Ismaning – ein prachtvolles Schloss und ein besonderes Kraut
Schloss Ismaning wurde 1816 von Eugène de Beauharnais, Sohn der französischen Kaiserin Joséphine und Stiefsohn von Napoleon Bonaparte erworben. Seine Gemahlin Auguste Amalie von Bayern war die Tochter des ersten Bayerischen Königs Max I. Joseph und Schwester von König Ludwig I. Im Jahr 1817 verlieh König Max I. Joseph nach der endgültigen Verbannung Napoleons seinem Schwiegersohn Eugène den hohen bayerischen Adelstitel Herzog von Leuchtenberg und Fürst von Eichstätt. Das Schloss Ismaning wurde zur Sommerresidenz des Paares und vom späteren bayerischen Hofarchitekten Leo von Klenze im Stil des Klassizismus umgestaltet.
Das Ismaninger Kraut wurde schon im Jahr 1509 urkundlich erwähnt und bekam auf der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 eine Goldmedaille verliehen. Es schmeckt süß, mild und weich und trotzdem intensiv. Durch das hohe Gewicht des Kohlkopfes und des langen Strunks kann es nicht maschinell geerntet werden. So gibt es nur noch zwei Betriebe, die das Kraut anbauen, beide sind bei Slow Food Deutschland gelistet.
Die Gegend um Ismaning war wohl schon im 6. oder 7. Jahrhundert von Bajuwaren besiedelt. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte in einer Freisinger Notiz vom 23. Februar 809. In den folgenden Jahrhunderten erscheint der Ort regelmäßig in den bischöflichen Protokollen. Das zeigt die Bedeutung der 22 Kilometer isarabwärts gelegenen Bischofstadt für Ismaning.

Die Freisinger Zeit.
Im Jahr 1319 veräußert Ludwig der Bayer die Dörfer Ismaning, Unterföhring, Oberföhring, Englschalking und Daglfing an das Hochstift Freising unter Bischof Konrad III. Dadurch entstand die „Grafschaft auf dem Yserrain“ am östlichen Ufer der Isar. 1530 übernahm Bischof Philipp von Freising den Ismaninger Landsitz eines seiner Domherren und erbaute am Seebach ein Renaissanceschloss mit vier Türmen als fürstbischöflichen Wohnsitz. Seit dieser Zeit wurde für das Gebiet die Bezeichnung „Grafschaft Ismaning“ üblich.

Nach der barocken Umgestaltung des Schlosses unter Fürstbischof Johann Franz Eckher in den Jahren 1716 bis 1724 zog höfisches Leben in Ismaning ein. Der berühmte Maler und Stuckateur Johann Baptist Zimmermann war am Umbau beteiligt und hatte die Kapelle und den Speisesaal ausgestattet. Der nachfolgende Fürstbischof Johann Theodor ließ den Hofgarten erweitern und schmückte den Park mit weiteren Gebäuden, wie den nach Plänen von François Cuvilliés errichtete Pavillon, der als Teehaus genutzt wurde.
Das Gemälde „Hofkonzert in Ismaning“ aus dem Jahr 1733 von Peter Jakob Horemans, das im Bayerischen Nationalmuseum hängt, stammt aus dieser Zeit. Mit der Säkularisation endete 1802 die fast 500 Jahre andauernde Herrschaft der Freisinger Fürstbischöfe und das Gebiet fiel ans Herzogtum Bayern zurück.
Das Schloss Ismaning unter Ferdinand Freiherr von Hartmann.
Von 1803 bis 1815 war Ferdinand Freiherr von Hartmann Besitzer der Schlossanlage Ismaning. Er ließ alte Nebengebäude abreißen und neue errichten,

wie den Kutscherbau und das Gärtnerhaus. Aus dem fürstbischöflichen Jagd- und Lustschloss sollte ein rentabler landwirtschaftlicher Betrieb werden. In Hartmanns Auftrag wurde im Jahr 1807 der barocke Park durch den wichtigsten Landschaftsarchitekten seiner Zeit, Friedrich Ludwig von Sckell, in einen „Englischen Garten“ umgewandelt.
Das Schloss unter den Leuchtenbergs.
1816 kaufte Eugène de Beauharnais das Schloss. Nach Fertigstellung seiner Stadtresidenz im Jahr 1821, des mit 253 Räumen größten Adelspalais Münchens, wurde Schloss Ismaning zur Sommerresidenz derer zu Leuchtenberg. Wie beim Bau des Leuchtenberg-Palais am Odeonsplatz, wurde auch in Ismaning Leo von Klenze als Architekt tätig.
Er gestaltete die Schlossanlage im Stil des Klassizismus um. 1924 starb Eugène in München. Seine Witwe Auguste Amalie Herzogin von Leuchtenberg bevorzugte Ismaning gegenüber dem Stadtpalais. Das zum Schloss gehörige Landgut wurde 1828 nochmals erweitert.
1836 wurde Jean Baptiste Métivier Hausarchitekt der Leuchtenbergs und gestaltete den „Blauen Saal“ im Schloss Ismaning im Stil des Empire und nach Art der römischen Villen von Herculaneum und Pompeji.
Dieser prächtige Raum diente als Speisesaal und Salon für abendliche Gesellschaften und zeigt auf den Wandgemälden den griechischen Gott Dionysos und sein Gefolge. 1838 folgte der „Rote Saal“, heute Standesamt und Konzertsaal.
Hier lässt sich die Auguste Amalie auf Wandbildern selbst darstellen. Die Prunksäle erinnerten sie an die glückliche Zeit neben ihrem Mann Eugène als als Vizekönigin von Italien. Im Park entstand die große Orangerie. Heute befindet sich an dieser Stelle das Kallmann-Museum. Nach dem Tod der Herzogin von Leuchtenberg wurde sowohl das Schloss Ismaning, als auch das Leuchtenberg-Palais in München verkauft

und die Familie übernahm u.a. die Gebäude von Kloster Seeon im Chiemgau. Nach der Leuchtenberger Zeit hatte das Schloss wechselnde Besitzer, zuletzt
Johann Michael III. Ritter und Edler von Poschinger.
Der Unternehmer baute auf seinem Landgut im Erdinger Moos Torf ab und gewann Kies für den Straßenbau.

Dazu baute er bis 1896 die Trasse der Ismaninger Torfbahn, eine eingleisige Schmalspurstrecke von 13 Kilometer Länge, die von Ismaning ins Moos führte.

Eine Feldlokomotive von Kraus zog Schüttgutwagen, offene Güterwagen und Personenwagen. Später wurde eine Lokomotive von Maffei eingesetzt und 1909 der Anschluss zur neuen Bahnstrecke von München nach Ismaning hergestellt.
Im Jahr 1899 schenkte er das das Schloss und seine Landgüter im Erdinger Moos der Stadt München als Wohlfahrtsstiftung.
Das Schloss im Besitz der Gemeinde Ismaning.
Im Jahr 1919 erwarb die Gemeinde Ismaning das Schloss mit seinen Parkanlagen. Diese wurde erstmals für die Bevölkerung geöffnet. Im Jahre 1934 zog die Gemeindeverwaltung in einige Räume des Schlosses ein, 20 Jahre später das ganze Rathaus.
Das Kallmann-Museum.
1983 wurde die im nordwestlichen Teil des Schlossparks errichtete klassizistische Orangerie abgerissen. 1992 eröffnete das Kallmann-Museum an derselben Stelle seine Pforten. Der moderne Museumsbau wurde erst kürzlich umgestaltet und erweitert und soll an die historische Orangerie erinnern.

Das Museum betreut auch die Galerie im Schlosspavillon. Das Café im Kallmann ist ein idealer Ort zum Entspannen. Bietet es doch einen schönen Blick in den Schlosspark und in der warmen Jahreszeit eine mit Amberbäumen bepflanzte Terrasse.
Der 1908 in Wollstein in Pommern geborene Hans Jürgen Kallmann war ein deutscher Maler, beeinflusst sowohl von den Impressionisten Max Slevogt und Max Liebermann, als auch vom Expressionismus. Dabei bevorzugte er die Ölmaltechnik. In der Bundesrepublik wurde Kallmann als Porträtmaler bekannt und fertigte zahlreiche eindrucksvolle Porträts von Persönlichkeiten aus Kultur, Wissenschaft und Politik. Er starb 1991 in seiner Wahlheimat Pullach im Isartal.
DAS
befindet sich seit 2010 im Gärtnerhaus des Schlossparks. Hier finden wir Objekte, Dokumente und Fotos zur Geschichte des Ortes und der Schlossanlage.
Sammlungsschwerpunkte ist Zeit der Leuchtenbergs in Ismaning und die Entwicklung des Ortes im 19. und 20. Jahrhundert. Die Dauerausstellung gibt auch einen Einblick in die Geschichte des Schlosses in der Barockzeit unter den Fürstbischöfen von Freising, zudem ist eine Porträt- und Miniaturen-Sammlung zur Familie Beauharnais-Leuchtenberg, Bilder aus der Barockzeit des Schlosses, wie das Porträt des Freisinger Fürstbischof Johann Theodor, das Modell des alten Ismaninger Bahnhofs mit der Torfbahnmit einer Größe von 10 m² und Werkzeuge zum Torfabbau und bei der Krauternte zu sehen.

Die Sonderausstellung „Ismaning – so schön und friedlich. Die Geschichte der Ismaninger Schlossanlage“ ist noch bis 12. April 2026 zu sehen – Kuratorin: Dr. Christine Heinz. Zusätzlich zu den beiden Museen im Schlosspark befindet sich 600 Meter südlich
das Kultur- und Bildungszentrum Seidl-Mühle mit Mühlmuseum.
Die Seidl-Mühle war eine von zwei ehemaligen Getreide- und Sägemühlen von Ismaning. Als 1913 das Sägewerk nach einem Brand neu erbaut wurde, bekam es die modernste Ausstattung seiner Zeit.
Der Seebach lieferte die Energie für den Antrieb von Getreidemühle und Säge sowie für die elektrische Beleuchtung. Durch eine Turbine wurde die Fallhöhe des Wassers von fast zwei Metern genutzt.
In der Sägemühle wurden Balken und Bretter für die Dachstühle der meisten Ismaninger Häuser gefertigt. Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg gab es beim Wiederaufbau einen großen Bedarf.
Das schöne Wohnhaus mit den Verwaltungsräumen der Mühle ließ Johann Seidl 1905 errichten. Heute beherbergt das Gebäude die Volkshochschule. Im Inneren der denkmalgeschützten Villa erwartet uns eine Ausstattung, die den Wohlstand der Seidls dokumentiert: Ein großzügiger Treppenaufgang, historische Kachelöfen, die Möblierung und die Wanddekorationen. Heute ist hier die Volkshochschle beheimatet.
Die modernen Anbauten in Holzbauweise mit großen Fensterflächen werden von der Gemeindebibliothek, der Musikschule und den Blasorchester genutzt.
Die Landwirtschaft und das Kraut.
Die Gemeinde war bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts von Landwirtschaft geprägt. Eine wichtige Einnahmequelle war der Krautanbau, für den die Ortschaft schon seit Jahrhunderten bekannt war.
Es gab zwei Sauerkrautfabriken: Durach und die Ismaninger Krautverwertungs-Genossenschaft. Am einstigen „Krautdorf“ am Rande des Erdinger Mooses sind die Veränderungen in der deutschen Landwirtschaft nicht spurlos vorübergegangen.
Zählte man 1914 noch 150 Höfe, so ist die Zahl heute auf 85 Haupt- und Nebenerwerbshöfe zurückgegangen. Durach ist deshalb nach Niederbayern gezogen und die andere Fabrik hat ganz geschlossen.
Was ist das Besondere am Ismaninger Kraut?
Es handelt sich um eine traditionelle, lokale Sorte, die schon seit Jahrhunderten in Ismaning angebaut wird und eine Goldmedaille bei der Weltausstellung 1900 in Paris gewann. Die Sorte ist besonders groß, flachrund und hat einen mild-süßen Geschmack, was sie ideal für Sauerkraut und andere Kohlgerichte macht.
Ein Blick in die Geschichte.
Mehr als 500 Jahre ist es her, dass das Ismaninger Kraut erstmals in einer Urkunde Erwähnung fand. Im Gegenzug für die Überlassung von Land sicherten die Ismaninger 1509 ihrem Bischof und Landesherrn zu, über den Zehent hinaus jährlich der Hofhaltung zu Freising 2.500 Krautköpf zu liefern.
In der Freisinger Hofküche wurde das abgelieferte Gemüse alsbald zu Sauerkraut verarbeitet – ein Grundnahrungsmittel der einfachen wie der herrschaftlichen Küche. Vorratshaltung war damals lebensnotwendig.
Auch heute noch wird in Ismaning Kraut angebaut: Neben den gängigen Sorten Rosenkohl, Wirsing, Spitz- und Rotkraut ist das in drei Betrieben noch das „Ismaninger Kraut“.

Diese Sorte ist besonders groß, flachrund und hat einen mild-süßen Geschmack, was sie ideal für Sauerkraut und andere Kohlgerichte macht. Sie ist aufgrund ihrer Qualität und der Jahrhunderte langen züchterischen Sorgfalt auch bei Slow Food Deutschland gelistet.

Ich war zusammen mit dem Chefredakteur des renommierten Natur- und Reisemagazin „Mondberge“ und Betreiber der Website
auf dem Feld von Max Kraus jr. und bei seinem Vater auf dem Hof in der Bahnhofstraße 21. Mehr über das Ismaninger Kraut erfahren Sie hier: [Link folgt]

Rund um Ismaning gibt es einige geschützte Naturräume, wie die Fauna-Flora-Habitat-Gebiete „Gräben und Niedermoorreste im Erdinger Moos“ und „Isarauen von Unterföhring bis Landshut“ und das Vogelschutzgebiet „Ismaninger Speichersee mit Fischteichen“.
Service Ismaning:
Bahnfahrt: ICE-Super-Sparpreis Frankfurt Hbf – Ismaning 2. Klasse einfach ab 23,75 €, 1. Klasse einfach ab 34,31 €.
MVV Gruppentageskarte Zone M (München) – 1 inkl. Ortsverkehr Freising 20,10 €.
Ibis Hotel München Airport Süd** in Hallbergmoos (eine S-Bahn-Station = Kurzstrecke) – DZ bei DERTOUR ab 66 €.
Hotel am Schloßpark**** in Ismaning DZ de Luxe, Gartenblick ab 171 € inkl. Frühstück.Kallmann-Museum – Eintritt 5 €.
Schlosspavillon und Schlossmuseum – Eintritt frei.
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