Wandern

Um den Wendelstein zum Tatzelwurm und Sudelfeld

Um den Wendelstein führt eine herrliche Rundtour in den Bayerischen Alpen, auf der man mit dem eigenen Fahrzeug bis auf 1.412 Meter Höhe hinaufkommt. Folgen Sie mir zum sagenumwobenen Tatzelwurm, auf die Almwiesen am Sudelfeld, ins Café Winklstüberl und zur Wallfahrtskapelle in Birkenstein.

Diesen Beitrag gibt es hier auch zum Hören (MP3):

 

Blick vom Sudelfeld auf das Kaisergebirge
Blick vom Sudelfeld auf das Kaisergebirge
Von Hundham über Fischbachau und Birkenstein nach Bayrischzell (17 km).

Wir starten unsere Fahrt rund um den Wendelstein in Hundham, wo die Landstraße von Bad Feilnbach auf die Leitzachtalstraße trifft. Wir folgen der Leitzach in Richtung Süden durch das liebliche Tal und erreichen nach 2 Kilometern Elbach. Aus diesem hübschen Ort stammte mein lieber Onkel Wolfgang.

St. Andreas in Elbach

Die Pfarrkirche St. Andreas ist mit ihrem schlanken, hohen Zwiebelturm sicher eine der schönsten Sakralbauten im Oberland und ein typisches Beispiel des Miesbacher Barocks. Unmittelbar daneben steht die ehemalige Wallfahrtskirche und heutige Friedhofskapelle zum Heiligen Blut im gleichem Baustil.

Café Winklstüberl Fischbachau

Auf der Weiterfahrt kommen wir am weithin bekannten Café Winklstüberl vorbei. Schon meine Großeltern kehrten hier in den 60er-Jahren gerne zu Kaffee und Kuchen ein. Die bekannteste Liebeserklärung an das Café Winklstüberl ist das Lied “Aber bitte mit Sahne” von Udo Jürgens, inspiriert von den köstlichen hausgemachten Torten aus Fischbachau.

Im Leitzachtal

Im Ortszentrum von Fischbachau steht die ehemalige Klosterkirche St. Martin, auch “Martinsmünster” genannt. Haziga von Dießen hatte das Kloster zunächst in Bayrischzell gegründet. Von dort zog es nach nur fünf Jahren nach Fischbachau weiter, danach kam es auf den Petersberg in Erdweg bei Dachau und fand schließlich ab dem Jahr 1119 in Scheyern seine endgültige Bleibe.

Martinsmünster in Fischbachau

In der Fischbachauer Zeit des Klosters entstand zwischen 1085 und 1104 dieser im Ursprung romanische Kirchenbau, später wurde er um Barock- und Rokokoelemente ergänzt.

Wallfahrtskapelle von Birkenstein

Am Ostende von Fischbachau, direkt am Fuß des Breitensteins, befindet sich die Wallfahrtskapelle von Birkenstein. Der Pfarrer des Ortes ließ im 17. Jahrhundert auf dem von Birken bestandenen Felsen eine Kapelle zur Marienverehrung errichten,

Wallfahrtskapelle von Birkenstein

die 1710 durch einen Neubau des “Heiligen Hauses von Nazareth” nach dem Vorbild in Loreto ersetzt wurde. Im Zentrum des kleinen Innenraums steht ein Rokoko-Hochaltar umgeben von 92 Engeln.

Wallfahrtskapelle von Birkenstein - Freialtar

Die Heilige Messe findet im Sommerhalbjahr aus Platzgründen meist rund um den Freialtar am Waldrand statt.

BOB bei Fischbachau

Im Ortsteil Hammer liegt der Bahnhof von Fischbachau*, angebunden an das Fernstreckennetz durch die Bayerische Oberlandbahn BOB mit direkten Zügen nach München Hbf.

Leitzachtal mit Brecherspitze und Rosskopf

Bei Aurach trifft die Leitzachtalstraße auf die Deutsche Alpenstraße B 307. Vor uns ragen die Berge rund um den Spitzingsee auf, die Brecherspitze, der Rosskopf und die Rotwand.

Wendelstein und Breitenstein

Ein schöner Radweg führt von Hammer, erst durch den Bergwald am Ufer der Leitzach, später über blühende Wiesen zur Krugalm. Auf dem nächsten Abschnitt der Fahrt haben wir einen besonders guten, freien Blick auf den 1.838 Meter hohen Wendelstein.

Wendelstein

Durch seine exponierte Lage ist er ein beliebter Aussichtsberg, der mit einer Seilbahn und einer Zahnradbahn erschlossen ist. Vom gut 100 Meter unterhalb des Gipfels gelegenen Wendelsteinhaus, dem Endpunkt der beiden Bahnen, führt ein befestigter Serpentinenweg mit Treppenstufen auf den Gipfel, der dicht bebaut ist. Die Sternwarte wurde 1939 zur Beobachtung der Sonnenaktivität gebaut, später kam die Erforschung der Sonnenatmosphäre hinzu.

Wendelstein

Seit 1988 ist die Anlage eine reine Sternwarte, heute ausgestattet mit einen Fraunhofer-Teleskop mit einer zwei Meter-Öffnung. Die 1962 erbaute Wetterwarte war bis 2012 in Betrieb. Dazu kommen die Sendeanlage des Bayerischen Rundfunks, weitere Telekommunikationsanlagen, drei Amateurfunk-Relaisstationen im 2-m-, 70-cm- und 23-cm-Band betrieben und diverse Antennen. Die Bergwacht hat eine Diensthütte auf dem Wendelstein. Da der Treppenweg im Winter oft nicht benutzt werden kann, gibt es für die Mitarbeiter der Sternwarte und des Senders in der Mitte des Berges einen Aufzug, der über einen Stollen vom Bahnhof der Zahnradbahn zu erreichen ist.

Wendelstein

In der Nähe der Bergstation befindet sich die Wendelsteinhöhle mit Tropfsteinen, in der sich das Eis des Winters bis weit in den Sommer hinein hält. Auf einem Felsrücken unterhalb des Gipfels steht die höchstgelegene Kirche Deutschlands, das 1889 auf Initiative des Münchner Kunstprofessor Max Kleiber erbaute Wendelsteinkircherl. In der Bergkirche finden im Sommer Messen und Trauungen statt.

Osterhofen am Wendelstein

Im Leitzachtal erreichen wir jetzt den Weiler Geitau unterhalb der Aiplspitz und anschließend Osterhofen* mit seinen schönen, blumengeschmückten Bauernhöfen. Hier liegt auch die Talstation der Wendelstein-Seilbahn.

Wendelstein - Seilbahn

Die zwei 50 Personen fassende Kabinen benötigen 7 Minuten um 932 Meter Höhenunterschied zu überwinden. Unterwegs führen die Seile über nur eine, 75 Meter hohe Stütze.

Bayrischzell mit Wendelstein

Der heilklimatische Kurort Bayrischzell* ist der südöstliche Endpunkt der Bayerischen Oberlandbahn BOB. Hier zweigt die Tiroler Straße durch das Ursprungtal nach Landl, zum Thiersee und weiter nach Kufstein ab. Mein Beitrag mit einer Radtour durchs Ursprungtal: Von Bayrischzell mit dem Rad ins Inntal.

Sudelfeldstraße

Von Bayrischzell über das Sudelfeld und den Tatzelwurm ins Inntal (27 km).

Wir folgen weiter der Deutschen Alpenstraße, die sich in zwei Serpentinen und zahlreichen Kurven hinauf zum Sudelfeldpass in 1.123 Meter Höhe windet.

Am Oberen Sudelfeld

500 Meter hinter dem Pass lohnt es sich die Deutsche Alpenstraße für einen Abstecher zur Waller Alm am Oberen Sudelfeld zu verlassen.

Oberes Sudelfeld - Straße zur Walleralm
Oberes Sudelfeld – Straße zur Walleralm

Ein kurvenreicher, aber geteerter Fahrweg führt im Sommer über die Viehweiden und Almen auf bis zu 1.412 Meter Höhe. Es eröffnen sich dabei fantastische Ausblicke auf den Wendelstein, den Sudelfeldkopf, den Brünnstein,

Oberes Sudelfeld - Blick auf den Simssee

auf den Simssee und hinüber zur anderen Seite des Inntals bis zu den Felszacken des Wilden Kaisers. 1906 wurden die ersten Skikurse und -rennen auf dem Sudelfeld abgehalten, einen ersten Boom brachte der Anschluss von Bayrischzell an die Eisenbahn.

Sudelfeld

1948 wurde der erste Sessellift eröffnet. Heute ist das Sudelfeld das größte zusammenhängende Skigebiet Deutschlands mit 20 Aufstiegshilfen, darunter 6er und 8er Sessellifte und 31 Kilometer Skipisten von 800 Meter bis auf 1.563 Meter. Direkt im Skigebiet gibt es neun Berggasthöfe, ein Berghotel, eine Jugendherberge und fünf Skischulen.

Sudelfeldstraße - Teil der Deutschen Alpenstraße

Nun wieder der Deutschen Alpenstraße folgend erreichen wir nach weiteren 6 Kilometern den sagenumwobenen Tatzelwurm. Seit 750 Jahren wird erzählt, dass ein Wesen mit reptilartigem Körper und dem Kopf eines Raubtiers in der Gumpe des Tatzelwurm-Wasserfalls haust.

Blick auf den Tatzelwurm

Das Donnern des Wassers, wenn der Auerbach über mehrere Kaskaden in eine 95 Meter tiefe, bewaldete Klamm stürzt und die danach aufsteigende Gicht regte über Generationen die Fantasie der Bergbewohner an. Ein See in der Nähe der Wasserfälle, der Straßenpass und die Bergstraße, die den Weiler Tatzelwurm mit Brannenburg und Oberaudorf im Inntal verbindet, ist ebenfalls nach dem Fabelwesen benannt.

Tatzelwurmstraße - Blick auf den Wilden Kaiser

Kurz hinter den Wasserfällen haben wir die Wahl, auf welchem Teil der Tatzelwurmstraße wir weiterfahren wollen. Rechts führt als Teil der Deutschen Alpenstraße der Südostast hinunter nach Oberaudorf*. Auf dieser Strecke hat man bei guter Sicht immer wieder den majestätischen Wilden Kaiser im Blick.

Berggasthof Hocheck - Oberaudorf

In Oberaudorf angekommen, empfiehlt sich eine Fahrt mit dem Sessellift aufs Hocheck. Der Berggasthof hat eine wunderschöne Panorama-Terrasse, die von Kastanienbäumen umrahmt ist. Ein Bericht über Oberaudorf und das Bayerische Inntal: Im Inntal – mit dem Rad vom Ötztal nach Wasserburg.

Inntal mit Wendelstein
Inntal mit Wendelstein

Wer den Nordostast der Straße wählt, nimmt die kürzere Strecke bei einer Wendelstein-Umrundung. Dieser Teil der Tatzelwurmstraße ist in Privatbesitz und es wird eine Maut für die Nutzung erhoben. Hier geht es erst durch einen knapp 100 Meter langen, einspurigen Tunnel und dann mit bis zu 18 % Gefälle hinunter nach Brannenburg*, wie Oberaudorf im Inntal gelegen.

Wendelstein - Zahnradbahn / Talbahnhof
Wendelstein-Zahnradbahn – Talbahnhof

Dabei kommen wir kurz vor dem Ort an der Talstation der Wendelstein-Zahnradbahn vorbei. Die von 1910 bis 1912 von Otto von Steinbeis erbaute Wendelsteinbahn ist die älteste noch im Betrieb befindliche Zahnradbahn Bayerns. Sie wurde 1990 modernisiert und überwindet heute auf einer Länge von 7.660 Metern bis zur Bergstation 1.217 Höhenmeter.

Wendelstein- Zahnradbahn

Dafür benötigen die Triebwagen 25 Minuten Fahrzeit. Im Winter werden ein paar anspruchsvolle Skiabfahrten präpariert, die Zahnradbahn wird dann noch durch zwei Schlepplifte ergänzt. (Bei der Variante über Oberaudorf nach Brannenburg beträgt die zusätzliche Strecke 12 km).

Wendelstein mit Bad Feilnbach

Von Brannenburg über Bad Feilnbach nach Hundham (17 km).

Nördlich des Wendelstein liegt unser nächstes Ziel, der Moorheilkurort Bad Feilnbach mit seinen Sterntaler Filzen. Bad Feilnbach ist auch für seine Streuobstwiesen bekannt. Über 30.000 Streuobstbäume, darunter 200 verschiedene Apfel- und Birnensorten wachsen auf den Wiesen rund um den Ort. 85 Bauernhöfe teilen sich 120 Schnapsbrennrechte und machen Bad Feilnbach zu dem Obstbrennerdorf in Bayern.

Nun ist es nicht mehr weit nach Hundham an der Leitzachtalstraße. Hier schließt sich für uns der Kreis. Wer nicht mit dem eigenen Fahrzeug fahren möchte, kann den Wendelstein auf der “Wendelstein-Ringlinie*” bequem mit Linienbussen umrundet. Die Busse fahren auf der Variante über Oberaudorf* viermal täglich. *= hier besteht Bahnanschluss an die Ringlinie.

Service Wendelstein:
Anreise ab München Hbf nach Bayrischzell oder Brannenburg mit BOB / BRB Tagesticket ab 23 €, Bayern Ticket 26 €.
Fahrradkarte Bayern 6,50 €.
Bahnfahrt Frankfurt – Brannenburg Supersparpreis 2. Klasse ab 23,90 €, 1. Klasse ab 35,90 €.
Wendelstein-Ringlinie (Bus) Tagesticket 9 €, für Inhaber BRB Tagesticket und Bayern Ticket 4,50 €, mit Gästekarte frei.
Wendelstein Seilbahn  Berg- und Talfahrt 26 €, Bergfahrt 16 €
Wendelstein Zahnradbahn Berg- und Talfahrt 41 €, Bergfahrt 26 €.
Sudelfeld Tagesskipass 42 €.
Mautstraße Tatzelwurm-Brannenburg 3 €.
Hotel Alpenhof Bayrischzell DZ bei DERTOUR ab 192 € inkl. Frühstück.
Ferienwohnanlage Brünnstein in Oberaudorf mit Hallenbad, Studio 36 m² bei DERTOUR ab 66 €.
Karte Mangfallgebirge – Bayrischzell vom Bayerischen Vermessungsamt.

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Tarifstand: September 2022. Diesen Beitrag auf YouTube ansehen: https://youtu.be/Wn_eiPKB1n4

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