Die Flugwerft – ein Museum der Luftfahrtgeschichte
Ein Rundgang durch die Flugwerft Schleißheim führt durch die Geschichte der Luftfahrt. Auf 8.000 m² Austellungsfläche in den historischen Hallen und im modernen Anbau sind mehr als 70 Fluggeräte zu sehen. Die Flugwerft ist eine Zweigstelle des Deutschen Museums in München.
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Die historische Werfthalle.
Der Eingang befindet sich an der Nordseite der historischen Werfthalle aus dem Jahr 1918, einem der ersten Gebäude das in Stahlbetonarchitektur errichtet wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg war die Deutsche Verkehrsfliegerschule der erste Nutzer der Halle.
Wir betreten die Werfthalle im Erdgeschoss. Sie ist mit einer neuen Umlaufgalerie im ersten Stock versehen, die einen besseren Blick auf die an der Decke aufgehängten Segelflieger und Motorsegler ermöglicht. Am Boden der Halle stehen frühe Sport- und Privatmaschinen nebst einiger Schulungsflugzeuge.
Eines der ersten in größerer Stückzahl hergestelltes Sportflugzeug war die „Klemm L 25“. Von dem Zweisitziger in Holzbauweise wurden von 1927 bis 1939 ca. 600 Exemplare gebaut. Das leichte Flugzeug mit einem kleinen Motor hatte einen erschwinglichen Kaufpreis und günstige Betriebskosten. Die hier ausgestellte Version hat einen BMW-Motor.
Ein Flugzeug aus den 1940er Jahren für Training und Kunstflug ist die „Focke-Wulff FW 44 Stieglitz“. Die Maschine in der Flugwerft wurde von der Schwedischen Luftwaffe bis 1955 zum Training genutzt.
Sehr elegant ist das dreisitziges Schul- und Sportflugzeug „SIAT Flamingo“, das in den Siebelwerken-ATG in Donauwörth 1967 konstruiert wurde. Mit dem ausgestellten Flugzeug wurde ab 1986 der Porsche Flugmotor „PFM 3200“ erprobt, der aber danach nicht in Serie ging.
Wir folgen nun dem ausgeschildertem Rundgang. In einer Ecke an der Nordostseite der Werfthalle geht es um sie „Frühzeit der Luftfahrt“. Hier wird ein Nachbau von Otto Lilienthals Normal-Segelapparat aus dem Jahr 1894 gezeigt. Von ihm gab es mindestens acht Exemplare. Das Original des Deutschen Museums musste für die Ausstellung ersetzt werden, da es im Laufe der Zeit morsch und brüchig geworden war. Originale in der Werfthalle sind Wolfmüllers Gleitflugapparat von 1907 und Vollmoellers Motorflugzeug von 1910.
Wir kommen jetzt am alten Turm vorbei. Vom Tower wird seit 1922 der Flugbetrieb auf dem Flugplatz Schleißheim überwacht. Bis 1933 gab es ab Oberschleißheim Post- und Linienflugverbindungen, zum Flughafen von München wird aber der näher an der Innenstadt gelegene Flugplatz Oberwiesenfeld auf dem heutigen Olympiagelände ausgebaut.
Ab 1933 wurde der Flugplatz Schleißheim dann zu einem militärischen Fliegerhorst umgebaut. Die Flugwerft diente weiterhin der Ausbildung, nur wurden in der NS-Zeit Jagdflieger und Zerstörerbesatzungen geschult, ab 1943 beginnt die Nachtjagd-Ausbildung.
Die Kommandantur.
Auf unserem Rundgang kommen wir jetzt von der Halle der Flugwerft in die alte Kommandantur von 1912. Das Gelände südlich der Schleißheimer Schlösser wurde damals als Standort der neu gegründeten Königlich-Bayerischen Fliegertruppe bestimmt. Für den Flugbetrieb entstehen ab 1912 die ersten Gebäude: Während des Ersten Weltkrieges bildete man hier fliegendes Personal, Flugzeugführer, Beobachter und Bordschützen aus und stellt Fliegerabteilungen für die Front auf. Die Kommandantur wurde an beiden Seiten durch Unterkunfts- und Lehrgebäude ergänzt und von zwei hölzernen Flugzeughallen eingerahmt. Wir betreten die Flugwetterwarte im 1. Stock der Kommandantur. Im 2. Stock war die Fliegerfunkschule angesiedelt.
Die Flugwerft Schleißheim wird zum Museum.
Nachdem im Jahr 1981 die Heeresflieger der Bundeswehr den Flugplatz Schleißheim geräumt hatten, wurde der „Verein zur Bewahrung der historischen Flugwerft“ gegründet. Mit Unterstützung von Franz Josef Strauß wurde das Gebäude und die noch ältere Kommandantur renoviert, historischen Fluggeräte des Deutschen Museums hierher verlegt und 1992 die Zweigstelle des Deutschen Museums eröffnet. Da die Räume für die gesamte Sammlung nicht groß genug waren, wurden eine neue Werkstatthalle und eine zusätzliche Ausstellungshalle in Stahl-Glas-Konstruktion an die Kommandantur angegliedert.
Der Rundweg führt die jetzt treppauf zu einem Galeriegang im 1. Stock. Er führt zunächst auf halber Höhe durch die Werkstatthalle mit der Restaurierungswerkstatt.
Die neue Austellungshalle.
Es geht weiter auf der Galerie in die neue, große Ausstellungshalle. Im ersten Bereich stehen Militärflugzeuge aus dem 2. Weltkrieg.
Auffällig ist die „Heinkel He 111“ mit ihrer Glaskanzel. Neue Konstruktionsmerkmale waren die verbesserte aerodynamische Formgebung und Motorenverkleidung, die Ganzmetallbauweise und das einziehbare Fahrwerk. Im Linienflugverkehr konnte sich dieses neuartige Flugzeug nicht durchsetzen, Lufthansa orderte nur wenige Maschinen.
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Die „Heinkel He 111“ wurde aber neben der „Junkers Ju 88“ der Standardbomber der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg und kam auf eine Gesamtstückzahl von 8.000 Exemplaren. Das Flugzeug im Museum ist eine Lizenzversion der spanischen Firma CASA, die das Flugzeug bis 1956 fertigte.

Zur selben Zeit wie die erste „Heinkel He 111“ entstand die berühmte „Douglas DC-3“, als Verkehrs- und Transportflugzeug ein absoluter Klassiker der Luftfahrt. Es ebnete den Weg zum Massenverkehrsmittel Flugzeug und war das amerikanische Verkehrsflugzeug in der Mitte des 20. Jahrhunderts.
In der hier ausgestellten Militärversion „C-47D Dakota“ wurden militärischen Transporte der Alliierten im Zweiten Weltkrieg abgewickelt. Nach dem Ende des Krieges wurde sie 1947/48 während der Luftbrücke nach Berlin als „Rosinenbomber“ eingesetzt. Mehrere Exemplare der DC-3 sind heute noch im Einsatz.
Nach Kriegsende belegt die US Army den Flugplatz, bis 1968 sind auf dem „Schleissheim Airfield“ amerikanische Transport-Hubschrauber stationiert. Nach der Gründung der Bundeswehr waren ab 1958 bis 1981 auch die Heeresflieger auf dem Flugplatz. Heute wird er von der Fliegerstaffel Oberschleißheim der Bundespolizei und von mehreren Flugsportvereinen genutzt.
Auf dem Rundgang kommen wir zur Abteilung der Experimental- und Forschungsflugzeuge. Der Senkrechtstarter „Dornier Do 31“ wurde 1967 im Auftrag des Militär entwickelt. Das Flugzeug ist weltweit das einzige Transportflugzeug mit Strahltriebwerken, das senkrecht starten und landen kann. Nach der Fertigstellung von zwei Prototypen kam es aber zu keiner Serienfertigung.
Der „VFW 614“ von den Vereinigten Flugtechnischen Werken – Fokker in Bremen war 1985 der erste Passagierjet, der in der Bundesrepublik Deutschland entwickelt und gebaut wurde. Er konnte 44 Passagiere befördern und war durch seine auf den Tragflächen angebrachten Triebwerke auch für Start- und Landung auf unbefestigten Pisten geeignet. Dem „VFW 614“ war kein wirtschaftlicher Erfolg beschieden, wurden doch nur 19 Exemplare gebaut. Das Exemplar mit dem Zusatz „ATTAS“ war 28 Jahre lang beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Braunschweig als Forschungsflugzeug in Betrieb um beispielsweise Flugsteuerungssysteme und Neuerungen in der Avionik in ihrer Wirkung zu erproben. So konnte das Flugverhalten des „Airbus A380“ schon zehn Jahre vor dessen Erstflug im Jahr 2005 mit der VFW 614 simuliert werden.
Auch in der neuen Ausstellungshalle hängen Segelflugzeuge und einige Hängegleiter unter der Decke. Das Segelflugzeug „Bölkow Phoebus C“ aus Laupheim war eine Weiterentwicklung des ersten Flugzeugs in Kunststoffbauweise. Die klassischen Segelflugzeuge aus Holz wurden dadurch weitgehend verdrängt. Mit der „Phoebus“ konnten zahlreiche Flugwettbewerbe gewonnen werden.
Nun folgt die Abteilung für Militärflugzeuge, die im Kalten Krieg bis 1990 entwickelt wurden. Der erste Prototyp der F-86 flog bereits 1947, das Jagdflugzeug wurde dann erstmals von der Air Force im Koreakrieg Anfang der 1950er Jahre eingesetzt. Insgesamt wurden mehr als 6.000 Maschinen diese Typs gebaut.


amerikanischen „F-104 G Starfighter“. Das Markenzeichen des „Tornado“ sind die Schwenkflügel, eine Besonderheit war auch die Schubumkehr für Kurzstart und Kurzlandung und die gute Tiefflugfähigkeit.

Er wurde gemeinsam von den drei europäischen Nationen Großbritannien, Italien und Deutschland entwickelt und gefertigt. Über 1.000 Exemplare wurden verkauft. Der ausgestellte Tornado wurde von 2007 bis 2008 in Afghanistan eingesetzt und flog dort im Rahmen der „Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe ISAF“ Aufklärungseinsätze und lieferte Luftbilder.
An der südwestlichen Querseite der neuen Ausstellungshalle ist die dreistufige Europa-Rakete ausgestellt. Die drei Stufen bringen es zusammen auf knapp 32 Meter Höhe. Sie wurde als erste gemeinsame europäische Rakete für den Transport von Satelliten ins Weltall entwickelt. Die erste Stufe wurde in Großbritannien, die zweite Stufe in Frankreich und die dritte Stufe in Deutschland gebaut. Der erste Startversuch war im Jahr 1968. Allerdings gelang es erst 1981 mit dem Nachfolgemodell „Ariane 1“ Satelliten erfolgreich in ihre Umlaufbahn zu befördern.
Zu den Flugbooten gehört die große „Dornier Do 24 T-3“. Sie wurde von 1937 bis 1945 über 200 Mal gebaut und hauptsächlich als Seenotrettungsflugzeug verwendet. Das Flugboot konnte auch bei Seegang mit Wellenhöhen bis zu einem Meter starten und landen und war noch bis 1969 mit mehreren Exemplaren rund um Mallorca im Einsatz.
Wir kommen in die Abteilung Hubschrauber. Der „Sikorsky H-34 G“ ist ein großer Hubschrauber mit Kolbenmotor der 2.800 Mal gebaut wurde. Er war vielfältig einsetzbar z.B. als Passagierhubschrauber in amerikanischen Großstädten, im militärischen Einsatz, bei der Marine und als Rettungshubschrauber.

Auch auf dem Flugplatz Schleißheim gab es von 1959 bis 1969 diesen Hubschraubertyp bei der Heeresfliegereinheit der Bundeswehr. Der Sikorsky-Hubschrauber in der Halle ist mit einer Rettungswinde ausgestattet und war bis 1975 im Seenotrettungseinsatz über der Ost- und Nordsee.
Der amerikanische Hubschrauber der Firma „Bell“ wurde ab 1956 mehr als 10.000 Mal gebaut und war auch im Vietnamkrieg im Einsatz. Für die Bundeswehr und den Bundesgrenzschutz fertigte bis 1981 die Firma Dornier 352 Exemplare der Baureihe UH-1D in Lizenz.
Das Museum ist über einem Rollweg mit der Start- und Landebahn des Flugplatzes verbunden, Flugzeuge können direkt vor das Museum rollen. Heute steht eine „Transall C-160“ vor der Werfthalle. Sie wurde in den 1960er Jahren von einem deutsch-französischen Firmenkonsortium als taktisches Transportflugzeug für Luftstreitkräfte entwickelt und von Deutschland, Frankreich und der Türkei eingesetzt. Die Luftwaffe führte in den 1970er und 1980er Jahren Hilfsflüge mit der „Transall“ nach Afrika durch.
Bevor wir die neue Ausstellungshalle in Richtung historische Flugwerft verlassen, kommen wir noch an einem besonderen schön herausgeputzten Schmuckstück vorbei, der „Cessna 195“, einem viersitziges Reiseflugzeug, das von 1947 bis 1954 gebaut wurde. Der Flugzeugbauer Cesna ist immer noch weltweit die Nr. 1 beim Bau von Privatflugzeugen. Diesen Beitrag auf YouTube ansehen: https://youtu.be/tzZz21n515s
Service Flugwerft Schleißheim:
Eintritt: 8 €.Hotel Brauerei Gasthaus Lohhof*** in Unterschleißheim (direkt am S-Bahnhof Lohhof – Kurzstrecke nach Oberschleißheim) – DZ bei DERTOUR ab 159 € inkl. Frühstück.
Bahnfahrt: Super-Sparpreis ab Berlin nach Oberschleißheim 2. Klasse ab 26,99 € / 1. Klasse ab 34,99 €. Werbung:
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