Die Burgund – Leben wie Gott in Frankreich
Wir haben für drei Wochen ein kleines Ferienhaus in einem winzigen Dorf in der französischen Provinz gemietet. Der Weiler Gergueil liegt in der Burgund westlich der Hauptstadt Dijon auf einem Höhenrücken oberhalb des “Canal du Bourgogne” im Westen und der berühmten Weinlage “Hautes-Côtes-de-Nuits” im Osten.
Version 2024. Diesen Beitrag gibt es hier auch zum Hören (MP3):
Anreise – 700 Kilometer.
Nach dem das Gepäck in unserem Kombi verstaut ist, Frau und Söhne eingestiegen sind, geht es von München über Lindau, St. Gallen, Zürich und Basel nach Mühlhausen im Elsass. Bei Belfort erreichen wir die Burgundische Pforte zwischen Vogesen und Jura. Entlang des Doubs passieren wir Besancon und halten uns am Autobahnkreuz nördlich von Dole rechts. Bald erreichen wir Dijon in der Burgund, das wir von Ost nach West durchqueren. Entlang der Ouche und des Canal de Bourgogne fahren wir bis Pont-du-Pany. Auf einer Nebenstraße geht es in Kurven durch ein Waldgebiet hinauf nach Gergueil, 250 Höhenmeter über dem Tal.
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Gergueil – unser kleines Dorf.
Am Ortseingang holen wir den Hausschlüssel beim Besitzer unseres Hauses. Am Ortsende liegt unser Domizil, 70 qm Wohnfläche, im Erdgeschoss der Wohnraum mit Küchenzeile, Dusche und WC und im Obergeschoss zwei Schlafzimmer.
Von der großen Terrasse haben wir einen weiten Blick auf die bewaldeten Hochplateaus der Auxois und auf das Städtchen Sombernon. Unsere Nachbarin im Haus gegenüber, die 80-jährige Germaine begrüßt uns sogleich sehr freundlich. Nachdem wir uns eingerichtet haben, lädt sie meine Frau zu einem Dorfbummel ein und stellt ihr die Nachbarn vor. Das Dorf hat gut 100 Einwohner. Germaine spricht recht gut Deutsch, möchte aber ihre Kenntnisse auffrischen. So vereinbaren wir, dass unser Sohn Stefan von ihr Französischunterricht erhält und im Gegenzug Konversation in deutscher Sprache geführt wird.
Am Morgen kommt immer der Bäcker mit seinem Citroen-Lieferwagen laut hupend ins Dorf gefahren – das Baguette schmeckt himmlisch! Am Nachmittag kommt Germaine oft auf einen Milchkaffee auf unsere Terrasse, manchmal mit ihrer Tochter Annié, oder Stefan lernt bei ihr im Haus.
Dijon – die Anfänge [27 km einfach].
Heute besichtigen wir die Hauptstadt der Burgund. Dijon war in der Römerzeit zuerst ein Militärlager und später eine Stadt mit Wehrmauer. Seit 1032 wurde die Burgund von den Kapetingern, einer Seitenlinie des französischen Königshauses regiert und Dijon war ihre Hauptstadt. Nachdem Philipp I. von Burgund im Alter von 15 Jahren gestorben war, ging die Herrschaft an das Haus Valois über. Der König von Frankreich übergab 1363 das Herzogtum an seinen Sohn, Philipp den Kühnen.
Die große Ausdehnung das Herzogtums bis nach Ostfriesland im 15. Jahrhundert.
Philipp der Kühne begründete das Haus Burgund und heiratete nach langen Verhandlungen im Jahr 1384 Margarete von Flandern, die zuvor schon mit seinem Vorgänger verheiratet gewesen war. Sie war wegen ihres Erbes heiß begehrt. Der Erbfall trat nach dem Tod ihres Vaters Ludwig II. von Flandern ein. Das Haus Burgund erbte die Grafschaften Flandern, Artois, Rethel, Iles, Nevers und die Franche-Comté. Mit Gent, Brügge und Ypern schloss es Frieden und kaufte 1390 die Grafschaft Charolais dazu, so verdreifachte sich das Herrschaftsgebiet. Philipp der Kühne fühlte sich als Mitglied der französischen Königsfamilie und regierte oft von Paris aus, ließ jedoch 1384 vor Dijon ein Kartäuserkloster als künftige Grabstätte der Herzöge von Burgund errichten. Mit der “Doppelhochzeit von Cambrai” heiratete seine älteste Tochter und sein Sohn in die Familie des Wittelsbacher-Herzogs Albrechts I. von Straubing-Holland ein. Zu diesem Fest kamen im Jahr 1385 mehr als 20.000 Gäste. In der Folge kam auch noch im Jahr 1430 durch erneute Erbschaft die Grafschaft Holland, die von Ostfriesland bis Luxemburg reichte, zum Burgundischen Reich.
Dijon – der Niedergang.
Nach dem Tod des kinderlosen Karl der Kühne von Burgund in der Schlacht von Nancy im Jahr 1477 fiel der Nordteil des Reiches und die Franche-Comté an die Spanischen Habsburger und der Südteil mit dem Kerngebiet an Frankreich zurück. Dijon war damit nur noch Provinzhauptstadt. Im Jahr 1832 kam hier Gustave Eiffel zur Welt. Weltberühmt ist die Stadt für den hier hergestellten Senf.
Dijon – der Herzogspalast
Mittelpunkt der Stadt ist der Herzogspalast der Burgund, auf den Grundmauern der Residenz der Kapetinger von Philipp dem Kühnen errichtet und von Philipp dem Guten erweitert. Nach der französischen Revolution wurde der Palast für das “Musée des Beaux-Arts” genutzt. Die prachtvollen Gräber der Herzöge von Burgund wurden vom Kartäuserkloster von Champmol hierher in den Festsaal überführt.
Nach der Besichtigung schlendern wir weiter zum “Place Francois Rude”. Hier stehen drei ineinander gebaute Fachwerkhäuser aus dem 15. Jahrhundert, die wegen ihrer drei Giebel “Haus mit den 3 Gesichtern” genannt werden, das “Maison du trois Visages”. Nördlich des Platzes befindet sich die Marienkirche.
Dijon – die Marienkirche “Notre Dame”.
Die gotische Kirche entstand als Pfarrkirche in den Jahren 1220 bis 1240 und besitzt eine ungewöhnliche Fassade: Über drei spitzbogigen Arkaden im Erdgeschoss sind zwei Stockwerk mit dünnen Säulen darüber gebaut mit weit vorspringende Wasserspeier auf dem Gesims. Östlich, Richtung Bahnhof, geht es zur Kathedrale.
Dijon – die Kathedrale St. Bénigne.
Der älteste Teil der Kirche ist die Grabkapelle aus dem 6. Jahrhundert. Vom Nachfolgebau ist nur noch die romanische Krypta und das Untergeschoß der romanischen Rotunde aus dem Jahr 1002 erhalten. Die Basilika stürzte 1280 ein und das Obergeschoss der Rotunde wurde während der französischen Revolution zerstört. An Stelle der Basilika entstand die gotische Kirche. St. Bénigne war ein Benediktinerkloster, erst 1731 wurde Dijon zum Bistum erhoben und damit die Kirche im Jahr 1801 zur Kathedrale.
Der Canal de Bourgogne [8 km].
Wir fahren am “Canal de Bourgogne” entlang zurück nach Pont de Pany. Die Binnenwasserstraße durch die Burgund ist 243 Kilometern lang und verbindet die Saône mit der Yonne und damit über weitere Wasserwege das Mittelmeer mit dem Atlantik. Der Kanal hat 191 Schleusen und führt auf eine Scheitelhöhe von 376 Meter bei Pouilly-en-Auxois.
Hier führt der Kanal durch einen 3.333 Meter langen Tunnel, den “Voûte de Pouilly-en-Auxois”. Auf ihm verkehren zahlreiche Hausboote, die in Größen für 2 bis 12 Personen gemietet werden können. Es verkehren auch Pénichen, Frachtboote und zu Hotelschiffen umgebaute Schiffe, wie die 18 Passagiere fassende Péniche “Daniele”. An den Schleusen geht es gemütlich zu, die Schleusenwärterin kommt aus ihrem kleinen blumengeschmückten Haus, grüßt freundlich die Mannschaft auf dem Hausboot, die auch beim Schleusen hilft.
Zurück in unserem kleinen Haus in Gergueil packen wir unsere Einkäufe, die wir im Hypermarché in Dijon getätigt haben aus und kochen ein leckeres Abendessen, das wir auf der Terrasse genießen. In den großen Märkten in Frankreich gibt es immer eine hervorragende Auswahl an frischen Lebensmitteln.
Die Abtei von La Bussière [22 km].
Heute besuchen wir gleich unterhalb von Gergueil die “Abbaye de La Bussière” am Kanal im Örtchen La Bussière-sur-Ouche. Die ehemalige Zisterzienserabtei wurde im Jahr 1131 durch Stephan Harding, dem dritten Abt von Cîteaux gegründet und in der Französischen Revolution aufgehoben. Von der Klosteranlage haben sich neben der Kirche mit einer zweischiffigen Halle mit Kreuzgewölbe und der Krypta noch mehrere Gebäude erhalten, der Weinkeller, die Kelter, die Mühle, die Orangerie, der Taubenschlag und das Waschhaus. Die Anlage liegt in einem schönen französischen Garten.
Der Weinberg und das Schloss Clos de Vougeot [20 km].
Östlich unseres Hauses an der Côte ’Or befindet sich der Weinberg “Clos de Vougeot”. “Clos” bedeutet ein ummauerter, abgeschlossener Garten eines Schlosses oder einer Abtei. Hier wächst ein exzellenter Rotwein in der größten Grand Cru Lage der “Côte de Nuits”.
Auf dem heutigen Schloss “Clos de Vougeot” findet die Zusammenkunft der “Chevaliers du Tastevin”, der Bruderschaft der Weinverkoster statt. Diese gehört zu den exklusivsten Gesellschaften der Erde: Die Mitglieder sind Besitzer einer Grand-Cru-Lage und/oder Förderer der guten Weine der Burgund und der Tischkultur. Für die Bruderschaft kann man sich nicht bewerben, man wird ehrenvoll aufgefordert, Mitglied zu werden.
Historisch ist der “Clos de Vougeot” besonders interessant, der Weinberg in seiner heutigen Form entstand zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert. Mönche sollen im Weingarten die ersten wissenschaftlichen Experimente angestellt haben, welche Rebsorten sich auf welchen Böden optimal zum Anbau eignen, und wie man die Reben im Weingarten behandeln, schneiden und düngen muss. Der Wein findet sich auch in einem Verzeichnis von Ludwig XVI. wieder. Das heutige Schloss wurde unter Dom Loisier im Jahr 1551 erbaut.
Germaine hat uns den Weinkeller der Brüder Marcel und Bernard Fribourg in Nuits-St.Georges empfohlen. Wir bestellen ein paar Kisten Bourgogne Aligoté von der Lage “Villers-la-Faye”, die wir auf der Heimfahrt abholen wollen. Landkarte zu diesen Ausflügen an der Côte d`Or.
Ohrenbetäubender Lärm und quietschende Reifen.
Heute findet ein Bergrennen vor unserer Haustür statt. Der klassische “Course de Côte d´Urcy” findet zum 45. Mal statt. Der Start befindet sich an der kleinen Verbindungstrasse D 104 von Gergueil nach Pont de Pany. Von dort führt die Strecke zunächst bergab und dann nach der Einmündung in die D 35 wieder bergauf zum “Chateau Montculot”. Das Ziel liegt nach einer Streckenlänge von 1.500 Metern etwas unterhalb des Schlosses. Folgt man der D 35 weiter bergauf gelangt man in den Ort Urcy, dem Namensgeber dieses Rennens. Knapp hundert Teilnehmer mit Fahrzeugen unterschiedlicher Kategorien donnern an uns vorbei.
Richard Prat mit seinem gelben BMW M3 schleudert vor unseren Augen und landet mit Blechschaden an einem Felsblock am Straßenrand. Gesamtsieger der Bergrallye wird die Nr. 22 Yannick Tournois auf PRM Fun Boost.
Die Straße D 35 war auch schon Schauplatz der “Tour de France”.
Am Abend laden wir Germaine in die Landgasthof “La Ferme de Rolle ” ein. Er liegt acht Kilometer südlich unseres Hauses im Wald bei Ternant. Wir genießen die feine Küche der Burgund in rustikalem Ambiente.
Die Abtei von Fontenay – UNESCO Weltkulturerbe [68 km].
Heute erleben wir den kulturellen Höhepunkt unserer Reise. Wir besuchen die älteste erhaltene Zisterzienserkirche. Die Klöster wurden in entlegenen Tälern an einem Wasserlauf errichtet. Da Fisch als Hauptbestandteil der Küche der Mönche galt, gehören zu Teichen aufgestaute Bachläufe zur Abtei.
Fontenay wurde im Jahr 1118 vom Heiligen Bernhard von Clairvaux als Tochterkloster der Abtei Clairvaux gegründet. Fontenay entwickelte sich zu einem führenden geistlichen Zentrum der Region: Die Mönche fertigten wertvolle Handschriften und erzielten Erfolge in der Medizin und Heilkunde des Hochmittelalters. Im 13. Jahrhundert wohnten 300 Mönche in Fontenay.
Mit der Französischen Revolution im Jahr 1789 endete das Klosterleben. Es wurde eine Papierfabrik in den Gebäuden der Abtei eingerichtet. Der Bau in strenger zisterziensischer Romanik entspricht weitestgehend dem Originalzustand und gibt einen guten Eindruck des Klosterlebens im 12. Jahrhundert wieder. Zur Atmosphäre der Kirche trägt bei, dass keinerlei Sitzbänke und ähnliches den Innenraum zustellen und dass der Fußboden aus festgetretenem Lehm besteht. Der Schlafsaal der Mönche, der über dem Kapitelsaal liegt, ist 56 Meter lang. Die Mönche schliefen in dem unbeheizten, schwach beleuchteten Raum auf Strohsäcken unter einer Wolldecke und waren kaum getrennt voneinander (die Liegeplätze lediglich durch einfache, niedere Scheidewände getrennt). Der Kreuzgang ist ebenfalls unbeschädigt erhalten geblieben.
Die nach alten Vorbildern restaurierten Kräutergärten begrenzen den Krankensaal, in dem die Kranken der Region versorgt wurden, und die Schmiede mit einem riesigen, per Wasserrad angetriebenen Fallhammer, die eine wichtige Einnahmequelle des Klosters darstellte. Im 15. Jahrhundert entstanden der Taubenturm und der Hundezwinger, der auf das Jagdrecht der Herzöge von Burgund in den Wäldern rund um das Kloster verweist.
Die Ruhe in diesem friedlichen Tal beeindruckt uns sehr, die Flussaue mit ihren Fischteichen, das Kloster und der dichte Wald!
Ein gallisches Dorf wehrt sich gegen Caesar.
15 Kilometer südlich von Fontenay liegen die Ausgrabungsstätten von Alesia. Das war die Hauptsiedlung der Mandubier, eines mit den mächtigen Haeduern verbündeten gallischen Volksstamms. Alesia lag auf dem Höhenrücken des Mont Auxois.
Der gallische Krieg fand zwischen den Jahren 58 und 53 v. Chr. statt. Römische Legionen unter der Führung des Feldherrn Gaius Julius Caesar zogen in den Sommermonaten gegen zahlreiche gallische Stämme, deren Kämpfer sich überwiegend in Gruppen zusammengefunden hatten. Die römischen Militärerfolge stellten sich sehr rasch ein, und die Römer drangen in den Folgejahren bis nach Britannien vor. Allein die Schlacht um das gallische Oppidum Gergovia zu Beginn des Jahres 52 v. Chr. endete mit einem strategischen Rückzug Caesars.
Der gallische Vercingétorix entzog sich der überlegenen römischen Kavallerie, indem er sich mit seinen Truppen im 14 Kilometer entfernten und gut befestigten gallischen Alesia verschanzte. Caesar verfolgte die fliehenden Gallier und schloss sie in Alesia ein. Vercingétorix befehligte etwa 20.000 und Caesar etwa 70.000 Soldaten. Vercingétorix gelang es vor dem Einschluss jedoch noch, seine Reiterei fortzuschicken, da sie während einer Belagerung die Vorräte unnötig strapaziert hätte. Die Reiter erhielten zudem den Auftrag, die gallischen Stämme zur Aufstellung eines Entsatzheeres aufzurufen.
Schnell wurde Caesar selbst zum Belagerten, da nunmehr auch er von dem anrückenden gallischen Entsatzheer umringt wurde. Mit umfangreichen Schanzarbeiten stellte Caesar innerhalb von nur sechs Wochen einen 16 km langen inneren Belagerungsring und einen zweiten, 21 km langen, nach außen gerichteten Verteidigungsring auf, um sich dieser Feinde zu erwehren. Diese Schanzanlagen enthielten Türme, Fallen, Gräben, Wälle, Fußangeln und Hindernisse gegen Reiterangriffe.
Bereits nach etwa dreißig Tagen gingen in Alesia die Nahrungsmittel zur Neige. Vercingétorix schickte alle Kampfunfähigen wie Alte, Frauen und Kinder aus der Stadt, da sie nicht mehr ernährt werden konnten. Caesar ließ sie nicht durch seine Linien abziehen, so dass diese vor den Augen aller langsam und qualvoll starben.
Die Ankunft des gallischen Entsatzheeres bei Alesia und der anschließende Angriff war für Vercingétorix das Signal für einen Ausbruchsversuch. Durch entschlossene Vorstöße und kluge Organisation der Truppen gelang es Caesar in jener „Zweifrontenschlacht“ sowohl die Ausbruchsversuche aus Alesia abzuschlagen als auch das äußere gallische Heer fernzuhalten. Nachdem Caesars germanische Reiter das Entsatzheer zerstreut hatten, sammelte es sich wieder und griff an einer Schwachstelle des äußeren Schanzwerks an. Die gallischen Heerscharen durchbrachen die Befestigung und griffen die römischen Truppen von vorne und hinten an. Caesar befahl vier römischen Kohorten das Schlachtfeld weiträumig zu umgehen.
Als die römischen Truppen den gallischen Heerscharen in den Rücken fielen, flohen die Gallier, wurden aber noch eine Weile von den Römern verfolgt. Vercingétorix zog sich nach Alesia zurück. Wenig später ergab er sich, in der Hoffnung, dass Caesar ihn und sein Volk nicht in die Sklaverei verkaufen werde. Sechs Jahre später, als Caesar wieder nach Rom kam, um seine Siege in Gallien, Ägypten, Kleinasien und Afrika in einem Triumphzug zu feiern, wurde Vercingétorix, der bisher im Kerker gesessen hatte, in Ketten durch Rom mitgezogen und anschließend auf Befehl Caesars im Tullianum erdrosselt.
Oldtimer-Rallye im Schloss Bussy-Rabutin
Ein wenig östlich des umkämpften Mont Auxois liegt das “Schloss Bussy-Rabutin”. Es entstand im 15. Jahrhundert zunächst als befestigte Anlage mit starken Türmen, wurde jedoch mit Beginn der Renaissance zunehmend wohnlicher ausgebaut. Im Jahr 1602 kam es in den Besitz der Familie Rabutin, die es 1733 wieder verkaufte. Die im 17. Jahrhundert erneuerten Wassergräben waren mit Zugbrücken ausgestattet. Auch die Kegeldächer wurden in dieser Zeit ergänzt und das Hauptgebäude vollendet.
Das Innere des Schlosses ist mit zahlreichen Porträts berühmter historischer Persönlichkeiten geschmückt, Höhepunkt ist das Kabinett im “Goldenen Turm” aus dem 17. Jahrhundert. Des Weiteren umfasst das Schloss eine weitläufige Gartenanlage, die vom französischen Gartenarchitekten André Le Nôtre in Anlehnung an den Garten von Schloss Versailles gestaltet wurde. Ein Laubwald und ein terrassenförmig gestalteter Park umgeben das Schloss.
Als wir eintreffen ist das “Schloss Bussy-Rabutin” gerade Anlaufpunkt einer Oldtimer-Rallye durch die Burgund. Der blaue Bugatti (Titelfoto), die MG- und Jaguar-Cabriolets und die schwarzen Limousinen von Peugeot und Citroen machen sich im historischen Schlosshof sehr gut.
18 Kilometer südöstlich im Wald erreichen wir
die Quelle der Seine.
Sie ist gefasst und im Quellbecken steht ein Nymphäum aus dem 19. Jahrhundert. Die Stadt Paris ist seit 1864 Eigentümer des Geländes. Hier stehen die Überreste einer Kultstätte der einheimischen Lingonen und des römischen Heiligtums der “Göttin Sequana”, von der sich der Name der Seine ableitet. Auf dem Gelände wurden mehrere tausend Objekte ausgegraben. Die Vase des Rufus, die zahlreiche Votivgaben und Münzen werden als „Schatz des Heiligtums“, zwei Bronzestatuen, die Göttin Sequana und ein Faun, als „Schatz der Seine“ bezeichnet.
Die Seine fließt im weiteren Verlauf durch Paris und mündet nach 777 Kilometern im Ärmelkanal bei Le Havre.
Die Abtei Fontenay, Alesia, Schloss Bussy-Rabutin und die Quelle der Seine lassen sich gut zu einem Tagesausflug zusammenfassen [159 km]. Landkarte zur Tour.
Festival Folkloriades International & Fetes de la Vigne.
Wir fahren mit unserem Wagen erneut nach Dijon und nehmen unsere liebe Nachbarin Germaine mit. Hier steigt das “54. Festival Folkloriades International & Fetes de la Vigne” im Parc Colombière. Es treten Musikgruppen, Fanfarenzüge, wie die Mainzer Ranzengarde, Jongleure, Akrobaten und Feuerschlucker auf. Bis aus Korea, Indien, Armenien und Tartastan sind Gruppen angereist. Viel Applaus bekommen die Dudelsackspieler aus der Bretagne.
Das Hôtel-Dieu in Beaune – ein Krankenhaus aus dem 15. Jahrhundert [30 km].
Es wurde 1443 gegründet und bis 1971 als Hospital genutzt. Heute ist es ein Altersheim und Museum, das einen interessanten Einblick in die Krankenpflege der frühen Neuzeit gewährt. Das wollen wir uns gerne ansehen.
Nach dem Hundertjährigen Krieg litten die Menschen in der Burgund unter drückender Armut. Vielen drohte der Hungertod. In der kleinen Stadt Beaune waren fast drei Viertel aller Einwohner davon bedroht, da sie durch die Kriegswirren mittellos geworden waren. Um sein eigenes Seelenheil bemüht, beschloss Nicolas Rolin, Kanzler des Herzogs Philipp des Guten von Burgund, hier ein Hospital zu stiften. Rolin versah das Hospital mit einer Jahresrente und eigenen Einkommensquellen, wie Weinberge und Salinen. Dem Krankenhaus wurde zudem im Laufe der Zeit von vielen Bewohnern der Region ausgedehnter Grundbesitz vermacht. Das Hospital wird heute vor allem durch die Erträge aus den Weinbergen finanziert, die über die Jahrhunderte durch Erbschaft und Vermächtnisse in den Stiftungsbesitz des Hospizes gelangten. Dem Hospiz gehören viele Premier Cru-Lagen der umliegenden Côte-d’Or. Einmal jährlich findet die weltberühmte Auktion von Fasswein aus dem Stiftungsbesitz im Hospiz von Beaune statt. Jeder, der als Weinhändler in Frankreich um seine Reputation besorgt ist, wird versuchen, ein Fass zu ersteigern. Es wurden zum Teil Auktionspreise bis zu 40.000 Euro für ein Pièce, das ist ein Holzfässchen mit ca. 228 Liter, erzielt – umgerechnet auf eine Einzelflaschen über 250 Euro.
Das Hôtel-Dieu stellt ein typisches Bauwerk der flämischen Gotik dar. Seine Inspirationen hatte sich Kanzler Rolin auf zahlreichen Reisen in das zu dieser Zeit zur Burgund gehörenden Flandern geholt. Besonders auffallend sind die bunten Dächer, die aus verschiedenfarbigen glasierten Terrakotta-Ziegeln bestehen und zahlreiche Dachluken besitzen. Ursprünglich stammt diese Art von Dächern aus Ost-Österreich und Ungarn. Das Hospital fiel von Anfang an durch seine überaus prächtige Ausstattung auf, das “Hôtel-Dieu” sollte das schönste Hospital in ganz Frankreich werden.
Anhand eines detaillierten Inventars aus dem Jahr 1501 kann man heute noch nachvollziehen, dass Nicolas Rolin die Anstalt seit der Gründung mit Mobiliar, Wandteppichen und anderen Gegenständen ausgestattet hatte. Durch zahlreiche Stiftungen, Schenkungen und Vermächtnisse von Wohltätern oder Kranken nahm die Pracht des Gebäudekomplexes im Laufe der Jahrhunderte weiter zu. Eine Bestandsaufnahme belegt, dass ungefähr 2.500 Möbel, Betten, Truhen, sowie Gegenstände wie Wandteppiche, Bilder, Skulpturen und Apothekertiegel vorhanden waren.
Um den rechteckigen Ehrenhof gruppieren sich zahlreiche Säle, die jeweils unterschiedlichen Aufgaben dienten.
Der Armensaal mit Kapelle ist der größte Saal für die Krankenpflege. Er wurde im Jahr 1452 eingeweiht und beherbergte bis 1951 Kranke und Arme. Das Mobiliar besteht aus 30 Betten in zwei Reihen, in denen jeweils zwei Personen lagen. Dies erfolgte nicht aus Platzgründen, sondern um den Patienten die Möglichkeit zu geben, sich gegenseitig zu wärmen. Ansonsten waren zum Wärmen nur zinnerne Wärmflaschen, Wandteppiche und Vorhänge vorhanden. Eine Zentralheizung wurde erst 1925 eingebaut. Der Raum verfügt nur über wenige Fenster. Die Ärzte der damaligen Zeit waren der Überzeugung, dass sich gefürchtete Krankheiten wie Pest, Masern oder Grippe besonders gut in schlechter Luft ausbreiten würden. Ein Krankensaal musste also vor der von außen eindringenden, unreinen Luft abgeschottet werden. So hat man im Gebäude nur wenige, kleine Öffnungen zugelassen. Die Luft im Inneren hat man durch aromatische Duftstoffe, Kräuterauszüge und Weihrauch gereinigt. Die Decke ist ein Tonnengewölbe, gegliedert durch bemalte Stützbalken, die aus den Rachen mittelalterlicher Drachen ragen. Die Kapelle am Ende des Saales ermöglichte es den Kranken, vom Bett aus die Heilige Messe zu verfolgen und gleichzeitig mit ihren Gebeten den Wohltätern der Einrichtung zu danken. In dieser Kapelle hing damals das “Jüngste Gericht”, der Flügelaltar des flämischen Malers Rogier van der Weyden.
Im angrenzenden kleinen Saal „Sainte Anne“ wurden nur einige wenige Adelige versorgt. Auch der Saal „Saint Hugues“ diente zur Versorgung von begüterten Kranken. Die Einrichtung des Saales mit seinen 12 Betten wurde durch eine Spende im Jahr 1645 ermöglicht. Die prächtigen Bilder des Malers Isaac Moillon stellen Wunder aus dem Wirken Jesu dar und sollten den hier gepflegten Schwerkranken Hoffnung vermitteln.
Der Saal „Saint Nicolas“ war für Versorgung der akut in Lebensgefahr schwebenden Patienten gedacht. Im Jahre 1658 stellt der junge Ludwig XIV. die dazu notwendigen Mittel zur Verfügung. Somit konnte das Hôtel-Dieu stets eine Trennung der verschiedenen Krankheitsgrade erreichen. Erst von diesem Zeitpunkt an war auch die Trennung von weiblichen und männlichen Patienten möglich. Außerdem führt die Besichtigungstour in eine große Küche mit zeitgenössischem Geschirr und einem gotischen Kamin, in die Apotheke samt Zinngefäßen, Flakons und Fayencen aus Nevers, in ein angrenzendes kleines Labor zur Herstellung der Medikamente und in das Backhaus. Hier wurde das Brot gebacken, das man unter die Armen der Stadt verteilte. Bis ins 20. Jahrhundert kamen Alte, Behinderte, Waise, Kranke, Gebärende und Notleidende in diese Institution.
In den Süden der Burgund.
Heute geht es auf der Autobahn bis zur Ausfahrt Tournus. Auf der Landstraße fahren wir dann weiter durch Weinfelder. Der nächste Ort hat einen berühmten Namen:
Chardonnay – ein winziges Dorf mit 200 Einwohnern.
Der Ort war Namensgeber für die Weinsorte aus der Burgund, deren Name 1872 auf der Weinbauausstellung von Lyon festgelegt wurde.
Taize – der ökumenische Jugendtreff [108 km].
Die Gemeinschaft von Taizé ist ein internationaler ökumenischer Männerorden. Bekannt ist die Gemeinschaft vor allem durch die ökumenischen Jugendtreffen, zu denen jährlich rund 100.000 Besucher vieler Nationalitäten und Konfessionen kommen. Die Treffen werden in Taizé und verschiedenen anderen Orten ausgerichtet. Roger Schutz, der Gründer des Ordens, trug maßgeblich zur Popularität bei, die sich ungebrochen fortsetzt.
Der aus der Schweiz stammende Roger Schutz kam am 20. August 1940 nach Taizé, das damals nahe der Demarkationslinie im unbesetzten Teil Frankreichs lag und kaufte ein Haus. Er nahm Kriegsflüchtlinge und Juden auf, die auf der Flucht waren. Als die Wehrmacht die “Zone Libre” besetzte, war Schutz gerade in der Schweiz, wo er dann bis zum Herbst 1944 blieb. Nach der Befreiung Frankreichs durch die Westalliierten kehrte er mit drei Freunden nach Taizé zurück.
In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg besuchten sie oft deutsche Kriegsgefangene eines nahen Gefangenenlagers und konnten mit der Zeit auch das Vertrauen der Wachen so weit gewinnen, dass sie Gefangene zum sonntäglichen Gottesdienst in der kleinen romanischen Dorfkirche Ste-Marie-Madeleine einladen durften.
1949 beschlossen die Brüder, deren Zahl weiter angewachsen war, sich endgültig dem gemeinsamen einfachen Leben in Ehelosigkeit zu verschreiben. Im Jahr 1949 legten die ersten sieben evangelischen Brüder ihr Gelübde ab. Beim katholischen Bischof holten sie die Erlaubnis ein, die romanische Dorfkirche mitnutzen zu dürfen. Der Bischof wurde von dem damaligen päpstlichen Nuntius und späteren Papst Johannes XXIII. in der Entscheidung bestärkt der Gemeinschaft die Nutzung zu erlauben. Nachdem schon die ersten katholischen Brüder in der Gemeinschaft mitgelebt hatten, legte 1969 ein junger belgischer Arzt als erster Katholik sein Gelübde ab. François Kardinal Marty, der damalige Erzbischof von Paris, gab dazu sein Einverständnis. Damit wurde die Communauté de Taizé „die erste ökumenische Brüdergemeinschaft der Kirchengeschichte“.
Frère Roger lag von Anfang an viel an einem Austausch mit der katholischen Kurie: Exemplarisch steht der gute Kontakt mit Karol Wojtyla, der als Krakauer Erzbischof 1964 und 1968 hier war. Nach seiner Wahl zum Papst nutzte Johannes Paul II. einen Frankreich-Besuch im Jahr 1986, um erneut Taizé zu besuchen. Der Papst beschrieb Taizé bei der Begrüßung in der “Kirche der Versöhnung”: „Man kommt nach Taizé wie an den Rand einer Quelle“. Jedes Jahr empfing Papst Johannes Paul II. Frère Roger zu einer Privataudienz, einmal mit den Worten: „Oh, Taizé, dieser kleine Frühling!“, um die Wertschätzung der ökumenischen Arbeit Taizés auszudrücken.
Taizé liegt auf einem Hügel in der burgundischen Landschaft. Die Klosteranlage, wo sich die Jugendtreffen abspielen, beginnt mit dem Empfangsgebäude, wo man sich anmeldet. Auf einem leicht ansteigenden Gelände folgen der Glockenturm, die “Kirche der Versöhnung”, die Krankenstation, Unterkünfte und Sanitäranlagen für die Jugendlichen, für die Erwachsenen und nach etwa einem Kilometer Ameugny, wo Familien untergebracht sind. Der alte Dorfkern Taizés, in dem sich heute nur noch wenige Häuser befinden die landwirtschaftlich geprägt sind, schmiegt sich an den Fuß des Hügels an. Die Brüder wohnen in Häusern rund um die alte romanische Dorfkirche Ste.-Marie-Madeleine.
{Bis zu seiner Ermordung im Jahr 2005 war Schutz Prior der Gemeinschaft. 2018 zählten etwa 100 Brüder zur Communauté. Die Brüder sind Katholiken oder Mitglieder verschiedener evangelischer Kirchen. Sie stammen aus über 25 Ländern. Durch ihr Dasein selbst ist die Communauté ein konkretes Zeichen der Versöhnung unter den gespaltenen Christen und getrennten Völkern.}
Bout du Monde – am Ende der Welt.
Das Tal der Cosanne endet hier jäh an einer steilen Felswand. Über die Cascade du Cul-de-Menevault stürzt Wasser aus der Höhe in den Talkessel herunter. In der Nähe befindet sich ein Quelltopf in einer 65 Meter tiefen Grotte. Schon Alexandre Dumas hat diese Landschaft bewundert.
Die romantische Burg La Rochepot [45 km].
Die Burg “La Rochepot” liegt auf einem Kalkfelsen etwa 15 Kilometer südwestlich von Beaune. Die Anlage stammt aus dem 13. Jahrhundert, wurde während der Französischen Revolution konfisziert, auf Abbruch versteigert und anschließend als Steinbruch genutzt, sodass sie zu Beginn des 19. Jahrhunderts nur noch eine Ruine war. Diese wurde ab dem Jahr 1894 von Sadi Carnot im Stil des Historismus vollständig rekonstruiert. Als Vorlage dazu dienten Federzeichnungen aus dem Jahr 1645. Ausnahmen von der Originaltreue zum 15. Jahrhundert waren nur im Inneren gemacht worden, wo Carnot nicht auf zeitgemäßen Wohnkomfort hatte verzichten wollen, sodass die wiederaufgebaute Anlage über fließend Wasser, eine Zentralheizung, Elektrizität sowie Badezimmer und Toiletten verfügte. Zum Anwesen gehören rund 28 Hektar Landbesitz, der unter anderem aus Wäldern, Moorland, Wiesen und Äckern besteht. Auf den Flächen finden sich alte und seltene Baumarten, darunter Zeder, Linde, Hainbuche, Rosskastanie und Felsenkirsche.
Beaune, Chardonnay, Taize und die Burg La Rochepot lassen sich gut zu einem Tagesausflug zusammenfassen [240 km]. Landkarte dieser Tour.
Service Burgund:
Ferienhaus Les Brûles in Ternant für bis zu 6 Personen (Gergueil 11 km entfernt) ab 710 € pro Woche bei Interchalet (im August 2024).
Eintritt Herzogspalast der Burgund in Dijon mit Kunstmuseum – Eintrtt frei.
Eintritt Kathedrale St. Bénigne – Eintritt frei (Krypta zur Zeit in Renovierung).
Die Abtei von La Bussière ist heute ein Hotel der Relais & Chateau-Kette.
Eintritt Abtei Fontenay 11,50 €.
Eintritt Muséo Parc Alesia 13 €.
Eintritt Schloss Bussy-Rabutin 9 €.
Eintritt Hôtel-Dieu in Beaune 12 €.
Hotel Philippe le Bon in Dijon (historisches Haus) DZ bei DERTOUR ab 192 €.
Werbung: Hotels, Ferienhäuser und Ferienwohnungen bei
Diese Reise fand im August/ September 2000 statt. Ich reiste mit meiner Familie. Die Bilder zu diesem Beitrag sind noch nicht im digitalen Format fotografiert worden. Überarbeitet im Februar 2024 – Tarifstand: Sommer 2024. Diesen Beitrag auf YouTube sehen: https://youtu.be/thazFDCyvk0
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