Städtereisen

Coburg – zu Besuch in einer besonderen Residenzstadt

Coburg hat eine reiche Geschichte mit engen Verbindungen in zahlreiche europäische Herrscherhäuser. Die mächtige mittelalterliche Veste über der Stadt, das Schloss Ehrenburg im Stil der Renaissance erbaut und mehrfach umgestaltet, die schöne Altstadt rund um den Marktplatz und der um die Altstadt liegende neogotische Bebauungsring laden zu einer Besichtigung ein. Unser Rundgang führt außerdem zu den Perlen des Jugendstils und in den Rosengarten.

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Im Jahr 1056 wurde Coburg erstmals urkundlich erwähnt und bekam 1331 durch Kaiser Ludwig dem Bayer das Stadtrecht verliehen. 1353 kam das Gebiet um Coburg per Erbschaft an das alte deutsche Adelsgeschlecht der Wettiner, die Teile des heutigen Thüringens, Sachsens und Sachsen-Anhalts beherrschten. Ab 1464 regierten die Brüder Ernst und Albrecht gemeinsam. Wegen Differenzen der beiden Herrscher kam es im Haus Wettin zu dem Teilungsvertrag von Leipzig.

Wappen Herzogtum Sachsen Coburg

Mit anderen Gebieten zusammen fiel Coburg dabei im Jahr 1485 an die “Ernestiner”, unter deren Herrschaft es bis zum Ende der deutschen Monarchie Anfang des 20. Jahrhunderts blieb. Danach stimmten in einer Volksabstimmung 85 % der Bewohner Coburgs für einen Anschluss an den Freistaat Bayern und nur 15 % für einen Zusammenschluss mit Thüringen.

Marktplatz Coburg

Der Marktplatz von Coburg.

Wir haben für unseren Aufenthalt in Coburg zwei Tage angesetzt und beginnen unsere ausführlichen Besichtigungen am großen, nahezu quadratischen Marktplatz, dem Mittelpunkt der Stadt. Er wurde Anfang des 15. Jahrhunderts angelegt, 50 Jahre später war der Platz bereits gepflastert. Hier trafen sich die Handelswege von Nürnberg nach Erfurt und von Prag nach Frankfurt am Main.

Prinz-Albert-Denkmal am Marktplatz

In seiner Mitte steht das Prinz-Albert-Denkmal aus dem Jahr 1885, ein Geschenk von Queen Victoria an Coburg, der Heimatstadt ihres verstorbenen Gatten.

Rathaus Coburg

An der Südseite steht das Rathaus von Coburg mit einem gotischen Kern aus der Entstehungszeit des Marktplatzes. Das Gebäude wurde zwischen 1577 und 1580 zu einem vierstöckigen Renaissancebau umgestaltet und erweitert. Auffällig ist hier der zweistöckige “Coburger Erker” an der Ecke zur Ketschengasse. Mitte des 18. Jahrhunderts erhielt das Rathaus sein hohes Walmdach mit Mansarden und die Rokokofassade.

Stadthaus Coburg

Das “Stadthaus” an der Nordseite des Marktplatzes hat Herzog Johann Casimir von 1597 bis 1601 als herzogliche “Cantzley” und Vogtei errichten lassen. Es ist ein Werk der Spätrenaissance mit einer reich verzierten, stark gegliederten Fassade. Es sollte den Machtanspruch des Herzogs gegenüber der Stadt Coburg unterstreichen. Neben den zwei schönen “Coburger Erkern” sticht auch das prächtige Portal an der Spitalgasse mit dem Wappen des Herzogs ins Auge.

Wappen des Herzog Johann Casimir

Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg lebte von 1564 bis 1633. Zu seiner Zeit entstanden die schönsten Renaissancebauten in Coburg, das Stadthaus, das Zeughaus und das Gymnasium Casimirianum. Es gelang Herzog Johann Casimir sein Land weitgehend aus den Wirren des Dreißigjährigen Krieges herauszuhalten und er sorgte damit für einen Aufschwung in seinem Herrschaftsgebiet.

Hof-Apotheke Coburg

Das älteste, erhaltene Haus am Marktplatz ist das Haus Nr. 15 aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Seit 1543 wird das Gebäude durchgängig als Apotheke genutzt. An der Ecke zur Steingasse steht zwischen dem Erdgeschoss und dem 1. Stock der “Hof-Apotheke” eine schöne gotische Mondsichelmadonna.

Marktplatz mit Morizkirche

Die bekannteste Spezialität aus Coburg ist die Coburger Bratwurst aus Schweine- und Rindfleisch. Die Länge der Bratwurst sollte 30 bis 32 Zentimeter betragen, entsprechend der Länge des Marschallstabes, den die Figur des Stadtheiligen Mauritius auf dem Rathaus in der Hand hält. Sie wird auf trockenen Kiefernzapfen gegrillt. Probieren kann man sie gleich hier auf dem Marktplatz am Bratwurststand. Jeden Mittwoch und Samstag von 8 bis 13 Uhr wird auf dem Platz der Wochenmarkt aufgebaut.

Münzmeisterhaus Coburg

Das Münzmeisterhaus.

Wir gehen jetzt auf der Ketschengasse Richtung Süden bis zu einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Altstadt von Coburg, dem 1444 erbauten “Münzmeisterhaus”, einem der ältesten Fachwerkhäuser in Deutschland. Als erste Münzmeister in diesem Haus residierten hier die Herren von Rosenau.

Torbogen des Münzmeisterhauses

Diese einflussreiche Familie stellte in der Folge regelmäßig Ratsherren und Bürgermeister in Coburg und besaß auch die Rosenauer Burg am Hahnfluss weiter unten im Tal. Durch den Torbogen des Münzmeisterhauses gelangt man von der Ketschengasse in die Neugasse.

Steinerne Kemenate in der Neugasse

Gleich auf der linken Seite nach dem Durchgang steht das älteste heute noch existierende Bürgerhaus der Stadt Coburg, die “Steinerne Kemenate” aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts im spätromanischen Stil.

Gymnasium Casimirianum Coburg

Das “Gymnasium Casimirianum”.

Wir folgen der Neugasse in Richtung Morizkirche. Rechts steht ein schönes Renaissancegebäude aus dem Jahr 1605, das “Gymnasium Casimirianum”. Herzog Johann Casimir stiftete das Schulgebäude und steht deshalb als Steinfigur in Höhe des Obergeschosses und blickt auf die Morizkirche. Hier war zunächst ein Internat, das später zur Universität ausgebaut wurde. Seit 1803 wird das Gebäude wieder als Gymnasium genutzt.

Morizkirche Innenraum

Die Morizkirche

ist die älteste Kirche von Coburg. Die gotische Hallenkirche ist 62 Meter lang und bis zu 33 Meter breit. Der gotische Langchor im Osten wurde von 1380 bis 1400 errichtet, 1420 kam der Südturm dazu, der Nordturm entstand zwischen 1450 und 1456. Im Jahr 1520 begann der Bau der spätgotischen dreischiffigen Halle, deren Dach 1532 vollendet wurde.

Morizkirche Coburg

Der Nordturm erhielt von 1560 bis 1586 eine Türmerstube und darüber eine welsche Haube. Er hat eine Höhe von 72 Metern. Der 42 Meter hohe Südturm, auch Rabenturm genannt, blieb unvollendet und wurde mit Schiefer eingedeckt.

Morizkirche Orgel

Im Jahr 1524 wurde der erste Gottesdienst nach der neuen evangelischen Gottesdienstordnung gehalten. Martin Luther, der ein halbes Jahr auf der Veste Coburg wohnte, predigte 1530 in der Karwoche siebenmal in der unfertigen Kirche. Vom 16. Jahrhundert bis 1860 war die Morizkirche Grablege des herzoglichen Hauses.

Alabaster-Epitaph in der Morizkirche

Herzog Johann Casimir ließ 1598 im Zentrum des Ostchors zum Gedenken an seine vom Schicksal schwer gebeutelten Eltern, Johann Friedrich II. Herzog zu Sachsen und Elisabeth von der Pfalz, vom Bildhauer Nikolaus Bergner ein mehr als 13 Meter hohes und 6 Meter breites Alabaster-Epitaph fertigen, das zu den schönsten Werken der Renaissance in Deutschland zählt.

Morizkirche - Ostchor

Die betende, plastische Figurengruppe auf dem Sockel zeigt die herzogliche Familie. In der Mitte kniet Herzog Johann Friedrich II., ihm gegenüber seine früh verstorbene erste Ehefrau, Agnes von Hessen, und seine treu ergebene zweite Frau, Elisabeth von der Pfalz. Hinter dem Herzog stehen ihre beiden im Kindesalter verstorbenen ältesten Söhne Johann Friedrich und Friedrich Heinrich sowie, als Erwachsene dargestellt, Herzog Johann Casimir und sein jüngerer Bruder Johann Ernst.

Alabaster-Epitaph in der Morizkirche

Darüber sind in drei Stufen die Darstellungen der Kreuzigung, der Grablegung und der Auferstehung Jesu zu sehen. Ganz oben thront die Gestalt des auferstandenen Christus, als Zeichen für seinen Sieg über den Tod. Vor dem Epitaph waren ursprünglich die Fürsten beigesetzt worden. Die Särge wurden im Jahr 1687 in die Gruft unter dem Chorraum verlegt.

Trinkstube zum "Humpen" Coburg

In der Herrngasse.

Wir gehen jetzt zurück zum Marktplatz. Am Markt 11 befindet sich im Erdgeschoss das “Café Pfannküchle” und um die Ecke an der Herrngasse die Trinkstube zum “Humpen”. Auf dieser Seite besteht das Haus aus einem massiven Erdgeschoss aus Stein und einem schönen Fachwerkaufbau im 1. und 2. Stock mit Andreaskreuzen.

Ehemaliges Zeughaus im Stil der Renaissance

Zwei Häuser weiter, in der Herrngasse Nr. 4, kommen wir zu einem Renaissancehaus aus dem Jahr 1598 mit zwei unterschiedlich großen Rundbögen im Erdgeschoss. Es gehörte früher dem Kammerschreiber, heute befindet sich hier die Tourist-Information Coburg.

Das Staatsarchiv zog 1990 in das stattliche Renaissancegebäude gegenüber, das zwischen 1618 und 1621 unter Herzog Johann Casimir als fürstliche Rüstkammer und Zeughaus errichtet wurde.

Schloss Ehrenburg Coburg

Schloss Ehrenburg.

Am Ende der Herrngasse stoßen wir auf Schloss Ehrenburg, die Stadtresidenz der Coburger Herzöge. Herzog Johann Ernst von Sachsen verlegte 1543 seinen Hof von der Veste hinunter in die Stadt. Kaiser Karl V. soll dem 1547 vollendeten Schloss den Namen „Ehrenburg“ gegeben haben, weil der Palast ohne Frondienste errichtet worden war. Von 1623 bis 1627 erweiterte Herzog Johann Casimir die Residenz zu einer Dreiflügelanlage im Stil der Renaissance. Erhalten gebliebene Bauteile aus dieser Zeit bilden heute die Südseite des Schlosses. Die Nordseite wurde 1690 bei einem Großbrand zerstört.

Schloss Ehrenburg Coburg

Dies nahm Herzog Albrecht III. zum Anlass zu einem Anbau im Stil des Barock. Um einen weiträumigen Ehrenhof befindet sich der Hauptflügel auf den alten Fundamenten mit dem Appartement des Herzogs im ersten Obergeschoss und jenes der Herzogin im 2. Obergeschoss, jeweils mit den Schlafzimmern an den östlichen Enden. Der Westflügel wurde mit der 1701 fertiggestellten barocken Schlosskirche und dem prunkvollen Festsaal darüber komplett neu erbaut.

Schloss Ehrenburg - Riesensaal

Dieser “Riesensaal” misst 23 x 12 Meter, dabei wird die hölzerne Dachkonstruktion von 28 Figuren getragen, den Atlanten. Um die Schutzgöttin Minerva im Zentrum der Decke sind die schönen Künste und Wissenschaften dargestellt. Der Fries ziert 56 Wappen ehemaliger Herrschaftsbereiche des Hauses Wettin. Der ebenfalls neue Ostflügel wurde als Gästetrakt genutzt.

Schloss Ehrenburg Coburg

Unter Herzog Ernst I. wurde die Fassade zum Schlossplatz hin neogotisch umgestaltet. Er gewann dafür den damals noch jungen Architekten Karl Friedrich Schinkel. Die Innenräume wurden nach dem Geschmack der Zeit im Stil des französischen Empire mit vergoldeten Möbeln, Uhren, Bronzeaufsätzen und Leuchtern aus Paris neu ausgestattet.

Schloss Ehrenburg - Treppenhaus

Im Gästetrakt ist dagegen heute die Einrichtung im Stil des Historismus zu sehen aus der Zeit, als Queen Victoria öfter hier zu Gast war. Um 1860 wurde ein WC aus England importiert, die auf dem europäischen Kontinent noch weitgehend unbekannte Toilette mit Wasserspülung. Auch wurde im Schloss ein Aufzug auf Wunsch der Queen eingebaut. Während der Schlossführung bekommen wir mehr als 20 historisch eingerichtete Räume zu sehen.

Denkmal von Herzog Ernst I. auf dem Schlossplatz

Auf dem Schlossplatz

steht das Denkmal von Herzog Ernst I., angefertigt von Ludwig Schwanthaler im Jahr 1847 im Auftrag von seinem Sohn Herzog Ernst II.

Schlossplatz mit Arkaden
Schlossplatz mit Arkaden

Herzog Ernst I. lebte von 1784-1844 und übernahm von seinem Vater ein heruntergewirtschaftetes Herzogtum. Es gelang ihm den Coburgischen Landesteil Saalfeld gegen Gotha einzutauschen und damit seine Einnahmen zu verdoppeln. Jetzt war es finanziell möglich die Residenz in Coburg zu modernisieren und den Schlossplatz anzulegen.

Schlossarkaden Coburg

Im Osten wird der Schlossplatz von den Arkaden begrenzt. Ab 1845 bis zum Ende des Herzogtums im Jahr 1918 befand sich die Schlosswache im Mittelbau. Die dreiteilige Anlage aus Sandstein im italienischen Stil der Spätrenaissance bildet eine Stützmauer am Fuße des Hofgartens, der sich von hier zwei Kilometer zur Veste hinaufzieht.

Schlossarkaden Coburg

Breite Treppenaufgänge führen zu einer Terrasse auf den Arkaden und von dort in den Park. Gleich am Anfang des Hofgartens steht das bronzene Reiterstandbild von Herzog Ernst II. aus dem Jahr 1899.

Reiterstandbild von Herzog Ernst II. im Hofgarten Coburg
Reiterstandbild von Herzog Ernst II.

Ernst II. Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha war der älteste Sohn von Ernst I. und lebte von 1818-1893. Während es seinen Bruder Albert nach England zog und er sein Glück mit Queen Victoria fand, trat Ernst 1844 die Nachfolge des Vaters an. 1848 brach die Revolution auch in Deutschland aus. Herzog Ernst II. war jedoch ein liberal denkender Mensch und akzeptierte alle Forderungen der Revolutionäre. Er gewährte nicht nur den eigenen Bürgern lang verwehrte Freiheiten, sondern bot auch Vielen aus anderen deutschen Landesteilen seinen Schutz an. In Coburg und Gotha wurden ab 1860 mit seiner Unterstützung die ersten deutschen Vereine gegründet, wie der Deutscher Turnerbund, der Sängerbund und der Schützenbund.

Reithalle Coburg

In der ehemaligen Reithalle, erbaut von Herzog Ernst II. südlich der Arkaden, befindet sich heute eine Studiobühne mit knapp 100 Sitzplätzen. Sie ist eine Dependance des Landestheaters Coburg.

ehemaliger Marstall in Coburg

Das langgestreckte Gebäude daneben mit den Büros des Vermessungsamtes sind Teile des herzoglichen Pferdestalls und Kutschenhauses, dem Marstall. Er entstand von 1685 bis 1690 während der Regentschaft von Herzog Albrecht III., der damals auch den ersten Hofgarten als barocken Hanggarten anlegen ließ.

Edinburgh-Palais Coburg

Nördlich der Arkaden steht ein 1845 erbautes Haus, das 20 Jahre später in Besitz des britischen Prinzen Alfred von Edinburgh zu Sachsen-Coburg und Gotha kam, dem Sohn von Queen Victoria von Großbritannien.

Schlossplatz Coburg

Er ließ das jetzt “Edinburgh-Palais” genannte Gebäude im Stil der Neorenaissance umbauen und nutzte es zunächst als Gästehaus und später als Wohnsitz zusammen mit seiner Frau Maria Alexandrowna Romanowa und ihren fünf Kindern.

Edinburgh-Palais Coburg

Sie wohnten hier bis 1893. Ein Foto vor dem Wintergarten des Palais zeigt die weitreichenden Verbindungen des damaligen Herzogtums: Bei der „Coburger Fürstenhochzeit“ versammelten sich der deutsche Kaiser Wilhelm II., der spätere russische Zar Nikolaus II., der rumänische Kronprinz Ferdinand sowie Mitglieder des Coburger Herzoghauses um Queen Victoria. Im Jahr 1939 wurde das Gebäude an die Industrie- und Handelskammer zu Coburg verkauft.

Coburger Landestheater

Daneben steht das Coburger Landestheater, ein Dreispartenhaus mit Musiktheater, Schauspiel und Ballett. Das Gebäude mit seiner klassizistischen Außenfassade wurde um 1840 erbaut. Die Theatertradition von Coburg reicht zurück bis ins Jahr 1683, als Herzog Albrecht III. im Zeughaus einen Theatersaal errichten ließ, in dem Wanderbühnen gastierten. Hinter dem Landestheater steht

Coburger Landestheater

das Bürglaß-Schlößchen.

Prinz Friedrich Josias von Sachsen-Coburg-Saalfeld baute 1794 das Palais als seinen Ruhesitz. Er war kaiserlich-österreichischer Armeegeneral. Er hatte 1789 einen legendären Sieg errungen, als er bei Martinesti die überlegene türkische Armee vernichtend schlug. Der Kaiser in Wien verlieh ihm den Maria-Theresia-Orden und es erfolgt die Ernennung zum Generalfeldmarschall des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Prinz Friedrich Josias war der letzte Träger dieses Titels.

Bürglaß-Schlößchen

Nach dem Tod des Prinzen geht das Schlößchen in den Besitz von Herzog Ernst I. über, der es seiner Mutter, Herzoginwitwe Auguste, als Stadtwohnung überlässt.

1843 bekommt die katholische Linie des Herzogshauses Sachsen-Coburg-Kohary das Palais. Bis 1881 bewohnt Prinz August das Schlößchen. Sein Sohn Ferdinand, späterer Zar von Bulgarien, macht es danach zum Familiensitz während seiner regelmäßigen Aufenthalte in Coburg. Nach dem Ersten Weltkrieg geht er nach Coburg ins Exil und wohnt hier bis zu seinem Tod im Jahr 1948. In der Bevölkerung heißt das Palais zu dieser Zeit „Bulgaren-Schlößlein“. Nach dem Tod des Zaren wird die Stadt Eigentümerin des Gebäudes und nutzt es als Sitz des Bürgermeisters, des Sozialamtes und des Standesamtes. Der schöne Trausaal ist heute bei Brautpaaren sehr beliebt.

Unmittelbar südlich des Bürglaß-Schlößchen befindet sich der Theaterplatz, über den alle zehn Stadtbuslinien führen. Vom Theaterplatz zweigt die kurze Georgengasse in westlicher Richtung ab, der wir nun folgen.

UniCredit-Bank Coburg, Georgengasse

Elemente des Jugendstils finden sich in zahlreichen Wohn- und Geschäftshäusern, die zwischen 1890 und 1920 in Coburg entstanden sind oder umgebaut wurden. Eines der größten Objekte ist das Bankgebäude von Max Böhme aus den Jahren 1906 bis 1912, heute eine Filiale der Uni-Credit-Bank. Die Fassade ist zur Georgengasse hin ausgerichtet. Der Haupteingang in der Mitte wird durch einen Balkon überdacht der von drei Pilastern mit Löwenmasken gestützt wird.

UniCredit-Bank Coburg, Georgengasse

An der Ecke zur Badergasse fällt uns der dreigeschossige, fünfseitige Erker auf, darunter befindet sich eine Adlerkartusche mit der ehemaligen Bezeichnung des Bankhauses.

Spitaltor Coburg

Von der früheren Stadtbefestigung sind noch Reste vorhanden. Es gab eine innere und äußere Stadtmauer, die sich annähernd kreisförmig um den Markt zogen. Zu jedem inneren Stadttor gab es gleichzeitig ein äußeres. Von den ehemals vier inneren Stadttoren sind das Judentor und das Spitaltor erhalten geblieben.

Spitalgasse Coburg

Das Spitaltor wurde im 13. Jahrhundert als nördliches Stadttor errichtet und befindet sich schräg gegenüber der Uni-Credit-Bank. Auf seinem Unterbau aus Stein stand früher ein Holzbau mit steilem Giebeldach, Erkern und einem gotischen Türmchen, der 1685 einem Feuer zum Opfer fiel.

Spitaltor Coburg

Nach dem Brand wurde der Steinbau höhergezogen und mit einer Welschen Haube versehen. Der sechsgeschossige Torturm besitzt einen fast quadratischen Grundriss und eine spitzbogige Durchfahrt.

Kaufhaus M. Conitzer & Söhne

Das ehemalige Kaufhaus M. Conitzer & Söhne in der Spitalgasse 19 ist ein Wohn-, Büro und Geschäftshaus, von 1908 bis 1910 als Kaufhaus errichtet. Der reich gegliederte Jugendstilbau steht als Baudenkmal in der Bayerischen Denkmalliste. 1908 planten Moses Conitzer & Söhne zusammen mit dem Coburger Stadtbaurat Max Böhme den Bau eines repräsentativen Kaufhauses, das 1910 fertiggestellt war. Es ist ein bedeutendes Beispiel für die Architektur von Kaufhäusern Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Schaufenster in der Fassade an der Spitalgasse werden von einer dunklen Metallverkleidung mit Pilastern eingefasst.

Kaufhaus M. Conitzer & Söhne

Im geschweiften, dreiteiligen Giebel mit Flachreliefs zeigen die seitlichen Darstellungen einige Figuren und das Relief in der Mitte Sonnenstrahlen.

Das Kaufhaus besaß im Inneren vier Verkaufsetagen, die mit einem Fahrstuhl erschlossen wurden. Die Obergeschosse lagen galerieartig um einen Lichthof herum, der durch eine farbige Glasdecke nach oben abgeschlossen war.

Judentor Coburg

Das Judentor

bildete die Verbindung der Judengasse mit der Judenvorstadt – einem mittelalterlichen Viertel mit Synagoge und eigener Schule. Der im frühen 13. Jahrhundert erbaute Turm wurde erstmals 1321 als Judentor erwähnt. Der Turm war Teil der Stadtbefestigung und verfügt über eine spitzbogige Durchfahrt als Teil einer Doppeltoranlage. Das ursprüngliche Ziegeldach wurde 1721 durch eine Welsche Haube ersetzt. Über der Einfahrt des Tores befindet sich das Coburger Wappen.

Stadtmauerreste in Coburg

Vom Judentor bis zum Ernstplatz ist die alte Stadtmauer noch gut erkennbar. Innerhalb der Mauer verläuft die Metzgergasse. Das Haus Nr. 1 wurde 1613 für den Wachtmeister Valentin Lahr errichte. Noch älter ist das Haus Nr. 3 aus dem Jahr 1531.

Metzgergasse 1 und 3 in Coburg
Metzgergasse 1 und 3

Wir folgen der Judengasse in Richtung Judenbrücke, die über den Fluss Itz führt. Das schöne Eichmüller`sche Haus in der Judengasse 54 wurde vom Architekt Paul Schaarschmidt 1903 im Jugendstil entworfen.

Eichmüller`sche Haus in der Judengasse 54

Es erinnert mich an das “Casa Amatller” von Puig i Cadafalch in Barcelona. Peter Eichmüller führte bis 1930 im Erdgeschoss ein Sanitäts- und Parfümeriegeschäft mit einem angeschlossenen Friseursalon. Auch heute wird hier wieder ein Friseurgeschäft betrieben.

Ernst-Alexandrinen-Volksbad

Das Ernst-Alexandrinen-Volksbad

schräg gegenüber wurde im Jahr 1907 eröffnet. Leider ist von dem Jugendstilbau nur noch das Eingangsgebäude erhalten.

“Zur Verbesserung der Gesundheit und Hygiene der Bevölkerung” wurde 1899 in Coburg die Volksbadstiftung gegründet. Im September des Jahres 1900 stellte Herzogin Alexandrine in ihrem Testament 120.000 Mark für den Bau eines Volksbades zur Verfügung. Herzogin Alexandrine von Sachsen-Coburg Gotha hatte 1842 den Coburger Prinzen Ernst von Sachsen-Coburg und Gotha, den späteren Herzog Ernst II. geheiratet.

Ernst-Alexandrinen-Volksbad

Nach dem Tod von Alexandrine beschloss der Coburger Stadtrat 1905 den Bau eines Jugendstilbads durch Stadtbaumeister Max Böhme. Das Bad war sehr beliebt und nach dem Anschluss Coburgs an Bayern neben den Bädern in München, Augsburg und Nürnberg eines der vier ersten Hallenbäder im Freistaat.

Ernst-Alexandrinen-Volksbad

1977 kam es leider zum Abriss der Schwimmhalle und des Traktes mit den Wannen- und Brausebädern. In den noch erhalten gebliebenen Portikusbau mit dem Kassenbereich kommt man durch zwei mit Masken geschmückten Arkadenbögen. Sie erinnern an den Jugendstil in Riga. Interessant sind auch der Erker und die Figur einer Schwimmerin auf dem Giebel.

Der neogotische Bebauungsring.

Die Renaissance-Bauten aus der Regierungszeit Herzog Johann Casimir und die Verbindung des Herzoghauses mit England inspirierte während der Neubauperiode des 19. Jahrhunderts Architekten und Baumeister zum Bau von zahlreichen repräsentativen Häusern im Stil der Neogotik und der Neorenaissance, Stilrichtungen des Historismus während der Gründerzeit.

Der neogotische Bebauungsring rund um die Altstadt ist eine Coburger Sonderentwicklung, einzigartig auf dem europäischen Kontinent und verleiht der Stadt heute einen städtebaulich großzügigen Charakter. Selbst im Ursprungsland dieses Stils, in Großbritannien, lassen sich vergleichbare neogotische Ensemble in dieser Geschlossenheit nur schwer finden.

Das Mietshaus am Ende der Löwenstraße errichtete der Maurermeister Georg Meyer 1893 im Stil der Neorenaissance. Die Fassade ist gekennzeichnet durch eine Ziegel- und Sandsteingliederung.

Raststraße 8, Coburg

Das Doppelmietshaus an der Raststraße Nr. 8 / Ecke Kreuzwehrstraße 15, gegenüber der Unternehmenszentrale der HUK Coburg gelegen, bildet einen dreigeschossigen Wohnhauskomplex unter einem gemeinsamen Mansarddach, der 1899 bis 1903 vom Baumeister Carl Wetter im historisierenden Jugendstil ebenfalls mit Ziegel- und Sandsteingliederungen erbaut wurde. Der dreigeschossige Eckerker wird durch zwei Pilaster gestützt, dazwischen befindet sich der Eingang zu einem Laden, der rechts und links zwei große Schaufenster mit Rundbögen aufweist. Das angebaute Haus Raststraße Nr. 6, stammt aus dem Jahr 1903. Wie im Haus Nr. 8 gibt es über allen Fenstern Medaillons mit plastischen Köpfen.

Bahnhofstraße 10/12 in Coburg

Das Haus Bahnhofstraße 10/12 ist ein hohes Doppel-Wohn- und Geschäftshaus, das der Architekt August Berger von 1910 bis 1913 im Jugendstil errichtet hat. Zwischen den zwei Läden im Erdgeschoss mit jeweils drei Rundbogen-Schaufenster befinden sich die beiden Hauseingänge, an den Hausecken die zwei Ladentüren.

Bahnhofstraße 10/12 in Coburg

Im Inneren sind die Treppenhäuser mit den Jugendstilgeländern und die ursprünglichen Wohnungstüren weitgehend erhalten geblieben.

Die Heiligkreuz-Mittelschule Coburg

steht etwas nördlich der Flüsse Lauter und Ilz. Das Schulgebäude der Mittelschule ist ein reich dekorierter Jugendstilbau aus dem Jahr 1907 und steht als Baudenkmal in der Bayerischen Denkmalliste.

Heiligkreuz-Mittelschule Coburg

Dem neu berufenen Stadtbaumeister Max Böhme wurde die Planung des Schulhauses übertragen. 21 Klassenzimmer waren zeitgemäß eingerichtet worden. Die damals besonders moderne Einrichtung der Schule umfasste erstmals in Coburg eine eigene Turnhalle. Außerdem wurden im Keller eine Schulküche und ein Brausebad eingerichtet, sowie in den Obergeschossen Einzelklosetts mit Wasserspülung eingebaut. Daneben versorgten Wandbrunnen die Schüler mit sauberem Wasser.

Heiligkreuz-Mittelschule Coburg

Zur Be- und Entlüftung wurden separate Wandkanäle eingebaut, die vom Keller befeuchtete Frischluft zuführten und über das Dach abführten. Die Beheizung erfolgte über eine Niederdruckdampfheizung mit Heizspiralen oder Radiatoren.

Im Jahr 1917 lernten hier schon 1.065 Schüler in 21 Klassen, wobei eine komplette räumliche Trennung zwischen Mädchen- und Jungenklassen mit eigenen Eingängen vorhanden war. Die Trennung wurde bis in die 1950er-Jahre beibehalten.

Heiligkreuz-Mittelschule Coburg - Bubeneingang

Der Eingang für die Buben liegt am Schleifanger. Über dem Portal steht die Steinfigur eines Marabus im Nest mit dem aufgeschlagenen Buch als Symbol der Weisheit. Auf den seitlichen Konsolen sind Knaben aus Stein zu sehen.

An der Seite zwischen der Straße und dem Pausenhof befindet sich der Mädcheneingang. Über dem Rundbogen prangt das Wappen Coburgs mit dem Kopf des Heiligen Mauritius, an den Seiten stehen als Steinfiguren zwei Schülerinnen, die linke mit einer Schultüte und die rechte mit einem Buch.

Heiligkreuz-Mittelschule Coburg - Mädcheneingang

Im Inneren sind noch die Treppenhäuser mit ihrer Wandverkleidung aus Keramik, die Geländer mit Blechbildern, die ursprünglichen Sitzbänke, schöne Verglasungen und die alten Klassenzimmertüren vorhanden.

Rosenauer Burg in Coburg

Die Rosenauer Burg

wurde im 15. Jahrhundert als Besitz des Münzmeisters erwähnt. 1611 erwarb Herzog Johann Casimir das Anwesen. 1671 wurde bei einem Umbau ein Stockwerk in schmucker Fachwerkbauweise auf das massive Erdgeschoss aufgesetzt und mit einem steilen Satteldach gekrönt. Der Hahnfluss speist den Rittersteich, in dessen Mitte die Burg liegt. Im Obergeschoss der Rosenauer Burg wohnte der Hoffischer, im Erdgeschoss war die herzogliche Brauerei untergebracht. Heute befindet sich hier das Bauamt.

Hotel "Hahnmühle 1323"

Hotel “Hahnmühle 1323”.

Nicht weit von der Rosenauer Burg steht ein weiteres denkmalgeschütztes Fachwerkgebäude, die Hahnmühle. Sie ist eine der Mühlen gewesen, die Anfang des 14. Jahrhunderts hier am Hahnfluss im Steinweg vor den Toren der Stadt (Haus-Nr. 68 – 72) errichtet wurden. Es gab erst die Getreidemühle, später auch eine Schlag- und Ölmühle und ein Sägewerk.

Hotel "Hahnmühle 1323"

Der Mühlenbetrieb endete 1890. Das Haus Nr. 68 gilt als das schönste Fachwerkhaus in Coburg. Ein amerikanischer Investor baute es zum “Hotel Hahnmühle 1323“ um.

Wir fahren auf der Straße Oberer Bürglass hinauf bis zur Festungsstraße und folgen ihr immer entlang des Hofgartens. Herzog Ernst I. veranlasste ab 1835 eine Umgestaltung des Hofgartens in einen Englischen Landschaftspark. Sein Sohn und Nachfolger Herzog Ernst II. kaufte dann sämtliche noch fehlende Grundstücke zwischen Hofgarten und Festung auf, so dass der Park bis 1860 seine heutigen Dimensionen erreicht hatte.

Veste Coburg

Die Veste Coburg

ist eine gut erhaltene mittelalterliche Burganlage mit einer Ausdehnung von 135 x 260 Metern. Sie wird auch die „Fränkische Krone“ genannt, erhebt sie sich doch mit ihren gewaltigen Wehrmauern, Türmen und Gebäuden 160 Meter über der Stadt und ihrer Umgebung.

Veste Coburg

Archäologische Untersuchungen datieren die ältesten Fundamente auf das 10. Jahrhundert. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Veste Coburg im Jahre 1225 als Besitz der Herzöge von Meranien. 1248 ging die Burg an die Grafen von Henneberg, 1291 an die Markgrafen von Brandenburg und 1312 erneut an die Grafen von Henneberg. 1353 kam sie durch Erbschaft an Friedrich III., genannt der Strenge, aus dem Hause Wettin.

Veste Coburg - Fürstenbau

Die Veste Coburg blieb bis zum Ende der Monarchie im Jahr 1918 im Besitz dieses alten Adelsgeschlechts. Danach übernahm sie 1919 die Coburger Landesstiftung, heute eine Außenstelle der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung.

Bastei "Bunter Löwe" und Haupteingang zur Festung
Bastei “Bunter Löwe” und Haupteingang zur Veste

Im Jahre 1225 bestand die Anlage aus der im Osten gelegenen Hauptburg mit Bergfried, Palas und Kapelle und einer Vorburg im Westen. Um 1420/30 wurde ein dreifacher Befestigungsring um die gesamte Burg gelegt.

Veste Coburg - Hohes Haus

Das Hohe Haus wurde nach einem Brand im westlichen Vorhof neu errichtet. Um 1500 brannte es im Fürstenbau und in der Steinernen Kemenate, so dass beide Gebäude in den Folgejahren neu aufgebaut wurden. Martin Luther lebte dann von April bis Oktober 1530 in der Steinernen Kemenate.

Luther-Gedenktafel - Veste Coburg
Luther-Gedenktafel – Veste Coburg

Ab 1531 wurde die Veste Coburg zur Landesfestung ausgebaut. Ab 1533 entstand auf der besonders gefährdeten Ostseite die Hohe Bastei für Kanonen, die 1553 vollendet wurde.

Carl-Eduard-Bau - Veste Coburg

Nach dem Schmalkaldischen Krieg wurden die Befestigungsanlagen weiter verstärkt und auf der Stadtseite im Westen wurde ein zweiter Zugang eingerichtet. 1614/15 errichtete Gideon Bacher aus Ulm die Basteien Rautenkranz und Bunter Löwe im Süden und die Bärenbastei im Westen der Anlage.

Die Veste Coburg verfügte über eine Vielzahl von Verteidigungswaffen. Fallgatter, Eisentore und ein zehn Meter hohes Eingangsportal sind von außen zu erkennen, im Inneren verbergen sich unter anderem Laufgänge und Pechgruben.

Durchgang zur Vorburg
Durchgang zur Vorburg

Die Veste Coburg wurde in ihrer Geschichte niemals kämpfend erobert, allerdings wurde sie im Dreißigjährigen Krieg im März 1635 durch den General von Lamboy nach fünfmonatiger Belagerung mit Hilfe eines gefälschten Briefes eingenommen, in welchem Herzog Johann Ernst angeblich die Übergabe an den Feind befahl.

Blick von der "Bastei Rautenkranz" zum Haupttor
Blick von der “Bastei Rautenkranz” zum Haupttor

Nach der Rückgabe der Veste an den Herzog am 30. Mai 1635 wurden die Befestigungsanlagen nochmals erheblich verstärkt. 1671 wurde das Prunkportal vor dem südlichen Haupttor vollendet. Wie viele Befestigungsanlagen im Lande, verlor auch die Veste Coburg zunehmend ihre Bedeutung.

Das Hohe Haus – Veste Coburg

Im Jahre 1782 wurde im Hohen Haus gar ein Zuchthaus eingerichtet, die Nebengebäude dienten als Kranken- und Irrenanstalt. 1820 wurde schließlich der Status der Festung aufgehoben, 1827 bis 1838 der zehn bis zwölf Meter tiefe Wallgraben eingeebnet und ein Promenadenweg rund um die Veste angelegt.

Luther-Kapelle – Veste Coburg

Es folgte ein Jahr später die Umgestaltung der Veste im Stil der Romantik. Die Kunstsammlungen der Herzöge wurde dort untergebracht und Herzog Ernst I. machte erste Räumlichkeiten als Museum öffentlich zugänglich. 1851 wurde die Luther-Kapelle im neogotischen Stil umgebaut.

Bulgarenturm – Veste Coburg

Anstelle eines um 1680 entstandenen Dachreiters wurde 1857 ein Torturm, der heutige Bulgarenturm, und 1859 die steinerne Brücke zum Haupttor errichtet.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurden einige der historisierenden Ergänzungen in der Burganlage zurückgebaut. Mit dem Abfindungsvertrag vom 7. Juni 1919 zwischen Herzog Carl Eduard und dem Freistaat Coburg ging die Veste in Staatseigentum über.

Steinerne Kemenate – Veste Coburg

Allerdings hatte Carl Eduard für sich und seine Kinder Wohnrecht auf Lebenszeit im Fürstenbau und im Gästehaus ausgehandelt. Nachdem 1998 mit dem Tod von Prinz Friedrich Josias das Wohnrecht der herzoglichen Familie erloschen war, folgte zwischen 2003 und 2008 die Generalsanierung des Fürstenbaus um zusätzliche Räume für die Kunstsammlung zur Verfügung zu haben.

Fürstenbau – Veste Coburg

Ausgestellt wird hier das Kupferstichkabinett, kostbare venezianische Gläser, historische Jagdwaffen, Kutschen, Prunkwagen und Turnierschlitten. Ölgemälde altdeutscher Meister, wie Cranach, Dürer und Grünewald, können ebenfalls besichtigt werden.

Aussicht von der Veste auf die Stadt

Auf dem Weg zurück in die Stadt kommen wir an der katholischen Stadtpfarrkirche St. Augustin vorbei. Sie wurde von 1855 bis 1860 im neogotischen Stil erbaut und erhielt eine Fürstengruft als Grablege für die katholische Linie des Herzoghauses.

Sonnenhaus - Alexandrinenstraße

Die Jugendstil-Villen in der Alexandrinenstraße.

Wir umfahren Schloss Ehrenburg und nehmen die Straße “Obere Anlage” bergabwärts. Sie geht in die Alexandrinenstraße über an der weitere, beeindruckende Jugendstilgebäude stehen. An erster Stelle zu nennen ist hier das „Sonnenhaus“ (Alexandrinenstr. 4) vom Architekten Otto Leheis 1903 erbaut.

Sonnenhaus - Alexandrinenstraße

Neben der Sonne im oberen Bereich der Fassade gibt es viele florale Ornamente im Giebelbereich, die an den belgischen Jugendstil in Brüssel erinnern. Die Villa Alexandrinenstr. 3 aus dem Jahr 1904, ebenfalls von Otto Leheis gebaut, greift neben dem Jugendstil auch Landhaus- und Fachwerkarchitektur auf.

Alexandrinenstraße 1-3, Coburg

Der dreiseitige Eckerker und der Verandavorbau prägen das Gebäude. Das Wohnhaus Alexandrinenstraße 2 ähnelt diesem Haus ohne es zu kopieren. Etwas weniger gegliedert ist die Villa Alexandrinenstraße 1, ebenfalls von Otto Leheis 1903 in historisierendem Jugendstil entworfen.

Lichtensteinturm - Coburg

Rund um das Äußere Ketschentor.

Auf der anderen Straßenseite führt eine Treppe hinunter in die Casimirstraße. Dort steht der Lichtensteinturm, früher Totengräberturm, in dem der Überlieferung nach Ulrich von Lichtenstein von 1597 bis 1633 für 36 Jahre bis zu seinem Lebensende in Kerkerhaft eingesperrt war. Er soll mit Anna, der ersten Frau von Herzog Casimir ein Liebesverhältnis gehabt haben.

Lichtensteinturm - Coburg

Im Jahr 1864 erwarb der im Dienst des Herzogs Ernst I. stehende Gustav Freiherr von Meyern-Hohenberg den Turm und ließ ein Haus im neogotischen Stil anbauen. Hinter dem Ensemble befindet sich der 1856 aufgelassene Salvatorfriedhof mit der Salvatorkirche. Sie wurde in den Jahren 1660 bis 1662 im Stil der Spätgotik erbaut. Die Nordseite weist eine zweiläufige Außentreppe aus Holz auf, die hinauf zur Empore führt. Gegenüber an der Wand stehen die verbliebenen Gruftarkaden.

Äußeres Ketschentor

Das Äußere Ketschentor östlich des Friedhofs wurde bereits 1303 erbaut. Zu dieser Zeit war Coburg noch unter der Herrschaft der Henneberger, wie das Wappen über der Einfahrt deutlich macht. Bei diesem Tor wurde der obere Teil des Holzbaus, der mit Türmchen und Erkern versehen war, 1713 durch eine Welsche Haube ersetzt.

Das Ketschentor ist das einzig erhalten gebliebene äußere Stadttor. Stadteinwärts führt die Ketschengasse durch die Fußgängerzone zum Marktplatz.

Villa Victoria - Coburg

Die Ketschendorfer Straße und der Rosengarten.

Stadtauswärts beginnt am Tor die Ketschendorfer Straße, die in südliche Richtung verläuft. Das Hotel Villa Victoria (Haus Nr. 2) befindet sich in einem sehr schönen, klassizistischen Biedermeierhaus aus dem Jahr 1835.

Kongresshaus Rosengarten

An der Ecke Ketschendorfer Straße / Berliner Platz liegt das Kongresshaus Rosengarten, Coburgs Veranstaltungszentrum. Es wurde im Jahr 1962 errichtet und 1987 modernisiert und erweitert. Das langgestreckte Gebäude mit seiner hellen und filigranen Stahl-Glas-Konstruktion ist zeitloser Bau mit schlichter Eleganz und Klarheit.

Kongresshaus Rosengarten Coburg

Anspruchsvolle Glas- und Porzellankunst wurde von renommierten Künstlern aus Deutschland und der Tschechischen Republik für die Innenausstattung angefertigt. Feste, Kongresse, Symposien und Messen werden hier veranstaltet.

Rosengarten Coburg

Eine große Terrasse mit Blick auf den sich anschließenden Rosengarten lädt in den Pausen der Veranstaltungen zum Verweilen ein. Im Rosengarten wachsen 72 verschiedene Rosensorten, dazu Stauden, Frühlings- und Herbstblumen, verschiedene Zierhecken und Spalierpflanzungen.

Palmenhaus Coburg

Ein 255 m² großes Palmenhaus mit Volieren lädt zu einem Rundgang ein. Der Sintflutbrunnen im Rosengarten ist ein Werk des Coburger Künstlers Ferdinand Lepcke für den Viktoria-Park im damals noch preußischen Bromberg aus dem Jahr 1904. Im Rosengarten von Coburg steht eine Kopie der zentralen Figurengruppe dieses Werkes. Sie wurde 1906 gegossen.

Sintflutbrunnen im Rosengarten

Im Rosengarten befindet sich auch eine Gedenktafel für den Walzerkönig Johann Strauss. Als er 1882 von seiner zweiten Frau verlassen wurde, war es nach österreichischem Recht für ihn nicht möglich ein weiteres Mal zu heiraten. Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha gewährte dem Walzerkönig ab 1886 Aufenthalt in Coburg, damit Strauss sich scheiden und seine dritte Frau Adele heiraten konnte.

Die Trauung fand im Jahr 1887 im Coburger Rathaus statt, Johann Strauss und seine Frau waren zuvor Coburger Bürger geworden, sind beide auch zum evangelisch-lutherischen Glauben übergetreten und wurden auch kirchlich in der Schlosskapelle der Coburger Ehrenburg getraut. In der Alexandrinenstraße stand bis 1988 die Villa, in der er gearbeitet und gelebt hat. Johann Strauss starb als Deutscher und als Coburger Bürger 1899 im Alter von 73 Jahren in seinem Haus in Wien an einer Lungenentzündung.

St. Nikolaus - Coburg

Am Südende des Rosengartens überqueren wir die Ketschendorfer Straße und stehen vor der Kapelle St. Nikolaus, die 1442 als Siechenkapelle für Leprakranke erbaut wurde.

Sie hat eine wechselvolle Vergangenheit, ab 1529 war sie Heimat einer evangelischen, ab 1806 der katholischen Gemeinde und von 1873 bis 1932 war sie eine Synagoge.

Hebräische Inschrift - St. Nikolaus

Ab 1945 war sie Gotteshaus einer Freikirche und seit 1962 nutzt die altkatholische Gemeinde die Nikolauskapelle. Die hebräische Inschrift über dem Westportal lautet „Dies ist das Tor zu Gott“.

Wichtig für die Stadtentwicklung im 19. Jahrhundert war der erste Eisenbahnanschluss an die Werrabahn im Jahr 1858. Die Eisenbahnverbindung führte auch dazu, dass in den folgenden 60 Jahren Kaiser, Zaren, Könige und Fürsten oft zu Besuch bei  ihrer Verwandtschaft nach Coburg kamen.

Das Traumpaar des 19. Jahrhunderts.

Königin Victoria und ihr Coburger Prinzgemahl Albert gelten bis heute als erstes Traumpaar der britischen Monarchie. Liebe spielte in ihrer Beziehung eine entscheidende Rolle, was in europäischen Fürstenehen damals eher selten der Fall war. „Mein liebes Weibchen“ nannte Albert in einigen seiner Briefe die Frau, die 1840 seine Gemahlin wurde und als Queen Victoria, Königin des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland, von 1837 bis 1901 ein ganzes Zeitalter prägte. Durch Alberts Einfluss und politische Weitsicht gewann das britische Königshaus trotz Krisen und Staatsaffären höchstes gesellschaftliches Ansehen. Das Paar bekam neun Kinder, die wiederum europaweit in Königs- und Fürstenhäuser einheirateten. Berühmte Verwandte sind Elisabeth II. von England und ihr Gatte, beide Ururenkel Victorias. Sofia und Juan Carlos von Spanien, Harald V. von Norwegen, Carl XVI. Gustaf von Schweden und Margrethe II. von Dänemark zählen ebenfalls zu ihren Nachkommen.

Albert, Prinzgemahl von Großbritannien und Irland

lebte von 1819 bis 1861. Er war der zweite Sohn von Herzog Ernst I. Im Jahr 1840 heiratete Albert seine Cousine Queen Victoria von Großbritannien – ein Beispiel der erfolgreichen Heiratspolitik des Coburger Hauses. Die Mutter von Victoria stammt ebenfalls aus dem Hause Coburg, sie war eine Schwester zu Ernst I. und heiratete den britischen Herzog Eduard von Kent.

Lichtbringer zu Pferd - Veste Coburg

Das erste Treffen zwischen Albert und Victoria arrangierte Alberts Onkel Leopold, König der Belgier. Alberts Lebenswerk war soziale Verbesserungen für die Menschen zu schaffen, technischer Fortschritt für die Wirtschaft und Freiheit für die Kunst war sein Ziel. Die erste Weltausstellung, die 1851 in London stattfand brachte ihm große Anerkennung ein. Als Albert im Jahr 1861 starb, lähmte sein Tod das ganze Land. Victoria trauerte bis an ihr Lebensende und versuchte immer so zu entscheiden, wie Albert es gewollt hätte. Im Beisein von Queen Victoria und ihren Kindern wurde 1865 auf dem Coburger Marktplatz das Standbild von Albert feierlich eingeweiht. Es zeigt Albert im Ornat eines Ritters des Hosenbandordens. In der rechten Hand hält er den Plan des Krystallpalasts, das Symbol für das moderne England.

Steinerne Kemenate (rechts) und Carl-Eduard-Bau

Service Coburg:
Bahnfahrt ICE SuperSparpreis ab München Hbf 2. Klasse einfach ab 17,90 €, 1.Klasse ab 33,90 €.
Ibis Styles Coburg bei DERTOUR DZ inkl. Frühstück ab 90 €.
Hotel Garni Haus Gemmer DZ inkl. Frühstück ab 100 €.
Schloss Ehrenburg Eintritt mit Führung 5 €.
Veste Coburg
Eintritt frei, Eintritt Kunstsammlungen 9 €.
Rosengarten Eintritt frei.
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