Kambodscha – von Angkor Wat ans Meer
Reisen Sie mit mir von den Khmer-Tempeln in Angkor zum heutigen Königssitz von Kambodscha in Phnom Penh und weiter zu den Stränden am Golf von Siam.
Version 2023. Diesen Beitrag gibt es hier auch zum Hören (MP3):
Die Anreise:
Ich komme heute Nachmittag mit der Turboprop-Maschine der Lao Airlines aus Paksé. Sie hatte dort bei der Zwischenlandung Schwierigkeiten und ist am Ende der Piste von der Bahn abgekommen. So bin ich schon recht gespannt, ob die Landung in Siem Reap jetzt besser klappt. Unter uns liegt der Tonle-Sap-See, der im Oktober gut gefüllt ist.
Seit Juni hat er seine Fläche vervierfacht. In dieser Zeit drückt der Mekong durch die Schneeschmelze in Tibet und durch die Regenzeit viel Wasser über den Tonle-Sap-Fluss in den See. Dabei ändert dieser Fluss mit seinem sehr geringen Gefälle vorübergehend seine Fließrichtung, ein einmaliges Phänomen.
Der Pilot setzt sehr früh, gleich zu Beginn der Landebahn, zur Landung an – die Reifen eiert ein wenig, aber alles geht gut. Siem Reap liegt im Westen von Kambodscha in der weiten Ebene von Angkor.
Die Geschichte von Angkor.
Das Khmer Imperium wurde von Jayavarman II. um das Jahr 780 gegründet. Er hat lange Zeit am Hof der Fürsten von Java gelebt, deren Machtbereich sich damals über weite Teile Südostasiens erstreckte. Aus Java brachte der neue Herrscher das Gottkönigtum und wichtige Stilelemente der Architektur mit.
Unter seinen Nachfolgern setzte eine rege Bautätigkeit im Gebiet von Angkor ein. Ein komplexes Bewässerungssystem aus Wasserreservoirs und künstlichen Seen ermöglichte bald drei Reisernten im Jahr.
Jeder Gottkönig war verpflichtet einen eigenen Tempel zu bauen, so dass über die Jahrhunderte weit verstreute Anlagen entstanden. Die Tempelbezirke, die ich besichtigen möchte, entstanden zwischen 1120 und 1220.
Angkor Wat – der Höhepunkt der Khmer Architektur.
Angkor Wat war der Mittelpunkt eines Verwaltungszentrums, das mit einem 200 Meter breiten Wassergraben umgeben war. Die Gesamtfläche beträgt knapp zwei Quadratkilometer, wovon der Tempelbereich ein Drittel einnimmt.
Einzigartig sind die Relieftafeln von insgesamt 800 Metern Länge, darunter die Darstellungen von 1.900 „Apsaras“, himmlichen Tänzerinnen.
Angkor Thom mit dem Sitz der Götter – Bayon.
Durch das Südtor erreiche ich Angkor Thom. Ende des 12. Jahrhunderts bekennen sich die Herrscher nicht mehr zum Hinduismus, sondern zum Mahayana-Buddhismus. Die neue, neun Quadratkilometer große Hauptstadt wird von einem 100 Meter breiten Wassergraben umgeben.
Fünf Zugänge führen über Dämme und durch Tore in die Anlage. Durch den buddhistischen Einfluss dominieren große, bis zu 20 Meter hohe Gesichter das Äußere der Türme und Tempel.
Auf der Terrasse der Elefanten standen einst die hölzernen Pavillons des Königspalastes. Mittelpunkt der ehemaligen Stadt ist der Bayon-Tempel als Sitz der Götter.
Ta Prohm – überwucherte Tempelstadt und Filmset.
Die Tempelanlage ist der direkte Vorgänger von Angkor Thom. Während des Baus fand der Religionswechsel statt, so mussten ein Kloster für Mönche, Nonnen und Novizen zusätzlich in die Anlage hineingebaut werden.
Andere, gerade fertig gestellte Bauten, wurden umgebaut. Dadurch wurde die Stadt sehr verwinkelt und unübersichtlich. Der labyrinthartige Eindruck verstärkt sich heute dadurch, dass Ta Prohm großteils in dem Zustand belassen wurde, in dem es im Jahr 1860 wiederentdeckt wurde.
Mächtige Wurzeln der Kapokbäume und Würgefeigen überwuchern Tempel und Ruinen. Der Urwald holte sich das Areal zurück und das ist von den französischen Forschern gewollt: Eine der Tempelstädte sollte in dem Zustand bleiben, in dem Sie wiederentdeckt wurde – für mich eine wundervolle Idee!
Das fand auch Hollywood und nutzte Ta Prohm als Drehort und Kulisse für den Film „Lara Croft: Tomb Raider“ mit Angelina Jolie in der Hauptrolle.
Im 15. Jahrhundert hatten die Tempelbauten von Angkor die Kräfte der Bevölkerung erschöpft, der Sandstein und Geld und Gold aufgebraucht und auch die Wehrfähigkeit war gesunken, so dass im Jahr 1431 Angkor von Siamesen erobert wurde.
Sie nahmen Architekten, Bewässerungsexperten, Künstler und Handwerker als Gefangene mit. Das drückt sich bis heute im Thailändischen Tempelbau aus, in dem sich Khmer und Javanische Elemente finden lassen.
Service Angkor (Kambodscha):
Linienflug mit Lufthansa/Austrian/Swiss von Frankfurt nach Bangkok und zurück ab 803 €.Linienflug ab Bangkok nach Angkor (REP) mit Thai AirAsia einfach ab 43 €, hin- und zurück ab 101 €.Visum Kambodscha für Deutsche über die Botschaft in Berlin – Gebühr 40 €.
Angkor Pass (Eintrittsgebühr) für 1 Tag 37 $, 3 Tage 62 $ und 7 Tage 72 $. Werbung:
Hotel in Angkor bzw. Siem Reap bei DERTOUR – DZ mit Frühstück ab 54 €.Fahrradtour 10 Stunden mit Führung inkl. Eintritt und Hoteltransfer bei DERTOUR ab 172 €.
Angkor wurde in der Folge aufgegeben und die Residenz der Khmerfürsten an den Unterlauf des Tonle Sap verlegt, nördlich der heutigen Hauptstadt Kambodschas Phnom Penh. Dorthin fliege ich nun.
Phnom Penh – Sitz des Königs.
Bei meiner ersten Reise nach Kambodscha, bin ich mit einem Motorboot aus Chau Doc im vietnamesischen Flussdelta den Mekong heraufgereist. Kurz vor Phnom Penh ist der Bootsführer in den Tonle-Sap-Fluss abgebogen. Am „Sisovath Quay“, wo ich heute entlangbummle, hatten wir angelegt.
Diese schöne Uferpromenade, auch „La Croisette“ genannt, lockt mit zahlreichen Restaurants und Straßencafés im französischen Stil. Der Königspalast befindet sich an ihrem südlichen Ende.
Er wurde von der französischen Kolonialregierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für König Norodom I. angelegt. In der Silberpagode steht eine lebensgroße Buddhastatue aus massivem Gold. Sie wiegt 90 Kilo und ist mit 2.086 Diamanten geschmückt. Auf dem Gelände befindet sich heute auch das Nationalmuseum von Kambodscha.
Am nördlichen Ende der „Croisette“ ragt auf einem Hügel der Wat Phnom empor, der fünf auf dem Fluss angeschwemmte Buddha-Statuen beherbergt. Im Inneren hat mir das Votiv-Gemälde mit dem Krokodil im Tonle-Sap-Fluss gefallen. Ähnlich dramatische Szenen sind auf den Votivtafeln an der Gnadenkapelle in Altötting dargestellt.
Auf dem Alten Markt und dem Nachtmarkt am Fuß des Tempels dominieren Billigwaren aus China das Angebot. In den Gassen um diese Märkte sind zahlreiche Bettler unterwegs und Minenopfer werden zur Schau gestellt, um an Geldspenden zu kommen. Die Armut nach dem furchtbaren Bürgerkrieg ist noch nicht überwunden.
Zwei empfehlenswerte Restaurants sind das „Friends the Restaurant“ und das „Romdeng“, die sich erfolgreich um die Integration von Straßenkindern bemühen und gutes Essen in einem schönen Ambiente bieten.
Service Phnom Penh (Kambodscha):
Visum Kambodscha für Deutsche über die Botschaft in Berlin – Gebühr 40 €
Linienflug ab Angkor/Siem Reap (REP) nach Phnom Penh – einfache Strecke mit Cambodia Angkor Air ab 88 €.Linienflug ab Phnom Penh nach Bangkok mit Thai Air Asia – einfache Strecke ab 43 €.
Königspalast Eintritt 10 € – Werbung:
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Sihanoukville am Golf von Siam (Kambodscha).
Jetzt wird es Zeit für ein paar geruhsame Tage am Meer. Dazu nehme ich einen Linienbus von der Station „Virak Buntham“ nach Sihanoukville.
Die Fahrt dauert gut vier Stunden für die 223 Kilometer, da unterwegs eine kurze Rast eingelegt wird.
Eine Ahnung vom Meer erhalte ich gleich am Busbahnhof in Sihanoukville, wo eine Frau wunderschöne Riesengarnelen auf einem runden Tablett drapiert hat und verkauft. Ich nehme ein Taxi zum Strand, wo sich zahlreiche Hotels aneinanderreihen.
Nach zwei Tagen habe ich vom Rumliegen genug und ich miete mir ein Moped für zwei interessante Ausflüge:
Die Wasserfälle von Kbal Chhay (Kambodscha).
Ich fahre auf der Nationalstraße 4 etwa sieben Kilometer bis links in den Wald eine rote Sandpiste abzweigt. Nach weiteren zehn Kilometern erreiche ich die idyllischen Wasserfälle.
Das durch den Lehmboden leicht bräunliche Wasser fällt über Steinstufen fünf Meter tief. Besucher können in den Wasserfällen herumklettern. Das Wasser ist sehr erfrischend.
Im Schatten unter hohen Bäumen stehen einige Holzpritschen mit geflochtenen Matten und Dächern aus Palmblättern, die man mieten kann.
Oberhalb der Wasserfälle führt eine Fußgängerbrücke über den angestauten Fluss zu ein paar strohgedeckten Häusern. Hier kann man Getränke und einfache Speisen bekommen oder man nimmt sich selbst ein Picknick mit.
Der Ream Nationalpark (Kambodscha).
Noch schöner ist ein Ausflug zum Ream Nationalpark. Auf der Nationalstraße 4 fährt man am Flughafen vorbei bis zur Einfahrt in den Park. Das sind 210 km² mit Wäldern, Flüssen, Mangroven, Sandstränden und vorgelagerten Korallenriffen.
Mit dem Moped war es gut möglich durch den Wald über Holzbrücken und auf schmalen Wegen bis zu den herrlichen Sandstränden vorzustoßen.
Service Sihanoukville (Kambodscha):
Linienbus ab/bis Phnom Penh > City oder Airport ca. 10 € pro Strecke.
Wasserfälle von Kbal Chhay führen nicht immer Wasser (z.B. im Oktober/November meist gute Bedingungen)
Diese Reise nach Kambodscha fand im Oktober 2008 statt. Ich reiste allein. Tarifstand: März 2023. Diesen Beitrag auf YouTube ansehen: https://youtu.be/31NSc5B8POY
Weitere Berichte aus Südostasien auf meiner Website:
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