Wandern

Der Ahornboden – Goldener Oktober im Karwendel

Die Tiroler selbst haben den Großen Ahornboden zum schönsten Platz ihres Bundeslandes erkoren*. Das Laub von mehr als 2.000 Berg-Ahornbäumen färbt sich im Herbst an der Eng-Alm goldgelb. Die Zufahrt in das Hochtal im Karwendelgebirge ist nur über den bayerischen Landkreis Bad Tölz möglich.

Diesen Beitrag gibt es hier auch zum Hören (MP3):

Sylvensteinspeicher

Unsere Anreise in das Tiroler Hochtal

erfolgt über Bad Tölz, Lenggries und den Sylvensteinspeicher. Der sieben Kilometer lange Stausee soll die gleichmäßige Wasserversorgung von Bad Tölz und der Isar sicherstellen, die nach dem Bau des Walchensee- und des Achenseekraftwerks nicht mehr gewährleistet war. Der Isar wurde durch Wasserableitungen zu viel Wasser entzogen. Die 44 Meter hohe und 180 Meter lange Staumauer sorgt außerdem für Hochwasserschutz isarabwärts. Das Wasser des Sees speist zudem ein eigenes kleines Wasserkraftwerk.

Sylvensteinspeicher mit Blick auf das Rißtal

Wir passieren auf einer 329 Meter langen, leicht geschwungenen Brücke die Mitte des Sees. Hier versanken im Jahr 1959 die Grundmauern der alten Siedlung Fall im aufgestauten See. Zwölf Wohnhäuser, ein Gasthaus, eine mehr als 200 Jahre alte Kapelle und ein Forsthaus fielen dem Projekt zum Opfer. Der Ort war ein beliebtes Jagdgebiet. Reichspräsident Paul von Hindenburg und der Heimatdichter Ludwig Ganghofer waren gerne hier. Bekannt wurde sein Roman “Der Jäger von Fall”, der mehrfach verfilmt wurde. 100 Meter höher wurde für die ehemaligen Bewohner des Dorfes Neu-Fall erbaut.

Rißtal

Die Orte Vorderriß (Bayern) und Hinterriß (Tirol).

Vor der Mündung des Rißbachs in die Isar biegen wir von der Hauptstraße Richtung Wallgau links ab.

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Vorderriß auf einer Höhe von 808 Metern gelegen, besteht nur aus neun Häusern mit 30 Einwohnern, hatte aber hochherrschaftliche Besucher: König Ludwig II. weilte oft hier und auch Prinzregent Luitpold von Bayern kam jährlich zur Gamsjagd.

Rißtal

Jetzt sind wir im weitgehend naturbelassenen Rißtal, einem der schönsten Täler im Karwendelgebirge. Nach sechs Kilometern überqueren wir die österreichische Grenze und erreichen wenig später Hinterriß. Hier wurden ab 1484 Eisenerzvorkommen entdeckt und in einem Schmelzwerk verhüttet. Der Bergbau kam im Jahr 1544 in den Besitz der reichen Kaufmannsfamilie Fugger.

Ahornboden
Der Große Ahornboden.

Nun beginnt die Mautstraße in die Eng, die jeweils ab November bis in den April witterungsbedingt gesperrt ist. Wir fahren bis zu einer Höhe von 1.100 Metern das Tal hinauf. Hier beginnt der Große Ahornboden der bis zum Talschluss an der Eng-Alm in 1.300 Meter Höhe reicht. Die über 2.400 Berg-Ahornbäume stehen bereits seit dem Jahr 1927 unter Naturschutz.

Ahornboden

Die knorrigeren Exemplare sind zwischen 300 und 600 Jahre alt. Besonders viele Bäume wuchsen im Dreißigjährigen Krieg, als die Almwirtschaft darniederlag und die jungen Triebe vom Vieh nicht weggefressen werden konnten.

Ahornboden

Das Ende der Mautstraße hat sich zu einem Tourismuszentrum mit Großparkplatz und Großgaststätte entwickelt. Bis hierher fährt im Sommer auch der Bergsteigerbus (RVO-Linie 9569) wochentags zweimal und am Wochenende und feiertags siebenmal ab Lenggries. Landkarte Bergsteigerbus.

Ahornboden

Die Eng-Alm mit seiner Almkäserei.

Gute zehn Minuten sind es dann noch zu Fuß von hier bis zur Eng-Alm mit einem Dutzend Holzhütten, einer Almkäserei, durch deren große Fensterflächen, die Käseherstellung verfolgt werden kann. Die Eng-Alm wird seit circa 1.000 Jahren bewirtschaftet. Heute sind es zehn Bauern aus Schwaz im Inntal, die hier die Weiderechte besitzen. Sie betreiben die größte Melkalm Tirols. Hier wird die frische Milch an Ort und Stelle zu Butter und Käse verarbeitet, die dann in der Rasthütte probiert oder im Bauernladen gekauft und mitgenommen werden können. Aus der Zeit um das Jahr 1700 stammt die kleine hölzerne Almkapelle, in der heute immer wieder naturverbundene Priester eine Heilige Messe feiern.

Ahornboden

Wander- und Bergtouren.

Die Eng ist Ausgangspunkt für zahlreiche Touren auf die meist schroffen Berge des Karwendels, wie die Lamsenspitze mit 2.508 Metern und das Sonnjoch mit 2.457 Metern Höhe. Eine zweitägigen Tour führt mit Übernachtung im Karwendelhaus auf den höchsten Gipfels der Gebirgskette, die Birkkarspitze mit 2.749 Meter Höhe. Über die Eng führen die Fernwanderwege Via Alpina (Teilstück R42), der Adlerweg, der Europäische Fernwanderweg E4 und der Nordalpenweg 01.

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Klettertour im Karwendel über den Mittenwalder Höhenweg zur Linderspitz:

Ahornboden

* Der ORF hat in einem Voting-Wettbewerb im Jahr 2014 die neun schönsten Plätze in den österreichischen Bundesländern gefunden: In Tirol ist es der Große Ahornboden im Karwendel. 

Service Ahornboden:
Gasthof zur Post Hinterriß DZ mit Frühstück im Herbst ab 114 €.
Mautstraße inkl. Parkgebühr in der Eng 4,50 €.
Bergsteigerbus RVO-Linie 9569 ab Lenggries und zurück von Ende Mai bis Mitte Oktober 16 €, Kombiticket mit Bayerischer Oberland Bahn ab München 31 €. Das Bayernticket gilt bis zur Haltestelle Oswaldhütte.
Bahnfahrt Frankfurt – Lenggries Supersparpreis 2. Klasse ab 36,75 €. Werbung:

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