburtstag von Leonhart Fuchs wurde im Jahr 2001 in Ansbach ein vielfältiger und interessanter Heilkräutergarten im westlichen Teil es Hofgarten angelegt.
Angeschlossen ist das moderne “Citrus-Haus”, in dem heute die kälteempfindlichen Pflanzen den Winter gut überstehen können.
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