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Schwabach – Gold und Fachwerk in Mittelfranken

Der große zentrale Platz in der Altstadt, der Königsplatz, ist umrahmt von typisch fränkischen Fachwerkhäusern. Schwabach war und ist weltweit bekannt für seine Goldschläger und den Export von Blattgold.

Version 2021: Diesen Beitrag gibt es hier auch zum Hören (MP3):

 

Blattgold findet den Weg von Schwabach in alle Welt.

Nach einem gescheiterten Aufstand in Nürnberg waren dort Zünfte verboten und das Handwerk stark reglementiert. Im 16. Jahrhundert wanderten zahlreiche Goldschläger daraufhin nach Schwabach ab. Hier fanden sie ideale Voraussetzungen für ihr Handwerk. Das Material kam aus dem nahe gelegenen Goldkronach. In den Werkstätten wird bis heute das Gold gewalzt, in mehreren Arbeitsgängen geschlagen und immer wieder beschnitten, bis es abschließend ein Maß von 8 mal 8 cm und eine Dicke von durchschnittlich nur noch einem zehntausendstel Millimeter besitzt. Anfang des 20. Jahrhunderts erreichte das Handwerk seine Blüte in Schwabach. In rund 130 Betrieben waren bis zu 1.200 Personen beschäftigt. Heute wird das Blattgold nur noch in zwei Firmen weitgehend maschinell hergestellt, das Material kommt aus aller Welt und das Produkt wird weltweit exportiert. 40 % allen Blattgoldes kommt auch heute noch aus Mittelfranken.

die Goldenen Kuppeln von Kiew

Ob in Kiew, in den Emiraten oder in Brunei, Kuppeln von Kirchen, Moscheen, Palästen und Museen sind weltweit mit Blattgold aus Schwabach verziert. Seit 2001 sind auch die Türme des Schwabacher Rathauses mit Blattgold belegt. Blattgold wird zudem in der Buchbinderei, bei der Porzellan- und Glasherstellung und für die Restaurierung von Kunstgegenständen benötigt.

Im Stadtmuseum in der Goldbox gibt es eine Schauwerkstatt. Ein Goldschlägermeister übt hier sein Handwerk aus und erzählt Wissenswertes über seinen Beruf (Vorführungen während der Öffnungszeiten für Gruppen ab 10 Personen mit vorheriger Anmeldung und jeden 1. Samstag im Monat um 14 Uhr und um 16 Uhr für alle Museumsbesucher).

Königsplatz Schwabach
Historische Fachwerkbauten umrahmen den Königsplatz.

Der zentrale Platz in Schwabach ist der Königsplatz. Den Namen trägt der ehemalige Marktplatz der Stadt seit dem Jahr 1885 zu Ehren des bayerischen Königshauses. Im Osten des rechteckigen Platzes steht das imposante Rathaus.

Rathaus Schwabach

Der südliche Teil des Rathauses mit dem roten Fachwerk stammt aus dem Jahr 1528. Der nördliche Anbau mit dem braunen Fachwerk wurde 1902 neu gestaltet, die beiden Rathaustürme wurden 2002 durch eine Spendenaktion von Bürgern und Freunden der Stadt mit blattvergoldeten Ziegeln eingedeckt. Der “Goldene Saal” dient  als Sitzungssaal und wurde erstmals 1952 und dann nochmals nach einem Brand im Jahr 1974 mit 14.000 Blatt Blattgold verziert.

Rathaus Schwabach

Hinter dem Rathaus steht die Stadtkirche St. Johannes und St. Martin aus dem 15. Jahrhundert. Sie wurde nie zerstört. Daher blieben viele Kunstschätze im Original erhalten, darunter der Schwabacher Altar. Der Hochaltar der heute evangelischen Stadtkirche gehört zu den größten spätgotischen Flügelaltären. Er stammt aus der Werkstatt von Michael Wolgemut, dem Lehrer von Albrecht Dürer und wurde unter Verwendung von reichlich Blattgold 1508 fertiggestellt.

Zwei beeindruckende Brunnen stehen auf dem großen Königsplatz von Schwabach, der “Schöne Brunnen” und der “Gaulsbrunnen”. An den Breitseiten stehen prächtige Bürgerhäuser, teils in Fachwerk-Bauweise, mit zahlreichen Läden und einem Eiscafé.

Zum weißen Lamm - Schwabach

In der Südwestecke des Platzes befindet sich eines der ältesten Wirtshäuser der Stadt, der ehemalige Gasthof “zum weißen Lamm”, das heute das Restaurant Fabiano (Königsplatz Nr. 33) beherbergt. Am 5. November 1797 übernachtete Johann Wolfgang von Goethe hier, weil es ihm in der „Goldenen Gans“ zu teuer war.

Die Schwabacher Artikel – ein Dokument der Reformation.

Ein weiteres historisches Wirtshaus am Königsplatz (Nr. 12) ist der “Goldene Stern”. Bei einem Konvent in diesem Gasthof im Oktober 1529 trafen sich der protestantischen Kurfürst von Sachsen und sein Verbündeter, der Markgraf von Brandenburg-Ansbach mit Vertreter süddeutscher Reichsstädte. Ihnen wurden 17 von Philipp Melanchthon unter Mithilfe von Martin Luther verfasste Artikel vorgelegt als Grundlage für ein angestrebtes politisches Bündnis der protestantischen Herrscher gegen Kaiser Karl V.  In der Folge wurde im Jahr 1531 der Schmalkaldische Bund unter Führung von Kursachsen und Hessen gegründet.

Im Jahr 1488 wurde das Gasthaus “zur Goldenen Gans” gegründet. Da hier der schwedische König Gustav Adolf, Kurfürsten und Markgrafen logierten, wurde das Haus am Königsplatz Nr. 29 auch “Fürstenherberge” genannt. Von 1726 bis 1733 wurde das baufällige Haus erst abgerissen und dann durch einen imposanten Barockbau ersetzt. Hier befand sich auch eine kaiserliche Posthalterei bevor die Eisenbahn in Franken Einzug hielt. Vor 70 Jahren wurde das Gasthaus aufgegeben und im Jahr 2002 das Gebäude am Königsplatz Nr. 29 aufwendig renoviert.

An der Schwabach

Rund um den Königsplatz gibt es ein paar nette Gassen und reizvolle Winkel. Auch ein Spaziergang am Ufer der Schwabach ist empfehlenswert. Der Fluss war nicht nur für die Goldschläger von Bedeutung. Seifensiederei, die Herstellung von Nähnadeln, Nadeln für Grammophone und von Gold und Silberdraht für den Instrumentenbau waren in Schwabach ein bedeutender Wirtschaftszweig.

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Karte Schwabach – Tarifstand März 2021. Diesen Beitrag auf YouTube ansehen: https://youtu.be/HBVsxa4O8cU

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