Auf dem Weg – Rosenheim
Rosenheim liegt sehr oft „auf dem Weg“, sei es bei einem Ausflug zum Chiemsee oder in die Berchtesgadener Alpen, auf einer Reise nach Österreich oder an die Adria. Meist fährt man auf der A 8 südlich an Rosenheim vorbei oder hält nur kurz auf dem Rosenheimer Bahnhof in einem Zug wie dem Meridian, Eurocity oder im Railjet. Neugierig geworden durch die ZDF-Vorabendserie „Rosenheim Cops“ unterbrechen wir heute mal unsere Fahrt und bummeln durch die schöne Altstadt.
Version 2025. Diesen Beitrag gibt es hier auch zum Hören (Podcast – MP3):
Rund um den Max-Josefs-Platz.
Wir beginnen unsere Tour in der Heilig-Geist-Straße an der Kirche gleichen Namens. Der Brauereibesitzer Hans Stier ließ sie im gotischen Stil um das Jahr 1450 erbauen. Nach einem großen Stadtbrand wurde sie barockisiert und erhielt ihren typischen Zwiebelturm.
An der Einmündung zum Max-Josefs-Platz gefällt uns der hübsche Brunnen mit der Figur des Heiligen Nepomuk im Stil des späten Rokokos. Nepomuk ist der Schutzpatron der Flößer und Schiffleuten, denen die Gründung von Rosenheim im 13. Jahrhundert zu verdanken ist.
In der Siedlung unweit des Inns gab es wohl damals Stallungen für die Rosse, die Lastkähne flussaufwärts ziehen mussten. Auf einer im Palazzo Vecchio von Florenz befindlichen Landkarte der Gegend aus dieser Zeit findet sich der Eintrag „Rossenheim“.
Der vor uns liegenden Platz diente im späten Mittelalter als Umschlagplatz für Waren, die auf dem Inn transportiert wurden. Der langgestreckte heutige Max-Josefs-Platz ist umrahmt von historischen Bürgerhäusern im typischen Inn-Salzach-Stil mit horizontalen Blendgiebeln und schattigen Arkadengängen im Erdgeschoss. Diese Häuser entstanden nach dem großen Stadtbrand von 1641, die Fundamente stammen jedoch zum Teil noch aus dem 14. Jahrhundert.

Im stattlichen Eckbau gleich rechts (Haus Nr. 13) befindet sich der ehemalige „Brauereigasthof Stockhammer“, heute im Besitz der Flötzinger-Brauerei. Im Jahr 1848 bekam das Haus seine Biedermeierfassade, 1986 wurde es vorbildlich restauriert, das Bräustüberl und die alten Gewölbe sind ein Schmuckstück. Das Wirtshausschild zeigt einen historischen Schiffszug auf dem Inn.
Das „Weinhaus zum Santa“ gegenüber (Haus Nr. 20) ist eines der ältesten Häuser in Rosenheim. Die an der Hofseite gelegenen Räume im Erdgeschoss sind frühgotisch aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die heutige Gestalt des Gebäudes stammt aus der Zeit nach dem großen Stadtbrand von 1641. Im Jahr 1745 wurde die Rokokofassade gestaltet. Der Name des Hauses geht auf den Südtiroler Franz Joseph Santa zurück, der es im 19. Jahrhundert erwarb.

Das Haus Nr. 22 mit spätmittelalterlichem Kern beherbergt heute das „Trachtenhaus Karl Jäger“. Es war von 1641 bis 1878 das Rathaus von Rosenheim. Nach dem Umzug der Ratsherren und der Stadtverwaltung und dem Verkauf des Gebäudes wurde die Fassade neoklassizistisch umgestaltet.
Direkt neben dem Nepomukbrunnen steht das Bergmeister-Haus (Nr. 15) aus dem frühen 16. Jahrhundert. Von 1731 bis 1876 war es der Pfarrhof, seit 1894 ist es eine Bäckerei mit einem angeschlossenen Café. Auffällig sind der dreistöckige, mächtige Eckerker und die schönen Laubengänge im Erdgeschoss.

Das dreistöckige Haus (Nr. 25) mit der Bäckerei Müller gefällt besonders durch seine reich gegliederte Neorenaissance-Fassade, entstanden um 1885.
Das Mittertor stammt aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Es liegt im Osten des Max-Josef-Platzes und ist das einzige erhalten gebliebene Tor der alten Befestigungsmauer. Nach der Erweiterung Rosenheims im frühen 16. Jahrhundert trennte es den Inneren vom Äußeren Markt am heutigen Ludwigsplatz und diente als Zollstelle. Nach dem großen Rosenheimer Stadtbrand 1641 wurde der Zwiebelturm angebracht und der Langbau erweitert. Der Stadtschreiber bekam hier seine Diensträume. An der Ostseite des Mittertors sieht man das Wappen von Rosenheim, eine weiße Rose auf rotem Grund und das Wappen des Kurfürstentums Bayern. Seit 1885 ist hier das Städtische Museum Rosenheim untergebracht.

Am Ludwigsplatz.
Der Ludwigsplatz wird ebenfalls von hübschen Häusern im Inn-Salzach-Stil gesäumt. Besonders schön sind die im Kern aus dem 16. Jahrhundert stammenden Bürgerhäuser am Ludwigsplatz 10 – 12 mit einem schönen Laubengang im Erdgeschoss.
Im südlichen Teil des Ludwigplatzes wurde der Stadtbach wieder an die Oberfläche gebracht und eine kleine Oase der Erholung und Ruhe geschaffen.
Dahinter ragt die Stadtpfarrkirche St. Nikolaus auf. Die spätgotische Hallenkirche wurde mehrfach umgestaltet und erweitert.
Das Innere wird heute vom barocken und neogotischen Stil geprägt. Das äußere Erscheinungsbild wird vom 65 Meter hohen Turm mit seiner Zwiebelhaube beherrscht. Ältestes Kunstwerk im Inneren ist das Gnadenbild mit der Schutzmantelmadonna eines unbekannten Meisters aus dem Jahr 1514.
Der Riedergarten.
Wir folgen jetzt der Königstraße in südlicher Richtung. Nach gut hundert Metern taucht der Stadtbach wieder auf und fließt quer durch den Riedergarten.
Der Riedergarten entstand ursprünglich aus dem Heilkräutergarten des Stadtapothekers Johann Rieder, welcher dort bereits um das Jahr 1729 Kräuter für seine Apotheke gezogen haben soll. 1925 gelangte die Anlage in den Besitz der Stadt. Daraufhin gestaltete man den Garten zu einem Zier- und Lehrgarten um und stattete ihn in einem Bereich mit Alpenflora aus.
Zur Landesgartenschau im Jahre 2010 wurde der Südteil des Gartens erweitert und der Mühlbach freigelegt. Es entstand eine Kneippanlage aus Naturstein und ein schöner Kinderspielplatz.
Rund um das Rathaus – dem Arbeitsplatz der „Rosenheim Cops“.
Der Königstraße weiter folgend erreichen wir nach fünf Minuten das heutige Rathaus der Stadt. Ursprünglich war dieses Gebäude der erste aus Stein gebaute Bahnhof von Rosenheim, der im Jahr 1858 anlässlich der Verlängerung der aus München kommenden Maximiliansbahn nach Kufstein in Tirol mit sechs Durchgangsgleisen in Betrieb genommen wurde.
Das Empfangsgebäude im Maximilianstil mit italienischen Stilelementen wurde von dem Architekten Eduard Rüber in Zusammenarbeit mit dem bekannteren Baumeister Friedrich Bürklein als dreistöckiger Klinker-Backsteinbau ausgeführt. Im Untergeschoss des Bahnhofsgebäudes befanden sich die Diensträume und Wartesäle, im Obergeschoss Dienstwohnungen für die Eisenbahner. Nach 10 Jahren Betrieb fertigte der Bahnhof schon 100.000 Fahrgäste ab.
Weitere Bahnstrecken, wie die Verbindung über Grafing nach München, die Strecken nach Mühldorf und Salzburg und die Verlängerung der Kufsteiner Strecke nach Innsbruck und zum Brenner wurden bald eingeweiht. Der Bahnhof war dadurch schnell zu klein geworden und wurde einen Kilometer weiter südwestlich neu geplant und gebaut.
Nach dem Abbau der Gleise zog im Jahr 1878 das Rosenheimer Rathaus ein und es wurden die zwei Seitenflügel angebaut. In ganz Deutschland bekannt wurde das Rathaus als Arbeitsplatz der „Rosenheim Cops“. Aus ursprünglich nur 6 Folgen wurde im Lauf von mehr als 20 Jahren eine beliebte Fernsehserie mit 24 Staffeln und 575 Folgen. Jede Folge hat im ZDF rund 5 Millionen Zuschauer. Die Außenaufnahmen werden hier vor Ort gedreht, die Innenräume sind in den Bavaria Filmstudios in Geiselgasteig aufgebaut.

„Meine Herren es gabert a Leich“, dieser Ausspruch der Chefsekretärin Miriam Stockl (gespielt von Marisa Burger) leitet die Ermittlungen in jeder Folge ein. Einer der Tatorte war der Riedergarten in den Folgen „Rosenheimer Geheimnisse“ und „Der Kaiser ist tot“. Fast jedes Haus am Max-Josefs-Platz war schon Schauplatz eines Kriminalfalls, wie das Modehaus Adlmaier, die Gasthäuser Stockhammer und „Zum Santa“, das Mittertor und die Marienapotheke. In einer Seitenstraße, der Hafnerstraße, wohnen Sven Hansen und Gert Achtziger und bei „Fielmann“ war ein Fitnessstudio eingerichtet worden. In der Kaiserstraße stand eine Zeit lang das „Times Square“. Später wurden Locations in Bad Aibling und Stegen am Ammersee für das Lokal genutzt. Heute werden die Aufnahmen mit dem „Times Square“ in den Bavaria-Filmstudios gedreht.

Die Dreharbeiten sind immer sehr aufwendig, für eine Folge sind bis zu 8 Drehtage angesetzt, 10 Minuten Film benötigen bis zu 12 Stunden Dreharbeiten und an der Produktion sind rund 120 Personen beschäftigt. Den Ablauf solcher Dreharbeiten konnte ich schon bei der Tatort-Folge „Kleine Herzen“ aus dem Jahr 2007 und erst vor ein paar Tagen beim Dreh einer neuen Folge für „Der Alte“ mit Thomas Heinze und Stephanie Stumph aus nächster Nähe verfolgen. Diese Aufnahmen fanden in direkter Nachbarschaft zu meiner Wohnung statt.
Um das neue Rathaus Rosenheim entstand Ende des 19. Jahrhunderts ein ganzes Viertel mit verschiedenen Behörden. Heute gibt es hier das Amtsgericht, das Bürgeramt, das Staatliche Schulamt, das Standesamt, das Gewerbeamt und die Verkehrsüberwachung.
Die evangelische Erlöserkirche am Ende der Königstraße ist ein neugotischer Backsteinbau aus dem Jahr 1886 ebenfalls im Klinkerstil. Auch sie ist in der Fernsehserie regelmäßig im Bild.
Der große 18-ständigen Ringlokschuppen des ehemaligen Bahnhofs dient heute als regional bekanntes Ausstellungszentrum.
Das Rosenheimer Herbstfest.
Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Rosenheim 11 Brauereien. Kein Wunder, dass aus einer alle fünf Jahre stattfindenden Landwirtschaftsschau ein großes Volks- und Schützenfest entstand. Es findet auch heute noch auf der Loretowiesn statt, die bereits im Mittelalter Schauplatz von Jahrmärkten, Volksbelustigungen und öffentlichen Hinrichtungen war. Von den Brauereien haben bis heute nur das Bierbichler Weißbräu, das Auerbräu und das Flötzinger Bräu überlebt. Letzteres liefert das traditionelle Märzen für das Rosenheimer Herbstfest, das schon am letzten Samstag im August beginnt und 16 Tage dauert. Das Wahrzeichen ist der Wiesntrommler in Tracht.
Service Rosenheim:Anreise ab/bis München Hbf (Holzkirchner Flügelbahnhof): BRB Guten Tag Ticket ab 29 € * Deutschlandticket gültig.
Bahnfahrt Frankfurt – Rosenheim Supersparpreis 2. Klasse ab 17,99 € / 1. Klasse ab 25,99 €.Parkhaus P4 Mitte – Parkgebühr: 2 Stunden 3 €, jede weitere Stunde 2 €.Hotel Holiday Inn Express Rosenheim DZ inkl. Frühstück bei DERTOUR ab 89 €.
Bei Buchung über diesen Link erhalte ich eine Provision (dabei ist auch der Zugang zu Ihrem persönlichen Account bei der Bahn problemlos möglich) – Vielen Dank!
(Information und Buchung über „Urlaubssuche“)
Tarifstand: Sommer 2025. Diesen Beitrag auf YouTube sehen: https://youtu.be/lbRGf-m0Ykk
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