Tallinn – die alte Hansestadt Reval
Tallinn heißt die estnische Hauptstadt erst seit 1918. Das spätmittelalterliche Stadtbild versetzt uns Besucher in die Hansezeit. Reval erhielt schon 1346 das Stapelrecht und wurde in den folgenden Jahrhunderten ein Zentrum des Osthandels.
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Nach einem schönen Aufenthalt in Litauen mit dem ersten Höhepunkt unserer Reise durch die Baltischen Staaten bei unserem Besuch auf der Kurischen Nehrung geht es heute von Vilnius weiter nach Tallinn. Leider wird der von uns gebuchte Flug von Air Baltic um 14:40 Uhr ohne Angaben von Gründen gestrichen. Es wollten wohl nur 15 Personen mitfliegen. So kommen wir mit dem nächsten Flug erst um kurz vor 20:00 Uhr in Tallinn an.
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Wir stellen aber fest, dass wir nichts Wesentliches versäumt haben, da es in der estnischen Hauptstadt in Strömen regnet. Ein Taxi bringt uns zu unserem Hotel “Unique Stay Tallinn” im Stadtteil Kassisaba, der westlich an die Altstadt grenzt. Hier bleiben wir drei Nächte.
Der Domberg mit dem Schloss – die Keimzelle Tallinns.
Am 1. Tag: Das Regengebiet ist weiter gezogen und die Sonne lacht vom Himmel, als wir nach dem Frühstück auf eine erste Erkundung starten. Wir laufen vom Hotel aus an Holzhäusern aus dem 19. Jahrhundert vorbei und sind in gut fünf Minuten schon auf dem 50 Meter hohen Domberg. Links ragt der “Lange Hermann” empor, ein zehnstöckiger Turm aus dem Jahr 1370, der das Schloss bewacht.
Das heutige Schloss entstand durch Umbauten der alten Burg, die Zarin Katharina die Große von 1767 bis 1773 durchführen ließ. Nach dem Großen Nordischen Krieg war die Herrschaft über Tallinn von Schweden an Russland übergegangen. Heute tagt das Estnische Parlament in diesem barocken Gebäude.
Gegenüber steht die reich geschmückte orthodoxe Alexander-Nevski-Kathedrale mit ihren fünf Zwiebeltürmen. Das Gotteshaus entstand während der Russifizierungspolitik unter Zar Alexander III. Ende des 19. Jahrhunderts. Vom Domberg aus schweift unser Blick auf
die Unterstadt – Handelsplatz der Hanse
Zwei Wege führen vom Domberg hinunter zum Rathaus, das “Lange und das Kurze Bein”. Um 1402 bekam das Rathaus seine spätgotische Fassade
mit den zwei Wasserspeiern in Form von Drachenköpfen. Im ersten Stock befinden sich der von Säulen getragene Bürgersaal und der Ratssaal. Auf dem schlanken Turm gibt es eine Aussichtsplattform.
Lebhaft geht es auf dem Rathausplatz von Tallinn zu, er ist der Mittelpunkt der Hansestadt. Das schönste Bürgerhaus am Platz ist die Ratsapotheke aus dem Jahr 1422. Sie zählt somit zu den ältesten noch betriebenen Apotheken der Welt. Rund um den Rathausplatz gibt es zahlreiche Gaststätten und Cafés mit Tischen und Stühlen im Freien.
An der nächsten Ecke, am Alten Markt, lockt das Gasthaus “Olde Hansa” im ehemaligen Packhaus die Touristen an. Mädchen in mittelalterlichen Trachten bieten schon auf dem Platz Kostproben an. Es gibt Mittelalter-Küche, wie Wildschein mit Sauerkraut, Lachs, Würste und dazu ein Met.
Gleich gegenüber bietet das “Restaurant Peppersack” in einem mittelalterlichen Gebäude mit Speicher eine gehobene baltische Küche an.
Durch die Katharinengasse mit Resten des Dominikanerklosters gelangen wir zur Viru-Pforte, dem Osteingang zur Altstadt. An der Stadtmauer findet täglich der Wollmarkt statt. Textilien, hauptsächlich aus Wolle und Leinen werden hier angeboten.
Zwei Straßen führen vom Rathausplatz zum Nordtor der Stadt, die Breite Straße (Lai) und die Langstraße (Pikk). An der Pikk steht die Heiliggeistkirche aus dem 14. Jahrhundert. Der schlanke Rundturm wurde im 15. Jahrhundert hinzugefügt. Im Inneren sind die gotischen Holzschnitzarbeiten mit dem Altar des Lübecker Meisters Bernt Notke sehenswert.

Zahlreiche Gildehäuser säumen die Straße, darunter das “Große Gildehaus” und das “Schwarzhäupterhaus” der deutschen Kaufleute aus der Hansezeit. Der Name geht auf den Schutzpatron der Kaufleute, den Heiligen Mauritius zurück, der als Mohr dargestellt wurde. Das “Haus der St.-Kanutigilde” wurde 1863 im Tudorstil umgebaut und fällt daher aus der Reihe. Das Ensemble “Drei Schwestern” beherbergt heute ein Hotel.
An der Lai liegt das Häuser-Ensemble “Die Drei Brüder” und das Stadttheater von Tallinn. Hinter dem Durchgang an der gotischen Fassade gelangen wir in einen großen Innenhof mit einer hölzernen Bühne,
einer improvisierten Tribüne und einem netten Café für den Sommerbetrieb. Nach einer Kaffeepause kommen wir zur Olaikirche und ihrem mächtigen, quadratischen Turm mit 138 Meter Höhe.
Die Breite Straße trifft an der “Dicken Margarethe” auf die Lange Straße. Der wehrhafte Geschützturm mit einem Durchmesser von 25 Metern sicherte den Hafen. Die Große Strandpforte daneben ist der Nordausgang der Altstadt. Durch sie strömen Tausende Besucher von Kreuzfahrtschiffen, sobald sie in Tallinn angelegt haben.
Schloss Katharinental
2. Tag: Heute Vormittag nehmen wir die Tram Nr. 3 zum Schloss Katharinental. Zar Peter I. beauftragte im Jahr 1718 den Italiener Nicola Michetti mit dem Bau einer Sommerresidenz.
Der Bau des Schlosses und die Anlage des barocken Gartens mit 500 Bäumen benötigte zwanzig Jahre. Das bescheidenere Sommerhaus von Peter I. beherbergte den Zaren während der Bauzeit. Schloss Katharinental gefiel dem Herrscher so gut, dass er Michetti auch beim Bau des Schlosses Peterhof bei St. Petersburg beteiligte.
Auf dem Gelände befindet sich auch der Amtssitz des estnischen Präsidenten. Das Gebäude stammt aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert und wurde dem Stil des Schlosses angepasst.
An der Uferpromenade steht das “Russalka-Monument” in Form einer Engelsfigur auf einem Steinsockel. Es erinnert an das russische Kriegsschiff, das nach dem Auslaufen aus dem Hafen von Reval 1893 auf dem Weg nach Helsinki im Sturm unterging. 177 Seeleute verloren ihr Leben.
Die starken Befestigungsmauer der Hansestadt Reval.
Wir fahren zum Hafen, in dem reges Leben herrscht. Neben den Fracht- und Containerschiffe liegen einige Fähren und Kreuzfahrtschiffe an den Piers. Jetzt widmen wir uns der mittelalterlichen Befestigung der Stadt. Wir beginnen gegenüber des Hafens an der “Dicken Margarethe” und halten uns hinter der Strandpforte rechts.
Dabei laufen wir auf der “Gümnaasiumi Kooli” an einem etwa ein Kilometer langen Teil der Stadtmauer entlang, der besonders gut erhalten geblieben ist. Der Nordwest-Abschnitt mit neun mächtigen Türmen ist original aus dem 16. Jahrhundert.
Am Südende verlassen wir die der Altstadt. Hier steht der Kanonenturm “Kiek in de Kök” aus dem späten 15. Jahrhundert. Die Soldaten konnten von den oberen Stockwerken in die Küche der Bürgerhäuser schauen.
Von dem Kanonenturm aus sind wir in wenigen Minuten zurück in unserem Hotel.
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Die Altstadt von Tallinn gehört zum UNESCO Weltkulturerbe.
3. Tag: Nach dem Frühstück geht es zum Flughafen zurück und wir reisen weiter nach Lettland, in die Hauptstadt Riga.
Service Estland:
Linienflug mit Lufthansa Frankfurt – Tallinn – Frankfurt ab 179 €
City Hotel DZ ab 84 €
Tram Einzelfahrt 2 €
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Diese Reise fand im Juli 2008 statt. Ich reiste mit meiner Frau. Tarifstand: Oktober 2019.
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