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Im Inntal – mit dem Rad vom Ötztal nach Wasserburg

Folgen Sie auf einer landschaftlich schönen und abwechslungsreichen Tour dem Inntal-Radweg von der Imster Schlucht über Innsbruck, Kufstein und durchs liebliche Bayerische Inntal. Die Swarovski Kristallwelten, das Silberbergwerk von Schwaz, die Glasstadt Rattenberg und der schöne Marktplatz von Neubeuern sind einen Stopp wert.

Diesen Beitrag gibt es hier auch zum Hören (MP3):

Die Anreise ins Ober-Inntal ist für uns am Bahnhof Ötztal beendet.

1. Tag / 34 km: Meine beiden Söhne, 12 und 10 Jahre alt, und ich reisen mit der Bahn an. Wir steigen dazu in Kufstein und Innsbruck um. Eigentlich wollten wir von Innsbruck nach Landeck weiter fahren und dort unsere Tour beginnen. Starke Regenfälle in der letzten Woche und ein Bergrutsch haben jedoch die Gleise unterspült. Unser Anschlusszug besteht ausnahmsweise nur aus drei Waggons ohne Fahrradabteil und fährt nur bis Ötztal Bahnhof. Trotzdem schaffen wir es mit Hilfe des Schaffners die Fahrräder unterzubringen.

So starten wir unsere Radtour am Ötztaler Bahnhof und fahren zunächst gemütlich hinunter nach Haiming. Bei Magerbach überqueren wir den Inn. Oberhalb hat der Fluss gerade die Imster Schlucht passiert, das beliebteste Wildwasserrevier in Europa.

Rafting durch die Imster Schlucht – Foto: guiders.de

Zahlreiche Veranstalter von Rafting-Touren haben in Haiming ihren Sitz und wir sehen jede Menge fröhliche junge Leute in Gruppen am Ufer lagern, die gerade mit Schlauchbooten die Stromschnellen bewältigt haben. Werbung:  Eine Rafting-Tour in der Imster Schlucht ab 61 € buchen:



Wir fahren mit unseren Rädern am linken, nördlichen Ufer auf dem Inntal-Radweg flussabwärts durch eine wildromatische Landschaft. Rechts tauchen die grauen Mauern von Schloss Petersburg am Hang auf, darüber ragen schneebedeckte Bergspitzen empor. Die Burg wurde von den Welfen im 12. Jahrhundert als zentraler Stützpunkt der Verwaltung ihrer Tiroler Besitzungen errichtet 

Mötz im Inntal mit Mieminger Kette

Bei Mötz weitet sich das Tal wieder etwas und wir haben einen schönen Blick auf die Mieminger Kette im Norden mit Bergen bis zu 2.768 Meter Höhe. Wir überqueren jetzt wieder den Inn und fahren am rechten, südlichen Ufer weiter zum Stift Stams. Von weitem sehen wir schon die markanten, wuchtigen Doppeltürme der Stiftskirche mit ihren Zwiebelhauben. Sie entstanden während der Barockisierungsphase der Anlage. Das Kloster selbst ist älter, es wurde bereits im Jahr 1273 gegründet und diente als Grablege der Tiroler Landesherren. Bekannt ist auch das Schigymnasium Stams als Kaderschmiede für den Österreichischen Skiverbands.

Gasthof zum Stollhofer in Inzing

Bei Pfaffenhofen überqueren wir erneut den Inn. Wir fahren unterhalb der bevölkerungsreichen Marktgemeinde Telfs direkt am Nordufer entlang bis wir hinter der Autobahnraststätte Pettnau erneut den Fluss überqueren. In Inzing finden wir im Gasthof zum Stollhofer ein gemütliches Nachtquartier. Route 1. Tag.

Inntal-Radweg – Nordkette bei Innsbruck
Innsbruck – hochalpin und urban.

2. Tag / 45 km: Nach einem kräftigen Frühstück fahren wir weiter am Südufer des Inns entlang. Am anderen Flussufer ragt die Martinswand teils überhängend 600 Höhenmeter steil empor. Sie ist ein bekanntes Klettergebiet und wird vom längsten Tunnel der Mittenwaldbahn durchquert. Wenig später haben wir einen freien Blick auf die Innsbrucker Nordkette mit ihren bis zu 2.637 Meter hohen, teils schroffen Felsbergen.

Inntal-Radweg - Goldenes Dachl in Innsbruck

Die ersten Häuser von Innsbruck tauchen auf. An der Universität vorbei radeln wir weiter bis zum berühmten Goldenen Dachl, dem Wahrzeichen der Stadt Innsbruck. König Maximilian I. hatte Innsbruck im Jahr 1490 zum Sitz der Regierung und Verwaltung aller habsburgischen Länder gemacht. Vor allem seine vielen Kriegszüge hatten ihm eine gewaltige Schuldenlast bei Jakob Fugger in Augsburg eingebracht. Ein vorübergehender Befreiungsschlag gelang ihm durch seine zweite Ehe mit Bianca Maria Sforza und deren Mitgift aus Juwelen und 400.000 Dukaten in bar. Um aller Welt seinen Reichtum zu zeigen, ließ er am Neuen Hof einen Prunk-Erker anbauen, dessen Dach mit 2.657 feuervergoldeten Kupferschindeln gedeckt wurde.

Inntal-Radweg - Dom St. Jakob in Innsbruck

Gleich dahinter steht der Dom St. Jakob. Im Hochaltar befindet sich seit 1650 das Original des von Lucas Cranach dem Älteren gemalten Gnadenbildes Maria Hilf. Erzherzog Leopold V. bekam es in seiner Zeit als Bischof von Passau als Gastgeschenk bei einem Besuch am Hof von Sachsen und brachte das Gemälde aus Dresden zuerst nach Passau und nahm es als Landesherr von Tirol später nach Innsbruck mit.

Innsbruck – Hafelekar

Hinter der Talstation der Hungerburgbahn wechseln wir wieder auf die linke Innseite. Die Standseilbahn verbindet Innsbruck mit dem Stadtteil Hungerburg, der auf einem Hochplateau knapp 300 Höhenmeter oberhalb des Inns liegt. Von dort führt die Nordkettenbahn in zwei Sektionen über die Seegrube hinauf zur Bergstation am Hafelekar in 2.269 Meter Höhe, einem herrlichen Aussichtspunkt. Werbung: Eine Unterkunft bei




 Das Unterinntal – Reichtum durch Salz, Silber und Kristallglas.

Wir bleiben im Inntal und erreichen die historische Altstadt von Hall. Hier wurde 700 Jahre lang bis zum Jahr 1967 Salz aus dem nördlich gelegenen Halltal umgeschlagen. Zudem war in Hall von 1477 bis 1809 eine der bedeutendsten Münzprägestätten. Das Wahrzeichen der Stadt ist der Münzerturm.

Inntal-Radweg - Haller Steg

Über den Haller Steg fahren wir wieder aufs rechte Innufer. Vor uns, auf der anderen Seite der Autobahn, taucht bald die von 1620 bis 1653 im Rokokostil erbaute Karlskirche auf. Mit ihren sechs Kuppeln und dem an drei Seiten gerundeten Turm erinnert mich das Gotteshaus an die schönen Kirchen von Kiew. Bei Volders verlassen wir den Inntalradweg und fahren mit unseren Rädern auf dem Auweg weiter nach Wattens.

Wattens im Inntal - Kristallwelten

Hier möchten wir die Swarovski Kristallwelten besuchen, die im Jahr 1995 anlässlich des hundertjährigen Firmenjubiläums eröffnet wurden. Sie wurden vom Wiener Multitalent André Heller als einzigartigen Ort der Fantasie geschaffen. Ein mit grünen Pflanzen überwucherter Riese mit Kristallaugen wacht über die Wunderkammern in seinem Inneren.

Wattens im Inntal - Kristallwelten - Niki de Saint Phalle (Kristalltragende Nana)

Hat man den Eingang passiert kommt man als erstes in die Blaue Halle mit Meisterwerken aus Kristall von renommierten Künstlern wie Niki de Saint Phalle (Kristalltragende Nana), Andy Warhol (Gems), Salvador Dali (Zerrinnende Zeit), Yves Klein (International Klein Blue) und Keith Haring. Weitere interessante Wunderkammern schließen sich an.

Im nächsten Ort finden wir wieder eine Übernachtungsmöglichkeit. Wir bleiben heute im Gasthof Klausen in Pill. Route 2. Tag.

Innhochwasser an der Brücke von Pill – Unter-Inntal

3. Tag / 25 km: Pill liegt wie die meisten Orte im Inntal erhöht. Folgt man den Inntal-Radweg direkt am Ufer entlang, so ist man oft gezwungen etwas bergauf in die Siedlungen zu fahren, um einen Gasthof oder ein Lebensmittelgeschäft zu finden. Das hat damit zu tun, dass der Inn regelmäßig zur Zeit der Schneeschmelze Hochwasser geführt hat und die Uferbereiche überschwemmt worden sind. Als wir heute Vormittag den Inn erreichen, können wir mit eigenen Augen sehen, wie viel Wasser der Fluss im späten Frühjahr führen kann.

Silberstadt Schwaz im Inntal mit Kitzbüheler Alpen

Unser Hauptziel heute ist das Silberbergwerk in Schwaz. Es war das größte Silberbergwerk des Spätmittelalters, bis zu 10.000 Knappen suchten hier vor 500 Jahren Silber und Kupfer und machten die Stadt Schwaz zur größten Bergbaumetropole der Welt. Um das Jahr 1600 hatte das Schwazer Bergwerk einen Anteil von 27 % am europäischen Silberabbau. Die Vorkommen von Schwaz verhalfen dem Handelshaus der Fugger und dem Kaiserhaus der Habsburger zu Reichtum und großer Macht. Unsere Besichtigung des heute stillgelegten Bergwerks schließt eine Fahrt mit der Grubenbahn ein, die uns in 800 Meter Tiefe bringt.

Nach dem uns der Berg wieder ausgespuckt hat, radeln wir auf der Alten Landstraße weiter Richtung Zillertal. Kurz vor Strass überqueren wir die Gleise der Zillertalbahn. Hier machen wir Mittagspause und folgen anschließend der Ziller am rechten Ufer bis zur Einmündung in den Inn.

Jetzt geht es direkt am Fluss weiter bis in das mit 450 Einwohnern kleinste Städtchen Österreichs, Rattenberg, das sich zwischen dem Inn und dem Schlossberg zwängt. Nicht mal für die Eisenbahn gibt es noch Platz, der Schlossberg ist untertunnelt. 

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Bekannt ist Rattenberg für seine Glaskunst. Im Traditionsbetrieb Kisslinger kann man den Weg des Glases vom glühend heißen Ofen bis hin zum fertigen Glas verfolgen und den Glasbläsern, -schleifern, -graveuren und -malern über die Schulter zu schauen.

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Auf der nördlichen Seite des Inntals, gegenüber von Rattenberg liegt Kramsach. Hier finden wir unser Quartier für die 3. Nacht. Route 3. Tag.
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4. Tag / 53 km: Heute besichtigen wir zunächst den Museumfriedhof im Ort. Hier wurden vom ortsansässigen Kunstschmied Guggenberger schmiedeeiserne Grabkreuze mit skurrilen und lustigen Inschriften aus dem Alpenraum gesammelt. Ein Beispiel gefällig: “Hier schweigt Johanna Vogelsang, sie zwitscherte ihr Leben lang”. Dann überqueren wir die Brandenberger Ache, die ihren Lauf in Bayern als Rote und Weiße Valepp beginnt. Es geht nun leicht bergauf zu den Kramsacher Seen, die am Nordrand des Inntals liegen. Durch ihre geringe Wassertiefe zählen sie zu den wärmsten Badeseen Tirols.
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Inntal-Radweg - Wilder Kaiser
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Bei der Abfahrt nach Breitenbach am Inn haben wir jetzt die beeindruckende Gebirgskette des Wilden Kaisers mit 2.344 Metern Höhe im Blickfeld. Wir überqueren den Inn und fahren nun am rechten Flussufer unterhalb der Stadt Wörgl zur Innschleife bei Angath.
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Inntal mit dem Zahmen und Wilden Kaiser

Hier wechseln wir das Ufer und schneiden die Schleife ab. Rechts hinter dem Wilden Kaiser kommt nun der Zahme Kaiser ins Blickfeld
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Inntal - Pendling 1.563 m

und links ragt der markante Kegel des Pendling aus dem Inntal auf.

Kufstein – die Perle Tirols.
Erst in Kufstein wechseln wir wieder auf die rechte Seite zur Innpromenade direkt unterhalb der Festung, die auf einem 90 Meter hohen Felsen steht.
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Inntal-Radweg - Festung Kufstein
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Als sie im Jahr 1205 erstmals urkundlich erwähnt wurde, war sie im Besitz der Bischöfe von Regensburg. In der Römerhofgasse zwischen Festung und Innbrücke befindet sich das Weinhaus und Restaurant Auracher Löchl, das auf eine 600-jährige Tradition zurück blickt.
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Inntal-Radweg - unterhalb der Festung

Das liebliche Bayerische Inntal – zwei Varianten an beiden Seiten des Inns.
Ab Kufstein gibt es zwei Möglichkeiten. Am rechten Ufer bleibt man zunächst noch einige Zeit in Österreich. Es geht durch das Naturschutzgebiet Kaisergebirge nach Ebbs mit einem Haflingergestüt mit 100 Pferden am Fuß des Zahmen Kaisers. Vom Weltzentrum der Haflinger Zucht aus werden heute über 1000 Züchter betreut.
Blick von Niederndorferberg auf das Inntal und den Pendling 1.563 m
In Niederndorf zweigt die Straße zum Walchsee und nach Kössen ab. Von Niederndorferberg aus hat man einem schönen Blick auf das Inntal mit dem Pendling. Bei Erl führt eine überdachte Holzbrücke für Radfahrer und Fußgänger über den Inn, die mehr als 100 Jahre alte Zollhausbrücke.
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Inntal-Radweg - Passionspielhaus Erl
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Nach der Brücke tauchen zwei imposante Gebäude auf, das Erler Passionsspielhaus und das Festspielhaus. Die Architektur des im Jahr 1959 erbauten Passionspielhauses gilt als ein Klassiker der Nachkriegsmoderne. Bis zu 1.500 Besucher finden in den weißen, harmonisch geschwungenen Bau Platz und können hier eine einmalige Akustik erleben. Neben Passionsspielen, die seit mehr als 400 Jahren stattfinden und alle 6 Jahre aufgeführt werden, gibt es seit 1989 die “Tiroler Festspiele Erl”.

 

Inntal-Radweg - Neues Festspielhaus Erl


Dank Hans Peter Haselsteiner, Vorstandsvorsitzender der Strabag SE, konnte im Jahr 2010 mit dem Bau des neuen Festspielhauses begonnen werden. Der schwarze Bau soll moderne Proben- und Aufführungsbedingungen für die Festspiele gewährleisten. Der 732 Zuschauer fassende Konzertsaal mit freistehende Wänden aus kanadischem Akazienholz, einer steil ansteigenden Tribüne, die auf jedem Platz eine hervorragende Sicht bietet, einem 450 m² großen Bühnenraum und einem der weltweit größten Orchestergräben begeistert Musiker aus aller Welt mit seiner Akustik und wird gerne für Konzertaufnahmen ausgewählt.

Bayerisches Inntal - Heuberg

Gleich hinter Erl überquert der östliche Inntal-Radweg dann die Grenze nach Bayern und führt am Heuberg vorbei auf das Gemeindegebiet von Nußdorf.

Oberaudorf mit dem Aussichtsberg Hocheck.

Die andere Möglichkeit ab Kufstein führt entlang des linken Ufers über die deutsche Grenze nach Kiefersfelden. Auf der Weiterfahrt nach Oberaudorf bieten sich Bademöglichkeiten am Hoedenauersee und dem Luegsteinsee.

Oberaudorf im Bayerischen Inntal

Durch ein spätmittelalterliche Burgtor, das zwischen Schlossberg und Felswand den wichtigen Handelweg nach Italien überwachte, fahren wir in Oberaudorf ein. Auf dem Schlossberg stand einst die Auerburg, die den bayerischen Herzögen ab dem 14. Jahrhundert die Macht im Inntal sicherte. Nach dem Bayerischen Erbfolgekrieg war die Auerburg Grenzveste zu Tirol und wurde verstärkt. Um 1700 war sie eines der stattlichsten Burgschlösser im Inntal. 1743 eroberten österreichische Truppen die Auerburg. Nach dem Frieden von Füssen wurde die Festung 1747 geschleift. Heute sind nur noch einige Grundmauern zu sehen.

Hocheck mit dem Wilden Kaiser

Aber Oberaudorf hat noch viel mehr zu bieten. Eine 1.450 Meter lange Bergbahn führt auf das Hocheck in 860 Meter Höhe. Sie ist ein moderner, kuppelbarer 4-er Sessellift, der am Ein- und Ausstieg mit geringer Geschwindigkeit fährt und zwischendrin mit sehr hoher Geschwindigkeit unterwegs ist, was besonders die im Winter erforderliche Kapazität erhöht.

Berggasthof Hocheck über dem Inntal

Die Bahn erschließt ein schönes Wandergebiet rund um den Schwarzenberg und den Brünnstein. Der Berggasthof Hocheck hat eine wunderschöne Panorama-Terrasse, die von Kastanienbäumen umrahmt ist. Der Ausblick von hier auf das Inntal und den Zahmen und Wilden Kaiser ist fantastisch. In der Wirtsstube steht ein gemütlicher Kachelofen. In der Küche schwingt der Wirt Thomas Berger selbst den Löffel und verwendet dabei vorwiegend regionale Produkte. Ich habe hier schon ein ausgezeichnetes Lüngerl mit Knödel serviert bekommen, aber auch die Dampfnudeln mit Vanillesauce werden sehr gelobt. 

Das Hocheck über dem Inntal

Auf gut halbem Weg gibt es einen zusätzlichen Ausstieg an der Sesselbahn, die “Mittelstation”. Ab hier geht die 1 Kilometer lange Sommerrodelbahn ins Tal. Spektakulär ist der “360°-Superkreisel”. Ebenfalls an der “Mittelstation” startet der “Flying Fox”. An dieser Zipline bewältigt man eine 700 Meter lange Strecke mit bis zu 80 km/h. Sie endet am Einstieg der “Free Fall Rutsche”, einer 65 Meter langen Edelstahlrutsche mit 24 Meter Höhenunterschied.
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Das Hocheck über dem Inntal
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Im Winter wird ein kleines aber feines Skigebiet betrieben mit einer TechnoAlpin-Beschneiungsanlage und der größten Flutlichtanlage Deutschlands. Ebenfalls beleuchtet ist die drei Kilometer lange Rodelbahn ab dem Berggasthof Hocheck. Zudem gibt es am Hang zwei Skisprungschanzen.
Unser Tagesziel am heutigen Tag ist Flintsbach, wo wir oberhalb des Ortes auf einem Bauernhof ein Zimmer beziehen.
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Pfarrkirche St. Martin in Flintsbach im Bayerischen Inntal
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Die Pfarrei Flintsbach ist die älteste Pfarrei im Bayerischen Inntal. Die Burgruine oberhalb des Ortes gehörte den Grafen von Falkenstein, einem bedeutenden Adelsgeschlecht in der Stauferzeit. Das Geschlecht der Falkensteiner erlosch 1272, die Burg wurde 1296 zerstört. Route 4. Tag.
Das Bayerische Inntal – Blick auf den Wendelstein 1.838 m

5. Tag / 58 km: Wir lassen Brannenburg und seine Zahnradbahn auf den Wendelstein links liegen, überqueren die Nußdorfer Straße und fahren nordwärts direkt am Ufer des Inns entlang. Nach 6 Kilometern erreichen wir die Innbrücke Neubeuern.

Neubeuern im Bayerischen Inntal

Das schönste Dorf Deutschlands – Neubeuern (gewählt im Jahr 1981).

Im Jahr 788 wurde Neubeuern erstmals urkundlich erwähnt. Das Gebiet lag in dieser Zeit im Einflussbereich des Salzburger Hochstifts, ab dem 11. Jahrhundert des Hochstifts Regensburg. Ende des 12. Jahrhunderts wurde die Burg Neubeuern errichtet und 1235 unter Konrad von Wasserburg zur größten Festung im Inntal ausgebaut. Unterhalb der Festung erblühte der Markt Neubeuern als Drehkreuz zwischen Salzburg, München, dem Inntal und der Straße über den Brennerpass.

Pfarrkirche Mariä Empfängnis - Neubeuern

Die Innschifffahrt flussauf- und flussabwärts und die Zunft der Schiffsleute haben Neubeuern über Jahrhunderte geprägt. Der Markt war ein wichtiger Umschlagplatz für Salz, Gewürze, wertvolle Stoffe, Kupfer, Silber, Eisen, Zement, Kalk, Gips, Getreide, Vieh und Mühlsteine. Die Mühl- und Wetzsteine wurden in einem Steinbruch im benachbarten Altenbeuern gewonnen, der von 1572 bis 1860 genutzt wurde.

Pfarrkirche Mariä Empfängnis - Neubeuern

Der älteste Verein in Neubeuern ist die 1622 gegründete Schiffleut-Bruderschaft, eine soziale und religiöse Vereinigung mit heute 400 Mitgliedern. In einem kleinen Museum am Marktplatz 4 werden Exponate rund um die Innschifffahrt gezeigt, wie ein originalgetreues Modell eines Schiffszugs und alte Gemälde. Neben den Schiffsleuten hatten Kaufleute, Handwerker und Wirte hier ein gutes Auskommen. Damals trugen die wohlhabenden Bürger und Bürgerinnen sogar ein eigenes Festkleid, das “Beurer Gwand”.

Marktplatz von Neubeuern im Inntal

Der Ort wurde 1981 zum schönsten Dorf Deutschlands gewählt. Das lag nicht zuletzt am malerischen Marktplatz mit seinen prächtigen Häusern mit den geschmückten Balkonen, Erkern, Lüftlmalereien und dem Brunnen des Heiligen Florian in seiner Mitte.

Pfarrkirche Mariä Empfängnis - Neubeuern im Inntal

Im Süden wird der Marktplatz von der Pfarrkirche Mariä Empfängnis begrenzt. Die Seitenaltäre der Kirche, das Deckengemälde und die Prozessionsstangen der Schiffleut-Bruderschaft dokumentieren auch hier die Bedeutung der Innschifffahrt für Neubeuern.

Salzburger Tor in Neubeuern

Im Westen begrenzt das Münchner Tor, im Osten das Salzburger Tor den Platz und im Norden ragt die großteils original erhaltene Burgmauer empor. Die Bäckerstiege am Münchner Tor führt auf kürzestem Weg hinauf zum Schloss mit dem markanten Turm.

Münchner Tor in Neubeuern

Nach dem im Österreichischen Erbfolgekrieg die Burg von ungarische Truppen zerstört wurde, beauftragte Graf Max IV. Emanuel von Preysing-Hohenaschau 1747 die Münchner Brüder Gunetzrhainer die Anlage im Stil eines alpenländischen Herrensitzes neu zu gestalten. Im Jahr 1882 erwarb Jan Wendelstadt das Anwesen. 1893 ließ der Bankier das Gebäude nach einem Brand restaurieren und heiratete im selben Jahr Julie Gräfin von Degenfeld-Schonburg und wurde dadurch Baron.

Am Marktplatz in Neubeuern im Inntal

Zwischen 1904 und 1908 ließ er den Herrensitz zum Schloss ausbauen. Den neuen Mittelteil mit prunkvollen Räumen und einem repräsentativen Treppenhaus gestaltete Gabriel von Seidl im Stil der Neorenaissance. Nach dem Tod des Barons sammelte die Witwe einen Künstlerkreis auf dem Schloss um sich. Dazu gehörten unter anderem Hugo von Hofmannsthal, Annette Kolb, Henry van de Velde, Eugen Roth, Arnold Böcklin, Franz von Lenbach und Franz von Stuck.

Nach den Wirren des 1. Weltkriegs musste das Schloss verkauft werden. Es wurde die Gründung eines Internats nach dem Vorbild der Schule Schloss Salem angestrebt. Heute zählt das Internat zu einer der angesehensten Schulen Oberbayerns.

Marktplatz Neubeuern im Inntal

Auf dem Marktplatz finden häufig Film- und Fernsehaufnahmen und Veranstaltungen statt, wie die jährliche Marktbeleuchtung im Kerzenschein und der Christkindlmarkt, die jedes Jahr Tausende Besucher nach Neubeuern ziehen. International bekannt ist die Chorgemeinschaft Neubeuern, die 1967 vom Dirigenten Enoch zu Guttenberg gegründet wurde und die er bis zu seinem Tod 2018 leitete.

Am Inntal-Radweg

Die letzte Etappe ins romantische Wasserburg.

Wir kehren zum Inntal-Radweg zurück und fahren am linken Ufer weiter unter der Salzburger Autobahn A 8 durch, passieren die Happinger Au und fahren an der östlichen Grenze der Stadt Rosenheim entlang weiter nordwärts. Hier liegen keine Ortschaften am Fluss und es gibt keine Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeit.

An einer Innbrücke überqueren wir auf der Staatsstraße 2079 den Fluss, um kurz nach der Brücke links nach Griesstätt abzubiegen. Wir überwinden jetzt ca. 80 Höhenmeter bis auf das rechte Hochufer. Von Griesstätt geht es auf einer kleinen Straße zum Kloster Altenhohenau. Die von Ignaz Günther gestaltete Kirche St. Peter und Paul ist eine der schönsten Rokoko-Kirchen Deutschlands. Von dort geht es weiter auf dem Inntal-Radweg abseits der Staatsstraße 2359 durch die Weiler Laiming, Kerschdorf und Weikertsham.

Wasserburg am Inn

Hier treffen wir auf die Salzburger Straße, der wir 300 Meter bergauf folgen zur “Schönen Aussicht”. Wir stehen jetzt direkt oberhalb von unserem Ziel Wasserburg und genießen den Blick auf die Innschleife und die Altstadt.

Rote Brücke in Wasserburg am Inn

Über die historische Rote Brücke mit dem Brucktor fahren wir danach in die Stadt ein. In der Altstadt mit ihren gotischen Patrizierhäusern pulsiert das Leben. Die engen Gassen mit den Gebäuden im Inn-Salzach-Stil, die schattigen alten Laubengänge und die vielen Straßencafés vermitteln ein südländisches Flair.

Rathaus - Wasserburg am Inn

Am Marienplatz steht das Rathaus aus dem 15. Jahrhundert. Es wurde im 19. Jahrhundert umgebaut. Erhalten blieb von der ursprünglichen Ausstattung noch eine schöne geschnitzte Holzbalkendecke aus dem Jahr 1564 im kleinen Rathaussaal.

Auch in Wasserburg ist das Innhochwasser ein immer präsentes Thema. Beim letzten Rekordhochwasser am 24. August 2005 wurde die Rote Brücke stark beschädigt und das Ufer, sowie das Gleisbett der Bahn unterspült und tief gelegene Räume überflutet.

Brucktor - Wasserburg am Inn

Seit 1987 ist nach einem Dammrutsch die Bahnstrecke Wasserburg Stadt – Wasserburg Bahnhof eingestellt. So müssen wir nochmal auf das Hochufer des Inns hinaufradeln um den Bahnanschluss für die Heimfahrt zu erreichen. Dabei kommen wir an der Burg aus dem 12. Jahrhundert vorbei, die auf der schmalsten Stelle der Innschleife auf einen Höhenrücken gebaut wurde. Ötztal Bahnhof – Wasserburg Bahnhof: 215 km. Route 5. Tag.

Die Radtour fand im Mai/Juni 1999 statt. Im Inntal war ich zuletzt im September 2020. Die Bilder zu diesem Beitrag sind teilweise noch nicht im digitalen Format fotografiert worden. Tarifstand: März 2021. 

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