Freising – der Domberg und Weihenstephan
Zwei geschichtsträchtige Hügel östlich der Isar warten in Freising auf die Besucher. Der Domberg ist seit 5.000 vor Christus besiedelt und seit 1.300 Jahren Sitz der Diözese, auf dem Weihenstephaner Berg forschen Studenten aus aller Welt an der Kunst des Bierbrauens, in der Lebensmitteltechnik und erlernen grüne Ingenieurswissenschaften. In Weihenstephan gibt es einige schöne Lehrgärten.
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Der Domberg von Freising.
Fährt man auf der Münchner Straße von Süden in die Bischofstadt Freising, sieht man schon von weitem auf dem Domberg die quadratischen Doppeltürme aufragen. Sie stammen aus dem 12. Jahrhundert und sind seit der 1000-Jahr-Feier des Bistums im Jahr 1724 hell verputzt.
Über die enge Untere Domberggasse gelangen wir durch einen fünfstöckigen Torbau hinauf zum Dom St. Maria und Sankt Korbinian. Der Zugang zur Vorhalle führt durch ein schmales Außenportal aus dem späten 17. Jahrhundert aus rotem Adneter Marmor.
In der Rundnische über dem Portal steht der Heilige Korbinian mit dem Bären. Der Heilige war im Jahr 724 Gründer der Diözese und der erste Bischof von Freising. Auf einer Pilgerreise nach Rom soll ein Bär sein Packpferd getötet haben. Korbinian befahl daraufhin dem Bären, ihm sein Gepäck bis nach Rom zu tragen.
Der Bär mit dem Packsattel wurde zum Attribut des Heiligen und ist im Stadtwappen und als Figur an vielen Plätzen in Freising zu sehen.
In der Vorhalle am linken Seitenaltar sehen wir das Gemälde „Die Enthauptung der Hl. Katharina“ aus dem Jahr 1700 des Münchner Hofmalers Andreas Wolff.
Durch das romanische Rundbogenportal gelangen wir in das Kircheninnere, das zur 1000-Jahrfeier des Bistums in der Blüte des Spätbarocks von den Gebrüdern Asam mit filigranem Stuckwerk und Fresken neu ausgestattet wurde.
Das bedeutendste Gemälde im Dom war bis 1923 das Bild des Hochaltars von Peter Paul Rubens, gemalt in den Jahren 1623 bis 1625. Es trägt den Titel “das apokalyptische Weib” und hängt heute in der Alten Pinakothek in München.
In Freising befindet sich nur noch eine Kopie. Maria mit dem Kind schaut dem Kampf des Erzengel Michael gegen den Teufel zu und hält dabei mit ihrem Fuß die Schlange des Bösen fest.
Das Chorgestühl um 1488 zeugt von der meisterlichen Schnitzkunst der Gotik. Unter dem Chorraum gelangt man auf steinernen Stufen hinunter in die ausgedehnte, vierschiffige Krypta.
Ihr Gewölbe wird von 24 romanischen Säulen und 16 Halbsäulen getragen und entstand im Jahr 1161. Die bekannteste Säule ist die zentrale Bestiensäule mit Ritterfiguren, die mit Bestien ringen.
Die Gebeine des Heiligen Korbinian sind seit 1.250 Jahren in Freising aufgebahrt und werden seit 1863 im neu gestalteten Korbiniansschrein verehrt. Er ist ein Meisterwerk des Münchner Goldschmieds Ferdinand Harrach.
Auf dem Weg zum Ausgang werfen wir noch einen Blick auf die Orgel. Das Orgelgehäuse mit den zwei bemalten Flügeltüren stammt aus dem Jahr 1624, das Orgelwerk selbst ist erst 50 Jahre alt.
Auf dem Vorplatz steht das Denkmal von Bischof Otto von Freising. Er war adliger Herkunft und mit dem Kaiserhaus verwandt. Er verfasste von 1132 bis 1146 ein siebenbändiges Werk über die Weltgeschichte und ab 1156 ein Werk über Kaiser Friedrich Barbarossa. Otto von Freising gilt als einer der größten Geschichtsschreiber des hohen Mittelalters.
Rund um den Platz stehen die Fürstbischöfliche Residenz mit einem schönen Arkadenhof im Inneren, die Kirche St. Johannes der Täufer und Wirtschaftsgebäude des Bistums. Durch die Bogenreihe an der Südseite gelangen wir zum “Belvedere”, einer Aussichtsterrasse, von wo aus man bei Föhnlage bis zur Alpenkette blicken kann. Im Westen ist der Weihenstephaner Berg zu sehen.
Weihenstephan.
Vom Domberg zum führt ein Spazierweg in gut 20 Minuten hinüber zum Weihenstephaner Berg. Hier befand sich einst ein Benediktinerkloster. Karte von diesem Spaziergang.
Rund um die “Hochschule Weihenstephan-Triesdorf”, die sich konsequent auf grüne Ingenieurstudiengänge spezialisiert hat, befinden sich einige sehr schöne Lehrgärten. Sie werden von den Studenten zusammen mit den Dozenten der Hochschule betreut. Auf dem von Bäumen gesäumten Spazierweg kommen wir zunächst am Oberdieckgarten mit seinen Terrassenanlagen vorbei. Hier wachsen Rosen-, Duft- und Arzneipflanzen neben Freilandorchideen, Berglorbeer und Azaleen.
Wir passierend das Löwentorgebäude der Universität aus dem Jahr 1925 und gelangen in den Hofgarten. Er entstand nach der Säkularisation aus dem Klostergarten im Zusammenhang mit der Auflösung des Klosters.
Die parkänliche Anlage mit Blumenrabatten, Rasenflächen und einigen alten Bäumen begeistert Gartenfreunde aus aller Welt. Der Nordrand des Hofgarten wird vom Stammgebäude der Universität mit der Fakultät für Landschaftsarchitektur begrenzt.
Gleich daneben führen Treppenstufen hinunter in den Parterregarten mit barockem Grundriss und weißen, hölzernen Parkbänken. Die Pflanzungen sind so angelegt, dass sie vom darüber liegenden Hofgarten aus betrachtet, am besten wirken. Noch vor zehn Jahren standen hier Buchsbaumarrangements, die nach dem Befall durch den Buchsbaumzünsler durch eine Vielzahl von Blühpflanzen, darunter auch zahlreiche Hortensien, ersetzt wurden.
Auf der anderen Seite der Treppe ragt das zweistöckige Salettl auf. Es war das Gartenhaus der Benediktineräbte und wurde erst kürzlich nach einem Gemälde aus dem Jahr 1698 stilgerecht saniert. Weitere Gebäude der Universität und die Sichtungsgärten erstrecken sich auf einen Gebiet nördlich des Weihenstephaner Bergs.
Hier befinden sich auch zahlreiche Institute der Technischen Universität München, wie z.B. der Lehrstuhl für Tierphysiologie und Immunologie.
Östlich an den Hofgarten schließt sich in den ehemaligen Klostergebäuden das “Forschungszentrum Weihenstephan für Brau- und Lebensmittelqualität” an, das zur Technischen Universität München gehört.
Erste Berichte über das Bierbrauen in Freising stammen aus dem Jahr 826. Im 18. Jahrhundert gab es in Freising 18 Brauereien, wovon heute nur das „Gräfliche Hofbrauhaus Freising“ als private und die „Staatsbrauerei Weihenstephan“ als staatlich geführte Brauerei übrig geblieben sind.
Diese befindet sich direkt unterhalb des Forschungszentrums. Die Brauerei wirbt mit einer fast 1000-jährigen Brauerfahrung, das Gründungsjahr 1040 ist allerdings umstritten. Das Sortiment umfasst zur Zeit 15 verschiedene Biersorten und ein Radler.
Verkosten kann man das Bier im Bräustüberl Weihenstephan direkt vor Ort. In direkter Nachbarschaft von Freising wächst ein wichtiger Grundstoff für das gute Bier im weltweit größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet der Welt, in der Hallertau. In Freising beginnt die “Deutsche Hopfenstraße”.
Die Altstadt.
Zwischen Domberg und Weihenstephaner Berg liegt das historische Zentrum von Freising mit der geschäftigen Marktstraße, gesäumt von Bürger- und Domherrenhäusern im Stil der Gotik, der Renaissance und des Barocks.
Zentrum von Freising ist der Marienplatz mit der Mariensäule aus dem Jahr 1674. Am Marienplatz steht die katholische Stadtpfarrkirche St. Georg. Von der Aussichtsplattform in 45 Metern Höhe hat man nochmal einen schönen Blick auf den Domberg und auf Weihenstephan.
Das große gotische Kruzifix im Torbogen mit dem eindrucksvollen Corpus Christi ist um 1450 entstanden. Die Figur des Heiligen Georgs im Kampf mit dem Drachen stammt aus dem Frühbarock um 1660.
Die Aussichtsplattform ist wegen Renovierungsarbeiten bis 2024 nicht zugänglich. Rund um die Mariensäule, am Rindermarkt und in der Marktstraße behindern umfangreiche Bauarbeiten zur Zeit die Freude an einem Stadtbummel.
Nordöstlich des Freisinger Bahnhofs kann man die Isar auf der Korbinianbrücke überqueren. Sie steht an der Stelle des ältesten Flussübergangs.
Service Freising:
Bahnfahrt: Super-Sparpreis ab Berlin nach Freising 2. Klasse ab 23,90 €.
Hotel Harry´s Home München-Moosach bei DERTOUR DZ inkl Frühstück ab 128 €. (direkt an der S1 nach Freising gelegen).MVV Gruppentageskarte Zone M (München) – 4 inkl. Ortsverkehr Freising 23,20 €.
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