Von Schongau zum Hohen Peißenberg
Die malerische Altstadt von Schongau liegt hoch über dem Lech und verfügt über eine gut erhaltene Stadtmauer. Von den Türmen der Stadt erblickt man schon den Hohen Peißenberg, den spektakulärsten Aussichtpunkt auf die bayerische Alpenkette. Nördlich liegt Wessobrunn, Heimat der bedeutendsten Künstler des süddeutschen Barocks und Rokoko.
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Wir beginnen unseren Ausflug mit einem gemütlichen
Stadtrundgang durch Schongau.
Die Stadt ist eine Gründung der Staufer und wurde ab dem Jahr 1225 auf einem Hügel oberhalb des Lechs in strategisch günstiger Lage erbaut. Unterhalb der Altstadt von Schongau überquert heute die Straße aus Peiting und die Pfaffenwinkelbahn aus Weilheim den Fluss.
Für die Bahnlinie ist danach Endstation. Ein kurzer, steiler Fußweg führt uns von Bahnhof den bewaldeten Hang hinauf zu einem Durchgang in der Stadtmauer.
Im Jahr 1268 gelangte Schongau in den Besitz der bayerischen Herzöge aus dem Hause Wittelsbach. Sie ließen die Stadt vor allem auf der gegen Schwaben ausgerichteten Westseite stark befestigen. Neben dem nahezu vollständig erhalten gebliebenen Wall sind zusätzlich noch zahlreiche Wehrgänge, fünf Türme und zwei Tore vorhanden.
Wir folgen jetzt der Weinstraße bis zur Stadtmitte. Rechts sehen wir das Rathaus stehen und links die katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Wir biegen nun links ab und stehen auf dem Marienplatz, der guten Stube der Stadt.
Erst vor kurzem wurde der Platz umgestaltet, die Mariensäule mit ihrem Wasserbecken wurde renoviert, ein neues Straßenpflaster verlegt, bequeme Ruhebänke aufgestellt und schattenspendende Bäume gepflanzt.
Östlich der Mariensäule steht der ehemalige “Rottenbucher Kasten” an der Ecke zur Rentamtstraße. Der lang gestreckte, dreigeschossige Eckbau stammt aus dem 18. Jahrhundert und beherbergt heute das Finanzamt.
Auf der anderen Seite des Platzes befindet sich das Restaurant Löwenhof mit einem gemütlichen, schattigen Innenhof. An der Mariensäule stehen am Freitagmorgen einige Marktstände. Das Angebot reicht von Kartoffeln, über Backwaren, Eier, Käse, saisonales Gemüse, Blumen bis zu Wildfleisch und -wurst.
Früher gab es hier einen wesentlich größeren Warenumschlag, wie das spätgotische Ballenhaus am Südende des Marienplatzes bezeugt. Anfang des 15. Jahrhunderts erteilten die bayerische Herzöge Schongau die Genehmigung einer Warenniederlage samt öffentlicher Waage. Der Warenumschlag brachte der Stadt durch Lagergebühren eine wichtige Einnahme.
Die Waren kamen auf dem Lech auf Flößen an und wurden hier auf Fuhrwerke umgeladen. Eine gewisse Bedeutung hatte dabei auch der Warenverkehr von und nach Italien. Das Ballenhaus wurde erbaut.
Im Erdgeschoss stapelten sich die Güter und in den Räumen im Obergeschoss tagte der Stadtrat und arbeitete die Verwaltung. Zum Teil sind heute noch mit Schnitzwerk versehenen gotischen Decken und Wandverkleidungen erhalten.
Das Obergeschoss wird für Veranstaltungen genutzt und im Erdgeschoss befindet sich ein Café Bistro. Mit der Entdeckung Amerikas und der neuen Seewege nach Indien um das Kap der Guten Hoffnung verlagerten sich die Handelsströme und die Stadt versank bis zur Industrialisierung in der Bedeutungslosigkeit.
Die Haindl’schen Papierfabriken Augsburg, zeitweise der größte deutsche Papierhersteller, eröffneten 1889 dank der neuen Eisenbahnanbindung ihr Zweitwerk in Schongau, das 2001 an den größten Europäischen Papierhersteller UPM-Kymmene aus Finnland verkauft wurde. Heute entwickelt sich Schongau zu einer Industriestadt im Grünen. Auch der Tourismus spielt eine gewisse Rolle, Schongau liegt an der Romantischen Straße.
Hinter dem Ballenhaus schließt sich der Lindenplatz mit einigen schönen Bürgerhäusern an. Dessen Abschluss an der südlichen Stadtmauer bildet ein Turm aus dem 13. Jahrhundert. Früher diente er als Stadttor, später nur noch als Durchlass für Fußgänger. Im 19. Jahrhundert wurde er zum Wohnsitz des Polizeidieners.
Wir gehen zurück bis zum Nordende des Marienplatzes. Hier steht die katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, eine spätgotische Wandpfeilerkirche. Ab 1748 wurde die Kirche aufwendig durch die besten Künstler dieser Zeit im Stil des Rokokos ausgestattet.
Die Stuckarbeiten im Chor wurde durch Dominikus Zimmermann, dem Erbauer der Wieskirche ausgeführt, den Stuck im Langhaus gestaltete Jakob Stiller aus Wessobrunn, die Deckengemälde wurden von Matthäus Günther geschaffen. Im Langhaus ist eine Marienkrönung von ihm zu sehen.
Der Hochaltar wurde durch Franz Xaver Schmädl aus Weilheim nach einem Entwurf von Franz Ignaz Günther gebaut und zeigt eine plastische Darstellung der Himmelfahrt Mariens. Weitere Skulpturen sind über dem Tabernakel der Heilige Dominikus und die Heilige Katharina von Siena und an den seitlichen Durchgängen Mauritius und Martin.
Gegenüber der Kirche steht an der Ecke Wein-/Münzstraße das dreistöckige Rathaus der Stadt Schongau aus den 1920er-Jahren mit Arkaden an der Ostseite und einem Erker zur Südseite.
Der Reichsadler am Beginn der Münzstraße ist ein Nachguss eines Werkes von dem in Schongau geborenen Bildhauer Hans Reichel. Er hatte in Florenz gelernt, fertigte den Reichsadler im Jahr 1606 für die Stadt Augsburg, in der er heute noch im Original zu sehen ist, und verbrachte die letzten 35 Jahre seines Schaffens in Brixen in Südtirol.
Gegenüber den Rathausarkaden steht an der Münzstraße Nr. 2 ein schönes Wohn- und Geschäftshaus aus dem 17. Jahrhundert, das bei einem Umbau im Jahr 1898 seine prächtig gegliederte Fassade erhielt.
Im Münzgebäude, an der nördlichen Stadtmauer am Ende der Münzstraße gelegen, wurde bis Mitte des 16. Jahrhunderts das Münzrecht ausgeübt. Kaiser Ludwig der Bayer hatte Schongau 1331 ein eigenes Rechtsbuch mit Münzrecht verliehen.
Das Münztor ist kein historisches Stadttor, es ist lediglich ein 1905 durchgeführter Durchbruch der Stadtmauer an dieser Stelle, der 1953 für den motorisierten Verkehr verbreitert wurde.
Südwestlich können wir noch ein “richtiges” Stadttor bewundern, das Maxtor aus dem 15. Jahrhundert. Daneben befindet sich das Stadtschloss, nach einem Brand im Jahr 1514 neu erbaut. Heute ist es Teil des Landratsamts Weilheim-Schongau.
Die nach Süden verlaufende Straße ist nach Herzog Christoph dem Starken von Bayern-München benannt, der sich sehr gerne in Schongau aufhielt.
Südöstlich des Münzgebäudes, entlang des Stadtfriedhofs von Schongau, zieht sich ein besonders gut erhaltenes Stück der Stadtmauer.
Nun sind es nur noch wenige hundert Meter bis zu dem Durchgang an der Weinstraße, durch den wir in die Altstadt gekommen sind. Hinter dem Bahnhof, östlich des Lechs, grüßt schon
der Hohe Peißenberg, unser nächstes Ziel.
Am höchsten Punkt steht die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in 988 Meter Höhe. Von der Terrasse an der Südseite haben wir bei schönem Wetter einen atemberaubenden Blick auf die Alpenkette.
Vom Rofangebirge am Achensee im Osten bis zu den Allgäuer Alpen im Westen schweift der Blick über mehr als 150 Kilometer.
Markant sind die Benediktenwand, das Karwendelgebirge mit der 2.749 Meter hohen Birkkarspitze, Herzogstand und Heimgarten und das Wettersteingebirge mit Alp- und Zugspitze (2.964 Meter), sowie die Allgäuer Berge.
Gut 200 Höhenmeter unter uns liegt der Ortskern der Gemeinde Hohenpeißenberg. Von dort führt eine geteerte Straße hier herauf. Südwestlich von Hohenpeißenberg bahnt sich die Ammer ihren Weg durch eine Schlucht.
Vom Parkplatz nordöstlich der Kirche hat man Teile des Ammersees und des Starnberger Sees im Blickfeld. Schräg gegenüber der Wallfahrtskirche am Südhang steht die Alte Schule, erbaut im Jahr 1882 und 1905 und nochmals 1925 erweitert.
Es gab Lehrerwohnungen auf dem Hohen Peißenberg und einer der Lehrer war meist auch Organist in der Kirche, einige der Schüler Ministranten. Bis 1969 gab es keine Schule unten im Ort.
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Das Gnadenbild in Form einer hölzernen Madonnenfigur in der Wallfahrtskapelle stammt aus dem 15. Jahrhundert und stand ursprünglich in der Schlosskapelle von Schongau. An der Wallfahrtskirche vorbei führt der „Münchner Jakobsweg“ und der „König-Ludwig-Wanderweg“.
Auch der Friedhof von Hohenpeißenberg befindet sich heute noch auf dem Berg. Westlich, etwas unterhalb der Kirche, steht das Meteorologische Observatorium Hohenpeißenberg, in dem seit dem 1. Januar 1781 regelmäßig das Wetter beobachtet wird und Messwerte festgehalten werden.
Die Wetterstation gilt als die älteste Bergwetterstation der Welt. Das Observatorium wurde in der Entstehungszeit von den Augustinerchorherren des Kloster Rottenbuch, nach der Säkularisation im Jahr 1803 von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München betrieben. Heute betreibt die Zweigstelle des Deutschen Wetterdienstes zusätzlich Ozonforschung, Radarmeteorologie, Aerosol- und Spurengasmessungen.
Seit 1977 machte es die Unterstützung des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung möglich, hier bis zu drei Ballons pro Woche mit Sonden zur Messung des Ozongehalts in die freie Atmosphäre starten zu lassen. Jede Sonde wird von einem Ballon in eine Höhe von 30 bis 35 Kilometer getragen und fällt dann an einem Fallschirm zu Boden. Finder sollen sie gegen Zahlung einer Belohnung an das Observatorium zurückschicken damit sie wieder verwendet werden können. In dem hohen Wellblechgebäude im Vordergrund werden die Wetterballons aufbewahrt und gestartet.
Östlich des Gipfels, unterhalb des Friedhofs, steht der Rundfunksender Hohenpeißenberg mit einem knapp 160 Meter hohen Sendeturm. Unter dem Hohen Peißenberg existieren Pechkohle-Vorräte, die bis 1971 in den Talorten Peiting, Hohenpeißenberg und Peißenberg abgebaut wurden. In Peiting begann der Abbau auf Veranlassung des bayerischen Herzogs Wilhelm V. schon im Jahr 1593.
Der Eibenwald von Paterzell.
Nördlich des Hohen Peißenberg ist die waldreiche Gegend sehr dünn besiedelt. Über St. Leonhard im Forst kann man auf kleinen Landstraßen bis zu einem besonderen Biotop fahren, dem Eibenwald von Paterzell. Eiben können bis zu 1.000 Jahre alt werden, sie werden bis zu 20 Meter hoch und haben ein sehr haltbares und elastisches Holz.
Bei Paterzell stehen ca. 2.000 Eiben in einem Mischwald. Eiben sind die älteste heimische Baumart, die seit 600.000 Jahren in Europa vorkommt. Im Mittelalter war das Holz sehr geschätzt, es wurde gern genutzt um Bögen und Armbrüste zu bauen.
Die alten Linden von Wessobrunn.
Nun ist es nicht mehr weit bis Wessobrunn. Der Ort ist in vielerlei Hinsicht interessant. Auch hier gibt es alte Bäume. Mitten im Ort stehen vier alte Linden auf einem Platz, dem “Lindenfleck”.
Der älteste dieser Bäume ist die ehemalige Gerichtslinde, heute Gebetslinde genannt, da im Jahr 1875 der damalige Besitzer des Klosters das “Wessobrunner Gebet” aus dem Jahr 814 n. Chr. in den Findling neben der Linde einmeißeln ließ.
In der Mitte des Lindenflecks steht die Befreiungslinde, die 1796 zum Andenken an Abt Joseph Leonardi gepflanzt wurde. Er hatte die Wessobrunner Kinder von der Zahlung des Schulgeldes befreit. Die Friedenslinde kam 1871 zum Ende des deutsch-französischen Krieges dazu und der vierte Baum 1911 zum 90. Geburtstag des im Volk beliebten Prinzregent Luitpold.
Das Kloster Wessobrunn, Keimzelle einer großen Kunst.
300 Meter östlich des Lindenflecks stehen die nach der Säkularisation übrig gebliebenen Bauten des einstigen Klosters Wessobrunn. Das Kloster soll im Jahr 753 von Bayernherzog Tassilo III. gegründet worden sein und bei den Aufgaben, der Urbarmachung der Gebiete zwischen Lech und Ammer und der Christianisierung, personell vom dem etwas älteren und größeren Kloster Benediktbeuern unterstützt worden sein. Der Vetter Tassilos, Kaiser Karl der Große, ernennt Wessobrunn im Jahr 788 zum karolingisches Reichskloster und unterstellt es ab 800 der Diözese Augsburg.
Erstmals aufgelistet wird das Kloster im karolingischen Reichsklosterverzeichnis von Kaiser Ludwig dem Frommen im Jahr 817. Alle anderen Urkunden und Handschriften sind wohl 955 beim Überfall der Ungarn auf das Kloster verloren gegangen.
Im 11. Jahrhundert übernahmen wieder die Benediktiner das Kloster und Anfang des 12. Jahrhunderts entstand auch ein Frauenkonvent in Wessobrunn, das viele bedeutende geistliche Schriften hervorbrachte. Ein Großbrand 1220 brachte den Klosterbetrieb zum Erliegen. Der Wiederaufbau dauerte 65 Jahre. Von der Inneneinrichtung dieser Zeit finden sich noch eindrucksvolle Plastiken im „Wessobrunner Saal “ des Bayerischen Nationalmuseums.
Als einziges Gebäude ist der massive Glockenturm, auch “Grauer Herzog” genannt, erhalten geblieben. Er diente als Wehrturm und Rückzugsort bei Gefahren und war ursprünglich nur über eine Leiter zugänglich. Das Erdgeschoss wurde auch als Verlies genutzt.
Nach dem 30-jährigen Krieg begann 1680 unter Abt Leonhard Weiß eine Neugestaltung der vorhandenen Klosteranlage nach Plänen des Wessobrunner Baumeisters Johann Schmuzer. Die Werkstätten des Klosters zogen daraufhin hervorragende Spezialisten an. Zeitweise arbeiteten hier bis zu 300 bildende Künstler.
Es entstand die Wessobrunner Schule, stilbildend in ganz Süddeutschland, West-Österreich und der nördlichen Schweiz in der Zeit des Barocks und Rokoko. Aufträge kamen auch aus Brandenburg, Frankreich, Polen, Ungarn und Russland. 600 der Baumeister, Stuckateure und Freskenmaler sind namentlich bekannt. Als wichtigste Vertreter gelten die Gebrüder Johann Baptist und Dominikus Zimmermann, Caspar Feichtmayr, Johann Michael Feuchtmayer, Johann Georg Üblhör, Ignaz Finsterwalder, die Stuckateur-Familien Bader und Gigl. Das bekannteste der vielen entstandenen Werke ist die Wallfahrtskirche in der Wies.
Die Äbte des Klosters Wessobrunn ermöglichten eine wissenschaftliche Ausbildung ihrer Mönche. Es gingen im 18. Jahrhundert 30 Professoren aus dem Kloster Wessobrunn hervor, die vor allem an der Salzburger Universität und an den Hochschulen in Benediktbeuern, Freising, Weihenstephan und Tegernsee lehrten.
Das Ende der Klöster in Bayern am Beispiel Wessobrunn.
Im Jahr 1803 war das Ende der Klöster in Bayern mit der Säkularisation besiegelt. Das Vermögen wurde von Kurfürst Max Joseph beschlagnahmt um die Staatskasse aufzubessern. Eine Kommission wurde damit beauftragt, Orgeln, Altäre und Mobiliar zu versteigern. Eine tausendjährige religiöse und kulturelle Tradition, die in Bayern Land und Volk geprägt hat, war zerschlagen worden.
Schon 1802 hatte man in Wessobrunn bereits mit der Inventarisierung des Klosters begonnen und dabei insbesondere die Bibliothek, das Armarium und Schränke mit kostbaren Gegenständen versiegelt. Aus einem Schreiben geht hervor, dass die Bücher der Bibliothek an die Hofbibliothek, die Universität und an verschiedene Schulen gegangen sind. Ein ehemaliger Pater konnte für seine neue Pfarrei in Rott beispielsweise 40 Zentner Bücher für 20 Gulden erwerben. Ein Großteil der Wessobrunner Bibliothek hat die Säkularisation überstanden. Die Bücherbestände und Handschriften befinden sich heute in den beiden größten Bibliotheken Bayerns, der Münchener Universitätsbibliothek und der Bayerischen Staatsbibliothek.
Auch das älteste deutsche Sprachdenkmal mit christlichem Inhalt, um 814 vermutlich im Bistum Augsburg angefertigt und in den Beständen des Klosters entdeckt, das “Wessobrunner Gebet”, wird heute in der Bayerischen Staatsbibliothek in München aufbewahrt.
An den Gebäuden bestand in dieser Zeit kein großes Interesse und so waren die Gebäude dem Verfall preisgegeben. Türen, Fensterstöcke, Öfen und Kupferwerk waren bereits herausgenommen oder durch Diebstahl entwendet worden. 1810 riss man die Klosterkirche wegen Baufälligkeit ab.
Nach einem Großbrand in Weilheim dienten die Ruine der Klosterkirche und einige der restlichen Gebäude als geschätztes Material für den dortigen Wiederaufbau.
Es blieben nur noch der Prälaten- und der Fürstentrakt übrig, die Besitzer wechselten häufig, der wirtschaftliche Erfolg des noch vorhandenen Klostergutes blieb aus und so dachte man daran, auch diese Gebäude abzubrechen um sie als Baumaterial zu verwenden. Ein Historiker aus München kaufte jedoch 1861 diese Gebäude und rettete sie vor dem endgültigen Verfall. Auch der schon genannte Wehrturm überlebte diese Zeit, wahrscheinlich wegen seiner massiven Bauweise.
Durch Spenden von Theodor von Cramer-Klett Junior, der nach dem Tod seines Vaters die Maschinenbau AG Nürnberg übernahm, die später in der MAN AG aufging, wurden Neugründungen von Kloster Ettal, Kloster Plankstetten und Kloster Wessobrunn finanziell ermöglicht. Er schenkte 1913 den Missions-Benediktinerinnen aus Tutzing die noch vorhandenen Klostertrakte. Die Schwestern bildeten in Wessobrunn ein neues Benediktinerkloster und führten von 1955 bis 2001 hier ein Jugendkurheim. Nach 99 Jahren zogen die letzten Schwestern aus dem Kloster aus.
2014 kaufte Martina Gebhardt das ehemalige Kloster mit 10.000 m² Nutzfläche und knapp 50.000 m² Grund für ihr Naturkosmetik-Unternehmen um ihre Produktion erweitern zu können. Sie ließ die Anlage sanieren und pflanzte im Klostergarten Heilkräuter. 5.000 m² wurden an einen Seminarbetrieb, an Handwerker vermietet und der Pfarrei St. Johannes Baptist zur Verfügung gestellt.
Die Wessobrunner Pfarrkirche St. Johannes am nördlichen Ende des Klosterhofs wurde in den 1750er Jahren an der Stelle verschiedener Vorgängerbauten im Auftrag des Abtes Beda Schallhammer nach Plänen von Joseph Schmuzer und seinem Sohn Franz Xaver im Stil des Rokoko errichtet. Der Stuckdekor stammt von Tassilo Zöpf, ebenso wie die schöne Kanzel. Sämtliche Fresken und das Altargemälde wurden von Johann Baptist Baader ausgeführt. Die beiden seitlichen Figuren, links der Evangelist Johannes und rechts Johannes der Täufer, stammen von Franz Xaver Schmädl, den wir schon aus Schongau kennen.
Zum Schluss beschäftigen wir uns mit der
Gründungslegende des Klosters Wessobrunn
und spüren ihr auf einem kleinen Spaziergang nach. Als Stifter im Jahr 753 gilt Tassilo III., der letzte Herzog aus dem Geschlecht der Agilolfinger. Der Legende nach unternahm Tassilo einen Jagdausflug mit seinen Jagdhelfern Wezzo und Taringeri. Während einer Rast träumte der Herzog unter der “Tassilolinde” von einer Himmelsleiter an einer kreuzförmigen Quelle. Wezzo führte ihn anschließend zu dieser Quelle. Tassilo erkannte darin einen göttlichen Auftrag und errichtete das Kloster am “Brunnen des Wezzo”.
Wir nehmen den Weg am “Grauen Herzog” vorbei durch den Klostergarten zur Mariengrotte oberhalb einiger Quellteiche mit prächtigen Forellen. Über einen Steg geht es leicht bergab durch ein kleines Waldstück. Wir treffen auf die Begrenzungsmauer des Klosters und schreiten durch ein Tor.
Am Hang unterhalb einer abschüssigen Wiese sehen wir dann schon die mächtige Tassilolinde stehen. Die Linde ist 25 Meter hoch, die Krone hat einen Durchmesser von 27 Metern.
Hinter der Pfarrkirche St. Johannes Baptist befindet sich das Brunnenhaus, das 1735 über der Tassiloquelle im Barockstil errichtet wurde.
Die Gründungssage des Klosters Wessobrunn hat wie die meisten Legenden ein paar Schwachpunkte, so soll Tassilo im Jahr 741 geboren worden sein und wäre zur Klostergründung erst 12 Jahre alt gewesen, trotzdem wurde 1753 vom Kloster das 1.000-jährige Jubiläum gefeiert, und Lindenbäume können laut Botaniker maximal 800 – 1.000 Jahre alt werden.
Service Schongau, Hoher Peißenberg und Wessobrunn:
Bahnfahrt: Super-Sparpreis ab Frankfurt nach Schongau 2. Klasse ab 23,90 €, 1. Klasse ab 33,90 €.Bayerische Regiobahn BRB Tagesticket ab 24 € .
Hotel Alte Post Schongau DZ mit Frühstücksbuffet ab 105 €.Parkgebühren Altstadt Schongau: 1. Stunde frei, jede weitere Stunde 1 €.
Parkgebühren Hoher Peißenberg: 4 €.Klosterführung Wessobrunn 5 € pro Person (Mindestteilnehmerzahl 5 Personen)(an Werktagen von Dienstag bis Freitag um 13:30 Uhr)
Tarifstand: März 2023. Diesen Beitrag auf YouTube ansehen: https://youtu.be/HhjufWo4sGo
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