Der Staffelsee mit seinen sieben Inseln [Spezial]
Der Staffelsee ist der inselreichste See im Alpenvorland. Er ist im Sommer ein beliebter Badesee, da er mit einer durchschnittlichen Tiefe von 10 Metern recht flach ist und sich rasch erwärmt. Das moorhaltige, weiche Wasser ist von hervorragender Qualität. Am Nord und Ostufer gibt es einige schöne Freibäder.
Im Frühjahr und Herbst ist der gut 20 Kilometer lange Rundweg um den See Ziel der Erholungssuchenden. Das Seeufer und die angrenzenden Flächen sind im Süden bewaldet, im Westen erstreckt sich das große Naturschutzgebiet Westlicher Staffelsee und auch im Norden und Osten gibt es nur zwei größere Orte, Uffing und Seehausen.

Durch die Entfernung zu München von 70 Kilometern ist der See bei weitem nicht so überlaufen wie das Fünf-Seen-Land oder der an den Ufern stark besiedelte Tegernsee.
2025. Diesen Beitrag gibt es hier auch zum Hören (Podcast – MP3):
Am Untersee im Norden.
Wer wie ich, eine Schiffsrundfahrt auf dem See mit einem Biergartenbesuch oder einem Aufenthalt im Freibad kombinieren möchte, dem empfehle ich als erstes Anlaufziel die nördliche Seegemeinde Uffing.
Von hier hat man einen wunderbaren Blick über den See auf die im Süden aufragenden Berge. Der nächste Gipfel und Hausberg des Staffelsees ist das 10 Kilometer vom Südufer entfernte Hintere Hörnle. Der 1.548 Meter hohe Berg ist durch einen nostalgischen Doppel-Sessellift aus dem Jahr 1954 von Bad Kohlgrub aus erschlossen und gehört zu den Ammergauer Bergen.
Im Südosten ragen der Herzogstand und der Heimgarten mit dem Estergebirge auf und im Hintergrund kann man bei klarer Sicht Deutschlands höchsten Gipfel, die Zugspitze im Wettersteingebirge mit 2.962 Metern Höhe erkennen.
Uffing ist ein sehr alter Ort, wurde er doch schon im Jahr 739 als Besitz des Klosters Benediktbeuern erwähnt. Die Anlegestelle Uffing der Staffelsee-Schifffahrt befindet sich direkt am Biergarten des Seerestaurants Alpenblick. Gleich daneben liegt das gleichnamige, schöne Badegelände.
Von April bis Allerheiligen fährt die „MS Seehausen“ auf dem See. Das 2009 gebaute Motorschiff ist 36 Meter lang und fasst bis zu 270 Passagiere, davon 170 auf dem Oberdeck.
Von Mai bis September ergänzt den Fahrplan die „EMS Staffelseerin“, ein solarbetriebenes Elektro-Fahrgastschiff für 70 Personen, das 17 Meter lang ist. Es wurde 2019 auf der Lux-Werft in Niederkassel am Rhein fertiggestellt.
Beide Schiffe auf dem Staffelsee legen wegen der flachen Uferzonen nicht an Stegen an, sondern besitzen eine Bugklappe. Praktisch ist, dass die zwei Schiffe in der Saison an jedem der drei Anlegeplätze abwechselnd im 40-Minuten-Takt fahren, so dass man, wenn man möchte, ohne Probleme zwei Mal unterbrechen kann. Die Schiffe fahren im Uhrzeigersinn.
Ich nehme als erstes das größere Schiff für die Überfahrt auf dem Untersee nach Seehausen, die ca. 20 Minuten dauert. Dabei kommen wir an der tiefsten Stelle des Sees vorbei mit knapp 40 Metern.

Bald fahren zwischen der zweitkleinsten Insel Gradeneiland und der zweitgrößten Insel Buchenau mit einem größeren Zeltplatz durch. Danach hält sich der Kapitän Backbord und fährt in die schmale Bucht mit der Anlegestelle Seehausen ein, die ein Mini-Leuchtturm markiert. Ein belliebtes Fotomotiv sind die historischen Bootshäuser mit dem Bootsverleih.

Im Ort gibt es im Alten Pfarrhof ein kleines Museum mit einer Dauerausstellung über die Fischerei am Staffelsee, die Kirchengeschichte mit einigen historischen Funden und die Kunst der Hinterglasmalerei. Die Sonderausstellung „Archäologie in der Heimat – Funde aus drei Jahrtausenden“ ist noch bis zum 28. September 2025 zu sehen.

Die Seeprozession an Fronleichnam führt seit 1935 alljährlich von der Dorfkirche St. Michael durch die farbenfroh geschmückten Straßen an den See. Danach fahren Geistliche und Gläubige mit vielen dutzend Booten hinüber zur Kapelle St. Simpert auf der Insel Wörth.

Beim Fischerstechen am 15. August treten in einem sportlichen Wettkampf jeweils zwei Mannschaften auf Ruderbooten gegeneinander an. Die Boote werden mit Holzbrettern verlängert.

An deren Enden stehen die Kontrahenten, mit Lanzen bewaffnet und versuchen ihr Gegenüber ins Wasser zu befördern. Der Sieger mit dem größten Stehvermögen wird als „Fischerkönig“ ausgezeichnet.
Vom Aussichtspunkt mit dem schmiedeeisernen Kreuz am westlichsten Punkt der Uferpromenade taucht jetzt die aus Uffing kommende „EMS Staffelseerin“ am Horizont auf.
Bugklappe auf – ein- und aussteigen – Bugklappe zu und schon geht`s weiter. Bloß die Fahrtrichtung scheint nicht zu stimmmen! Das Schiff steuert die nordöstlich liegende Zeltinsel Buchenau an.
Eine Person steigt aus. Richtig! Das Elektromotorschiff bedient zusätzlich von Seehausen aus bei Bedarf den Anleger von Buchenau.

Erst danach geht es auf Südkurs. Wir kommen an der kleinsten Insel auf dem Staffelsee, der Jakobsinsel vorbei. Hier steht ein von Papst Benedikt XVI. geweihtes Kreuz mit der Inschrift: „Dieses Kreuz wurde von Papst Benedikt XVI am 30. Mai 2007 in Rom gesegnet. Errichtet von Bischof Dr. Walter Mixa am 21. September 2007“.

Am Stegsee im Südosten.
Wir umrunden jetzt die Halbinsel Burg mit dem Naturcampingplatz, der auch für Wohnwagen und Wohnmobile zugelassen ist.

Steuerbord ist der Seewaldweg am Südufer bei Seeleiten zu sehen, bevor wir Achele erreichen. Gut 10 Minuten zu Fuß benötigt man vom Bahnhof Murnau zum Anleger Achele.
Ich steige hier aus, überquere die Liegewiese an der Schweinebucht und trinke im Freibad Laguna einen Kaffee. Hier kann man am Abend bis 22 Uhr auf der Terrasse den Sonnenuntergang über dem Staffelsee genießen.

Dann warte ich auf das nächste Schiff, die „MS Seehausen“, um meine Staffelsee-Rundfahrt auf der letzten und längsten Strecke fortzusetzen. Nach dem Ablegen taucht vor uns Wörth auf, die mit 40 ha Fläche größte Insel im Staffelsee. Zur Landschaftspflege leben einige Heckrinder auf der Insel, die nach den ehemaligen Zoodirektoren von Berlin und München Lutz und Heinz Heck benannt sind, die diese Auerochsen ähnliche Rinderrasse einst züchteten.

Die Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung verwaltet für den Freistaat Bayern die Insel und verpachtet das Herrenhaus, zurzeit bewohnt von einem Hausmeisterehepaar. Des Weiteren gibt es das ehemalige Ökonomiegebäude, bewohnt von einem Ehepaar und die 1838 von Joseph von Utzschneider gestiftete Kapelle St. Simpert.

Sie steht an der Stelle der Insel, wo von 960 bis 1773 die alte Pfarrkirche St. Michael der Gemeinde Seehausen stand. Gläubige mussten damals, um an der Sonntagmesse teilnehmen zu können, vom Festland aus mit einem Boot übersetzen oder über einen 400 Meter langen Holzsteg gehen, der von der Halbinsel Burg über die Jakobsinsel auf die Insel Wörth führte.

Die alten Pfähle sind heute noch teilweise erhalten und schimmern nördlich der Jakobsinsel durch das Wasser. Stegsee ist neben der Bezeichnung Mittelsee der Name für diesen Teil des Staffelsees.
An den alten Pfählen wurde kürzlich ein übermannsgroßer Süßwasserschwamm entdeckt. In Europa gibt es nur sechs Arten und noch nie wurde ein größerer als mit einer Länge von 30 Zentimetern gesehen. Auch wurde zwischen den Inseln ein Bronzeschwert im flachen Wasser gefunden und auf Wörth alte Tonscherben, die auf eine Besiedlung weit vor Christus schließen lassen.
Über die Römerzeit und das frühe Mittelalter gibt es viele spannende Geschichten, aber leider bis auf die spärlichen Grundmauern einer frühen Kapelle kaum konkreten Spuren. Es kann höchstens das Staffelsee-Inventar, eine karolingische Quelle aus dem Jahr 810, hinzugezogen werden.

Die nächsten Inseln, die die „MS Seehausen“ passiert, sind die Kleine und die Große Birke, letztere die drittgrößte Insel im Staffelsee mit einem kleinen Zeltplatz für Mitgliedern des Deutschen Kanu-Verbandes. Der Zuständige Referent des Verbandes schwärmt auf der Website: Eine Landschaft wie in Kanada, nur nicht so weit weg und auch nicht so teuer.
Auf dem Obersee.
Wir sind jetzt auf dem Obersee und Backbord erstreckt sich das Naturschutzgebiet Westlicher Staffelsee. Die Staffelseemoore und ein Teil des Staffelsees sind seit 1999 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Das internationale Feuchtgebiet hat eine Größe von 975 ha und soll den Lebensraumschutz gefährdeter Tier- und Pflanzenarten schützen.
Nach dem Abschmelzen des Loisachgletschers vor etwa 10.000 Jahren setzte in der sogenannten Murnauer Mulde die Entwicklung der Moore ein. Neben Hoch- und Übergangsmooren gibt es ausgedehnte Niedermoore. Entlang mehrerer Bäche haben sich kleinflächige Auen entwickelt.
Große Teile der Niedermoore werden als Streuwiesen genutzt, die frühestens im September gemäht werden. Sie bieten dadurch vielen seltenen und gefährdeten Pflanzen- und Tierarten einen Lebensraum, es können auch spätblühende Pflanzenarten aussamen und die Vogelbrut der Wiesenbrüter ist bis zum Flüggewerden der Jungvögel gesichert.
Es gibt Braunkehlchen, den Wachtelkönig und die im Landkreis Garmisch-Partenkirchen kurz vor dem Aussterben stehende Kiebitze.
Zurück nach Uffing.
Zwischen der Halbinsel Lindenbichl und dem Nordufer der Insel Wörth und am Westufer der Insel Buchenau vorbei, gelangen wir wieder mit dem Schiff in den Nordteil des Staffelsees, der Untersee genannt wird.
Als letzte Insel passieren wir auf dieser schönen Schiffstour die viertgrößte Insel Mühlwörth mit einem Wochenendhaus, einer Bootshütte und einer Badehütte. Die Insel steht mittlerweile unter Landschaftsschutz. Wenige Minuten später erreichen wir unseren Startpunkt, den Anleger von Uffing und den gemütlichen Biergarten am Seerestaurant Alpenblick.
Wer umweltfreundlich mit der Bahn anreisen möchte, der hat die Wahl zwischen den Bahnhöfen Murnau und Uffing. Schon am 15. Mai 1879 fuhr der erste Zug im Uffinger Bahnhof ein.

Im Jahr 1924 wurde die Strecke von Garmisch-Partenkirchen nach München mit Strom aus dem Walchenseekraftwerk elektrifiziert. Vom Bahnhof Uffing zur Anlegestelle benötigt man gut 20 Minuten.
Service Staffelsee:
ICE Super-Sparpreis ab Frankfurt nach Uffing oder Murnau 2. Klasse ab 26,99 €, 1. Klasse ab 34,99 €.Parkplatz Alpenblick (1,50 € pro Stunde) oder Murnauer Bucht (ab 3 € für zwei Stunden).Schifffahrt – Rundfahrt 15 €.
Bei Buchung über diesen Link erhalte ich eine Provision (dabei ist auch der Zugang zu Ihrem persönlichen Account bei der Bahn problemlos möglich) – Vielen Dank!
Tarifstand August/September 2025. Diesen Beitrag auf YouTube ansehen: https://youtu.be/eoPnENn_Rg0. Einen umfassenden Bericht über das „Blaue Land“ finden Sie hier und auf YouTube: https://youtu.be/yR4zsFYRn8Q
Alle Beiträge – Inhaltsverzeichnis
Weitere Beiträge aus Oberbayern:
- Am Walchensee – Panoramaweg nach Sachenbach
- Das Tölzer Land mit dem Isarwinkel
- Am Starnberger See – eine große Schiffsrundfahrt
- Ammersee – mein Lieblings-Radweg am Westufer
- Die Amper – vom Ammersee zur Isar
- Die Flugwerft – ein Museum der Luftfahrtgeschichte
- Der Königsee im Alpen-Nationalpark
- Um den Wendelstein zum Tatzelwurm und Sudelfeld
- Der Tegernsee – die Perle des Oberlands
- Der Chiemsee – rund ums bayerische Meer
- Fraueninsel Spezial
- Das Fünf-Seen-Land – die drei kleineren Seen
- Eine Radtour über den Irschenberg ins Mangfalltal
- Am Schliersee – eine Radtour im Oberland
- Grünwald – eine Radrunde auf dem Olympiakurs 1972
- Am Spitzingsee – Skispaß in den Bayerischen Alpen
- Von Bayrischzell mit dem Rad ins Inntal
- Im Inntal – mit dem Rad vom Ötztal nach Wasserburg
- Auf dem Tauern-Radweg nach Bad Reichenhall
- Burghausen mit der längsten mittelalterlichen Festung
- Auf dem Weg – Altötting
- Schleißheim – drei Schlösser und ein schöner Barockpark
- Bezauberndes Landsberg am Lech
- Prominentengräber auf Münchner Friedhöfen
- Ludwig I. – seine klassizistischen Bauten in München
- Der Westpark in München – Rosen, Bier und Pagoden
- Nymphenburg – die Sommerresidenz der Wittelsbacher
- Der Englische Garten in München
- Der Olympiapark in München wird 50
- Die Würm – viel mehr als nur eine Eiszeit
- Freising – der Domberg und Weihenstephan
- Die Isar – ein Alpenfluss durchquert München
to80countries
